Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 30. Mai 1964 Geht, Ihr seid gesendet Abschlußfeier an der Haushaltungs- schule Weitau, St. Jahann in der wunderschönen Kirche zu Spi- tal auf der Weitau gestaltete eine frohe Schar junger Mädchen den Gottesdienst. Sie wollten damit dem. Herrgott den Dank für ein so gut gelungenes Schuljahr ab- statten. Der Kaplan der Haushaltungs- schule II. lt Prof Strasser stellte seine Predigt an die scheidenden Schülerinnen unter den Gedanken: „Ite missa est - Cclii, ihr seid gesendet." in ergreifenden Worten sprach er von der religiösen Formung der Mädchen an der Schule und der damit verbundenen Verpflichtung für die Gemeinschaft, in der Familie und im Dorf. „Bleibt frohe, junge Menschen, Eurer hohen Aufgabe und Eurer religiösen Formung bewußt, seid gesendet zur Verchristlichung unserer Gemeinschaft." Anschließend an den Dankgottesdienst wurde die Abschlußfei.er im Speisesaal der Haushaltungsschule fortgesetzt. Der Direktor der Schule Dipl.-Ing. Ludwig Partl konnte eine ansehnliche Zahl von Gästen begrüßen, die durch ihre Anwe- senheit die Schule auszeichneten: den Präsidenten des Tiroler Landtages Komm- Rat Johann Obermoser, den Leiter des landwirtschaftlichen Schulwesens OBR. Dipl.-Ing. Widner, die Landesbäuerin Frau Anna Flechenberger, Altbezirks- obmann Ok.-Rat Baß, Bezirksobmann- stellvertreter G rander. Aus dem Bericht war zu entnehmen, daß im abgelaufenen Schuljahr alle 36 Mädchen, die die Schule aufnehmen kann, bis zum Ende durchhielten. Die Schüle- rinnen stammten vor allem aus den Be- Der heurige Frühling ist für die Er- forschung der ältesten Geschichte Kitz- bühel und seiner Umgebung von großer Bedeutung. Anläßlich der Eröffnung ei- ner Erdgrube für den Bau eines Swim- mingpools auf dem Ansitz des Dr. Mat- thew T. M eiio n am Lebenberg, Par- zelle 3108/3, konnten mindestens drei urnenfel derzeitliche Brandgräber an- geschnitten werden. Der Fund wurde am 18. April 1964 von dem Kitzbüheler Phi- losophiestudenten Manfred Rupert (Univ. Innsbruck )entdeckt und sofort gemeldet. Die Stadtgemeinde setzte davon den ober- österreichischen Universitätsprofessor Dr. Richard Pittioni, Vorstand des Insti- tutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, in Kenntnis, der zu- sammen mit dem Vertreter des Bundes- denkmalamtes cand. phil. Clemens Eib- ner am 22. und 23. April die Fund- bergung durchführte. Unabhängig davon entsandte das Tiroler Landesmuseum Fer- dinandeum den Kustos der vor- und früh- geschichtlichen Sammlung Frau Dr. Lise- lotte Plank und Fräulein Christine Leit- zirken Kufstein und Kitzbühel sowie eine aus dem Außerfern und zwei aus dem oberen Pinzgau. Die Mädchen kamen aus gesunden Familien mit mehr als fünf Kindern im Durchschnitt. Neben Mädchen aus dem Bauernstand waren auch sechs aus nicht bäuerlichen Kreisen. Die Schule nimmt auch diese Mädchen gerne auf, da damit eine positive Verbindung zu den anderen Berufsgruppen hergestellt werden kann, zum besseren gegenseitigen Ver- ständnis. Der dreifachen Bildungsaufgabe versuchte die Schule in bestmögliche'r Weise gerecht zu werden. Der theoretische und praktische Unterricht wurde durch Vorträge und Kurzkurse an der Schule und vor allem auch durch Fachexkur- sionen zu genossenschaftlichen und bäu- erlichen Betrieben ergänzt. Das Allgemein- wissen fand sinnvolle Vertiefung durch Vorträge an der Schule und durch den Besuch der Vorträge des katholischen Bil- dungswerkes. im religiösen Bereich ge- stalteten die Mädchen jeweils die Sonn- tagsmesse, erlebten vollzählig die drei- tägigen Exerzitien mit und nahmen sehr zahlreich an den wöchentlichen Helfer- kreisen teil. Aus den Schulfeiern ragte vor allem der Elterntag heraus, der für die Eltern, Schülerinnen und vor allem auch für die Schule ein tiefes Erleben der großen Gemeinschaft war. Die Schul- ausstellung am 1. Mai besuchten über tausend Menschen aus nah und fern, die der Schule höchstes Lob spendeten. Die Lehrfahrt am 8. und 9. Mai führte durch das Oberinntal nach Bregenz-Mainau und