Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 20. Juni 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 ciii kleines Wohnhaus erbaut hatte. Dieses mußte er jedoch 1938 wegen Liberschul- dung wieder verkaufen. In den Märztagen des Jahres 1938 ver- langte Johann Obermoser als einziges Re- gierungsmitglied die ordnungsgemäße Lcrgabe bzw. Ubernahme der Referate und der Agenden des Land•esbauernfüh- e's und aller Kassenbestände. Er wurde daraufhin vor den damaligen Gauleiter und kommissarischen Landeshauptmann Edmund Christoph zitiert, wo innerhalb V011 zWCj Tageii die Ubergabe an den neuen Landesbauernführer .1 örgl Wurm und au dcii ncwn La]dwiItsclIaftsreferen- leu Ing. Fritz Lantschner erfolgte. Ober- moser wurde von allen Geschäften ord- nungsgem äß entlastet. Trotzdem konnte es der Jubilar nicht verhindern, daß von seinen Gegnern und auch falschen Freun- den das Gerücht ausgesireut wurde, er wäre mit 30.000 Schilling in der Tasche am Brenner verhaftet worden, Mit Hecht verlangte er deshalb von Landeshaupt- mann Christoph und vom Landesbauern- führer Wurm die schriftliche Bestäti- gung der LJ)ergabe. Er erhielt diese auch und konnte sich der Genugtuung, von den neuen Leuten anständig behandelt worden zu sein, hingeben. Ubc.r diese unerfreuliche „Geschichte" gibt es in der ..Tiroler Bauernzeitung" vom 13. April 1938 ein Zeitdokument folgenden Inhalts: ‚Jiop fgarten zur großen Bauern- versammlung! . . . Recht aufrichtig ge- freut hat uns auch die Erklärung des neuen Bauernführers wegen der voll- kommenen Korrektheit und Unbeschol- tenheit des früheren Landesbauernfüh- rers Obermoser, was der Ortsbauern- führer verlas. Das ist edel von einem Gegner." (In diesem Originalbericht hieß es wei- ters: „. . . sorgt für den Absatz unserer Produkte zu gerechten Preisen und wir Bauern werden schaffen bis die Rippen krachen.") Nach dem Umbruch kehrte der Jubilar wieder nach Waidring zurück und mit Hilfe eines an alle Ortsbauernführer er- gangenen Rundschreibens konnte er auch den Denunzianten den Mund stopfen. lii den folgenden Jahren betätigte sich der Jubilar mit Erfolg im Holzhandels- geschäft; sein Hat in diesem für Tirol wichtigen Erwerbszweig wurde auch in der neuen Aera gerne gehört. Im letzten Kriegsjahr wurde auch Jo- hann Obermoser noch zu den Waffen gerufen. Im Jänner 1945 wurde er zum Volkssturm einberufen und dann im Fe- bruar einer Nachrichten- und Funkeinheit der Waffen SS übersteht. In den Tagen des Zusammenbruchs eilte er von Ster- ing nach Innsbruck und traf dort seine alten und treuen Freunde Dr. Schumacher und Dr. Gamper. Diese überredeten ihn in Innsbruck zu bleiben. Allein der Ju- bilar drängte nach Hause zur Familie und zu seinem schwerverwundeten Sohn. Er hörte auch von dem Vorhaben der Errichtung von Panzersperren am Paß Strub. Per „Anhalter" gelang es ihm in seine Heimat zu kommen und zwar noch vor der ersten amerikanischen Voraus- abteilung. in seiner Villa, der „Villa Obermosci", hißte er die Tiroler Fahne und diesem Beispiel folgten aidere nach. in seiner Sorge um die Bevölkerung nahm er auch Verbindung zum Standortkoni- mandanten auf. Seine Intervention brach- te jedoch die Drohung des Erschießens nach sich; am Ende war jedoch Ober- moser der Stärkere und konnte somit auch viel Unheil verhüten. 