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Seite 3 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. September 1963 Die kommende zweite Impfaktion ge- gen Kinderlähmung wird voraussichtlich die letzte sein, bei der der Impfstoff für die Nachzügler der ersten Aktion kosten- los, d. h. auf Kosten des Staates ausge- geben wird. In Hinkunft werden dann nur mehr die nachgeborenen Jahrgänge die Impfung kostenlos erhalten, alle an- deren Impfwilligen werden sich späterhin wahrscheinlich nur auf eigene Kosten ge- gen Poliomyelitis impfen lassen können. Es sind also alle Personen - aufgerufen, die entweder bei der ganzen ersten Schluckimpfungsaktion 1961/62 und 1963 nicht dabei waren, oder diejenigen Per- sonen, welche die 2., 3. oder 4. Teil- impfung dieser vergangenen Impfaktion z. B. wegen Krankheit auslassen mußten. Die Eltern mögen daher ihre Kinder im ersten Falle zur ganzen neuen Schluck- Am 11. und 12. September d. J. unter- nahmen die Bürgermeister unseres Be- zirkes, auf Einladung des Herrn Bezirks- hauptmannes Hofrat Dr. Hans v. Treu- tinaglia, einen gemeinsamen Ausflug in die Wachau. Einem überlieferten Brauche zufolge wurden auch die Herren Land- tagsabgeordneten zur Teilnahme eingela- den und es folgten dieser Einladung Herr Landtagspräsident Kommerzialrat Johann Obermoser und die Landtagsabgeord- neteii Christian Horngacher und Bür- germeister Leonhard Manzl, der somit in doppelter Funktion an der Reise teil- nahm. Die Reise wurde in einem Omnibus des Tiroler Landesreisebüros Kitzbühel durch- geführt und zwar vorerst bis Linz, wo dann der Landweg mit dem Wasserweg auf der Donau mit dem prächtigen Dampfer „Stadt Wien" bis Schloß Dürn- stein vertauscht wurde. Fünf Stunden dauerte der Wasserweg auf der Donau und es dämmerte bereits, als der Dampfer beim „Richard Löwenherz" anlegte.Wäh- rend der Fahrt wurde den Teilnehmern ein Querschnitt der ruhmreichen Ge- schichte unseres Bundesstaates vor Augen geführt. Wir folgen hier dem Bericht eines Augenzeugen: „Vom Linzer Hafen (Linz hat 193.000 Einwohner) sahen wir die Wallfahrts- kirche am Pöstlingberg; jedoch mit nur einem Turm, der andere ist kürzlich einem Brandunglück zum Opfer gefallen. Vom Oberdeck des Schiffes grüßte über die Aulandschaft herüber das großartige Barockkloster „St. Florian", benannt nach dem Märtyrer in der Enns. Maut- hausen, 20 Kilometer unterhalb Linz, be- sitzt zwei bedeutende Denkmäler: das Kolossaldenkmal Boldrinis für die ver- storbenen Kriegsgefangenen des ersten und das Mahnmal der Opfer des zweiten Weltkrieges. Die dortigen Granitbrüche versorgten durch Jahrhunderte Wien mit Pflastersteinen. Bei Dornbach, einem Schlößchen neuerer Herkunft, kamen wir impfungsaktion, im anderen Falle zur zweiten und dritten Teilimpfung der zweiten Schluckimpfungsaktion im Win- ter 1963/64 bringen. Es ist wesentlich für die Abwehr der Kinderlähmung, die immer noch zwar seltene, aber schmerzlich vermerkte Opfer unter den nichtgeimpften Per- sonen fordert, daß alle noch nicht gegen Kinderlähmung Geimpften vom dritten Lebensmonat an, also die Kindergarten- kinder und die Schüler der beiden ersten Volksschulklassen zur Impfung gebracht werden. Die anderen Schüler der oberen Volksschulklassen sind in Wien und in den anderen Bundesländern bereits bis zu 95 0/0 bei der ersten Schluckimpfungs- aktion 1961/62 erfaßt und geimpft wor- den, so daß von diesen nur die bisher verhinderten aufgerufen sind." in den Strudengau und dann nach Grein mit dem ältesten Provinztheater Oster- reichs. Vor der Stromre ßulierung muß- ten in Grein die Waren auf Karren Ufl(l Wagen umgeladen und einige Kilometer auf dem Landwege befördert werden. Die wildromantische Insel Wörth ist mit einer Sage umwoben. Ein Grafenpaar wurde einstens durch das Scheitern des Schiffes im Strudel und Wirbel von ein- ander getrennt und hat sich lange Zeit gegenseitig als tot betrauert. Der Gatte lebte mit seinem Diener als Eremit auf der Insel, während die Gräfin in Tirol