Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 26. Oktober 1963 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Ist es wirklich ein Zufall? Die Meisterschaftsbewerbe der Nach- wuchsmannschaften des Fußballverbandes sind abgeschlossen. Dabei zeigt sich ein recht interessantes Bild. Der Kitzbüheler Sportclub versucht zur Zeit alles, um dem einheimischen Nach- wuchs eine Chance zu geben und scheut keine Kosten, und diese belaufen sich in die Zehntausende (!)‚ um alles aus den Nachwuchsmannschaft en herauszuholen. Trotzdem zeigt sich ein sportlicher Fort- schritt, der bestimmt keinen Zufall oder einen Einzelfall darstellt. Wir meinen hier nicht dcii guten sportlichen Fort- schritt, sondern den negativen. Die Reserve schlug sich noch recht gut. Hinter Sportclub und ESV Kufstein einen ehrenvollen dritten Platz zu erspielen, ist für eine so junge Reserve, wie es die Kitzbüheler ist, ein schöner Erfolg. Umso mehr ‚als die Spiele gegen diese Mann- schaften mit nur je einen Punkt Unter- schied verloren wurden. Der neu aufgestellte Sichtungskader spielte zwar heuer noch nicht in der Mei- sterschaft, wird nächstes Jahr aber wahr- scheinlich ahr- scheiah eh als Juniorenmannschaft ein- gebaut werden. Der Sichtungskader stellt sich zum Großteil aus den Nachwuchs- fahrern des Skiklubs zusammen und er- füllt damit gleich zwei Zwecke. Die Nachwuchsfahrer erhalten während des Sommers durch Ernstl Hinterseer die be- ste Kondition und spielen außerdem für den Sportklub und beweisen mit den er- zielten Resultaten, daß in einiger Zeit mit ihnen zu rechnen sein wird. So erfreulich diese Fortschritte fest- gestellt werden, umso bedauernswerter stimmen uns die Resultate der beiden Sorgenkinder des KSC. Der Jugendmann- schaft gelang es trotz allen Anstrengun- gen und Bemühungen nicht, ein Spiel zu gewinnen. Nur fleißiges Training während des ganzen Winters (in der Halle) kann hier Abhilfe schaffen. Die Schülermann- Schaft wurde heuer neu aufgestellt (da die meisten Buben der vorjährigen Schü- ler heuer in der Jugendmannsehaft spie- len) und wir setzten daher unsere Er- wartungen nicht allzu hoch. Trotzdem ist es enttäuschend, wenn auch der Schiller- mannschaft kein Sieg gelungen ist. Und hier fragen wir Sie, sehr geehrter Leser. Glauben Sie, daß es wirklich ein Zufall ist, daß ausgerechnet die jüngsten Mannschaften am schlechtesten sind? Der Sportklub wird mit den Jugend- liehen bestimmt die ganze Herhstsaiso über fleißig weitertrainieren. Und be- stimmt laden Sie die Funktionäre des Sportklubs herzlich dazu ein, sich so ein Jugend- und Schülertraining anzusehen. Was Sie da zu sehen bekämen, würde wahrscheinlich Sie als echten Sportfreund traurig stimmen, denn der Fußballklub muß den Buben erst laufen und sich zu bewegen lernen. Die Trainer und betreu- enden Spieler können sich nicht der ih- nen zugedachten Aufgabe, nämlich dem Training mit dem Ball widmen, nein, sie können wirklich nur versuchen, etwas Leben hineinzubringen. Und hier sind wir dort, wo die Wurzel des ganzen Ehels liegt. Oder glauben Sie wirklich, daß es nur ein Zufall ist, daß es in unserer Sportstadt Kitzbühel, wie wir uns gerne nennen, seit Jahren keine Schwimmbewerbe, kein Handball, kein Faustball, keinen Leichtathletikwettbewerb für Jugendliche mehr gibt? Wann wa- ren die letzten Schulbewerbe in Leicht- athletik? Wo bleiben die beliebten Klas- senmeisterschaften und Vergleichskämpfe? 'Wir wissen genau, welche und wieviele große Schwierigkeiten überwunden wer- den müssen und wissen auch genau, daß wir nicht von heute auf morgen etwas ändern können. Aber in einem müssen wir uns einig sein, nämlich darin, daß es uns alle angeht und wir alle etwas unter- nehmen müssen. Es ist schon spät, sehr spät sogar, aber noch nichtzu spät. Wenn wir alle sagen, so denken wir auch an alle. Wir sind überzeugt, daß kaum ein Verein in Kitzbühel in der Lage ist, für seinen Nachwuchs mehrere wirklich ge- eignete Betreuer aufzutreiben, die sich mit der Jugend nicht nur in irgendeiner sportlichen speziellen Disziplin, sondern