1945 wurde der Jubilar zum Bürger- meister seiner 1 leimalgemeinde bestellt, gleichzeitig erhielt er von Landeshaupt- mann Dr. Gruber den Auftrag, die Tiroler Holzwirtschaft neu zu organisieren. Mit den ersten Landtagswahlen im November 1945 wurde er in den Landtag gewählt und am 5. November 1947 als Landesrat brauchst N, !chuhe Neue europäische Modefarbe: DORE = OOLDRAUN in die Landesregierung berufen. ihm wurde das schwierigste Wirtschaftsrefe- rat übertragen, das er 1949, nach seiner Wahl zum Präsidenten des Tiroler Land- tages, Lan deshaup (manns tel Iver treter Jo- sef Anton Mayr übertrug. Der Jubilar übt außerdem noch fol- gende Funktionen aus: Oberkurator der Tiroler Landeshypo thekenans tal t, Vorsit- zender Torsit zender des Aufsichtsrates der Raiffeisen- zentral kasse, Klubobmann der Osterrei sehen Volkspartei Volkspartei im Tiroler Landtag, Obmannstel]vcrtreter des Tiroler Bauern- bundes, Obmann des Rechtsausschusses im Landtag und zweiter Vorsitzendersteliver- treter im Aufsichtsrat der TIWAG. Er gehörte auch durch sechs Jahre dem Vor- stand der Tiroler Landwirtschaftskammer an. Er bekleidet folgende Ehrenstellen: Eh- bürger in zehn Gemeinden, Ehrenobmann des Tiroler Heimatwerkes, Ehrenmitglied des Tiroler Bauernbundes, Ehrenmitglied des Tiroler Bundes in Wien mit dem Ver- band der Südtiroler, Ehrenmitglied des 1. Tiroler Veteranenvereins Waidring und Ehrenmitglied der Musikkapelle und der freiwilligen Feuerwehr von Waidring so- v i e Ehrenobmann der Haselbacli regulie - rungsgenossenschaft Waidring. Die 0 ffenthi chkeit anerkannte und dankte sein bisheriges erfolgreiches Wir- keil durch folgende Auszeichnungen: Hing des Landes Tirol Wappenring des Tiroler Bauerubundes Goldene Ehrenzeichen des Tiroler Bau- ernbundes Goldene Ehrenzeichen des Tiroler Lan- desschützenbundes Ehrenzeichen des Landes Tirol - das erste, das verliehen wurde - Of fizierskreuz des Usterreichischen Ver- dienstordens - von Bundespräsident Miklas 1936 verliehen Großes goldenes Ehrenzeichen mit Stern für Verdienste um die Republik. Am 7. November 1961 wurde der Ju- bilar in geheimer Abstimmung zum vier- ten Male zum Präsidenten des Tiroler Landtages gewählt! Seit 1342, dem Jahr des großen Ti- roler Freiheitsbriefes, verliehen durch den Markgrafen Ludwig von Branden- burg, dem Gemahl der Landesfürstin Margarete Maultasch, ist es das erste- mal, daß ein und dieselbe PcrsönhiJi- keit zum vierten Male und noch dazu in unmittelbarer Folge, mit diesem Imo- lien und verantwortungsvollen Amt be- traut wurde. Die Familie Obermoser: Nur wenige Jahre noch trennen den Jubilar vor dem Fest der goldenen Hochzeit. Seine Trau- ung war ein Glücksfall, denn seine Gattin stellte sich in allen Lebenslagen treu und hebend zu ihm. Der Ehe entsprossen sechs Kinder, ein Sohn und fünf Töchter, von denen Hesi im Kindesalter starb. Johann Obermoser d. J. übernahm vor acht Jah- ren den Besitz und den Betrieb der Säge und der Holzverarbeitung; er ist mit Anna geb. Amann aus Innsbruck verheiratet. Die älteste Tochter Barbara verehelichte sich mit Hans Piattiier, Schotterwerk, Zirl; sie starb heuer zu Ostern an einer schweren Krankheit. Hildegard verblieb in Waidring und verehelichte sich mit dem Schuhmachermeister Rupert Retten- wander; Katharina zog nach Mühlau und verehelichte sieh mit dem Handels- kaufmann Karl Weber (Volkswerke) und Theresia, die jüngste, heiratete den Handelskaufmann (Magirus) Dr. Mein- hard Mandi, Innsbruck. Mit Stolz und Liebe blickt der Jubilar auf seine zwölf Enkel und die zwei Ur- enkel. Offenthiche Geburtstagsfeiern finden statt am Freitag, 19. Juni durch den ho- hen Landtag in Innsbruck, am Samstag, 20. Juni in Waidring durch die Bürger- meister des Bezirks Kitzbühel, insbeson- dere aber der Heimatgemeinde, und am Sonntag, 21. Juni im Kitzbüheler Rathaus.
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