Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 19. Oktober 1963 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Vizebürgermeister Hans Winderl - zum Gedenken ] Oktober 1963 in den Morgen- stunden starb für die Familie und für die Offentlichkeit gänzlich unerwartet der amtierende Bürgermeister, Vizebürger- meister izebürger- meister Friseurmeister und Bezirks- innungsm.eister Hans Winderl im Aller von erst 50 Jahren. Drei Tage vor sei- nem Tode übergab ihm Bürgermeister Hermann Reisch, um sich auf den Erho- lungsurlaub begeben zu können, die Bür- germeisteramtsgeschäfte. Winden widme- te sich diesen mit Interesse und Tatkraft. Den Montag jedoch, seinen geschäftsfreien Tag, wollte er dazu benützen, um ani Hahnenkamm sein Servitutsho!z zu ar- beiten. Mit seinem Sohne Anton und au- deren Servitutsberechtigten stieg er über den Pulverturm den Berg hinauf. Auf der Neuhausalm, klagte er über Herzbeschwer- den und rastete ein wenig. Sein Sohn tä- tigte an ihm eine wohltuende Herzmas- sage und rief die Kameraden zurück, wel- che schon etwas vorausgeeilt waren, uni schnellstens ärztliche Hilfe holen zu kön- nen. Diese kam jedoch zu spät. Nur we- llige Minuten nach dem Herzanfall erlag er diesem. Die Kunde von seinem Tode wurde in der Stadt mit unfaßbarem Staunen und Erschütterung aufgenommen. Nie klagte er über Krankheit und nie war er über seine zahlreichen öffentlichen Aufgaben erlahmt. Seit dem Tode des Vizebürger- meisters Hans Hechenberger hatte er in der Gemeinde eine fünffache Funktion zu erfüllen, als Verwalter des Stadt- spitals, als Verwalter des Altersheims, als Friedhofreferent und als Armen- und Fürsorgereferent. Nebenbei war er noch Mitglied des Aufsichtsrates der Berg- und Skiliftgesellschaft und der jungen „Kur- und Moorbad Kitzbühel Aktien- gesellschaft" und Vertreter der Stadt- gemeinde im Ausschuß des Fremdenver- kehrsverbandes. Besonders im Stadtspital und im Altersheim war Winden un- ermüdlich tätig. Es verging kaum ein Tag, an dem er nicht Nachschau hielt und kein Insasse dieser beiden städtischen In- stitute brauchte sich darum zu grämen, daß eventuell ihr oder sein Geburtstag von Winderl vergessen werden könnte. Er kümmerte sich auch um die jährlichen Ausflüge, um die Weihnachtsbescherun- gen und um den „Nikolaus". Er war ein wirklicher Verwalter und hat das Erbe Hechenbergers voll erfüllt. Oktober 1963 berief Vizebür- germeister Peter Sicherer eine Trauer- sitzung des Gemeinderates ein, auf der er die Verdienste und die Persönlichkeit des Verstorbenen würdigte.Am 10.Oktoberwur- de er auf dem Kitzbüheler Bergfniedhof,um dessen Gestaltung und schöne Erhaltung er sich zu Lebzeiten eifrig bemüht hatte, der geweihten Erde übergeben. Unüber- sehbar war die Menschenmenge, welche seinem Sarge folgte. Am offenen Grabe hielten ihm Stadtpfarrer Dr. Josef Kreuzer, Vizebürgermeister Peter S i c- berer, Nationalrat Karl Horeis, Alt- nationalrat Max Werner, Land.esinnungs- meister Rudolf Pape, Kommerzialrat Franz S pci b e nw ein als Obmann des frei- en \Virtschaftsveu'bandes, Stadtamtsdirek- tor Dr. Siegfried Pschick, Gemeinderat Stefan Gruber und der Leiter des Na- turfreundelneimes Karl Krenn ehrende Nachrufe, aus denen die hohe Wertschät- zung, die Beliebtheit und Lauterkeit des Verstorbenen hervorging. Sicherer sprach seine \hschie(isworte auch im Namen des Vizebürgermeister Hans Winderl vor zwei Jahren auf der Bichlaim. Er liebte auch Berg- wanderungen und Skifahrten wie ein echter Kitzbüheler. Amateurphoto: Dr. Alexander, Kitzbühel. Bürgermeisters, welcher vom Tode sei- nes ersten Vize nicht verständigt wer- den konnte, da dieser sein Urlaubsziel, ein südliches Gesundheitsbad, noch nicht erreicht hatte. Unter den vielen Trauergästen