auch mit der Kondition befassen könn- ten. Wäre dies bei so manchem Verein nicht gerade ein finanzielles Problem, SO ist es einfach nicht durchführbar, weil nicht genügend solcher Idealisten vor- handen sind. Es soll ja auch nicht die Aufgabe des jeweiligen Vereinstrainers sein, den Jugendlichen nur die Kondition beizubringen, aber es muß bei dem der- zeitigen sportlichen Ausbildungsstand un- bedingt geschehen, weil die meisten Spe- zialübungen ohne Kondition nicht zu ma- chen sind. Hier dringendst Abhilfe zu schaffen, wäre für uns Kitzbüheler erstes oberstes Gebot. Wir sind überzeugt, daß sich hier ciii Weg finden läßt. Bei der Ubernahme des Sportreferates hatte Herr Gemeinde- rat Zwicknagl eine sehr gute Idee. Er lud alle Vertreter der Vereine zu einer Besprechung ein und in diesem Kreis wurde über Schwierigkeiten diskutiert, die die Vereine haben. Schätzen wir uns glücklich, einen so großen Idealisten wie Herrn Zwicknagl als Sportreferenten im Gemeinderat zu haben, der objektiv und überparteilich die Sportgeschehnisse in Kitzbühel verfolgt. Vielleicht ließe sich über eine derartige Besprechung des Sportreferates ein gemeinsames Jugend- training der Vereine ermöglichen. Ein Training ohne Konkurrenz der Vereine. Wir sind auch überzeugt, daß sich die Schule mit den vielen jungen Lehrkräften nicht ausschließen wird, wenn wirklich alle Vereine zusammenhalten und mit ei- nem derartigen Ansuchen und einer sol- chen Bitte an die Lehrerschaft heran- treten. Allein schon bei der Turnhalle fangen die Schwierigkeiten an. Jeder Verein möchte für sich trainieren. Dadurch hat wieder nur jeder Verein ganz kurze Zei- en. Da in der Turnhalle ohnehin fast nur Kondition gemacht werden kann, wä- re es doch sehr einfach, vielleicht zwei- mal wöchentlich die 10-14jährigen und zweimal die 14-18jährigcn Jugendlichen zu trainieren. Machen wir hier einen Anfang. Regen wir gemeinsam das Trainingsinteresse der Jugendlichen an. Ebnen wir den Jugend- lichen einen Weg zu einem gewissenhaf- te ii und abwechslungsreichen Training. Die Jugend wird es durch gute sportliche Leistung zu danken wissen. Oft schien in Kitzbühel etwas kaum durchführbar, doch immer fanden sich Idealisten, die es doch zu Stande brach- ten. Vielleicht auch hier, zum Wohle für unserer Jugend und nicht zuletzt zum Wohle unserer S por tsta dt Kitzbühel. Erster voller Auswärtserfolg gegen SV Ilalming mit 1:0 (0:0) Die Anhänger des Kitzbüheler Sport- clubs jubeln. Nach der siebten Meister- schaftsrunde liegt der KSC mit 8 Punk- ten gut im Mittelfeld. Das ist mehr als sich die eingefleisehtesten Optimisten er- wartet hatten. Der Erfolg erfreut umso mehr, da die Spieler des Sportclubs wirk- Eiche Idealisten sind und als einer der wenigen Landesligaklubspieler für das Fußballspielen nichts bezahlt bekommen. Die Spieler des KSC bezahlen sich sogar das Essen bei Auswärtsfahrten noch selber. Das Spiel in Haiming begannen die Kitzbüheler im großen Stil. Adler schießt bereits in der 3. Minute an die Latte, doch springt der Ball von der Torlinie wieder ins Feld zurück. Die erste Zeit drängen die Kitzbüheler, müssen jedoch nach kurzer Zeit die Initiative den Hei- mischen überlassen. Der Vater des Sie- ges sind an diesem Kampftag die sich selbst übertreffenden Spieler Weidentha- ler und Exenberger II. Mit ihrer Routine Und Unerschrockenheit halten sie das Kitzbüheler Gehäuse frei. Nach Seiten- wechsel erzielt Linksaußen Messenlechner das 1:0. Wie schon vorher in Ratten- berg und gegen ESV hatte sieh die von Sektionsleiter Kerscher zurechtgelegte De- fensivtaktik bestens bewährt und es kommt daher nicht von ungefähr, daß Kitzbühel von den Neulingen am besten gestellt ist. Ist auch dieses Defensivspiel das bei Auswärtsspielen unbedingt not- wendig ist, nicht immer schön und ge- fällig anzusehen. so spricht doch der Er- folg für diese Taktik. Am Ende einer jeden Meisterschaft zählen eben nur noch die Punkte und der Zweck heiligt die Mittel. Die Reserve spielte in Hopfgarten und gewann sicher mit 3:0.
< Page 4 | Page 6 >
< Page 4 | Page 6 >