Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 16. Mai 1964 Kitzbilheler Anzeiger Seite 11 Von der Feuerwehr-Bezirkstagung in Schwendt Feldmesse und Gerätehausweihe durch Pfarrer Koltan Am Christi-Himmelfahrtstag, 7. Mai 1964 fand beim Schwendterwirt in Schwendt unter dem Vorsitz von Be- zirkskommandant Peter Wieser der 73. Bezirks-Feuerwehrtag statt. Der Tag be- gann mit einer Feldmesse vor dem neuen Feuerwehrzeughaus, zelebriert von Pfar- rer Josef Koltan, bei welcher die Bun- desmusikkapelle Schwendt unter ihrem neuen Kapellmeister Leonhard Widauer aus dem Kaiserdorf Going, jetzt Schmi- dingbauer in Schwendt, die deutsche Messe von Haydn aufführte. - Pfarrer Koltan hielt eine richtige „Feuerwehrpredigt" mit Motiven aus der Legende des hl. Florian und der seit jeher durch die Freiwilligen Feuerwehren gepflegten Hilf s- bereitschaft und Kameradschaft. Der Auf- marsch zur Feldmesse erfolgte in einem geschlossenen Zug. Voran die Musik- kapelle, gefolgt vom Pfarrherrn und den Ministranten, den Ehrengästen, an der Spitze Landtagspräsident Kommerzialrat Johann Obermoser, dem Bezirks-Feuer- wehrkommando, den Feuerwehrabordnun- gen mit Fahnen und der Schuljugend, geführt von Schuldirektor Thomas Wör- götter. Bürgermeister Georg Guggenbichler, der mit seinem gesamten Gemeinderat an der Feier teilnahm, hielt folgende An- sprache: „Hochwürdigster Herr Pfarrer, sehr geehrte Festgäste, liebe Feuerwehr- kameraden, liebe Mitbürger! Wir ha- ben uns heute am Himmelfahrtstage in unserem schönen Schwendt zusam- mengefunden, um unser neues Feuer- wehrhaus mit dem landwirtschaftlichen Stützpunkt feierlich einzuweihen. Die Entwicklung unserer Zeit macht im all- gemeinen die Erbauung voll gut ein- gerichteten Feuerwehrhäusern immer dringlicher und so mußten auch wir in den letzten Jahren darangehen, un- ser altes Gerätehaus durch ein moder- nes zu ersetzen. Für eine so kleine Gemeinde mit knapp 500 Seelen bedeutete diese Auf- gabe eine große finanzielle Belastung und wir waren daher genötigt, die über- geordneten Stellen um Zuschüsse und Darlehen zu gewinnen. Als Bürgermei- ster danke ich im Namen der Gemeinde Herrn Landtagspräsidenten Kommer- zialrat Johann Obermoser und Herrn Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. Trentinaglia für ihre Hilfe. Ich danke auch dem Obmann der Landeslandwirtschaftskammer Landtags- abgeordneten Bürgermeister Leonhard Manzl und dem Landesfeuerwehr- verband und nicht zuletzt allen Bürgern unserer Gemeinde, denn jeder Haushalt hat dazu beigetragen, daß das neue Haus vollendet werden konnte. Ich ge- be mich der Hoffnung hin, daß sich alle Mühe gelohnt hat und das Haus sich zum Wohle der Allgemeinheit be- währt. Und nun zu unseren Feuerwehr- männern! Die Feuerwehr ist eine Ein- richtung des Selbstschutzes für die Ge- meinde und wird vom Idealismus ihrer Männer getragen. Jedes Kind kennt den Feuerwehrmann und weiß um dessen hohe Aufgaben im Dienst der Näch- stenliebe. Wenn die Feuerwehr auch eine Korporation mit strenger Selbst- zucht und Disziplin sein muß, so sieht die Bevölkerung in jedem Feuerwehr- mann doch den unmittelbaren Freund und Kameraden im dörflichen Leben. Diese Verbundenheit erweist sich bei allen Anlässen; bei Festen und bei Be- gräbnissen. Möge der Herrgott unser Feuerwehr- haus segnen und beschützen. Das Be- wußtsein ein neues Feuerwehrhaus und eine gut ausgebildete Feuerwehr zu ha- ben, an der Spitze Kommandant Franz Schwaiger, läßt die finanziellen Op- fer leichter überwinden und gibt der Bevölkerung Geborgenheit und Sicher- heit. Unserer braven Feuerwehr soll das Haus neuen Ansporn bedeuten, den Ausbildungsstand ständig zu verbessern und der heranwachsenden Jugend als anziehendes Beispiel zu wirken. Gerade die Jugend ist zum Dienste bei der Feuerwehr, wo Idealismus, Selbstzucht und Kameradschaft in hohem Maße vorhanden sind, besonders geeignet. Ich