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P. b. b ErscbeinuHgort und Verlagspostamt Kitzbühel (5ümtaq, 20. Zuni 1964 JßreiA 1.2) '3cbiflinj, 3abte6be3ugggebübr 50.— (5 15. ajreonu, flr. 25 a., 20 torcntina ®o., 21. 21E0 fl• 22. berlari i.. 23. beItraub Mi., 24 3oI)cu1n b. Z. so., 25. 2BiIjeIm er., 26. Zofj. U. 3auE Johann Obermoser ein Siebziger Landtagsprsident KommerLialrat Jo- hann Oberm3ser erblickte am 19. Juni 1894 in Waidring auf dem sogenannten Durlergütl das Licht der Welt. Sein Va- ter, Alois Obermoser, war Sciuhmacier- meister und I3auer; am Durlergütl wur- den Sommer und Winter fünf Stück iin- der gefüttert. Das Geschlecht der Ober- moser saß einstens auf dem Bauernhof „Obermoos" in Brixen im Thale und nahm auch von diesem Hof den Namen an. Neun Generationen der Ahnen des Jubilars lebten und wirkten als Hand- werker und Bauern in Kitzbühel und zwei in St. Johann. Der Vater des Ju- bilars, dessen Wiege noch in St. Johann stand, kam als vierjähriges Büabl zum Schuhmacher Zaggl nach Waidring und wurde von diesem, der kinderlos war, als Ziehkind aufgenommen. Er übernahm auch das Handwerk vom Ziehvater; in den 80er Jahren erwarb er dann das Durlergütl und wurde wieder Bauer wie sein Ahne Christian Obermoser, welcher 1623 auf Obermoos in Brixen geloren wurde. Unser Jubilar wurde von seinen Zeitgenossen bis über den zweiten Welt- krieg hinaus „Durler Hans" gen.tnnt. Seine Mutter. Katharina geb. Unterrainer, war Bauerntochter zu Rechensau in St. Ulrich am Pillersec, deren Urgroßvater sich unter Rupert Wintersteller als Frei- heitskämpfer auszeichnete. Heute noch stellt das Geschlecht der Unierrainei die Heimkehrerkommandanten von Waidring und Hochfilzen. Der JubilEr besuchte in Waidring die zweikl assige Volksschule. Sein Wunsch war es und der seines älteren Briders Alois, mit dem ihn eine innige Freund- schaft verband, der aber schon 1918 im Wörgler Krankenhaus starb, eine hö- here Schule zu besuchen. Sein Sehul- kamerad Otto Krinner durfte die Förster- laufbahn ergreifen und das wollte auch Johann Obermoser. Es gab aber damals keine Beihilfen, keine Stipendien unc kei- ne Begabtenförderung und so konnte der Vater den Wunsch des Sohnes nicht erfüllen, der daher bei der Schusterei und bei der Bauernarbeit blieb. Als Scl:uhmacherlehrling saß aber Obernoser nicht tagaus tagein in der Werstätte. sondern verdingte sich zur Sommerszet bei Bauern und betätigte sich auch bei der Holzarbeit, im Straßenbau und bei der Errichtung von Waldwegen. Der kräftige und zu jeder Arbeit ver- wendbare junge Mann wurde überall ger- ne aufgenommen. Nur im Winter nahm ihn der Vater in die \Verkstätte und dort mußte er dann nachholen, was er den Sommer über versäumte. So war er die beste Stütze der Eltern und konnte sich ader auch eigene Ersparnisse zurück- lege--i. im Jahre 1912 starb sein Vater im Alter von 52 Jahren; die Mutter durfte er bis 1929 behalten und er konnte dieser einen geruhsamen Lebensabend bereiten. Am 15. Mai 1915 rückte Johann Ober- moser zum. 1. Tiroler Kaiserjägerregiment ein und wirde im Frontabschnitt Daglia Merio eingesetzt. Er brachte es bis zum Patroiiillenführer und wurde mit dem Ei- sernen Verdienstkreuz und dem Karl- Truppen-Kreuz ausgezeichnet. Am 30. Mai Photo: Denianega, Innsbruck 1918 verehelichte er sich mit der Bauern- tochter Barbara Nothegger von Oberstegen am Haberberg in Kirchdorf; zur Trau- ung erhielt er acht Tage Heimaturlaub. Die Braut wurde beim Pechtibauern in Erpfendorf auferzogen, da ihre Mutter schon mit 40 Jahren starb; bei ihrem frühen Tode waren zu Oberstegen zehn Geschwister und ohne Bäuerin und Mut- ter war für alle nicht mehr Platz. Vor der Heirat war die Braut Magd bei Tisch- ler Wieser in St. Johann und zuletzt beim Soderkrämer in Waidring. Für das erste „traute Heim" verblieb sie dort vorerst noch im Dienst. Noch einmal vor dem Zusammenbruch erhielt Johann Obermoser Heimaturlaub und zwar drei Tage zum Begräbnis sei- nes Bruders Alois, welcher am 24. Ok- tober 1918 starb. Am Begräbnistag ent- stieg er in Hochfilzen dem Zug, eilte im Laufschritt über Flecken und St. Ulrich nach Waidring und kam gerade noch zurecht, als der Kondukt das Vaterhaus bereits verlassen hatte. Verschwitzt und im grauen Rock reihte er sich in diesen ein, nahm am Begräbnis und an den Seelenmessen teil, jedoch der rauhe Ok- toberwind warf ihn noch am gleichen Tage mit einer schweren Verkühlung ins Bett. Der Spitaiskommandant von Kitz- bühel Dr. Kecht befahl die Uberführung nach Kitzbühel, jedoch wa: dies wegen des hohen Fiebers nicht möglich. So lebte Obermoser zusammen mit seinem Kriegskameraden Stefan Wahl vulgo Post-Steff in der Heimat. Der Wastl- hauer von der Schredergase rückte in diesen Tagen noch zur Jaglia-Mento- Front ein und kehrte nicht mehr zurück. Zur Verkühlung gesellte sich noch eine gefährliche Grippe und der damalige Sprengclarzt Dr. Gleirscher eröffnete der jungen Frau: „Das ist sein letzter Win- ter." Obermoser dachte aber anders. Er „überlebte" den Winter, ging den Som- mer über auf die Postalm am Spielberg und das Spielbergwasser, so behauptet der Jubilar heute noch, machte seine kranke Lunge wieder gesund. Noch im gicichen Jahr machte der Jubilar die Meisterprüfung für das Schuh- machcrhandwerk und wurde auch noch
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