über den Bregenzer Wald und das Lech- tal wieder zurück. Die Schülerinnen er- lebten dadurch die verschiedensten Le- bensbereiche unserer Nordtiroler Heimat zier, die bei der Fundbergung tatkräftig mitwirkten. Die Fundstelle liegt auf einer Vor- terrasse des Lebenbergs, der von der Wis- senschaft schon lange als „fundverdäch- tig" angesprochen wird. Denn der Name „Lebenberg" mit dem Wortstamm „leb-" schließt sich an ähnliche Namen an. Ge- ineindelebarn, Langenlebarn in Nieder- österreich und Maria Lebing und Lebing- anger in der Oststeiermark 'enthalten die gleiche Silbe, die mit dem althochdeut- sehen „hleo" zusammenhängt. Dieses Wort aber bedeutet „Hügel" im Sinne von Grabhügel oder Grenzhügel. Es ist nun eine alte Erfahrung der Urgeschichts- forschung, daß alle Orts- und Flurnamen, die die genannte Silbe enthalten, auf ur- zeitliche Grabanlagen hinweisen. Die prachtvollen Funde aus dem ältereisen- zeitlichen Grabhügel von Gemeindelebarn sind die eindrucksvollsten Bestätigungen dieser Erfahrung; diese Bestätigung wird nun in dem Fall „Lebenberg" in Kitz- bühel glücklich fortgesetzt. Die Brand- gräber von Kitzbühel gehören jedoch ei- und lernten die wichtigsten Kulturstätten durch Besichtigung kennen. Neben dem reinen Unterrichtsprogramm an der flaushaltungsschule waren die Lehrkräfte noch bei verschiedenen Kur- sen und Vorträgen eingesetzt. Von Ok- tober bis Mai fanden an der Schule noch 22 außerschulische Veranstaltungen mit über 700 Teilnehmern statt. Darin wird deutlich, daß die Schule Weitau heute schon ein echtes Bildungszentrum der bäuerlichen Welt geworden ist. Direktor Partl schloß mit aufrichtigem Dank an das Land Tirol für die so vor- bildliche Ausgestaltung und Unterstützung der Schule. Weiters galt der Dank der Landesi andwirtschaftskaminer und den Bezirkslandwirtschaftskammern Kitzbühel und Kufstein für die fruchtbare Zusam- menarbeit. Die Schülerinnen spielten das Stück „Die treue Magd" - darin wird ein Stück bäuerlichen Lebens und bäuer- licher Gedankenwelt sinnvoll vor Augen geführt. Im Anschluß daran überbrachte ()BR. Dipl.-Ing. Widner die Grüße des Landeshauptmannes Ok.-Rat Walinöfer. Er zeigte das Bildungsanliegen der landw. ilaushaltungsschulen auf und sprach Di- rektion und Lehrkräften der Schule herz- liche Worte des Dankes und der An- erkennung aus. Die Landesbäuerin von Tirol, Frau Ile- henbcrger, sprach über die Aufgabe der Mädchen draußen auf ihren Flöten. Als ganz besonders vordringlich nannte sie die religiöse Bildung der bäuerlichen Ju- gend und den Sinn für eine gute Nach- barschaft. Präsident Obermoser forderte die Schü- lerinnen auf, das an der Schule Erlernte und Erlebte bestmöglich in die Tat um- i:em noch älteren Abschnitt der Urzeit an als jene von Gemeindelebarn und zwar der Bronzezeit von 1200 bis 1100 vor Christi Geburt. Das Grab 1 lag in der Nordwand der Baugrube und wurde vom Baggerlöffel bis auf einige Zentimeter angeschnitten. Die unterschiedliche Färbung von Erde und Sand und vor allem die in nur 40 Zentimeter Tiefe sichtbare Schichte von ausgelegten Rollsteinen veranlaßte den Fnder Manfred Rupert, der schon seit Jahren jede Erdbewegung am Lebenberg mit Interesse verfolgt, zu den ersten Schabarbeiten. Schon das Berühren der Erdschicht mit der Hand genügte, um die Sd. hul 1er des Leichenbrandbehiilters ans Tageslicht treten zu lassen. Da diese li..ndsteIle bis zum Eintreffen der T5_ serischaftler unberührt blieb, - leider war (lies bei dcii Gräbern 2 und 3 nicht der Fall - konnten diese die Bergung nach einem klassischen Schulbeispiel vorneh- men. Die einzelnen und wichtigsten Pha- sen der Bergungsarbeiten wurden von Stadtbaumeister Ing. Bernhofer in Farb- lichtbildern festgehalten. Die Bilder wie auch die von cand. phil. Clemens Eibner angefertigten Skizzen werden dem Landes- museum zu Schul- und Lehrzwecken zur Urnenfelderzeitlidie Brandgröber am Lebenberg in Kitzbühel Die „Wissenschaft vorn Spaten" in das zweite Jahrtausend vor Christi vorgestoßenl
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