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Samstag, 6. Juni 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 ! Christi Haas- auf laas au der Haute Route Mitglieder der Edelweißgilde Kitzbiihel. die Gildenbrüder Bergführer Lois Jöehl, Richard Schlehmajr und Was tei Staner luden die Skiweltmeisterin und Oivmiiia- siegerin Christi Haas zur Durchquerung der \Vestalpeii auf Ski von Charnonix bis Sass Fee ein. Diese Tour ist wohl die gevaRigste ihrer Art. in kurzen Worten nun der Verl.iuf dieser Tour: 6. Mai: Fahrt per Auto Kitzbühel—Cha- inoui x. Mai: Mit Seilbahn zur Aig du Plan, von dort auf die Grand-MuIets-FEüte. 8. Mai: 2 Uhr früh Aufstieg zur Vallot- Hütte (Biwakschachtel 4200 in - 5 Stunden). Wegen Sturm, der von 7 Uhr früh bis 16 Uhr andauerte, Besteigung des Montblancgipfels nicht möglich, da- her Abfahrt über Dorn du Center, 400() Meter, bis zur Mittelstation und mit Seilbahn nach Chamonix. 9. Mai: Mit Auto nach Argentier, dem Ausgangspunkt des hohen Weges. Mit Seilbahn auf den Col des Grands Men- lets, dann zur Refug. d'Argentiere bei Hegen und Schneetreiben. 10. Mai: Bei herrlichem Wetter über Co[ du Chardonett zum Fenetre de Sateina und Fenetre du Chamois, von dort Ab- fahrt nach Champex (1500 m Höhen- unterschied), anschließend mit AutoLus nach Bourg St. Pierre (1632 in). 11. Mai: Aufstieg auf die \Talsre:,_LUitte, diese liegt auf 3030 m (ilöhenun(Lr- schied 1400 m). 12. Mai: über den Plateau du Coleir (3661 m) zum Col du Sonadon. Ab- fahrt zur Gab. de Chanrion und Auf- stieg auf die Gab. des Vignettes über den zirka 10 km langen (Jtternina-GIet- seher. (Gehzeit von 3 Uhr früh bis 17 Uhr ohne wesentliche Unterbrechung bei sonnigem Wetter.) Mai: Auf den Co] de lEvequc (3392 Meter) weiter zum Co]. du Mont Bruk und Col de Valpel!ine (3568 m). Ab- stecher zur Tete Blanche und Tete Val- pelline. Am Matterhorn vorbei nach Zmutt und Zermatt. Mai: Von Zermatt zur Monte-Rosa- Hütte (2795 m). 13. Mai: Auf die 1)ufourspitze (4634 m, das ist der höchste Berg der Schweiz). Abfahrt zur Monte-Rosa-Hütte. Mai: Zumsteinspiizc - Signalkuppe (4556 in) Ludwigshöhe (4000 m). Mai: Von Moffle-Rosa-I-Iülte über den Stockhornpaß (3398 m) Gima di Tazzi (3804 in). Adlerpaß Strahihorn (4190 m) zur Britanniahjjtte (3029 fll') nach Sass Fee und zurück nach Ghamonix. Mai: Chamonix—Kitzbjjhel. Es wurden sechs Gipfel über 4000 und mehrere iii)cr 3000 Meter erstiegen, 24 Gletscher und zehn Hochjoche überquert. Gesamtstrecke 10 Kilometer. Daß Christi Hans eine hervorragende Skirennfahrerin ist, weiß die ganze Welt, daß Christi auch im alpinen Skilauf und im Bergsteigen Spitzenleistungen vollbrin- gen kann, hat sie durch die Teilnahme an dieser Tour bewiesen. Sie war groß in Form und konnte auch das Aufstiegs- tempo der wackeren Gildenbrüder halten. Die Gildenbrüder Pepi Graswaiider, Bergführer Richard Gintsbcrger und Ing. Luis VigE konnten diese Tour eine Woche vorher ebenfalls erfolgreich beenden. Hulala Edelweißgilde Kitzbüliel gesetzt - erst nach 18 Uhr abfahren zu lassen, hat sich ebenfalls bewährt, denn erfahrungsgemäß ereignen sich die mei- sten Unfälle in der Dämmerzeit. Bei der am 1. Dezember am Patscher- kofe 1 durchgeführten Landesversammlung wurde Toni Werner als Vertreter des Tiroler Unterlandes in den Landesaus- schuß gewählt. im Frjihwinter wurden mehrere \Vinter- schulungen abgehalten. Freiwillige ließen sich unter den Schneemassen begraben und dann von den Lawinensuchhunden aufspüren. Diese Schulungen fanden am Kitzbüheler Horn und am Kuhkaser statt. Es wurden Schneelöcher bis zu einer Tiefe von 2,80 Meter gegraben. In das Loch wurde eine Decke geworfen, dann sprang ein Bergrettungsmanii nach und das Loch wurde mit Schnee zugeschüttet. Der Hundeführer und der Lawinensuchhund mußten diese Aktion weitab von einer Sicht- oder Schallverbindung abwarten. Die Lawinensuchhund.e „Astor" und „Rolf" fanden die Opfer stets in Kürze. So ein freiwilliges Schneegrab und die daraus gezogenen Erfahrungen haben dem Berg- retturigsmann Seppei Gintsberger in diesem Winter schon das Leben gerettet. Dieser „Fall" läßt sich einfach nacherzäh- len: .