Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. April 1964 885 laufende Meter ilichtstollenvortrieb gemacht; also insgesamt 3465 Meter. Er- schwerend in diesem Teil war der Vor- trieb im Fallenden, wobei bei einem Ge- fälle von 17 Millimeter pro Laufmeter die Durchschlagstelle gegenüber dem Scheitelpunkt bei 2600 Meter um 13 Mc- tiefer lag. In diesem Zusatzauftrag trat unglück- licherweise nach den ersten hundert Me- tern des fallenden Vortriebe:s starkes Bergwasser und zwar bis zu 15 Liter pro Sekunde auf und dieses mußte seit Ende November 1963 ständig über den Scheitel des Tunnels nach Süden gepumpt werden. Es wurden in der Vortriebszeit, im dreischichtigen Betrieb, bei dem insgesamt 120 Arbeiter eingesetzt waren, rund 63.000 Kubikmeter Fels aus dem Richtstollen herausgeschossen, verladen und beim Süd- portal für den zukünftigen Abfertigungs- platz und Parkplatz eingebaut. Der Vor- trieb des Stollens erfolgte zweigeleisig, wobei mittels des fahrbaren Bohrgerüstes von Hand aus mit Hochleistungsbohrhäni- mern auf Stützen gebohrt wurde. Die Verladung des Felsmaterials erfolgte zu gleicher Zeit von beiden Geleisen aus mit- tels Wurfschaufelladern. Der Wagen- wechsel der leeren bzw. vollen Selbst- kastenkipper mit einer Ladefähigkeit von zwei Kubikmetern, wurde über eine Kreu- zungsweiche 30 Meter hinter der jewei- ligen Stollenbrust durchgeführt. Die ge- samte Zugförderung unter Tag erfolgte mittels Batterie-Elektro-Loks. Die Ver- sorgung der Bergleute mit Frischluft er- folgte durch eine 600 Millimeter Durch- messer fassende Luttenlei tung, wobei die Ventilatoren am Südportal unter- gebracht waren. Für den Antrieb der preßluftbetrie- benen Geräte und Maschinen unter Tag stand eine Kompressorenstation mit einer Ansaugleistung von vier mal 18 Kubik- meter pro Minute zur Verfügung. Die Arbeitsgemeinschaft „Felbertauern- Süd" hat also in der Zeit vom 7. Jänner 1963 bis 23. März 1964 - dem Zeit- punkt der Einstellung des Vortriebes vom Süden her - 3465 laufende Meter flieht- stollenvortrieb gemacht. Dieser Vortrieb wurde dort, wo es technisch erforderlich war, mittels Felsanker (zwei Meter lan- ge Felsnägel) und Baustahigitter gesi- chert. Diese Sicherungsmethode, die in lIJsterreich erstmals und erfolg- reich in dieser Art im Felbertauern- tunnel eingesetzt wurde, hat es mög- lich gemacht, auch im gebrächen und bergschlägigen Gebirge die Vortriebs- leistungen zu halten und die Arbeitsstelle und die Förderstrecke restlos zu sichern. Der doppelgeleisige Vortrieb erfolgte in der herkömmlichen Art mit örtlichen Ver- feinerungen des Gesteins. Dadurch konnte eine gute Durchschnittsleistung erzielt werden. Die Felsnagelsicherung unter- stützte ebenfalls eine gleichmäßige täg- liche Arbeitsleistung. Diese Methode hat den Vorteil der sofortigen und nachhal- tigen Sicherung der angefahrenen Strecke und Herabsetzung der Bergschlaggefahr auf ein Minimum. Zusätzlich mit dem Vortrieb des Richt- stollens begann die Arbeitsgemeinschaft „Süd" schon im Dezember 1963 mt dem Vollausbau des Tunnels und konnte bis zum Tag der Durchschlagsfeier 230 Laufmeter erstellen. Nebenbei erfolgte die Vergrößerung der Betriebsanlagen für die kommende Betonierung der Tunnel- röhre. Direktor Freibauer erwähnte weiters bei Der Durchbruch des Richtstollens er- folgte nach allen Seiten hin auf den Zentimeter genau. Für den Techniker ist dieser bedeutende Umstand vielleicht eine Selbstverständlichkeit, von den Laien aber wurde diese Leistung bewundert. Osterreichs Straßenbauer haben sich er- neut bewährt. Vielleicht ist an dieser Stelle der Hinweis gestattet, jenen Bildungs- stätten die Anerkennung auszusprechen, an welchen die Ingenieure und Techniker ihr Rüstzeug für ihren Beruf erhielten. Die Marktgemeinde Mittersill trug bei der Durchfahrt der zahlreichen Gäste Flaggenschmuck und beim Bräu Ruapp hatte die Musikkapelle Mittersill unter Kapellmeister Hans Fe r ns e buer Aufstel- lung genommen, um bei der Begrüßung der Ehrengäste, insbesondere des Bundes- kanzlers Dr. Josef Klaus, traditionelle