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„Du mein lieber Hahnenkamm . . .” Eine handvoll erfrischender Ferientage, ein Wochenende oder auch nur ein „Berg- tag auf luftiger Höhe sind für die ver- brauchten Nerven eines Erholungsbedürf- tigen ein ausgezeichnetes Gesundheits- training. So wie man aber innerhalb einer Familie niemals ein Kind vor dem an- deren loben dürfte, sollte man auch nicht einen Berg auf Kosten der anderen rüh- mend erwähnen. Doch hoffentlich sind mir die anderen Berge darob nicht gram, wenn ich dem Hahnenkamm vulgoHali- kampl besonderes Lob spende. Gerne möchte ich auch ringsum die wundervollen Berge ersteigen; doch für mich Armen sind sie so unnahbar, spröde, widerhakig, unwegsam. Darum Job ich mir den Hahnenkamm als zutraulichen Gesellen; zuvorkommend ist er und weit- läufig zugleich, mit den hervorragend ge- führten Gaststätten, den Vergriügungs- und Sportstätten und den Wanderwegen. Gerade das Richtige füi. nach Erholung Schmachtende. Wie entzückend ist es, sich der Flah- nenkammbabn anzuvertrauen und sich den ganzen Berg hinauf und hinunter wie vorm einem großen Vogel durch die Lüfte schwebend, tragen zu lassen. Wie oft habe ich mich diesem großen Vogel schon anvertraut und immer wieder ist die Freude so, als wäre es zum erstenmal. Aus den Fenstern der großen Gondel blickt man verklärt auf das liebe Kitz- bühel hinab, immer höher schwebt man, immer niedlicher wird alles in der ff drunten und wenn man Glück hat, äugen die trauten Hahnenkamm-Gcmsen aus dem Geschröf heraus, neugierig und zu- traulich wie Haustiere; sie sind nach dem beglückenden Schweben in der Gon- del das erste Bergerlebnis. Dem Erbauer der Bahn bin ich stets im Herzen dankbar, daß er dieses Werk geschaffen hat. In dieser Schwebestim- mung zwischen Himmel und Erde flie- gen mir lauter edle Gedanken zu - und auch Dir - und ich möchte allen Men- schen Schönes sagen. Jeder Arzt wird es bestätigen: Vier Wochen in Kitzbühel genügen, um aus jedermann einen anderen Menschen zu inach•n. Tatsache ist, (laß auch ich, kaum am ilahneiikarnm angelangt, neues Blut in meinen Adern rauschen spüre. Kaum in (:ie Schwebebahn eingestiegen, ist es, als 1-se sich die Erdenschwere von den maLen Gliedern, die Schwerkraft scheint ihr Gesetz eingebüßt zu haben, mit ge- schhssenen Äugen geht's zuerst kühn in den I:l.iuen Äther hinan und da vermeint man in seiner Seligkeit, die unschuldige Lan:]sclial't erquickender zu spüren, je höher desto feiner, desto reiner. Ganz oben erscheint alles so neu, so unberührt, so frisch auf Glanz hergerichtet. Die Bergsonne ist kräftiger, der fri- sche irgwind ein vornehmer Geselle, die Blume--i duftiger, die Luft ozonreicher und s3lbst im leichten Regen ist das Grilt: grüner, das Blau l)laur und die Gclblilumen goldiger und reiner wie im Tal. iJcrrgott., man wird ein neuer Mensch! Weit iffnet sich (las 1-Terz beim freien Gipf:lilick. In weiter Ferne und doch so iih gerückt dieser unvergeßliche Kranz von Grasbergen, Steinbergen irnd Kees- bergen. Weit ins Land träumt man dahin über grüne Wiesen, hinauf ins Brixental, hin- unte: ins Leukental und hinein ins Joch- bergal. Silberfarben erscheinen die Achen und Bäche, darüber die herrliche Sonne. TJnstillbare Sehnsucht ergreift des Menschen Herz nach den Gipfeln der ewigen Bergriesen. Kein Mensch ist aber wortgewaltig genug, um euch, ihr Berge, zu eschreiben. Mächtige Gefühle über- wälni gen die Seele beim Anblick der ewigen Gipfel, Sinnbilder des Heldenhaf- ten, Symbole des Himmelstürmenden und des Himmelnahen. Sie werden uns zum Glechnis der Erhabenheit. In der freien Bergeswelt genießt die Seele vom Un- endLchen. Vergessen sind die Alltagssorgen - glückselig macht der Mensch hier Fe- rien, wenn die Augen trinken von der Herrichkeit der Welt! Wie klein an Wuchs der Mensch auch sei, weit ist sein Geist, weit reicht sein Auge, sein wonnetrunkener Blick. Du, mein lieber Hahnenkamm bist auch reich an Gastlokalen: am Fuße der Berg- station die „Steineckhütte"; der Berg- station zugebaut das Hotel-Restaurant „1-lahnenkaim" und etwa zehn Minuten entfernt im Sonnenwinkel „Sonnbühel". Auf dem Weg zum Sessellift Streiteck El, welcher vor wenigen Tagen den Som- merbetrieb aufgenommen hat, das „Berg- baus Tirol" und oben auf dem Kogel das Ilotel. „Ehrenbachhöhe". Der Sessellift „Streiteck Ii" führt hinauf auf denKamm des Jufen mit dem herrlichen Rundblick und dort führen Wanderwege zu den Berghäusern: östlich zum Schutzhaus „Steinbergkogel" und westlich zum Alpen- gasthof „Pengelstein". Beide Berghäuser sind Ausgangspunkte weiterer bequemer Wanderwege, mit dem Fernbiek auf den Wilden Kaiser, die Loferer und Leogan- ger Steinberge, die Hohen Tauern mit den Prachtgipfeln „Großglockner" und „Großvenediger". auf die Zillertaler, Stubaier und Otztaler Alpen und auf das ferne Karwendelgebirge. Der Sessellift wird von 9 Uhr vormittags bis 17 Uhr schon bei einer Anwesenheit von zwei Personen in Betrieb genommen. Vor wenigen Jahren verferigte der be- rühmte Architekt Clemens Holzmeister, selbst ein Bewohner und Freund des Hah- nenkamms, einen Plan für eine Berg- kirche. Vom Kitzbüheler Pfarrherrn er- hielt diese Kapelle den Namen „Sankt Bernhard". In „unserem" Sommer erfolgt die Einweihung. Die Errichtung der Kapelle am Hahnenkamm und deren Na- mengebung auf Bernhard von Menthone, der im Großen Sankt Bernhard unter Einsatz seines Lebens erschöpfte Wan- derer labte, Verirrte rettete und Ver- schüttete ausgrub, ist ein Sinnbild des Jahrhunderts, daß im Morgenrot des neu- en technischen Zeitalters religiöse Werte nicht vernachlässigt werden. Der Mensch auf den Hahnenkamm baut nicht nur Ho- tels, Seilbahnen und Lifte, er baut auch eine Kapelle! Du, mein lieber Hahnenkamm, zeigst uns nicht nur in unvergleichlicher Schön- heit deine Brüder im weiten Kreis rings- um; du zeigst uns auch den Menschen. Du bist ein Berg und stehst fest auf dei- nem Platze, um allen, allen Freude zu bereiten.
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