Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 25. April 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 ßen Werkes schien er sich ebenso zu freuen wie die vom neuen \Ter kehrsweg direkt profitierenden Matreier. Samt dem techn. Vorstand hofrat Dipl.-Ing. Stark, dem Bauleiter Nord, Hofrat Dr. Gren- berger, den Bauleitern der Südseite, DipL-[i.ig. Klima und Dipl.- Ing. Rö ß- 1 er, waren es 65 Personen, die um 10 Uhr von Dr. Schlick, dem kaufmännischen Vorstand der Gesellschaft, verabschiedet wurden und auf dcii Kippwägen der Tun- nelbauer in den Stollen einfahren. Mit zune;hmeiider Temperatur \:er_ stummte das anfiiiiglichie Hallo und Juhui langsam. Nur wenn dann und wann ciii Jachl'» auf die Köpfe niederpiatschte, Übertönte Gelächter das Dröhnen und Rattern des Ziigleins. Einige hundert Me- ter auf beiden Seiten des erst Samstag durchgesprengIten letzten Felsenstücks mußten zu Fuß zurückgelegt werden. Vor dem Trümmerhaufen der Sprengsteile hatte sich ciii kleiner See gebildet, der auf einem schmalen Steg passiert wurde. Das hier aus dem Berg tretende Wasser fühlt sich lauwarm an. Nach Ansicht von Ing. R.ößler ist dies auch die Ursache, daf die Luft in diesem Stollenteil so warm ist. Bekanntlich nahmen Miiieure, nach- dem sich wegen Stillegung der Abpuinp- anlage zu Weihnachten ein See im Tunnel gebildet hatte, ein Bad im Stollen. Sauber werden die davon nicht geworden sein und auch mit dem „Bräuneschwinen' war nichts. Aber das kann man ja über- all. Ein paar hundert Meter unter der Erdoberfläche geschwommen zu sein, ist hingegen eine Sache, mit der hierzulande niemand konkurieren kann, es sei denn, er ist Höhlenforscher. Auf der Nordseite des Stollens wurde es merklich kühler. Das kurze Stück Voll- ausbau am Nordportal vermittelte ciii Bild, wie der Tunnel im Endzustand aus- sehen wird. Als die Besucher von der Tauerns üdsei te wieder Tageslicht umfing, bot sich ihnen das winterliche Bild einer unwirtlichen Felslandschaft. Tiefer Schnee bedeckt noch die steilen Hänge. Matrei—Mittersill 38,4 km Mit tienn Felberhus ging es auf der schon recht passablen Straße, die nur z. T. mit der Trasse der fertigen Felber- tauernstraße übereinstimmt, zu Tal. Alt- bürgermeister Ilo lire gg er von Mittersill lud die Gemeinderäte von Matrei und Eh- rengäste zu einem Glas Wein in sein Gasthaus im Felberial. In Mittersill wur- de der Bus vom Gemeindevorstand des Marktes und vielen Schaulustigen emp- fangen. Unter den Klängen der Musik- kapelle in ihrer schmucken Tracht mit den grünen Joppen, roten Leibehen und blauen Stutzen überreichten die Ingenieure Klima und llößler den beiden Bürger- meistern Berghämmer. Eii der hohen Po- litik. miß trauisch gegenüberstehender Ge- meindeuntertan äußerte die Befürchtung, die Gemeindeoherhiiupter könnten den Besitz dieser gefährlichen Instrumente zur Beherrschung des Gemeinderates verwen- den. Nachdem sich die Gemeimi(leväter begrüßt hatten, folgte das Mittagsmahl im Gasthof. ‚‚Briiiirup', und die Begiehung dies erfreulichen Ereignisses. Bgm. Scharler hol) das Glas auf die gute Nachbarschaft zwischen dcii Gemein- den Matrei und Mittersill, die bisher, ob- wohl geographisch nicht weit auseinan- derliegend, nur durch eine vielstündige Fußwanderung oder umständliche Auto- fahrt Verbindung hatten, nach Fertigstel- lung des neuen Verkehrsweges aber nur mehr eine knappe Autostunde entfernt und somit echte Nachbarn sein werden. Vor 40 Jahren erster Antrag zum Bau der Straße Auch Bgm. Brugger gab seiner Freu- de über die nun endlich erfolgte Durch- stoßung des Tauernmassives Ausdruck, die eine neue Ära für beide Gemeinden eingeleitet habe. Er erinnerte daran, daß der erstc. Antrag zur Erbauung einer Stra- ße über den Felbertauern vor 40 Jahren vorn LA. Obwexer kam und daran, daß Matrei bis 1804 zu Salzburg gehörte und der Felhertauern vor dem Entstehen der modernen Verkehrswege und -mittel eii bedeutender Handelsweg war. i:ür Osttirol komme der neuen Straße auch deshalb besondere Bedeutung zu, weil dem Bezirk durch die Abtrennung Südtirols das wirt- schaftliche Hinterland genommen sei. Durch