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samstag, 9. Mai 1964 Kitzbüheler Anzeiger Junger Mut und solides Können schöpferischer Kräfte Erfolgreicher Bunter Abend der WB zum 1. Mai im Kolpingsaal „Es widerspricht unserer Auffassung und N eltanschauung, den Tag der Arbeit mit Paraden und Parolen zu begehen. Des- wegen haben wir der arbeitenden Bevöl- kerung diesen Bunten Abend zu bereiten gesucht und uns um die Mitwirkung schöpferischer Kräfte aus unserer Mit- bürgerschaft bemüht. Der Abend wurde ohne Erwartung einer finanziellen Dek- kung aus eigener Kraft bereitet und durch die bereitwillig-. Zusage nam- hafter heimischer Gruppen ermöglicht. Ihnen gilt der Dank der Oesterrei- einsehen Jugendbewegung:' Mit diesen Worten charakterisierte Geschäftsführer Hans W i r t e n 1) er g e r Ziel und Zweck des Bunten Abends, der am 30. April 1964 im Kolpingsaal bei gutem Besuch abrollte. Die OeJB hatte in Zusammenarbeit mit dem Ortsaiisschuß des Arbeiter-, An- gestellten- und Beamtenbundes einen ge- selligen Abend vorbereitet und die ein- zelnen Gruppen ernteten für die Auf- tritte viel Beifall. Die Kochfamilie unter Vater Hein- rich Koch gehört schon zum festen Be- stand in vielen Kitzbüheler Veranstaltun- gen, obwohl diese bescheiden auftretende Gruppe als einzige Werbung für sich ihre iiefverwurzelte Liebe zur Musik zu ihrem Können ins Gewicht wirft. In Anbetracht der vielseitigen Beanspruchung in den verschiedenen Berufen und bei der Stadt- musik und der dadurch bedingten gerin- gen Möglichkeit des gemeinsamen Spieles ist das Können der Gruppe beachtlich hoch. Nicht zuletzt verdient auch die pädagogische Leistung von Vater Koch einmal gewürdigt zu werden, bedeutet es Hofbesitzer Anteil an der Allmende, am Gemeindeland, hatte. Wenn sich also ein Zugewandeter um das Bürgerrecht bewarb, so mußte er sich vor- her durch Kauf, Tausch, Einheirat oder Neubau ein Haus erworben, zumindest in Aussicht haben. Dadurch war schon einem allzu schnellen für die Stadt nicht zu- träglichen Wachstum ein Riegel vor- geschoben. Der Inwohner war nicht voilbcrechtig, wohl aber vollverpflichtet, das heißt, er besaß kein aktives und passives Wahlrecht, mußte jedoch die gleichen Lasten wie die Bürger tragen. Bedingung für die Auf- nahme als Inwohner war die Handhabung eines Gewerbes als Geselle und der Be- darf eines Gesellen in seinem erlernten Handwerk. Wie nun die Bürger- und Inwohner- aufnahme in Wirklichkeit vor sich ging, sollen uns einige Beispiele aus der Stadt Kitzbühel zeigen. „An heut dato, den 18 tag aprilis anno 1578, ist Veit Reitermayr, sei- nes handwerchs ein pöck, auf seinen gehorsam bitten und anhalten vor dem herrn bürgermaister und rath und et- lichen der gemain zu ainem inwoliner doch bei allem Talent der Buben eine enorme Mühe, aus Liebhaberei und ohne Hoffnung auf Schau und Geschäft sich dieser Aufgabe zu unterziehen. Das Spiel brauchst zmz ein,& huhe 1 , lueropche Modefarbe: AMLF! = nLeiU verrät ein enges Zusammenstimmen der Auffassungen, wie es in den Familien hinsichtlich der Musik einmal häufig ver- breitet war. Die Pflege der alten Instru- mente wird somit eine hohe kulturelle Aufgabe, für die die Kochfamilie inni- gen Dank verdient. Die Bläsergruppe, der außer den „Kochbuben' Peter, Heiner, Fritz und Andre noch Sepp Oberhauser aus der Lnterleitner Musikerfamilie und Wolfgang Benischek angehören, vereinigt eine kleine Schar begeisterter junger Kön- an und aufgenommen worden. Darauf so hat gedachter Veit Reitermayr dem herrn bü rgermaister Daniel L y ii dl in namen und von wegen gemeiner statt mit