Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag. 4. Juli 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 Schuhfarikailt Gregor Locher, Kitzbii!e! - zum Gedenken Am 9. Juni 1964 starb nach langer Krankheit, noch unter dem Einfluß sei- nes am 6. Mai 1961 bei Ziri erlittenen schweren Verkehrsunfalls, bei dem er eine Gehirnerschütterung erlitt und sich, außer inneren Verletzungen, auch Arm und Bein brach, im Alter von 68 Jah- ren der in ganz Tirol bekannte Schuh- fabrikant Gregor Lackner. Auf seinen ausdrücklichen unsch hin wurde die Einäscherung in Salzburg vorgenommen: seinen zweiten letzten Wunsch, daß seine Urne einen Platz im Wilden Kaiser fin- den möge, wird in nächster Zeit die Edel- weißgilde Kitzbühel erfüllen. Gregor Lackner wurde am 29. Novem- ber 1895 in Jochberg als Sohn des Schuh- machermeisters Gregor Lackner und der Gattin, Anna geb. Hochwimmer geboren. Er war der älteste der zehn Kinder. Schon als Kind mußte er schwer arbeiten und sein erstes Geld verdiente er sich beim Schneeschaufeln auf der Paß-Thurn-Stra- ße. in der Schule lernte er mit Vorzug, jedoch war ihm kein Platz an einer hö- heren Schule gegönnt: er wurde zuerst ..Klauber" auf dem Kupferbergbau der Kelchalpe. Als dieser eingestellt wurde, nahm ihn sein Vater in die Lehre. Neben seiner Lehrzeit ging er privat zu den Ver- wandten und Freunden, um sich mit Schuhflicken eitlen Nebenverdienst zu si- chern. Da er sparsam war, konnte er sich schon in früher Jugend ein kleines Häus- chen erwerben, das er dann später zu einem Jagdhaus umhaute. Nach dem ersten Weltkrieg, den er bei den Kaiserschützen mitmachte, legte er in Kitzbühel die Meisterprüfung ab. Da ihm aber sein Vater für die Prüfungsarbeit altes Oberleder aufzwang, wäre diese bei- nahe mißlungen und nur dem Machtwort von Meister Uberall war es zu verdanken, daß er ohne Wiederholung durchkam. Im Weltkrieg wurde Lackner in der Dolo- mitenfront nach Sprengschüssen verschüt- tet und litt darunter noch mehrere Jahre. Ein ganzes Jahr lang lag er in einem Lazarett und nur der Pflege seiner lieben Mutter (diese starb 1945 und der Vater 1951) verdankte er seine Gesundung, ob- wohl die Ärzte ihn schon abgeschrieben hatten. Nun begann seine glänzende Geschäfts- laufbahn. Er machte sich selbständig und stellte den ersten Gesellen ein. Es war dies Christian \V idauer, heute selbst ein Meister, jedoch noch immer im Betrieb des Verstorbenen tätig. Von einem Sornniergast angeregt, er- fuhr er von einer ,Wiener Messe". Mit einem Rucksack voll Modelle fuhr er nach Wien. Da er sich aber vorher nicht an- gemeldet hatte, gelang es ihm nur mit großer Lberredurigskunst einen kleinen Platz zu bekommen. Hier bewies es sich wieder, daß die Wiener gegenüber einem Tiroler Entgegenkommen zeigen. Seine kleine Kollektion, die schon damals eine sportliche Note aufwies, gefiel den Wie- nern und Lackner kehrte mit schönen Aufträgen zurück. Nun konnte er die Ar- beit mit dem einen Gesellen nicht mehr bewältigen. Er stellte weitere an und gab auch Aufträge in Heimarbeit ab. Es ist ein besonderes Zeichen seiner Tätigkeit, daß zu seinen Heimarbeitern damals in den zwanziger Jahren sogar der heutige Landtagspräsident Kommerzialrat Johann Obermoser gehörte. Mit Pferd und Wagen lieferte er seine Waren zum Bahnhof nach Kitzbühel und kehrte damit reich bepackt mit Leder und Zubehör nach Jochberg zurück. Bald aber war ihm sein Pony zu lang- sam. Er unterzog sieh der Führerschein- prüfung und kaufte sich einen Liefer- wagen der Marke „Hock Hollender" mit 12 PS. Wenn er nun mit diesem Vehikel in Kitzbühel einfuhr, zitterten die Fen- ster und die Kitzbüheler wußten: .