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Von links nach rechts: Der Vorstand der Gesellschaft Hofrat Dipl.-Ing. Josef Stark, Vizebürger- meister Peter Sieberer, Landeshauptmann Ökonomierat Eduard Wallnöfer, Bürgermeister Hermann Reisch, Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. Trentinaglia und der Obmann des Fremdenverkehrsverbandes Altnationalrat Max Werner am Südportal des Felbertauernstraßen- tunnels am Tage des Durchschlages des Richtstollens, dem denkwürdigen 11. April 1964 „Glück auf!" Samstag, 25. April 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Feierlicher Durchschlag des Richtstollens im Felbertauern Weitere 100 Millionen Ifir den Vollausbau Nochmals: Felbertauern, 11. April 1964: die Techniker haben mit wissenschaft- licher Genauigkeit die Länge des Richt- stollens abgemessen. Diese wurde nach den bisherigen Angaben, auf Grund der Kartenunterlagen, mit rund 5200 fest- gestellt. Diese „runde" Zahl genügt nun nicht mehr. Der Stollen ist genau 5183 Meter und 54 Zentimeter lang. Auf das Land Tirol entfallen 3200 Meter und auf das Land Salzburg „rund" 2000 Meter. Hier liegen keine genauen Messungen vor, so daß wir uns mit runden" Zahlen be- gnügen müssen. Diese Strecke wurde von den Ehrengästen auf der Rückfahrt, also von der Osttiroler Rampe zur Salzburger Rampe im „Stollenzug" in 38 Minuten zurückgelegt. Das Interesse Deutschlands an diesem größten Straßentunnel Osterreichs ist sehr groß. Das geht u. a. daraus hervor, daß (las Deutsche Fernsehen schon am Tage des Stollendurchsehlags, welcher um 10.06 Uhr erfolgte, um 20 Uhr in der „Tages- schau' eine kurze Fernsehübertragung brachte, welche von Millionen deutscher Fernsehzuschauer gesehen wurde. Der kaufmännische Vorstand der Fel- her tauerns traße Aktiengesellschaft Dr. Kurt Schlick gedachte am Südportal, wo sich die Ehrengäste aus Osttirol ver- sammelt hatten, zweier Männer, des ver- storbenen Landeshauptmanns Dr. Hans Ts ciii g g f r e y, welcher als Vorsitzender- Stellvertreter des Aufsichtsrates wesentlich zum Baubeginn beigetragen hatte, und des Arbeiters Siegfried Schneider, der in Erfüllung seiner Pflicht im Stollen sein Leben lassen mußte. Einen lebendigen Bericht brachte der „Osttiroler Bote" vorn 16. April 1964 über den Stolleudurchschiag: „Mit Taschentüchern vor der Nase geht es durch den heißenden Spreng- rauh vor zur Durchschlagstelle. Die Mineure sind schon an der Absiche- rungsarbeit. Auf beiden Seiten warten derweilen die Gäste und bekommen ei- nen recht lehrreichen Anschauungs- unterricht von der Schwere und Ge- fährlichkeit der Stollenarbeit. Die Mi- neure schlagen die Spitzen der Berg- hämmer in die Ritzen gelockerten Gneises an der Decke und an den Sei- ten, die Funken stieben unter den kräf- tigen Schlägen, Schweiß rinnt bei einer Temperatur von 22 Grad auch den Zuschauern unter den Helmen hervor, hie und da sackt der eine und die an- dere Zusammen und muß in kühlere und bessere Luft geführt werden. Von den absprungbereiten Steinplatten und -bögen bedroht arbeiten die Männer mit Berghämmern und Brechstangen auf dem Trümmerberg. Tunnelbauleiter Ing. R ö ßl er und Oberschachtmeister Seiwaid geben mit Umsieht und Er- fahrung ihre \Xcisungen. Mut, Kraft und geistesgegenwärtige Geschicklich- keit brauchen diese Männer. Nicht sel- ten streift ein fallender Geste insbrok- ken den 1-lelin oder die Schulter. Der bergschlaggefährdete Abschnitt erfor- dert eine vermehrte Sicherungsarbet, aber nach etwa 30 Minuten können der Bauleiter Süd der Felbertairernstraße A. G. Hofrat Dipi.-Ing. Papseh und Tunnelbauleiter Ing. Rößler dem Bun- deskanzler Dr. Josef Klaus den Voll- zug des Durchbruchs und der Siche- rungsarbeit melden und den Stollen zum Passieren freigeben. Die beiden Vorstände der Felbertauernstraßc Ak- tiengesellschaft Hofrat Dipl.-Ing. Josef Stark und Dr. Kurt Schlick fielen einander vor Freude in die Arme.'- rme." Mit Mit 100 Millionen an den Vollausbau Die Felbertauernstraße Aktiengesell- schaft hat in der letzten Aufsichtsrat- Sitzung den Vollausbau des Straßentun- nels an die beiden Arbeitsgemeinschaften, welche den Richtstollen gebaut haben, für insgesamt hundert Millionen Schil- ling vergeben. Die Arbeitsgemeinschaften wurden von folgenden Firmen gebildet: Im Süden: „Universale", Hoch- und Tiefbau Ak- tiengeselischaft, Wien Baumeister Karl Soravia & Co., Hoch- Tief- und Stahlbetonbau, Spittal an der Dran Baumeister Ing. Franz Isola & Dipl.-Ing. A. Lerchbaumer, Kommanditgesell- schaft, Spittal a. d. Dran, und Allgemeine Baugesellschaft A. Porr, Ak- tiengesellschaft, Wien Im Norden die Arbeitsgemeinschaft STLJAG & RELLA Auf beiden Seiten wurde mit dem Voll- ausbau bereits begonnen. Im Süden war das Vollprofil am Tage des Durchbruchs des Richtstollens bereits in einer Länge von 230 Metern ausgebrochen. Im Nor- den in einer Länge von sieben Meter - zuzüglich der 50 Meter langen Tunnel- röhre aus Beton, welche zum Zwecke der Sicherung des Verkehrs gegen Steinschlag und Lawinen errichtet wurde. Zum Ausbrechen des Vollprofils wird ein aus Stahlträgern zusammengebauter Bohrgerüstwagen eingesetzt, auf welchem mit fünfzehn Bohrhämmern gearbeitet wird. Die Bohrhämmer haben ein Ge- wicht von 35 bzw. 42 Kilogramm. Die Bohrstangen eine Länge von 1,6, 2,4 und 3,2 Meter. Bei einem Druck von 7 atü werden die Bohrstangen mit einer Schub- kraft von 180 Kilogramm in das Gestein getrieben. Von Bauleiter Nord Hofrat Dipl.-Ing. Rupert Grienberger und dem Direktor der Arbeitsgemeinschaft Nord Dipl.-Kfm. Bit terl von i)essenberg wurde erklärt, daß bisher auf beiden Seiten gutes Gestein angefahren werden konnte und daß auch kein größerer Was- serandrang zu verzeichnen war, so daß erwartet werden kann, daß der weitere Bau des Tunnels keine besonderen
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