befan- den sich Landeshauptmannstellvertrcter Dr. Karl Kunst, Altlandeshauptmann- stellvertreter Franz II üt t enberger, Lan- desrat Rupert Z ecintI, Landtagsabgeord- neter Christian Horngacher, der Inns- brucker Gemeinderat Dr. Herbert 5 a 1- eher und der . Landessekretär Alfred Ach le i t ne r. Hans Winderl wurde am 24. Februar 1913 in Kitzbühel als Sohn des Friseur- meisters Hans Winderl und dessen Gat- tin, Theresia geb. Widmoser geboren. Mit elf Jahren kam er in arge Lebensgefahr. Er fiel in den hochwasserführenden, Pfarraubach, welcher ihn bis in die Gäns- bachgasse hinabtrug. Gottsei dank sahen die beiden Kitzbüheler Hans und Jakob Lackner den Unfall und liefen dein Bu- ben nach, welcher bereits unter dem Spitalkanal verschwunden war. Hans Lackner erwischte in der Gänsbachgasse den Hemdärmel des Buben, jedoch die Treibkraft des Baches war so groß, daß der Ärmel abriß. Jakob Lackner, der weiter unten mit den Füßen schon im Gänsbach hing, drückte den einen Fuß schnellentschlossen auf den Bauchdes Bu- ben und hernach gelang es ihm, ihn aus diesem gefährlichen Gerinne zu holen. im zweiten Weltkrieg war Winderl als Ge- birgsjäger an der Westfront und an der Südfront eingesetzt. In Görz erlitt er ei- nen Knieschuß und kam darauf in ein Lazarett nach Dresden, um nach seiner Heilung zu Partisanenkämpfen eingesetzt zu werden. Sein Lieblingssport war Eishockey. Er entdeckte diese Liebe 1927, als in Kitz- bühel eine englische Studentenmannschaft gegen ein Münchner Team spielte. Sechs Buben waren damals der Kern der Kitz- büheler Eishockeymannschaft. Hans Schweines ter (Tormann), Hans Winden und Leo Gasser (Verteidiger), Geli Sil- berberger, Manei Hartmann und Walter Föger (Stürmen). Sie waren eine ver- seliworene Gemeinschaft von Idealisten und führten den Club auf eine hohe sport- liche Blüte. Schon 1934 (unter Obmann Thenissen, einem Engländer) wurde Hans Winderl die Kassierstelle übertragen, wel- che er noch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Mannschaft innehatte, bis vor einigen Jahren, also durch 27 Jahre hin- durch. Dem damals so hochtrabenden neuen Obmann war soviel Idealismus nicht geheuer. Dem Eishockeysport selbst hielt er bis zu seinem Tode die Treue, obwohl er dem Klub selbst nicht mehr angehörte, und er verteidigte diesen Sport im Ge- meinderat mit Vehemenz und Liebe und auch mit Erfolg. Im Jahre 1948 zog Hans Winderl in den. Gemeinderat der Stadt Kitzbühel. Er wurde in viele Ausschüsse berufen; je verantwortungsvoller der Posten war, den er auszufüllen hatte, umso mehr reckte sich die Persönlichkeit des Verstorbenen empor. Er hielt nichts von „Ellhogei- taktik", die war ihm verhaßt; er vertrug sich glänzend auch mit den Gemeinde- räten anderer Parteirichtungen und konn- te gerade deshalb so wertvoll am öffent- lichen Leben teilnehmen. Er war auch deshalb für die Zusammenarbeit so wert- voll, weil er nie vor einer Tätigkeit zu- rücksehreckte, wenn diese dem öffent- lichen Wohl dienlich war. Als vor zwei Jahren Vizebürgermeister Hans Hechen- berger starb, wurde Hans Winden zu des- sen Nachfolger ernannt. Beide hatten nicht nur den Vornamen gemeinsam, sondern auch die leidenschaftliche Liebe zu ihrer Vaterstadt. Hans Winderl hat sich in der Erfüllung seiner öffentlichen Aufgaben aufgeopfert. Nur seine Familie weiß, wie schwer die letzten zwei Jahre waren, wie arbeitsreich und verantwortungsvoll. Mit seiner greisen Mutter, mit seiner Gattin und seinen Kindern trauert nun die (Jffentlichkeit. Sein plötzlicher Tod zeigte erst so richtig seine Persönlichkeit auf. Nun, da es gilt, die Lücke, die er gerissen, zu schließen, weiß man, was er geleistet hatte. Ehren wir sein An- denken!
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