Kitzbüheler Anzeiger

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.i.. . Jahre „Skiburgerme uster" Franz Reisch Zum Andenken an den Begründer des Skisports und Pionier des Fremdenverkehrs In Kitzbühel 2. Fortsetzung. (Ski. Organ des Schweizerischen Skiver- bandes, Basel 1904/05; Seile 111). Der 1964: 70 Jahre Kitzbüheler Skischule Unterschied lag also hauptsächlich auf Die erste authentische Mitteilung iibr dem Unterschied im Skitypus. einen Skiunterricht in Kitzbühel fiii- In der Ausgabe vom 11. Dezember 1948 den wir also in der „Times von Eng- der Tiroler Tageszeitung erschien, aus land". Da diese Mitteilung aus einer der Feder des Herrn Werner Widmann, Sommerausgabe der Zeitung stammt, nachstehendes lustiges Skilied: muß der erste Skiunterricht in Kitz- bühel miudestens schon im Winter 11!4 Franz Reisch und der Skisport stattgefunden haben. Die angeführte Einschaltung der Times ist liiefür der Ein Mann, der sich viel Geld erspart, unanfechtbare Beweis. ging einst auf eine Nordiandfahrt Wir fanden diese Mitteilung, wckhe und sah erstaunt in Nordnorwegen, bisher wenig beachtet wurde, bzw* in er- 1 wie Lappen sich dort fortbe'egen gcssenheit geriet, im ersten [ülrer von durch die Gegend, die verschneit, Kitzbühel im Verlag des Fremdenver- mit ziemlicher Geschwindigkeit. kehrsvereins Kitzbühel (Druck FWjI Daß sie nicht im Schnee versanken, ger, Innsbrack). Dieser Führer erschien war den Brettern zu verdanken, wahrscheinlich schon 1902 und im Ense- die sie dort auf die Haxen picken ratenteil wird schon darauf hingewiesen, mittels Riemen oder Stricken. daß am 1. Juli 1903 das „Hotel Kitz- Nun, Franz Reisch, auch sonst gescheit, bühel' - also das Grandhotel - eröff- sah sofort die Möglichkeit, riet wird! diesen Sport zu imitieren und in den Alpen einzuführen. Die Pionierleistung Franz Reischs im Weil er genügend Bargeld hatte, Skisport wird in der neuesten Literatur kaufte er solch Apparate Innsbrucks wieder voll gewürdigt. So fin- und fuhr, nachdem er sie erstund, den wir Franz Reisch in der ‚.Festausgabe 1 heimzu durch den Oeresund. des Landes Tirol zur Feier der Vereini- Doch man kennt die Schwierigkeiten, gung Tirols mit Osterreich" (l)r. Erich die jedem Neuen sich bereiten! Egg) und in der 2. Auflage des „Tiroler Erst verlachte man die Narren, Junghürger3uches (Pfaundle Wolfgang, die mit Skiern sind gefahren, Innsbruck). Das Jungbürgerbuch widmete bis dann recht beherzte Damen Franz Reisch eine Seite und iruckte auch ein Porträt ab. den Sport begannen nachzuahmen. Wie immer, wenn wo Weiber mochten Hundert Samstag, 26. Oktober 1963 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Bezeichnend für den aufgeschlossenen Geist der ersten Kitzbüheler Skiläufer ist der Umstand, daß der in der ganzen Ski- weit einst so heiß und lekenschaftlich geführte Kampf zwischen dcii Anhängern der s ogenannten Lilienfelder Technik, wel- che von Herrn Matthias Zdarsky vertreten wurde und der „norwegischea Technik, die vor allem in Kitzbühel gelehrt wurde und zu der sich später auch Oberst Bil- geri bekannte, in Kitzbühel keine „Wo- gen" schlug. Der Publizist Gar! J. Lu- ther schrieb in der Festschrift „Kitzbü- heler Skiclub" 1955: „Zwar debattierten die eiiii und die anderen bei einem Glas flötl ‚im Tiefen- brunnen' und bei Kuchen ‚im Reisch' über das Für und Wider. Dch gerieten sie sich nicht in die Haare. Es schwebte fleisch's