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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. November 1963 soll dies in freundlichem Tone gesche- hen und bei positiven Entscheidungen soll das Ja schnell erfolgen, denn dies ist der beste Dienst an einer geordne- ten Verwaltung. Und was für den Be- amten gilt, gilt auch für den Politiker! Am 29. September 1963, bei der gro- ßen Feier der 600jährigen Zugehörig- keit Tirols zu Osterreich, habe ich in meiner Ansprache vor der Hofburg in Innsbruck zur ‚Aktion des guten Wil- lens' aufgerufen. Folgen Sie, meine Zur Herbstkonferenz des Tiroler Bau- ernbundes für den Bezirk Kitzbühel, wel- che am 8. November 1963 im Gasthof Eggerwirt stattfand, konnte Bezirksob- mann Landtagsabgeordneter Bürgermeister Leonhard Manzl, die Mitglieder des Be- zirksbauernrates, die Ortsobmänner und die Vertreter der Jungbauernschaft voll- zählig begrüßen. Sein besonderer Gruß galt jedoch Landeshauptmann Okonomie- rat Eduard \Vailnöfer, der seit seiner einstimmigen Wahl zum Landeshaupt- mann (13. Juli 1963) erstmals als Bun- desohmann des Bauernbundes und Lan- deshauptmann einer Bauernkonferenz un- seres Bezirks beiwohnte; weiters dem Landtagspräsidenten Kommerziairat Jo- hann Obermoser und Bauerubund- direktor Chefredakteur Dr. Brugger. Die Tagesordnung wurde auf Anregung des Herrn Landeshauptmanns auf den Kopf gestellt; demnach konnte unverzüg- lich mit der „freien Diskussion" begon- nen werden, an der sich eine ganze Reihe von Bauernobmännern beteiligten. Diese Diskussion wurde in einer Sachlichkeit abgewickelt, die sehr beeindruckte. Be- zirksobmann Manzl zeigte sieh dabei als gewiegter Versammlungsleiter. Die „freie Aussprache", welche somit in den Mittel- punkt der Tagung gestellt wurde, wurde von Groder, Kelchsau, eröffnet. Dieser er- innerte an die kürzlich gefaßte Resolu- tion über die Verbesserung bzw. die Neu- anlage von „Hofzufahrten". Leider wurde in dieser Resolution auf die Notwendig- keit der Erschließung der Almen und Wälder nicht hingewiesen. Die Folge da- von ist, daß im „Grünen Plan 1964" für diese Zwecke bedauerlicherweise nur un- zureichende Mittel bereitgestellt wurden. Tirol ist ein Züchterland und die Almen sind für viele Bauern die Existenzgrund- lage und im Export steht das Alpvich an der Spitze. Daher muß auch den Alm- wegen besonderes Augenmerk gewidmet werden. Für die Hilfe bei der Vollregu- lierung der Kelchsauer Ache (Teilstrek- ken) und Asphaltierung der Straße (eben- falls Teilstrecken) sprach Groder dem Herrn Landeshauptmann und dem Herrn Land'tagspräsidentefl den Dank aus und knüpfte daran die Bitte, auch im kom- menden Jahr Straßenbaumittel zur Verfü- gung stellen zu wollen. Herren, diesem Aufruf, denn nur in Frieden und in Einigkeit ist die weitere Aufwärtsentwicklung möglich." Die Rede des Herrn Landeshauptmanns wurde mit großem Beifall aufgenommen. Anschließend begab sich der Landeschef in die Kanzleien der Bezirkshauptmann- schaft und sprach mit allen Beamten und Angestellten. Abgeschlossen wurde der Tag in Kitzbühel bei einem Glas Wein im Gasthof Harisch und bei anregendem Ge- spräch mit den hohen Gästen. Fuchs, liter, sprach sich ebenfalls für die Verbesserung der Almwege aus. In den Bezirken Sc.hwaz, Kufstein und Kitz- bühel befinden sich 66 Prozent aller Ti- roler Almen; von den zur Verfügung ste- henden Subventionsmitteln zur Verbesse- rung erbesse- rung der Almwege kamen jedoch nur 55 Prozent in diese Bezirke. Die Urwahlen der Jungbauernschaft des Tiroler Bauern- bundes konnten im Bezirk Kitzbühel bei zahlreicher Teilnahme durchgefüirt wer- den. Die gegenwärtige Situation in der Jungbauernschaft ist als glänzend zu be- zeichnen und berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Dieser günstige Bericht möge den Herrn Landeshauptmann dafür ent- schädigen, daß die Bezirksstadt Kitzbühel nicht so wie Lienz, die günstige Gele- genheit erfassen konnte, den Aufenthalt des Landeschefs in Kitzbühel feierlich zu gestalten! Er versprach dem Herrn Lan- deshauptmann und Bundesobmann, daß die Jungbauernschaft des Bezirkes ihren Dank und