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Samstag, 4. Juli 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 das sie ausschließlich selbst finanzierten, arbeiteten sie in den Ferien auf verschie- denen europäischen Passagierschiffen als Hostessen und konnten so gleichzeitig die Welt bereisen und Impressionen sammeln. Als Vertreter einer modernen Kunst- richtung beabsichtigen sie zunächst die Aus den ‚Salzburger Nachrichten" ent- nehme ich folgenden Aufsatz: An der Bundesstraße in Bad Goisern steht ein halb verfallenes hölzernes Bau- ernhaus. Einst kannte jedes Kind im Salz- kammergut dieses Anwesen als Domizil des Goiserer Beinrichters Gottlieb Ober- hauser und noch heute erinnern sich äl- tere Leute dankbar dieses von Kaiser Franz Joseph höchstpersönlich privilegier- ten, unstudierten Ileilers von Beinbrü- chen. Tag für Tag standen einst die Equipagen der höchsten Herrschaften, aber auch Leiterwagen voller Verletzter und Krüppel vor dem niederen Haus des Studienreise nach Mittelamerika zum Stu- dium der präkolumbianischen Kunst. Wo sie ihr endgültiges künstlerisches Domizil aufschlagen werden, ist noch un- bekannt. Jedenfalls ist den beiden unter- nehmungslustigen nter- nehmungslustigen und erfolgreichen Zwil- lingsschwestern herzlichst zu gratulieren. Die Künstlergruppe St. Johann bereitet einen festlichen Empfang vor. H. T. Beinrichters. Er war als grober Mann, der aber das Herz am rechten Fleck hatte, ein wenig gefürchtet, doch als hilf- reicher Freund der Kranken reichte sein Ruf sogar bis nach Wien und nach Buda- pest und weit hinein ins Böhmerland. Der große, knochige und sehnige Mann war seiner Geburt nach ein Tiroler (ge- boren 1850 in Kitzbühel). Er war in jun- gen Jahren als Halter auf die Postalm ins Salzkammergut gekommen. Wenn das Weidevieh auf der Alm Knochenbrüche, Verrenkungen oder andere Verletzungen erlitten hatte, dann war der junge Ober- hauser in seinem Element, denn solche Unfälle boten ihm die willkommene Ge- legenheit, seine Geschicklichkeit beim Ein- richten von Knochenbrüchen, bei der Be- handlung von Verrenkungen usw. zu be- weisen und noch zu vervollkommnen. Er dokterte am kranken Vieh so lange her- um, bis die verletzten Tiere gesund auf dein Beinen standen. Später probierte Oberhauser seine Kunst auch an den Menschen aus. Als er selbst einmal beim Ranggeln eine Beinverrenkung erlitten hatte, behandelte er diese Verletzung selbst, indem er seinen kranken Unter- schenkel mit einem Strick an einer Zaun- säule festband, danach durch Ziehen und Massieren sein Bein in die richtige Lage brachte und bandagierte. Diese schmerz- hafte Eigenkur endete mit einem guten iieilerfolg. Als sich Oberhausen durch den Kauf eines Bauerngütis in Goisern ansässig ge- macht hatte, übte er neben der Landwirt- schaft auch die Beinnichterkunst an Men- schen und Tieren aus. Obwohl der stäm- mige Tiroler nicht sehr sanft mit seinen Patienten umging und es in der Natur der Sache lag, daß seine Behandlungs- methoden sehr schmenihaft waren, denn Betäubungsmittel kannte man natürlich damals noch nicht, strömten von weit und i)reit die Patienten zum Oberhauser und täglich standen Leiterwagen, Kut- schen, Sänften und Rollstühle vor seinem 1-laus. Arme und Reiche wurden in Ober- hausers Bauernstube, in der sich auch ein menschliches Skelett befand, an dem der Beinrichter die Lage der Knochen stu- dieren konnte, rauh, aber herzlich behan- delt. Aus einem fast vergilbten Gendarmerie- bericht der damaligen Zeit geht hervor, daß Oberhausen alljährlich von Hunderten von Patienten aus Oberösterreich, Salz- burg, Steiermark und Tirol aufgesucht wurde. 