‚Gintsberger wollte an diesem Win- terabend mi ‚Schlußdienst' mit seinen zwei Kameraden ein neues Schneebrett abfahren, Dieser seltene Lawinenschutz wird von den Kitzbüheler Bergrettungs- männern schon seit Jahren mit Erfolg geübt. Die Männer fahren (las Schnee- brett am obersten Teil mit den Skiern an und drücken es mit einem gekonn- ten Geländeschwung ab. Wenn dann die Staublawine quirlend und staubend im menschenleeren Raum in die Tiefe fällt, fährt der Bergrettungsmann in sausender Fahrt in das sichere Gelände hinaus. Ein gewisser Stolz erfüllt ihn auch und das mit Recht, denn vor dem nächsten Schneefall kann hier nichts mehr passieren und er hat einen idealen Lawinenschutz in die Tat umgesetzt. An diesem Abend aber wollte das Schneebrett trotz mehrmaligen Versuchs nicht in die Tiefe. In der Absicht, den Versuch am Morgen zu wiederholen, fuhren die Bergrettungsmänner den Hang hinab. indessen löste sich das Schneebrett selbständig und Gintsber- ger wurde von den Schneemassen er- faßt und mitgerissen. Er ruderte wie ein Schwimmer im beweglichen Schnee und versuchte dabei ans Tageslicht zu kommen. Dies war ihm aber nicht mög- lich; im Gegenteil von den rasch in den Graben Stürzenden Schneemassen wurde ihm der eine Handschuh samt dem Skistock entrissen und die andere Hand an den Körper geklemmt, so daß er diese nicht mehr bewegen konnte. Mit der nun bloßen Hand machte er laufend Kreisbewegungen vor Nase und Mund, so, wie er dies beim freiwilligen Schneegrab gelernt hatte. Diese Bewe- Freiwilliges Schneegrab als Lebensretter Von der Tätigkeit des Bergrettungsdienstes Kitzbühel Neue Ortsstelle in Scheffou am Wilden Kaiser Am 2. Mai 1964 fand im Gasthof Am 2. November wurde in Scheffau Straßhofer in Kitzbühei die Jahreshaupt- eine neue Ortsstelle gegründet. Die Ein- versammlung des Bergrettungsdienstes schulung erfolgte durch Obmann Toni kitzbühel statt. Obmann Toni Werner Werner und Stellvertreter Pepi Graswan- leitete selbst die Versammlung, obwohl er der. Die Ortsstelle Scheflau hat im ver- sieh eine Woche vorher am Falkenstein gangcnen Sommer selbständig und mit in ischau einen Fuß brach und er daher Erfolg Bergungen und Suchaktionen im zur Versammlung im „Gipshaxn" - sein Wilden Kaiser durchgeführt. 16. in seinem Bergsteigerleben - erschei- Mit dem Aufbau der Teiephonleitungen neu mußte. Mit Freude konnte er Bür- wurde ebenfalls schon im November v. J. germeister Hermann Heisch und Berg- begonnen. Dies hat sich als sehr günstig rettungsarzt Dr. Rudolf Hengl und fast i erwiesen, denn die Leitungen konnten im alle 53 aktiven Bergrettungsmänner be- 1 schneefreien Gelände sehr günstig aus- grüßen. gelegt werden, so daß im Winter fast Dem Tätigkeitsbericht entnehmen wir, keine Störungen zu verzeichnen waren. (laß die Ortsstelle Kitzbühel im abgelait- Die neuen Telephonverbindungen von fenen Jahr 255 Bergungen durchzufiih- Oberreintal auf das Kitzbüheler Horn und ren hatte. 150 am Hahnenkamm, 55 am von der Bichlaim über die Brunneraim Horn. 36 im Bereich der Skiwiese und zur Talstation haben sich bestens bewährt. 14 von der Bichlalm. Der vergangene Die erstmals im vergangenen Winter Winter war ein Idealfall, denn im Vor- 1 durchgeführte Ubung, die hauptamtlichen jahr waren es 398 Bergungen. Bergrettungsmänner - es waren 16 ein-
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