ihre besondere Verbundenheit durch ihre tatkräftige Mitarbeit ausdrük- ken wolle. Seliwaiger, Fieberbrunn: Fieberbrunn ist Umstellungsgemeinde, jedoch konnte erst die zweite Hofzufahrt in Angriff genom- men werden. Der Verwaltungsapparat der Krankenkassen scheint unerträglich um- fangreich zu werden. Weitere Erhöhun- gen der Krankenkassenbeiträge sollen mit der Erhöhung des Milchpreises verbun- den werden. Weiters bemängelte Schwai- ger, daß die Gestaltung der Lehrbücher für Volksschulen teilweise zu modern, d. h. zu wirklichkeitsfremd ist. Die Bau- ernbuben und Bauernmädchen sind ent- setzt darüber, wie im Lesebuch eine Kuh dargestellt wird. Aufschnaiter, Kirchberg: Von den 174 bäuerlichen Betrieben der Gemeinde Kirchberg besitzen nur 74 einen eigenen Traktor. Es wäre daher wünschenswert, wenn die Sätze der Treibstoffverbilligung auf die Motormäher ausgedehnt werden. Aufschnaiter sprach auch über das Pro- blem „Skiabfahrten" und über die ein- schneidenden Bestimmungen der Verbau- ungspläne gegenüber den Bergbauern. Reitstätter, Küssen: Bei der Neuland- gewinnung soll in Zukunft die Eigen- leistung der Bauern nicht mehr anerkannt werden. Dies ist eine große Härte und soll nicht zugelassen werden. Reitstätter sprach sich auch für die Förderung der Almwirtschaft aus. Wenn der EWG-Raum Wirklichkeit wird, dann müssen die Bau- ern noch besser züchten, aber das können sie nur mit einer geordneten Almwirt- schaft. Wenn jedoch die sechs Groschen „Siloverzicht" pro Liter Milch den Alp- bauern in den Hartkäsereigebieten ver- weigert werden, dann kommt dieser Um- stand einer Bestrafung gleich. Die Ge meinde Kössen stöhnt unter der Last der Gemeindestraßen. Die Gemeinde hat 70 Kilometer Gemeindewege und 60 Ge- meindebrücken zu erhalten. Keusch nigg, Kirchdorf: Die Strohanlie- ferung von,,Osterreich" her hat heuer nicht geklappt. Die Errichtung von Güterwegen und Hofzufahrten wird bedauerlicherweise durch allfällige Einsprüche betroffener Grundbesitzer erschwert und verzögert. Mettler, St. Ulrich: Das neue Schul- gesetz hat angeordnet, daß auch in den Landgemeinden zwei Deutschstunden ge- gen, o- gen zwei Turnstunden ausgetauscht wer- den müssen. St. Ulrich besitzt weder Turngeräte noch einen Turnsaal, wohl aber müssen die Schulkinder einen weiten Schulweg zurücklegen. Es wäre damit wohl bereits der körperlichen Ertüchti- gung weitgehend Genüge getan. St. Ulrich schickt zehn Kinder in die Hauptschule nach St. Johann. Dieser Weg ist weit und dornenvoll, da weder ein geregelter Auto- verkehr noch ein günstiger Zugsverkehr (ab Fieberbrunn) möglich ist. Grander, Waidring: Auch, er setzte sich für die Förderung der Almwirtschaft, für die Zuerkennung des „Siloverzichtsbeitra- ges" für die Almmiieh (sechs Groschen) ein und kritisierte die Turnstunden im Lehrplan der ländlichen Volksschulen. Ei- ne Reorganisation ibenötige auch der Berg- bauernkataster, um den besonderen Ver- hältnissen unseres Bezirks Rechnung zu tragen. Eder, St. Ulrich: Der Bauernstand soll auch in der Habsburgerfrage nur allein das Recht suchen. Was soll den jungen Leuten bei den Jungbürgerfeiern von de Tradition erzählt werden, wenn von „oben" diese, gerade in der Habsburgerfrage, mit Füßen getreten wird. Gibt es in der Burg in Wien schon demokratisches Tafel- geschirr, oder wird nicht immer noch mit der „kaiserlichen" Gabel gegessen? Wenn die Krankenkassen ihre Beiträge erhöhen, dann ist dies für den Bauern nicht so schlimm, denn die Dienstboten sind mi Aussterben begriffen. Wenn dieses „Werk" vollendet ist, dann können die Kranken- kassen auf ihr Banner schreiben, daran mitgewirkt zu haben. Reiter, St. Johann, wies auf manche Schwierigkeiten in der Tbc- und Bang- Bekämpfung hin. Mit der Bereinigung verseuchter Viehbestände sind für die Bauernschaft große finanzielle Belastun- gen verbunden. Die Gebühren für die vor- geschriebenen gesetzlichen Untersuchun- gen sollen sich in einem tragbaren Rah- men halten. Landeshauptmann bei den Bauernbundobmönnern in Kitzbühel Fruchtbare Diskussion über aktuelle Tagesfragen
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