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Lichtmeß 1903; Rodelpartie von der Pletzeralpe. Von links nach rechts: 1. Sebastian Lenauer, 2. Franz Reisch, 3. Urban Zimmermann, 4. Alois Abendstein. Die Romantik des Rodelsports ist verschwunden; verkümmert auch der hier so herrlich im Bild stehende Bergahorn, welcher heute nur mehr ein Wrack ist. Aufnahme: Neumann, München. Samstag, 2. November 1963 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Hundert Jahre „Skibürgermeister" Franz Reisch Zum Andenken an den Begründer des Skisports und Pionier des Fremdenverkehrs in Kitzbühel 3. Fortsetzung. „Wohl nur wenige der vielen Ski- läufer, die sich zur heutigen Deutsch- Osterreichischen Meisterschaft in Kitz- bühel versammeln, werden sich aus ei- gener Erinnerung in die Zeiten vor nun bald 25 Jahren zurückversetzen kön- nen, in denen noch kein Mensch ahnte, in welchem Maße sich der Skilauf in den Bergländern entwickeln werde. Als wir in unserem jugendlichen Taten- drang, den Klammern der Schule be- freit ... Mehr und mehr wandten wir uns nach Osten (vom Arlberg aus ge- sehen), als sich uns eines der schön- sten Skigebiete der Alpen erschloß, das der Kitzbüheler Alpen. Wie viele alte Erinnerungen verbinden mich nicht mit jenem herrlichen Tiroler Bergland, das nun seit langem schon in seinen Hauptteilen ‚Mode' geworden ist, da- mals aber, als wir es keimen lernten, noch viele Entdeckungsmöglichkeiten boti Unsere erste Fahrt im Januar 1.902 galt dem Kitzbüheler Horn. Im Cafi Reis-eh hatten wir genäch- tigt und Vater Reisch, damals der be- ste Kenner seiner geliebten Berge, be- schrieb uns, während wir seine köstli- chen Kuchen und Torten genossen, den besten Weg zum ‚Horn'. Damals wurde auch das erste Band der Freundschaft geknüpft, das uns mit jenem seltenen Manne über zwei Jahrzehnte verknüp- fen sollte, bis ihn der Tod als Freund auf seinen Skiern in die Arme nahm. Wie oft sind wir mit Vater Reisch zur ersten Kitzbüheler Sprungschanze gewandert, haben gemeinsam mit ihm Schnee geschaufelt, den Hang getre- ten - wenn kein anderer Zeit und Lust hatte, den eifrigen jungen Sprin- gern zu helfen, sicher war Vater Reisch da mit seiner Bubenschar und blieb stundenlang an der Schanze, Schaufel oder Rechen in der Hand, bis der letz- te Sprung vollendet war. Und wenn wir bis nachts um drei todmüde im Caf6 saßen und auf den schreck- liehen Nachtzug nach München war- teten - nie ließ uns Vater Reisch al- lein Stets leistete er uns Gesellschaft, bis wir verschlafen und übernächtig zum Bahnhof stolperten. Wir genossen in Kitzbühel Stunden höchsten Ski- läuferglücks." Zu den Meisterschaften in Kitzbühel 1925 schrieb Professor Dr. Gruber im letzten Absatz seiner „Ski-Erinnerungen": „Wenn die großdeutsche Skimei- sterschaft dieses Jahres zu einem Ehrentag des deutschen Tirols sich gestaltet, so freuen vor allem wir, als ehemalige Miterschließer der Kitzbüheler Skigebiete, als Mit- begründer des sportlichen Skilaufes in Tirol, uns im ganzen Herzen über diesen Ausdruck deutscher Kraft, deutschen Lebenswillens. Vielen Tau- senden gibt die Erinnerung an un- vergleichliche Wintertage in den Bergen Tirols neuen Mut, neue Hoff- nung in den schweren Zeiten des deutschen Leides. Laßt uns diese Erinnerungen pflegen und ihren Schatz mehren durch ständig neues Erleben in unseren Bergen, die uns keine feindliche Gewalt zu rauben vermag 1" 1902 Neubau des Eiskellers 1 Hotel-Neubau kommt anfangs Sep- tember unter Dach Sommer 1902 Sieg der fortschritt- lichen Partei bei den Gemeinde- wahlen. Franz Reisch kommt in den Gemeinderat (Stadtrat) 21. Dezember 1902: Gründung der Wintersportvereinigung Kitzbühel". Hierüber berichtete der „Kitzbühe- 1er Bote": Am 21. Dezember fand im Gasthof „Zum Schwarzen Ad- ler" (heute Hotel Tyrol), die grün- dende Versammlung einer Vereini- gung für Wintersport statt, welche einen guten Besuch aufwies. Der Ein- berufer, Herr Franz Reisch, erörter- te kurz den Zweck einer solchen Vereinigung zu bilden, mit der Ab- sicht, später einen „Verein" bei der Behörde anzumelden. Dieser Vor- schlag wurde einstimmig angenom- men. Als Jahresbeitrag wurden drei Kronen festgesetzt. Ferner wählte man bei dieser Versammlung die Herren Franz Reisch als Vorsitzen- den und Martin flitzer jun. als Schriftführer. Für die einzelnen Sportgattungen wurden Subkomitees, bestehend aus folgenden Herren, ge- bildet: Rodler: k. k. Gerichtssekretär Attl- mayr und Alois Abendstein Eisläufer: Dr. Unterrichter, k. k. Gerichtsadjunkt Joas und Martin flitzer jun. Skiläufer: Franz Reisch und Josef Herold. Weiters wurde beschlos- sen: Die Herstellung eines Eislauf- platzes und Die Anschaffung von fünf Ro- deln und zwei Paar Schneeschu- hen zum Ausleihen. Zum Schluß dankte Herr Reisch den Anwesenden für den zahlrei- chen Besuch, womit der offizielle Teil der Versammlung erledigt war. 1903 „Viel Arbeit mit Hotelbau und Ho- tel-Einrichtung; viel Anfeindung; viel Sorgen" (aus Tagebuch). Franz Reisch beantragte im Verwaltungs- ausschuß den Einbau einer Zentral- heizung, um damit die Führung des Hotels auch im Winter zu gewähr- leisten. Dieser Antrag wurde mit Stimmenmehrheit abgelehnt. 12. Juli, Eröffnung des Grand Ho- t el s" (Aus Tagebuch): Großer Besuch in Kitzbühel; mehr
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