1)a kann es einen natürlich nicht wun- dern, daß sich der Beinrichter wegen sei- ner Tätigkeit oft mit Polizeibehörden und mit dem Gericht herumschlagen mußte. Dies wurde erst anders, als ein zur Som- merszeit in Ischl verunglückter Hofmann hei Oberhauser Rat und Hilfe gefunden hatte. Kaiser Franz Joseph, der bei seinen Ausfahrten ins obere Salzkammergut öf- ter an Oberhausers Bauernanwesen vor- beigekommen war, von dem Wirken des Beinrichters viel Gutes gehört und den täglichen großen Wagenpark vor dem al- ten Holzhaus wohl selbst öfters gesehen hatte, erteilte anno 1884 dem damals 34 Jahre alten Oberhauser ein Patent mit der ausdrücklichen und ausnahmsweisen Bewilligung „zum Heilen von Beinbrüchen und anderen Verletzungen ohne Anwen- dung innerer Medikamente". Durch diese „Allerhöchste Entschließung" erlangte Oberhauser eine Sonderstellung, die es ihm fortan ermöglichte, bis zu seinem Ableben im Jahre 1921 als kaiserlich pri- vilegierter Beinrichter unangefochten und segensreich zu wirken. Karl Pilz Die Sozialisten für den Bau des neuen Krankenhauses von Josef Foid, SPØ-Stadtobmann Der verewigte Vizebürgermeister Hans j Teuerung würde außerdem die Kosten für ileehenberger gilt hier in Kitzbühel den Ausbau und die Einrichtung des Spi- :ioch heute als kühner Verfechter der tals wesentlich erhöhen und zudem müß- Idee, ein neues Krankenhaus zu bauen. te die Bevölkerung wieder ein Jahr länger Um die erstrangigen Verdienste Hans auf das dringend notwendige Krankenhaus [lechenbergers zu würdigen, versprach warten. der Bürgermeister am offenen Grab, daß Die Sozialisten meinten es ernst, als las Krankenhaus, wenn es einmal erste- sie vor der letzten Gemeinderatswahl ver heu wird, den Namen dieses Mannes tra- sprachen, sich mit ganzer Kraft für den gen soll. Es war daher für die Nachfolger Bau eines modernen Krankenhauses ein , Hans Hechenbergers Ehre und Selbst- zusetzen. verständlichkeit, das in Aussicht genom- Der Eifer und die verpflichtende Er- mene Projekt mit allen Mitteln zu för- innerung an dieses gegebene Versprechen dern und dessen Verwirklichung voran- waren auch der Grund, weshalb Stadt zutreiben. rat Gruber, obwohl er Angestellter einet, In diesem Sinn handelte stets der lei- Aubotsfirma ist, sich an der Abstimmung der viel zu jung verstorbene Vizebürger- beteiligte. Er tat dies allerdings erst meister Hans '\X, inderl und auch Vize- nachdem ihm von Seiten des Bürger- bürgermeister Gebhard Härting ließ bis- meisters und Stadtamtsdirektors alle Be- her, gemeinsam mit seinen Freunden von denken, befangen zu sein, zerstreut wur- der sozialistischen Gemeinderatsfraktion, den. Stadtrat Gruber und seine sozia- keine Gelegenheit vorübergehen, das glei- listischen Freunde im Gemeinderat han ehe zu tun. delteui nur im Interesse des Gemein- Deshalb war es ein bedeutendes Ereig- wohis und es muß festgestellt werden, nis, als am 9. Mai 1964 der Kitzbüheler daß keine anderen Beweggründe sie zu Gemeinderat den endgültigen Beschluß dieser Entscheidung führte, daran ändern faßte, das Krankenhaus Wirklichkeit wer- auch böswillige und in verleumderischer .den zu lassen. Absicht verbreitete Gerüchte nichts. In im Bewußtsein der großen Verantwor- diesem Zusammenhang wird auch noch tung hielten es damals die Sozialisten für darauF hingewiesen, daß die Sozialisten: richtig, bei der Vergabe der Baumeister- immer nur für ein öffentliches Kran-' rbeiten jenem Angebot den Vorrang zu kenhaus mit allen drei Bettenklassen ein- geben, das mit einem mehr als vier Wo- traten. Das neue Krankenhaus wird 59 ehen früheren Endtermin die größte Si- Betten III., 24 Betten Il. und 1. Klasse cherheit bot, noch heuer vor Einbruch aufweisen. Dazu kommen noch 10 Säug des Winters den kompletten Rohbau zu lingsbettchen in der Entbindungsstation: vollenden. Die Nichteinhaltung dieses Ter- Neben der Entbindungsstation wird sich mines hätte die Fertigstellung des ge- noch eine Frauenabteilung, eine Männer samten Krankenhauses auf ein ganzes i abteilung und eine Kinderabteilung im' Jahr verzögern können. Die schleichende Haus befinden. Wo einst der alte Oberhauser ordinierte
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