Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 9. Februr 1963 klitzbilheler Anzeiger Seite 7 der ihn bei den Vorbereitungen seines Römerzuges 1508 in Bozen genau be- obachten konnte, sagte von ihm, wenn dieser Kaiser nach Italien käme und das Laub der Bäume Italiens würde sich in Dukaten verwandeln, er würde sein Aus- kommen nicht finden. Das Bankhaus der Fugger pflegte seine Unternehmungen zu finanzieren. Dafür aber mußteii Jakob Fugger dem Reichen die Silbergruben von Tirol verpfändet werden. ;i1ein die- 'er Fugger betrieb auch Bergweri'e in Ungarn und benützte deren Erträgnisse zum Lohn- und Preisdruck auf Gewerke und Knappen im Inntal. Um diesem früh- kapitalistischen Streben der Fugger ein Ende zu setzen, verbot Maximilian die Ein- und Durchfuhr des ungarischen Me- talls durch seine Länder. Dadurch aber traf er nicht nur (las Haus Fugger, son- dern auch König Wladisiatis, der jetzt als Vorbedingung für die Verlobung de Auf- hebung dieses rIi ra1 schützenden Ver- botes verlangte. Für die Finanzierung der VerIohungsfeierichkei .en selber aber ver- langte Fugger die Verpfändung der ti- rolischen Kupfererzeugung auf sechs Jah- re und noch dazu ein Draufgeld auf ‚jeden Zentner Kupfer von 21/2 Mark Silber. Maximilian erchien bei deser Feier mit 1000 gerüsteten und 1000. ungerüsteten Pferden. Die Entstehung der spiiteren Osterreichish-Ungarisch'en Monarchie isi. also gutem Tiroler Geld zu verdanken. Heinrich Benedikt schreibt im Spectrunm Austriae: „Der Ausgangspunkt der Welt- macht der Casa d'Austria liegt in Tirol. das dank seiner Silber- und Kapfermimien und des T ansithandcs zwischen den süd- deutschen S.äden und Vene - ig das reich- sie der österreichischen Länder war S. 110). Tirol aber verdankt wieder-im Maximilian die Errichtung jener äjße- ren Grenzen, die es bis zum Weltkrieg herauf hatte. 1500 wurde durch Erbschaft das Pustertal und die Stadt Lienz er- worben. Im Jahre 1504 wurden während eines Streites im Hause Witteisbach die drei bisher bayerischen Landesgericht Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel er- worben. im langwierigen Kampf aber niil Venedig wurden die Grenzen an den welschen Konfinen abgerundet. Darnak kam ii. a. Ampezzo und Rovereta zur Grafschaft Tirol. Maximilian dachte fer- ner daran, Verona als Schild der Graf- schaft Tirol einzuverleiben und das Land zum Kurfiirstentum zu erheben. Beides wurde nicht verwirklicht. \Vohl aber wurde nach Innsbruck der erste General- landtag einberufen, zu dem. die Landtage aller österreichischen Länder eingel nden wurden. Er stellt in gewisser Hinsicht das erste allgemeine österreichische Par- lament dar. Die Veranlassung dazu war die Türkennot. Man mußte zur Abwehr das notwendige Geld von 400.000 Gulden aufbringen. Und wiederum war es Tirol, das verhältnismäßig am meisten beisteu- ern mußte. 60.000 Gulden mußten. die Vorlande zahlen, 100.000 Gulden die Steiermark und Kärnten zusammen. 120.000 Gulden Oberösterreich und Niederösterreich mit. Wien. Tirol aber mußte allein 120.000 Clden bei- steuern, also mindestens doppelt soviel als jedes andere österreichische Land. Heute ist es ja ähnlich: 40 o;n der Dc- iseneingänge aus dem Frcmdenverk'hr kommen ans unserem Land. Um regelmäßige Verbindung mit den \Tiedej.ia;idun herzi.istclleii, wo Philipp der Schöne die Rcgierungsgesehäfo führ- te, schuf Maximilian die ersten ständi- gen Post verbindungen, deren Linien daun nach Spanien verlängert wurden und zu dcii italienischen Städten hinunterführten. Er machte Taxi. aus fombardischem Ge- schlecht stammend, zum Generalpnstmei- ster. i)ic Hausfarbe der Taxis war die Reichsfarbe Schwarz-Gelb. Deshalb ha- hen die Postkutschen und die Briefkästen auch heue noch diese Farben. Das Post- amt war im Palais Taxis iiehe.n dem Landhaus. Der Sohn Maximilians, [>hilipp der Schöne, starb noch vor dem Vater. Die Enkelkinder Karl V. und Ferdinand teil- ten das \\' eltreicli unter sich. Spanien und das burgundische Erbe fi1 Karl zu. Karl behielt sich aber zunächst auch noch die \oi'lande und Tirol wegen der Ver- bindung mit Italien vor; die österreichi- schen Länder bekam Ferdinand. Der Tiroler Adler fand damals nil- mittelbar neben dem Löw cii von Flau- dem, etwa seit 1506, Aufnahme in das Herzstück