die Aufstoßung des Tores nach Norden werden die wegen ihrer Abgele- genheit wirtschaftlich unterentwickelten Gebiete entscheidend befruchtet werden. Schließlich sagte er, es freue alle ganz besonders, daß auch Minister a. D. Dr. Heilingsetzer an dieser historischen Fahrt teilgenommen habe. ihm sei der Bau dcr Straße maßgeblich zu danken. An der Verbriiderungsfeier nahm ancii Alt-Nationalrat Werner von Kitzbiihel teil, der den Gedanken der Felbertauern- straße im Rahmen seiner Mögliclikeitn stets energisch förderte und propagierte. Nach einigen Stunden fröhlichen Bei- sammenseins mit den „Pinzgern" fuhr den Bus durch die Ilauptstraßen des Marktes, um die abgängigen Schäflein Matreis in den verschiedenen Gastlokalen. aufzuspii- ren und aufzulesen, wo sie eifrig beim Fraternisieren waren. Es war nicht leicht, die zähen Silzer von dcii gastfreundlichen Mit(ersillern wegzubringen, aber schließ- lich kurvte der Bus doch wieder in vol- ler Besetzung heimwärts. Singe, wem Gesang gegeben Wer will es denjenigen verargen, die diesen für Matrei so bedeutsamen Tag mit entsprechendem Prom.illeaufwand fei- erten. Sie werden nicht so bald wieder eine so gute Ausrede finden, um ihren Durst zu rechtfertigen. Die nächste Ge- legenheit dürfte die Eröffnung der Straße bieten. - Im Tunnel hallte der fröh- liche Singsang von den Wänden wieder, bis die Luft zu stickig wurde. Das wohl- temperierte Wasser verleitete einen dazu, barfuß durch die Pfützen zu waten. Das Kind im Manne? Keineswegs, das Was- ser hat nämlich eine wenn auch sehr be- scheidene Ilei lwi rku ng. Somit tat der Bloßfüßige nur etwas für seine Gesund- heit und gegen vorzeitige isehias. Mit einem Besuch im Matreier Tauern- haus fand der denkwürdige Tag der er- sten Benutzung des Feibertauerntunmnels seinen Abschluß. Um „ins Salzburgische" zu gelangen, braucht man sich also in absehbarer Zeit nicht mehr über dcii Tauern zu bemühen, sondern ganz bequem „unten durch'. Die erste Fahrt war zwar noch etwas schwie- rig und umständlich, doch dafür war es ja eine Pioniertat, von der die jüngeren Teilnehmer in späterer Zeit den andächtig lauschenden Enkeln stolz erzählen werden. Zum Elternabend der Volksschulen Der erste Elternabend für die Eltern der Kinder einer bestimmten Schulstufe am vergangenen Mittwoch war durch fast vollzähligen Besuch durch die Eltern ge- kennzeichnet, wodurch bewiesen wurde, daß die Erziehungsberechtigten das Be- mühen, der Schule und das Opfer der Lehrkräfte zu schätzen wußten. Schul- leiter Peter Bran dstätter gab einen in- struktiven überblick über die Ausrich- tung des Schulwesens, insbesondere den Ubertritt in die nun zweizügige Haupt- schule und die allgemeinbildenden höhe- ren Schulen. in diesem Schuljahr werden erstmals viele Kinder aus den vierten Volksschulklassen in die Hauptschule auf- steigen, da für die schwächer begabten Kinder der zweite Klassenzug eingeführt wird. Volksschullehrer Heinz Schweizer nahm als Klassenlehrer zu einzelnen Fra- gen Stellung und wußte in seinem tref- fenden Erzähistil die Eltern auf die ak- tuellen Probleme hinzuweisen. Durch das treffliche Hauptreferat von Schulleiter Brandstätter und die anregenden Bemer- kungen von Lehrer Schweizer wurde der Abend - obwohl eine ausführliche Dis- kussion ausblieb - ein Erfolg und sollte den Schulleitungen Ansporn auf dem er- folgreich beschrittenen Weg sein. Das Verhältnis zwischen Eltern und Lehrer bedarf sorgfältiger Pflege, denn es geht um das wertvollste Gut, das Menschen besitzen können, um die Kinder, deren Leben sinnvoll und erfüllt gestaltet und vorbereitet werden soll. Erfreulicherweise standen die Lehrkräfte für die Aussprache zu persönlichen Anliegen der Eltern noch nach dem offiziellen Abschluß zur Ver- fügung. Wie wir erfahren konnten, werden EI- ternabende von den Schulleitungen aus weiter betrieben und möglichst regel- mäßig abgehalten. Dies muß mit Dank vermerkt werden. An die Eltern ergeht die Aufforderung, sieh zahlreich zu be- teiligen, wenn die Einladung durch Schul- leitung und Klassenlehrkraft ergeht.
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