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Samstag, 4. Jänner 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 mindestens 2000 gewesen sein - ein echtes und traditionelles Volksgut ver- mittelt. An manchen Abenden kam es zu seltenen Szenen unaussprechlicher Er- griffenheit. Die einfachsten Lieder, die Lieder großer Meister und jene, welche in ihrer Natürlichkeit und Subjektivität 01) ihrer selbst wirken, wurden mit einem Stimmwert vorgetragen, welcher nicht mehr überboten werden kann. Die Zu- hörer hatten den Eindruck, daß die Vor- tragenden selbst von der Echtheit, der Kunst und der Lieblichkeit der Liedworte beeindruckt sind und es als oberste Pflicht auffassen, das Beste zu geben. Und hier sind der Redner viele aufgetreten: „Sin- gen können die Praxm.air, sie singen wie kaum eine andere Gruppe, die je in un- serem Bereich aufgetreten ist. - Erfreulicherweise haben die AnklöpfUr- abende auch Leute besucht, weiche sonst nur im Radio oder im Fernsehen Lieder hören. Leute mit rein technischem Gefühl. von rein ökonomischer Weltanschauung. Sie mußten sich bekehren lassen, daß Geld allein nicht glücklich macht, daß es Leistungen gibt, die mit Geld nicht bezahlt werden können— auch mit Sub- ventionen nicht - und sollten es so- gar Landessubven tioneu oder Zuwendun- gen aus dem sagenhaften Kulturgroschen sein! Über diese Seite erhielt (lic Redaktion einen offenen Brief vom Kitzbüheler „Kummerkasten", einer Institution auf freiwilliger und ehrenamtlicher Basis, welche schon viel Leid lindern und viel Freude erwecken konnte. „Dank an die Anklöpflcr der Prax- der Hüter bestanden in folgendem: Früh- morgens mußten sie das ihnen anvertraute Vieh von der Stadt auf die Weide füh- ren. Die Rinder, die in den Ehrenbach kamen, wurden immer durch die Herden- gasse, die jetzige Ehrenbachgasse, getrie- ben. Tagsüber konnten die Hüter keines- wegs nur auf das Vieh aufpassen, son- dern hatten fleißig die „Scherhaufen (Maulwurfshügel.) einzuebnen, das Was- ser, das sich in den Tümpeln gesammelt hatte, auszukehren, junge Boschen, die dem Weidehügei Abtrag taten, zu schwan- ten und die Reisighaufen zu verbrennen. Weiter mußten sie aufpassen, daß kein Brixentaler von der Fleckaim über den Steinberg herübertrieb oder ein Nicht- befugter Vieh auf der „Gemein" weidete. So um sieben Uhr abends durften sie schließlich heim treiben. Derjenige, der auf die Einhaltung der Stiftordnung zu achten hatte, war der Alpherr oder Alpmeister, seit 1615 der „Zueseher", wie er auch heute noch im Brixental heißt. ihm unterstanden neben den Hütern der Geldeinbringer, der das Stiftgeld und die Strafgelder einheben mußte. Schließlich gab es noch die Wald- meister, die seit 1625 „Holzzuesecher" genannt werden, und zwar je einen für den Schattberg und Ehrenbach und den Jochberg. Sie hatten die Schlägereien im mairgruppe! Eine Gruppe von acht An- klöpflern, flfl der Spitze Herr Tont Praxrnai r, dann Ingrid Pra xmair, Rosemarie S all n ge r geb. Iledienbcr- ger, Maridie Grander, Rosl Mitterer geb. Kcuschnigg, Adolf Haiß, Peter Salinger 1111(1 Peter Lindner brach- ten den vielen Besuchern Weihnachts- stimmung! Den Sanimelerlös gaben sie zur Gänze (1cr Aktion ‚Kuminerkaslen' 11.437.45 Schilling. So habe ich heute die schöne Auf- gabe, von ganzem Herzen zu danken! Der Praxmair-Anklöpflgruppe, Herrn Peter Lindner für die Bereitschaft zum Sarnmcln, allen Gastwirten fL r die liebe- volle Schmückung der \Veihuachts- stuben, Herrn Hans Hauser (Reith), er hat uns nicht nur mit seinem Auto Erstmals wieder nach vielen Jahren hat der 1. Nordtiroler Trabrennverein un- ter Max \\ erner jun. wieder die Mög- lichkeit, eine Pferdesportveranstaltung mi [iLIedl-Vogl-Feld - also im Zentrum von Kitzbühel - durchzuführen. Diese Fel- der liegen so günstig, daß ein Großteil der Bewohnerschaft