mund und handen an aydesstatt angelobt und zuegesagt, das er sich in allen obligen und sachen gegen gemainer statt und iner ganzen bürgerschaft ganz gehorsam, pflichtig und gewertig halten und jede zeit gemainer statt nuz und wol- fart befurdern und derselben schaden und nacht]. warnen und wenden, auch gemainer statt freyheiten vermüg des sta tpuechs beschüzen und beschirmen helfe und sich dawider zu kainer weg nit aufleinen oder handeln wölle. Zum andern hat auch gedachter Veit Reiter- mayr mit ayd giübd zuegesagt und ver-- sprochen, das er sich neben dem pök- kenhandwerch kainer wirtschaft oder solcher gewerbs, das gemainer statt und iren freyheiten zewider ist, weder jezo noch hinfüro nit gebrauchen oder trei- ben, sonder da er zum pöckenhand- wereh, so gemainer statt zewider, an- faren wollte, so solle er, Veit Reiter- mayr, schuldig und pflichtig sein, das pöckenhandwerch aufzulassen. Und oi: alles miti bei ainem handl, es sei bei Seite 3 ner, die sicher noch mehrfach in Erschei- nung treten wird. Das heimatliche Lied, wie es an das Ohr des Publikums „ankommt, scinvung- voll und mit Begeisterung vorgetragen, bieten die ‚.PölldirndIn' Hanni und Leni Gasteiger, die auch bei diesem Auf- treten Beifall und Anerkennung ernteten Das immer häufigere Auftreten des Kolpingchores, aus dem Chormcistcr Flugo Bonatti und Obmann Max Krau- se eine idealistische Sängergemeinschaft mit hoher Zielsetzung gemacht hat, muß dankbar vermerkt werden. Große Chöre, wie sie der Kolpingehor auch bei diesem Abend bot, verlangen energische Proben- arbeit und solides Können. Als Laienehor hat der gemischte Kolpingchor kitzbühel eine beachtliche Höhe erreicht. Walter Swoboda am Flügel ist ein bedeuten- der Könner in seinem Fach, mehr als ein Begleiter im üblichen Sinne. Im Kolping- chor erweist sich auch, welch wertvolle Kulturarbeit durch die Lehrerschaft nach wie vor geleistet wird, stammen doch Chormeister und Pianist sowie mehrere Sängerinnen und Sänger aus dieser Sparte. Bewährte junge Kräfte der Heimat- bühne stellten sich als Theatergruppe der Jugendbewegung vor. Man bedauerte, daß es nur Sketchs waren, die von diesen Könnern geboten wurden. Moidi Keusch- nigg (mit beinaher internationaler Thea- tererfahrung in Kirchdorf und bei der Jungbauern-Theatergruppe in Kitzbühel), Peter Koidl, Stefan Ritter und Georg Berger lebten in ihren Rollen. Peter Koidl, der als unermüdlicher Idealist der Jugendbewegung lange Jahre vorstand, stellte sich damit in seinem ‚;neuen Fach' zur Verfügung. Eine schwere Aufgabe hatte Hermann ainem handwcrch oder ainem andern gewerb, zu verbleiben und sieh in allem, wie ainem erheben inwoner oder bür- ger gebürl und zuegehört, gehorsam- lieb zu erzaigell und erhalten. Hie- neben soll auch er, Reitermayr, den Ernpach oder Schatperg fit mit frein- den vyh besetzen. Allain was er von den grunden, die er allhie im burgfrid hat, flirn mag, dasseib vvh soll und mager wie ain anderer bürger in den Ernpach dreibcn und darinnen für am gaitvyh waideii. Bey disem aufnemen und des Rcitermayrs gethonen glübd sein mit und bey gewesen Sebastian Reitermayr, sein Sreiten Brueder, und Sigmund Schefman, sein procurator und beystand. Actum ut supra gibt geybigelt 17 Gulden Mer is ime Veit Reitermayr aufgela- den, das er innerhalb aines halben jars, von dato seines aufnemens an, amen genugsmen geburtsbrief bringen und vor bürgermeister und rath auflegen solle." So heißt es im Stadtratsprotokoll von Kitzbühel. Jeder, der zum Bürger oder Inwohner aufgenommen wurde, mußte al-
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