‚A, Schuster Gori ist auf dem Weg." Kitzbühel tat es ihm an und so zog er 1926 in die Stadt und richtete sich im Pfleghof eine Werkstätte ein. Im Jahre 1930 mietete er das damalige Haas-Haus in der Vorderstadt - heute Haus Pirchl - und baute ein prächtiges Verkaufs- geschäft. Seine Tüchtigkeit wurde an- erkannt und die „Lackner-Schuhe" wur- den gerne gekauft. Weltberühmtheit erlangte aber Lackner durch seine „Windsor-Schuhe", seine ver- schiedenen Patente und durch seine Er- folge auf der Weltausstellung in Paris, bei weicher er als einziger Aussteller aus Tirol den „Grand Prix" und die Gold- medaille, also die höchste Auszeichnung. erhielt. Für diese seine Leistung erhielt er auch vom damaligen Handelsminister und späteren Friedenskanzler Ing. Julius Raab (Handelsminister vom 16. Februar bis ii. März 1938) ein Diplom. Nur die Kunstseidenfabrik Rhomberg in Dornbirn kam an die Leistungen Lackiers heran. Als der Prince of Wales 1935 in Kitzbühel weilte, begann Lackners große Zeit. Der Prinz besuchte ihn sogar in seiner \Verkstätte und zeigte an der Schuhmacherei soviel Interesse, daß er sich sogar in der Näharbeit unterrichten ließ. Findige Reporter bekamen dies her- aus und versuchten, den königlichen Gast in der Schusterschürze, auf dem Schemel hockend und mit Ahle und Draht be- waffnet, zu photographieren. Dies dul- dete null der hohe Gast nicht; er er- wischte den Reporter und zerschlug die- sem den Apparat. Es kam aber zu keiner Affäre und der „Windsor-Schuh" von Gie- gor Lackner wurde geboren. im gleichen Jahr berief der Prinz Gori an das eng- lische Königshaus. Er sandte ihm eine Flugkarte und Gori machte sich auf zum Flugplatz nach München. Das Flugzeug aber bestieg er nicht; noch im letzten Moment überlegte er sich den Flug, gab die Karte zurück und fuhr per Bahn und Schiff nach London. (Einmal aber in München zeigte sich Lackner mutig und keck. Es war im Juni 1931 und der Glaspalast brannte. Lackner logierte in einem Hotel in der Nähe und wurde durch den Brand alarmiert. In Hemdärmeln begab er sich auf den Hilferuf eines französi- schen Künstlers ins brennende haus, um dessen Bronzebüste zu retten.Lack- ner brachte die vom Feuer schon heiße Büste auf den bloßen Armen heraus und hinter ihm stürzte der Palast ein.) im englischen Königshaus wurde Gori Lackner sehr nobel aufgenommen. Er mußte dort der ganzen Fürstlichkeit die Maße nehmen und mit einem Pack voll Aufträge kehrte er nach Kitzbühel zu- rück; mit berechtigtem Stolz, zu den be- kanntesten Sehuhmachermeisterit derWelt zu gehören. Auch der Königin von Hol- land, welche in diesen Jahren gerne von Schloß Mittersill nach Kitzbühel kam, mußte er seine schnittigen Trachten- schuhe machen. Die berühmtesten Sport- ler seiner Zeit. Schauspieler, und sogar General McClav, trugen Lackner-Schuhe. 1949 baute er sich in der St. Johan- ner Straße die Fabrik und sein Stadt- geschäft übergab er seinem Sohn Jakob. 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