guter Geist darüber, mit einem ‚Lost's Marider, dem Schnee und inse- ren Bergen is das gleich', jener kommen- den Zeit vorausgreifend, die im Kitzbii- heler Schnee einen jeden nach seiner Fa- con selig werden ließ." Die Anhänger der Lilienfelder Tech- nik verwendeten kurze Skier, ohne Rinne auf der Gleitfläche und mit steiler Spit- ze. Die „Norweger" aber lange, welche mit der üblichen Rinne versehen waren und nur allmählich aufgebogen waren. Franz Reisch auf Skifahrt Auf den Gipfeln unserer Schneeberge mag ihm wohl Roseggers Lied in den Sinn ge- kommen sein: „Trinkt o Augen, was die Wimper hält von der Herrlichkeit der Welt." Photo: Josef Herold war der Sieg dann bald erfochten. heute weiß ein jedes Kind, daß die Lappen nicht ganz lappert sind. Seit Franz Reisch und Bilgeri fährt groß und klein begeistert Ski, und reißt du nächstens einen Stern, gedenk geziemend dieser Herrn! im Jahre 1893 unternahm Franz Reisch seine erste Weltreise. Diese ging über Mainz - Köln - Amsterdam - Rotter- dam nach New York und von dort nach Philadelphia, Pittsburg zur \\eltausstel- lang in Chicago. Dort traf er zufällig seinen ältesten Bruder, Hans Reisch. Die- ses unvermutete Wiedersehen so weit ab der Heimat geschah bei einer Eingangs- tür zu einem Kaffeehaus. Franz Reisch wollte gerade dieses betreten, als sein Bruder und Firmeninhaber und nachmali- ger Bürgermeister von Kufstein Hans Reisch dieses verlassen wollte. Franz Reisch sah aber in Chicago noch jeman- den aus Kitzbühel und zwar den dort mit einer Goldmedaille ausgezeichneten Hinterbräu-Ochsen. Dieser aus Ungarn stammende Ochse hatte ein „Weltmeister- gewicht" von 1560 Kilogramm. Dieses Tier hatte auch gewaltige Ausmaße. Um es verladen zu können, mußte die Hinter- bräustalltüre samt Türstock ausgebrochen werden. Die Hörner wuchsen dem Tier zu beiden Seiten in einer Weite von 1.20 Meter heraus, so daß es einschließlich des gewaltigen Schädis eine Spannweite von fast drei Metern erreichte. Besitzer dieses Ochsen war der Hinterbräuwirt Georg Hochfilzer. Ein Jahr darauf bereiste er die Orte Triest, Damaskus, Alexandria, Kairo, Meinphis und Athen; zurück über Vene- dig und Mailand und über das Berner Oberland, wo er erstmals mit dem dor- tigen Fremdenverkehr, der damals in de Schweiz schon blühte, in Berührung kam. Seine Nordiandfahrt bis Spitzbergen unternahm Reisch 1895, als er schon im vierten Winter dem Skisport gehuldigt hatte. Seine nachhaltigsten Eindrücke empfing er im Banne des „Nordliclites" von Spitzbergen. Selbstverständlich ist er auf dieser Fahrt mit Schneeschuhlijufern zusammengekommen; ein Paar Ski nahm er sich bei der Heimreise mit, jedoch sind uns diese, wie auch seine ersten „Bretter", nicht mehr erhalten geblieben. Am 7. April 1896 verehelichte sich Franz Reisch mit Marie Tscholl, Gast- wirtstochter in Kitzbühel. Ihr Vater, Fi- del Tscholl, war Besitzer vom „Gasthof Harisch". Bisher war Franz Reisch Kitz- bühel zu eng; mit den von seinen Ge- schwistern angekauften Betrieben (Wachs- zieherei und Lebzelterei) sah er für sich zu wenig geschäftliche Möglichkeiten, je- doch seine Liebe zur Schönheit Kitzbühels und den Bergen hat ihn bewogen, in Kitzbühel zu bleiben und mit seiner Hei- rat mit einer Kitzbüheler Bürgerstochter wurde die Absicht, ein Kitzbüheler zu werden, besiegelt. Dieser Ehe entsprossen sieben Kinder:
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