musikalische Grüße entbieten zu können. Unter den offiziellen Gästen aus dem Be- zirk Kitzbiihel befanden sich Landtags- präsident Kornmerzialrat Johann Ober- moser, die Landtagsabgeordneten Bür- germeister Leonhard Manzl und Dr. Otto Wen dliii g, Bürgermeister Hermann Reisch mit Vizebürgermeister Peter Sic- herer und Stadtrat Walter Hirnsber- ger, der Obmann des Fremdenverkehrs- verbandes Altnationalrat Max Werner mit Direktor Baron Karl Menshengen und nicht zuletzt Frau Edith hei- lingsetzer, die Gattin des Vorsitzenden des Aufsichtsrates der F.elbertauernstraße Aktiengesellschaft Minister a. D. Sektions- Die Felbert auernstraße Aktiengesell- schaft unter ihren Vorständen Hofrat Dipl.-Ing. Josef Stark und Dr. Kurt Schlik hatte beim Portal Süd eine Red- nerbühne aufgestellt. Um diese Bühne ver- sammelten sich alle „Tauerngeher" - es mögen wohl an die tausend Menschen gewesen sein - um den Worten von Bun- deskanzler Dr. Josef Klaus zu lauschen. Es herrschte bei den Anwesenden eine un- beschreibliche Stimmung der Bereitschaft und gespenstig trafen sich im Antlitz des Regierungschefs die Strahlen von Ost- tirols Sonne, es glänzten die Firnhänge des Tabernitz Kees bis in den dunklen Stollen herein und vermengten sich mit dem künstlichen Licht der Gasröhren. Der Bundeskanzler, dessen Ansprache mehr- mals durch stürmischen Applaus unter- seiner Ansprache am Südportal, daß bei der Durchsehl ags teIle eine sogenannte „Bergklagstrccke" aufgetreten ist. Von der, Arbeitspartie mußte daher zur Sicherung der Gäste beim Durchgang an dieser Stelle das angeschlagene Gestein herab- gestoßen werden, wodurch sich der Ablauf der Feier ab diesem Zeitpunkt etwas ver- zögerte. l)cn Bauablauf bezeichnete Direk- tor Freibauer als sehr gut. Er war durch eine erstklassige Mannschaft begünstigt und würde jeder internationalen Kon- kurrenz standhalten können. chef Dr. Eduard Heilingsetzer. Aus der Gründerzeit der Gesellschaft her st be- kaniit, daß die Ministergattin, welche das Kaiserdorf Going zu ihrer zweiten Hei- mat erwählte, die Idee der unmittel- baren Verbindung von Osttirol mit Nord- tirol, seit 1920 getrennt, schon bei den ersten Gesprächen der verantwortlichen Tiroler Persönlichkeiten mit ihrem Gat- ten Finanzminister Dr. Heilingsetzer, mit echter fraulicher Begeisterung unter- stützte. l)ahci ging es ihr nicht sosehr um die Schaffung einer neuen Nord-Süd- Verbindung als um die Unterstützung der Osttiroler, die ihr als hart arbeitende Ge- birgsleute, welche unbedingt eine unmit- telbare Straßenverbindung mit ihrem Mutterland rfirol zur Aufwertung der Wirtschaft und Hebung des Lebensstan- dardes benötigen, geschildert wurden. Oft mag es in der Geschichte unserem Hei- mat gechehen sein, daß das Wort einer dlen Frau und Mutter die Geschicke um Guten wenden konnte; an der Fel- hertauennstraße haben wir dafür ein neues Beispiel. Beim Südportal des Richtstollens, im vollausgebauten Teil, spielte die Musik- iapelle Matrei unter Kapellmeister To- ias Trost. Nach Ansprache des Landes- hauptmanns von Tirol intonierte diese Xapelle die Bundeshymne und zum Ab- schluß die Landeshymnc. Im Tunnel wirkte die Kapelle überaus stark und klangrein, wie in einem Dom. brochen wurde, würdigte die große Ar- beit, welche hier geleistet wurde und be- glückwünschte die Länder Salzburg und Tirol zu diesem gewaltigen Projekt. In einer beispielhaften Zusammenarbeit wur- de hier eines der schönsten Werke ge- schaffen und mit herzlichen Worten dankte er Minister a. D. Dr. Heilingsetzer, Nationalrat Kranebitter und allen ande- ren, die mitgeholfen hatten, dieses groß- artige Straßenprojekt soweit voranzutrei- ben. Der Bundeskanzler erinnerte auch an das gute Zusammenarbeiten Tirols und Salzburgs beim Bau der Gerlosstraße und wird gerade dieses Zusammengehen dem Straßenprojekt des Felbertauemns in Zu- kunft zugute kommen. Nach der Ansprache des Landeshaupt- mannes von Salzburg Dr. Lechner, wel- Mit 'Musik im Norden und mi Süden Interessante Festansprachen
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