und somit auch viele F:emdengäste, sozusagen vor der eigenen Haustüre ein rassiges „Gasselfahren" er- leben können. Den Besitzern und Päch- tern der Felder sei schon auf diesem Wege für ihr Entgegenkommen der Dank ausgesprochen. Gameindewald zu überwachen und die Aifgaben unserer heutigen Förster zu er- 1 Ellen. Nun wollen wir uns ein wenig die Stiftordnung und ihre Aenderungen an- sehen. Bei der Stift am Sonntag nach Georgi (4. April) wurde einhellig beschlossen, daß kein Vieh eines fremden Bauern oder Bergwerksverwandten, weder Pferde auf den Jufen noch Kühe oder Jungvieh in den Schattberg oder Ehrenbach, ein- getrieben werden darf, weil die Gräser kaum für das Bürgervieh ausreichen. Dem entspricht eine weitere Bestimmung, die besagt ‚daß kein Bürger mehr als zwei Kähe weiden kann. Dazu kam aber eine Ergänzung in der Weise, daß demjenig.m, der in viel Arbeit steckt, drei bewilligt werden sollen. Diese Maßnahmen sind verständlich, wenn man das starke Anwachsen der aufgetriebenen Rinder betrachtet. 1574 weideten nur etwa acht Rinder auf dem Schattberg. 1583 wurden schon 90 Rinder in den Ehrenbach gestiftet, 1598 waren es 108 für Schattberg und Ehrenbach. Bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts wuchs die Gräserzahl immer weiter an: Im Jahre 1684 wurden 283 Rinder, 17 Pferde und 25 Ziegen aufgetrieben. Dann sank sie wieder ab. Das Ansteigen hat von Ort zu Ort geführt, sondern sich auch sonst sehr nützlich gemacht! So sag ich allen ein Vergeltsgott! Die Hilfe des Kummerkastens konn- te wieder vielen Weihnachten zum Fest machen. Beschämt stand ich oft vor diesen armen Leuten, weil der Dank nicht mir gelten darf, sondern eben ‚allen', die geholfen haben. Viele Spen- den kamen von Ungenannt und das Vertrauen zu unserer Kummnerkasten- Arbeit macht das Helfen so leicht. Kitzbühel ist hierin bestimmt bei- spielgebend! Die Weihnachtsbotschaft: ‚Die anderen armen und kranken Mit- menschen nicht zu vergessen' bekam bei uns wieder ihren Sinn! Gesundheit und viel Erfolg wünscht allen Mitarbeitern Käthe PikL' Das Rennprogramm: Sonntag, 5. Jänner 163: 13 Uhr Platzkonzert der Stadtmusik un- ter Stadtkapellmeister Sepp Gastei- ger 13.30 Uhr festliche Auffahrt zum Renn- leid unter Vorantritt der Stadtmusik; es folgen eine Haflinger Reitergruppe und soweit es die Schneeverhältnisse erlauben, ein Noriker-Trachtenscl1litten- zug mit Gespannen aus Tirol und dem benachbarten Pinzgau. 14 Uhr Rennbeginn wahrscheinlich seine Ursache in der re- gen Bergbautätigkeit, die die Bürger dazu anspornte, sich auch am darin gedingten großen Absatz an landwirtschaftlichen Er- Zeugnissen zu beteiligen. Im Jahre 1612 wurde bestimmt: Wer nicht bei der Stift .rscheint oder einen Stell\ertreter schickt, der soll das doppelte Stiftgeld bezahlen. Denen, die zum „Haagen, Schweten, Reuten und anderen Arbeiten" nicht er- scheinen oder niemanden dazu befehlen, soll das Vieh sofort abgetrieben werden. Die am Schattberg oder an anderen Orten Holz geschlagen und dabei nicht aufgeräumt haben, denen soll das Vieh, bis nicht aufgeräumt ist, nicht hinauf- gelassen werden. 5. Die Metzger dürfen nach Bartholomä (24. August) keine Schafe, Böcke oder Ziegen auf die Schattberg Gschößwiesen oder anderswohin treiben. Wenn es ihnen aber gestattet wird, so sollen sie nicht über die Böden, sondern durch das Haus- bergtal auf den alten „Gaißweg" mit „be- huetem Stab" treiben oder treiben lassen. Wer dies nicht befolgt, der wird mit einer entsprechenden Geldsumme bestraft. Eine ausführlichere Stiftordnung kön- nen wir aus dem Protokoll der Stift vom 28. April 1647 entnehmen. Sie lautet: Gasselfahren in Kitzböhel mit Stcrndurdbesetzwig Alle Pferderassen am Start - Die Sieger von St. Johann im Vordergrund das Interesses
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