appelliere daher an die Jugend, unse- rer \\ehre beizutreten und die Aus- bildungskurse zu besuchen. Gott möge es verhüten, daß Schwendt je eine Katastrophe heimsuche. Sollte es dennoch geschehen, so möge die Feuerwehr in vollem Einsatze ihre hohe Aufgabe im Dienste der Gemeinschaft erfüllen. Deshalb haben wir auch das neue Gerätehaus, in dem alles seinen Platz und seine Ordnung hat, erbaut. Der landwirtschaftliche Stützpunkt möge dem Ort der ständigen Weiter- bildung unserer Landjugend und al- len, die sich für die Landwirtschaft interssieren, dienen. Es erscheint mir sehr wichtig, daß sich gerade unsere Bauernjugend immer wieder Anregun- gen geben läßt und sich die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten aneignet, um im schweren Konkurrenz- und Le- benskampf bestehen zu können. Der Stützpunkt hat schon bisher gute Dien- ste geleistet und hat somit seine Not- wendigkeit bewiesen. Ich bitte nun den Pfarrherrn die Weihe des Hauses vorzunehmen und lade alle Ehrengäste und alle Mitbür- ger herzlichst ein, dieses zu besichti- gen. Heute ist das Haus für alle offen. Den Männern der freiwilligen Feuer- wehr, denen wir jederzeit die gebüh- rende Wertschätzung und Unterstüt- zung bekunden, rufe ich den traditio- nellen Gruß Gut Heil zu!" Nach der Weihe erfolgte der Vorbei- marsch vor den Ehrengästen, welche vor dem Gasthof „Mairwirt" Aufstellung ge- nommen hatten. An der folgenden Ta- gung nahmen außer den bereits genann- ten Ehrengästen noch folgende Persön- lichkeiten teil: Amtsrat Hans Brett au er als Vertreter des Bezirkshauptmanns, zwölf Bürgermeister und zwei Vizebür- germeister aus den Bezirksorten, Landes- feuerwehrkommandant Dipl.-Ing. Anton 0 r gier, Landesfeuerwehrinspektor Regie- rungskommissär Dipl.-Ing. Anton Huter, Bezirksgendarmerieinspektor Josef K r i s- m er, Feuerwehrbezirksinspektor Sepp Gran der, Innuiigsmeister Isidor Huber und die Bezirksfeuerwehrkommandanten von Zell am See, Kufstein und Tmst. Bericht wird fortgesetzt! Kirchdorf setzt eine eigen- artige Kunsttradition fort Der Erweiterungsbau der Volksschule Gasteig, Gemeinde Kirchdorf, hat durch einen modernen Fassadenschmuck von Professor Heinrich Tilly seinen künstle- rischen Effekt erhalten: In flächigen Formen und kräftigen Farben zeigt ein Fresko einen Schüler, der von einigen Symbolen aus dem Lernbereich umgeben ist. Das in siche- rer Strichführung hingeworfene Gemäl- de gibt der modernen Architektur eine homogene Bereicherung. Traditionell aber dürfte mit diesem letzten Kunstwerk der Umstand geworden sein, daß Kirchdorf seine Künstler aus Telfs im Oberinntal verpflichtet, obwohl bewußt überhaupt keine Beziehungen zwi- schen diesen beiden Orten vorliegen. So malte im Jahre 1816 (siehe Prof. Matthias Mayer „Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg, Band V": Kirch- dorf-Waidring) der berühmte, aus Telfs stammende Klassizist Josef Schöpf die Deckenfresken der Pfarrkirche zu Kirch- dorf, als diese nach dem Brand von 1809 wiederaufgebaut wurde. Josef Schöpf hat- te vorher 1803 die Antoniuskapelle von St. Johann mit Fresken geschmückt. Si- cherlich wurde er bei dieser Gelegenheit auch bei Pfarrer Poiger von Kirchdorf bekannt und hat dann dahin einen „Ab- stecher" gemacht und so dem Ort „ein Stück Kultur hinzugefügt". Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges schuf der Teifser Bild- hauer und Maler Professor Andreas Ein- berger, der neben Egger-Lienz und Al- fons Walde zu den markantesten Künst- lerpersönlichkeiten Tirols zählt. Mit dem neu geschaffenen Gemälde von dem ebenfalls aus Telfs stammenden Pro- fessor Tilly ist die künstlerische Verbin- dung zwischen Kirchdorf und Telfs in ein traditionelles Stadium getreten. Kirchdorf als Mäzen und Telfs als Geburtsort be- deutender Künstler haben somit unbewußt eine kulturelle Ergänzung gefunden.
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