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Samstag, 21. Dezember 1963 Kitzbüheler Anzeiger Seite 15 ferent mit allgemeinen wirtschaftlichen Fragen und mit den neuesten Gesetzes- Werken wie S tudienförderungsgesetz usw. \Veiters verwies der Referent darauf, daß das Kulturprogramm des 0GB mehr als bisher erweitert werden soll. Auch Fern- kurse zur Berufsweiterbildung werden eingeführt. In der Diskussion sprachen: Oberacher. Kitzbühel, zur Frage Be- kämpfung der Winterarbeitslosigkeit. Li n deb ne r. Heith, zur Mitgliederw.r- bung. Berger, Westendorf, zur Preissteigerung, dasselbe auch Staudinger, Fieberbrunn. Aigner, Kitzbühel, verwies auf die un- gesetzliche Bestimmung, daß Krankheit den Urlaub nicht unterbricht. Ferian, Kössen, über die Sendungen des 0GB und über die EWG. Mair, Hchfilzen, Empfehlungen der Handelskammer. Weitere Kitzböheler Lokalnachrichten - Der Kitzbiilieler Kuinmerkasten (Frau Käthe Pik!) bittet für einen Sechs- jährigen um ein Paar Ski! Besten Dank Aus den .‚Tiroler Heimatblättern' 1950 von Dr. Hans Hochenegg im allgemeinen war im neuzeitlichen Tirol der Eegriff der Leibeigenscha lt ziem- lich unbekannt. Daher hatte man im Jah- re 1848 für manche der freiheitlichen Errungenschaften, die in Tirol längst über- holt waren, wenig Verständnis. Daß in einem Winkel Tirols aber trotz- dem noch am Anfang des vorigen Jahr hunderts Leibeigenschaft im vollen Sinne des Wortes - „persönliche Abhängigkeit von einem Leibherrn' - 1)eStanden hat, wird kaum bekannt sein. Allerdings han- delt es sich um eine Gegend, die erst am 1. Mai 1816 durch Eingliederung des salzburgischen Landgerichtes Flopfgarten mit Tirol vereinigt worden ist. \Vir lesen in den Reiseberichten des Franz Michael Vierthaler „Meine Wan- derungen durch Salzburg, Berchtesgaden und Oesterreich", 2 Bände, Wien 1816, auf Grund von Aufzeichnungen aus den Jahren 1794-1806 im zweiten Bande auf den Seiten 174-176 folgendes: im Brixenthal erhielt sich eine Spur von Sklaverei, welche sich in dem übri- gen Herzogthum Salzburg schon vor Jahrhunderten verloren hat. Acht Fa- milien sind daselbst noch der Leib- eigenschaft unterworfen. Diese Leibeigenen können sich ohne förmliche Manumission (== Entlassung) weder außer Landes verheirathen noch das Land verlassen, auch nicht in den Priesterstand übertreten, und müssen vom 25. Jahre an, oder im Falle ihnen ein Eigenthum zufiel auch früher, jähr- Liederabend im Kolpingsaal Am 26. Dezember 1963 um 20 Uhr findet im Kolpingsaal Kitzbühel ein Lie- derabend mit folgendem Programm statt: Liederkreis Robert Schumann (12 Ge- dichte von Eichendorff) in der Fremde Intermezzo Waidesgespräch Die Stille Mond nach( Schöne Fremde Auf einer Burg In der Fremde Wehmut Zwielicht Im Walde Frühlingsnacht Pause Nun wandre Maria (Span. Liederbuch' Hugo' Wolf Ach des Knaben Augen (Span. Liederbuch) Hugo Wolf Herr, was trügt der Boden hier (Span, Liederbuch) Hugo Wolf Die ihr schwebet (Span. Liederbuch) Hugo Wolf lich am St. Leonhardstage zwei Kreutzer Leibzins zur Probstei liter erlegen. Er- zeugt ein Leibzinser einen Sohn, so hat er seine Geburt bei Gericht anzuzeigen und dabei drei Kreutzer Einschreibgeld zu entrichten. Stirbt er aber, so wird die beste Kuh, die Tod fallskuh genanmn, aus seinem Stalle getrieben und dazu noch das Triebgeld zu acht Kreulzern abgefordert. Diese Bürde haftet oft auf schon befreiten Gütern. Dem Leibzinser werden in diesem Falle zwei Kühe und ciii doppeltes Treibgeld