Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. Dezember 1963 Reichsiehen. In Konstanz mag dieser Schlick auch den Kitzbüheler Rechts- gelehrten Dr. Heinrich von Kitzbühel ge- troffen haben; allerdings als Gegner, den Heinrich v. Kitzbühel vertrat. Herzog Albrecht v. Graf Heinrich Schlick war Reichsratspräsident unter Kaiser Ferdi- nand II. und unter Kaiser Ferdinand [EI. Gouverneur von Böhmen. Der Großvater des Verstorbenen, Franz Heinrich Graf Schlick, war Herr der Fideicommißherrschaft Kopidino und Al- tenburg und Herr der Allodialherrschaft Welisch-Wokschi tz. Er war Kommandeur eines Armeekorps in Ungarn gegen die insurgenten, eroberte ungarische Ge- schütze und gründete damit die damals gefürchteten „Schlick-Batterien". Dr. Con- stant v. \Vurzenbach schrieb u. a. über diesen Schlick „er lagerte im Felde bei den Kamera- den, verschenkte die echte Regalia, stopfte seine Pfeife mit Kommißtabak und sprach seinen Korporal um einen Schluck Schnaps an.'- n." In In Ungarn standen 23 Schlicks dieser Familie im Felde, unter ihnen kühne Reiterführer; vier davon starben den Hei- dentod. in der Schlacht von Solferino 1859 ge- gen Napoleon führte Franz Heinrich Graf Schlick den Oberbefehl über die rechten Armeeflügel (100.000 Mann) und setzte sich auch dort mit größter Ruhe dem feindlichen Geschützfeuer aus. Er genoß die Achtung und Liebe der Untergebenen und galt im wahrsten Sinne des Wortes als ritterlich. Der Enkel dieses bedeutenden Mannes der alten Zeit wurde am 12. April 1882 in St. Valentin bei Amstetten geboren und kam 1917 über Schloß Mittersili nach Kitzbühell wo er sich das Gut Zen- zern kaufte. Später wohnte er in der Villa Thun und dann in der Villa Herold. Sein Vater, Franz Graf Schlick d. Ä., erblickte das Licht der Welt noch im alten Stammsitz, der Fideicomrnißherr- schaft Kopidino im Kreis Jitschineves; seine Mutter war eine Gräfin Roxer. Franz Graf Schlick war dreimal verheiratet. in erster Ehe mit Maria Hoffmann, in zwei- ter Ehe mit Comtesse Paula Lamberg und in der dritten mit Margarethe Daisy geb. Reska verwitwete Jene. Der ersten Ehe entsproß eine Tochter, welche den Namen Jetty erhielt. Kitzbühel hat Franz Graf Schlick viel zu verdanken. Hier folgen wir einem Aufsatz des Herrn Ba- ron Carl Menshengen im „Kitzbüheler Anzeiger" vom 7. April 1962. „Vieles, das uns heute selbstverständ- lich ist und eben zum Bestandteil ei- nes internationalen Sommer- und Win- tersportplatzes dünkt, wurde von Graf Schlick erdacht, geplant und in die Tat umgesetzt. Die große Tennisanlage am Kapserfeld, auf welcher heute größ- te internationale Turniere abgehalten werden, wurde von ihm für den eben- falls von ihm gegründeten Kitzbüheler Sportklub errichtet. Die erste Bar, welche in Kitzbühel bestand, war die Bar des KSC im Thalerhause, welche Graf Schlick als geschäftsführender Präsident des KSC betrieb. Der Kitz- büheler Sportclub war überhaupt das gesellschaftliche und sportliche Zen- trum der damaligen Auslandsgäste, ins- besondere der Engländer, und wenn Kitzbühel sich heute rühmt, der am stärksten von Engländern besuchte öster- reichische Vremdenort zu sein, so lie- gen die Wurzeln dafür in der viel- seitigen Tätigkeit des von Graf Franz Schlick zusammen mit Major Watson und Major Bracken geleiteten K. S. C Tägliche Tourenführungen im wei- testen Kitzbüheler Skigebiet, damals noch ohne Seilbahnen Und Skilifte, son- dern mit mehrstündigen Aufstiegen auf E'ellen, dafür aber auf alle prächtigen Skigipfel der Kitzbüheler Alpen vom \'iIdkogel bis zum Wildseeloder und in das wunderbare Skigebiet der \\ md- au und Kelchsau unter der Führung der bewährten K. S. C.-Führer Josef E'riedensbacher, Sepp Filzer und Ferdi Maier, häufige Ski-Gymkhanas, Tailing- Fahrten, Skikjöring und Fuchsjagden im Winter, Tennisturniere, Auto-Gym- khanas und Picknicks im Sommer so- wie der Gipfelpunkt des Kitzbüheler Faschings, der K. S. C.