trauerte, bis sie zufällig wieder zusam- menkamen. Bei der Ruine Werfenstein zogen wir wie weiland die Helden des Nibelungen- liedes vor Ute, Krimhildens Mutter, vor- über. Sehenswert und eindrucksvoll war das Donaukraftwerk Ybbs/Persenbeug. Im Schloß Persenbeug wurde der letzte österreichische Kaiser, Karl 1., geboren. Die zwei Kraftwerke, das Südwerk und das Nordwerk, werden von einer fünf- feidrigen Wehranlage überspannt. Deren Verschlüsse mit einem auszuhaltenden Wasserdruck von 3000 Tonnen zählen zu den größten der Welt. Der gesamte Schiffsverkehr wickelt sich durch eine am linken Stromufer gelegene Zwillings- kammerschleuse ab, deren Auslegung so getroffen wurde, daß sie auch dem Zehn- fachen der derzeitigen Spitzenbelastung gewachsen ist. Der Aufstau von rund 10.5 Metern über dem Mittelwasserspiegel be- wirkt einen Riickstau, der sich von Ybhs bis Wallsee, also über eine Länge von rund 33 Kilometern erstreckt. Mit einer möglichen Erzeugung von 1274 Millionen kWh ist Ybbs/Persenbeug das größte Flußkraftwerk Europas. Im Nibelungengau beeindruckte be- sonders die Wallfahrtskirche Maria Ta- ferl.DieseKirche hat mit unsererKloster- kirche in Kitzbühel etwas gemeinsam Maria Taferl wurde am 29. Juni 1742 vom Bischof von Passau, Josef Dominik Graf Lamberg, eingeweiht und die Klosterkirche in Kitzbühel am 2. Mai 1702 von dessen Vorgänger Bischof Jo- hann Raymund Graf Lamberg. Bau- meister der Klosterkirche in Kitzbühel war der Kitzbüheler Pater Angelikus Aufschnaiter, Chorregent und bei der Einweihung von Maria rfaferl der Dom- kapellmeister von Passau Benedikt Auf- schnaiter, ebenfalls ein geborener Kitz- büheler. Weitere Punkte herrlicher Augenweide waren Pöchlarn, Kleinpöchlarn und Melk. Der von stiftischem Betrieb gezüchtete „Melker Roggen" soll von unserem Joch- berg eingeführt worden sein. Die Donau- strecke von Melk bis Krems wird Wach- au genannt und ist der schönste Strom- abschnitt des gesamten Donaulaufes. Namen der Kunstgeschichte wie Prand- tauer und Kremser Schmidt sind untrenn- bar mit der Wachau verbunden. Melk und Göttweig sind die Träger hoher Kul- tur uh tur gewesen. Prächtig waren auch die kleinen Ortsbilder mit den Giebelhäusern und den stillen Arkadenhöfen anzusehen. Willendorf ist vor allem durch die beim Bahnbau 1908 gefundene Kalkstein- figur, genannt die Venus von Willen- dorf, bekannt. Das Alter dieses Fundes schätzt man auf über 20.000 Jahre; in dieser Zeit lag Kitzbühel noch unter Schnee und Eis. Der Gasthof Thiery „Richard Löwen- herz", benannt nach dem englischen König gleichen Namens, welcher auf der Heimreise vom Kreuzzug 1192 von Her- zog Leopold V. dort gefangen genommen wurde, war Endstation. Im Festsaal, des- sen Stirnseite jetzt ein Olgemälde Alt- kanzlers Leopold Figl ziert, wurde das Nachtmal eingenommen. Hier wie auf dem Donauweg, auf dein Rückweg n die fleimat und beim „Tiroler Adler" in W a i drin g, wurden viele Gegenwarts- probleme erörtert. Vor drei Jahren, beim letzten Bürgermeisterausflug (Bregenz), war das Projekt der Felbertauern Straße das H auptthema der Reise. Es hat sich in der Folge gezeigt, daß gerade dieser Ausflug befruchtend auf die Gründerzeit der Felbertauernstraße Ak- tiengesellschaft gewirkt hat. Bundesrat Hermann Gaisbichler hat damals uner- müdlich die Bürgermeister zur Debatte angeregt, so daß es in den nächsten Jah- ren fast zu einem einstimmigen Beitritt aller Gemeinden des Bezirkes Kitzbühel gekommen ist. Es wurden an diesen beiden Tagen folgende Probleme besprochen und es war labei Herr Landtagspräsident Kommer- ialrat Johann Obermoser der Mittel- punkt aller Verhandlungen und Anfragen: Mittelschulbau in St. Johann in Be- zug auf die Beschaffung des Baukapi- tals und einer im öffentlichen Sinn gerechtfertigten Firstfeier. Herr Land- tagspräsident konnte dabei erfreulicher Weise bekanntgeben, daß das Bau- kapital in diesen Tagen von der Lan- Gemeinsame Bürgermeistertage auf der Donau
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