zur Last ge- schrieben. Man kennt den Ursprung dieses be- schämenden Sklavendienstes nicht und weiß nur, daß der Leibzins schon in den Registern vom Jahre 1537 als Ein- nahme erscheint. Er ist auf das männ- liche Geschlecht beschränkt, Weiber und Mädchen sind davon befreit. Der Erzbischof Hieronymus (Graf von Colloredo, 1772-1812), wollte diesen Ueberrest der alten Barbarei getilgt und die acht Familien, welche damals 139 männliche Köpfe zählten, gegen eine geringe Entschädigungssumme den üb- rigen Unterthanen gleichgestellt wis- sen. Die Vermöglichen sollten für ih- ren eigenen Leib 15 bis 20 Gulden und für einen Sohn 6 bis 8 erlegen und die Mindervermöglichen 5 bis 10 Gul- den für sich und 1 bis 5 für einen Sohn. Allein die Leibzinser verschmäh- ten diese Gnade. Für die Freiheit, ein Wort, das sonst Millionen bis zur Auf- opferung des Lebens zu begeistern pflegt, bothen sie zusammen mehr nicht als 511 Gulden, 24 Kreutzerl Die Georgine (H. v. Gilm) Richard Strauß Schlechtes 'Wetter (Heine) Richard Strauß Schlagende Herzen (Bierbaum) Richard Strauß Befreit (Dehmel) Richard Strauß Morgen (Maskay) Richard Strauß Herta Schulz (Mezzosopran) Am Flügel: Gerhard Huber. Bericht über das Eishockeyfreund- schaftsspiel Kitzbühel-Innsbruck am 17. Dezember 1963, von einem Schlachtenbummler gesehen Ja - die Tatsache stand ja bereits schon in den Tiroler Tageszeitungen. Wir haben 8:5 verloren. ich möchte nun ver- suchen, das Spiel objektiv zu beleuchten. Ehrlich gesagt, an einen Sieg habe ich nicht geglaubt, denn Innsbruck war doch ir,irner schon unser Angstgegener, und manchmal in den letzten Jahren wäre das Siegen leichter gegangen wie gestern. Allenfalls entspricht das Spiel keineswegs den Tatsachen der Zeitungsberichte. Fest steht, daß der Zeitpunkt dieses Zusammentreffens, welches ein Ablöse- Charakteristisch war ihre Erklärung: der Leibzins betrage nur jährlich zwei Kreutzer und die Kühe würden erst nach ihrem Tode gefordert. Der Schlag träfe also nicht sie, sondern nur ihre Erben! Als ich vorstehende Mitteilungen fand, glaubte ich Unbekanntes neu entdeckt zu haben. Obgleich ein paar Einzelheiten, wie der so originell begründete Verzicht auf Befreiung, tatsächlich noch unbeachtet sein dürften, ist das Wesentliche in der wirklich allumfassenden „Rechtsgeschichte des Bauernstandes und der Landwirtschaft in Tirol', von Otto Stolz, Bozen 1949, Seite 148 ff., schon dargestellt. Stolz schreibt über die Beendigung des ge- schilderten unwürdigen Zustandes: Der Salzburger Hofkammerbeschliiß vom 3. November 1.795 (über die Ab- löse der Leibeigenschaft) wurde nicht ausgeführt, da den Leibzinsern die ge- forderte Ablösungssumme von 800 Gul- den, aufgeteilt in Einzelbeträge von 2 bis 20 Gulden, zu hoch war. Es wurde daher unter dem 19. Mai 1797 jedem einzelnen Leibeigenen freigestellt, sich zu beliebiger Zeit um die erwähnten Sät- ze frei zu machen. Allein, es scheint viel- fach nicht dazu gekommen zu sein, denn nach der ersten Vereinigung Salzburgs mit dem Kaisertum Oesterreich (1805) wurde die Frage wieder aufgenommen und durch ein Hofkanzleidekret vom 24. De- zember 1807 diese Leibeigenschhaft im Brixental ohne irgend eine Gegenleistung - wie es dem Patente Josefs II. ent- sprach - aufgehoben. Das war also der letzte Akt in der Beseitigung der Leib- eigenschaft auf dem Boden des heutigen Tirol." Ein Rest von Leibeigenschaft im Tirol des 19. Jahrhunderts
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