des Wappens des spanischen Reiches und machte mit, ihm den Flug durch die Welt mit. Dr. Alexander vo Randa traf dieses spanische Staatswappen mit dem Tiroler Adler noch heute iu Ubersec an: so in Venezuela, in Colum- bien und in San to Domingo- Die Teilung des Weltreiches war zu- nächst nur eine Teilung unter Brüdern. Nach dem Aussterben der spanischel? Habsburger aber wurde das spaukehe Erbe zum Kriegsfall und til an die Bourbonen. Dadurch gingen weite Gehetc. des \\estens dem Reich verloren. Dr. Huehnier bemerkt dazu: „Geschichtlich schmerzt es Ii eS, daß gerade die burgun- dischc Ehe der Habsburger politisch nicht dt re.hh iel t. Hauptstadt des prächtigen Landblocks im Süden und\\/esien Den tsch- lands an der Grenze französischer und italienischer Kultur wäre Fnnbruck ge- worden Fs liegt ciii Schloß in 'Osterreich, da ist gar wohl erhauet, heißt es in einem alten Volksiied: es steht aber auch ei:u Schloß in Tirol, das auf Innsbruck her- imiedersehaut, Ambras. Es ist nicht be- kannt aus der Kriegsgeschichte des Lan- des wie etwa Ehrenberg oder die Festung Kufstein. Der Name dieses Schlosses wird aber genant in jeder deutschen Literatur- geschichte. Vom Jahre 1564 bis 156 hatte Tirol seine cigcteu Landesfürsten- Zu Tirol gehörten demels auch die vorder- österreichischen Länder. Dr. Huebmer schreibt in seineni Buch „Am Kreuzungs- punkt der Weltgeschichte" von diesem Jahrhundert: „Die ruhigste Entwicklung der österreichischen Erblande unter gleich- zeitiger hoher kultureller Blüte hatte Ti- rol, das von 1564 bis 1665, über ein Jahrhundert lang, vati selbständigen Erz- herzogen regiert wurde und damit den Händen der großen Poli.ik entrückt war." (S. 121). Der kuuistsiumigeErzherzogFerd.inandll hat die alte Residenz der Grafen von Andechs in Ambras, zu einem prachtvollen- umgebaut rachtvollen umgebaut und dort. eine wertvolle Snnmtlung von Büchern und Werken der Kunst und des Ku nstgewerhes aufgestellt. Die große Fiarnischsammlung was Stücke auf, die weit eher wahre Kunst- werke dem Plastik als Erzeugnisse des Kunsthandwerk.es waren. Am wertvollsten aber war die Samm- lung von alten Heldenliedern, die Maxi- milian von Hans Ried., dem Amtsschrei- ber in Bozen aufschreiben ließ. Das deut- sehe Volk hat zwei große Volksepen, das Nibelungenlied und das Gudirunlied. Das Gudrunlied ist uns überliefert mir ij einer einzigen Handschrift dieser Samm- lung. Ohne diese Lieder-Sammlung, die früher „Das Heldenbuch an der Etsch' hieß, hätte die Nachwelt keine Ahnung von diesem literarischen Schatz. Während der napo!e.anischen Zeit wart. da die ganze Sammitingaus Sicherheits- gründen nach Wien gebracht. Oft schon wurde gebeten, sie wieder nach Tirol z.i- räckzabriagen. Aber in Wien hatte man imnier nur taube Ohren. So war es in der kaiserlichen Zeit, und so ist es in der republikanischen geblieben. Der kunstsinnige Hof zu Ambras aber hat ebenso wie der Hof zu Wien nach- hallig beigetragen zur geistigen Heran- bildung des österreichischen Menschen; der ljsterreicher bekam dadurche sein ei- genes Gepräge, so daß Heimische und Fremde von einer eigenen österreichi- schen Nation zu sprechen begannen, was von anderer Seite wieder auf das Hef- tigste verneint wurde. Es sei deshalb das Urteil von Oswaid Spengler aus dem Harz angeführt, der das Buch vom Unter- gang des Abendlandes verfaßt hat, ein Werk, das \\eltaufsehe.n erregt hat. E schreibt in seinem Büchlein „Das Preu- ßentum und der Sozialismus": .‚Wien ist eine Schöpfung spanischen Geistes. Nicht die Sprache allein schafft ein Volk. Hier wurde ein Volk, das österreichische, durei den Geist eines Hofes, dann der Geist- lichkeit, dann des Adels geschaffen. Es ist den übrigen Deutschen innerlich fremd geworden, unwiderruflich, denn ein Volk von alter Züchtung kann sieh nicht än- dern. Auch wenn es sich vorübergehend einmal darüber täuschen sollte. Dieses Volk ist habsburgisch und spanisch, auch wenn niemand vom Hause Habsburg mehr leben sollte.. Mag sein Verstand nein sa cn, sein Instinkt bejaht e. Die Spanier waren es, we1he die ganze Erdober- fläche zum Objekt weltweiter Politik ge- macht haben. Die Idee der Weltherr- schaft ist seitdem nicht wieder erlo- schen." (S. 27/28).
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