-Ball, bildeten ein Gästeprogramin, wie es seither in dieser intimen Form zu bestehen auf- gehört hat. hierüber liegt uns ein aus der Feder des Verstorbenen stammender Aufsatz in den „Kitzbühel er Bezirks-Nachrichten" vom 20. Juni 1924 vor, der somit ein authen- tisches Zeugnis darstellt. Graf Schlick schreibt: „Diese Neuerscheinung im Stadtbilde gibt seit seinem Bestehen zu den ver- schiedensten Deutungen und Gerüchten Anlaß. Schon der Name wird vielfach umgeändert. „Sporting Club" ist die beliebteste Abart (wohl in Erinnerung an den seligen Spielklub des Herrn Fitz, der im Grand Hotel seinen Sitz hatte), aber auch „Englischer Club", „Spiel Club" und sogar „Englisches Kasino" hört man. Ebenso mannigfach werden die Zwecke und Ziele des K. S. C. durcheinander gebracht. In wenigen Worten diese darzulegen, soll der Zweck dieser Zeilen sein. Also: Wir heißen „Kitzbüheler Sport-Club". in der Abkürzung K. S. C., und unser ganzer Zweck bzw. unsere Ziele sind in eben diesen drei Worten enthalten Alles, was mit Kitzbühel, dem Sport- und dem Klubwesen zusammenhängt, interessiert uns, das wollen wir pflegen und, wenn es uns gelingt, heben. Die- selben Ziele verfolgen die bereits seit vielen Jahren hier bestbekannten und bewährten Vereine, soweit sie Kitzbühel und den Wintersport betreffen, daher Als schneidiger Bobfahrer auf der Kitz- büheler Bobbahn hat Graf Schlick auf dem Bob „K. S. C. 1." aus der Werk- statt Sepp Culleks manchen Siegeslor- beer geerntet. Graf Schlick war auch Pionier der ersten organisierten Aus- flugsfahrten für Gäste und die älteren Kitzbüheler werden sich sicherlich noch an den zwölfsitzigen Austro-Fiat und den fünfsitzigen Benz erinnern, welche alle Ausflugsziele Kitzbühels bis zu den bayerischen Königsschlössern, den Dolo- miten, Venedig und Bozen-Meran be- fuhren. Bei der Geburtsstunde des modernen Kitzbühel, der Gründung der liahnen- kammbahn A. G., vertrat auch Graf Schlick mit anderen Kitzbüheler Bür- gern Patenstelle, als er mit seinem ge- samten Besitz die Solidarhaftung über- nahm. Die Schloßpension Lebenberg, de- ren Führung Graf Schlick persönlich betrieb, wurde von ihm unter großen Kosten zu einem Luxushotel für kulti- vierte Gäste, welche für das Milieu eines alten Tiroler Herrensitzes Ver- ständnis haben, ausgebaut und adap- tiert. Persönliche Gründe haben Graf Schlick wohl bewogen, sich von diesem Besitz zu trennen. Fern von Kitzbühel verbringt er nun seinen geruhsamen Abend eines tatenreichen Lebens, aber sein Werk hat ihm in Kitzbühel ein außergewöhnliches Denkmal gesetzt." ist unser Wirkungskreis auf diesen zwei Gebieten sehr beschränkt (Eis- lauf platz)und wenden wir unser Haupt- augenmerk dem Sommersport und dem Klubwesen zu. Vorderhand sollen Ten- nisplätze geschaffen werden, unserer Ansicht nach eine dringende Notwen- digkeit in einer Sommerfrische, später vielleicht auch ein Golfplatz. Nebenbei bemerkt, außer Wien der einzige in Osterreich. Gleichzeitig pflegen wir das Klubwesen, d. h. ein geselliges und ge- sellschaftliches Zusammenkommen aller Gäste, gemeinsame Ausflüge, kleine Fe- ste usw. All dies kann natürlich nicht in wenigen Monaten erreicht werden, umso weniger, als wir uns nicht an 'die Einheimischen um Zuwendung von Geldmitteln wenden, sondern alles di- rekt und indirekt von den Gästen selbst erhalten (Mitgliedsbeiträge usw.) denen letzten Endes ja auch wieder unsere Arbeiten zugute kommen. Was wir von den Fremden verdienen, fließt wieder unseren Geschäftsleuten und Arbeitern zu, genau so, wie bei jedem anderen Unternehmen in Kitzbühel, sei es nun ein Hotel, eine Pension oder ein Ge- schäft. Wir Kitzbüheler ziehen ja alle an einem Strang und alle in einer Richtung. Der Unterschied liegt nur im Temperament und in der Stärke. Wollte aber der eine oder der andere Gründer des Kitzbüheler Sport-Club (K.S.C.)
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