Kitzbüheler Anzeiger

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F 00 ünfzehn urnenfelderzeitliche Brandgröber am Lebenberg geborgen Dr. Matthew Mellon stiftet sämtliche Funde dem Kltzbüheler Heimatmuseum Richard Pittioni und Liselotte Plank im Dienste der Kitzbüheler Urgeschichte In unserer Ausgabe vom 30. Mai 1964 konnten wir bereits über die sensationel- le Bergung von drei urnenfelderzeitli- ehen Brandgräbern auf dem Grundstück des Dr. Matthew T. Mellon am Leben- berg in Kitzbiihel berichten. Einen wei- teren Originalbericht veröffentlichte die „Tiroler Tageszeitung" in der Ausgabe vom 29. Mai, welcher insbesondere bei den interessierten Kreisen der Landes- hauptstadt Aufsehen erregte. Seit diesen Veröffentlichungen ist es um die weite- ren Funde still geworden; es war aber nur eine scheinbare Stille, denn nun lie- gen uns auch die offiziellen Fundberichte über die weiteren Ausgrabungen vor, wel- ehe uns Frau Dr. Liselotte Plank, Kustos der vor- und frühgeschichtlichen Samm- lung des Tiroler Landesmuseurns „Fer- dinandeum", in freundlicher Weise zu Verfügung gestellt hat. Da schon die erste Publikation über die urnenfelder- zeitlichen Funde vom Lebenberg bei un- seren verehrten Lesern freundliches In- teresse hervorgerufen hat, lassen wir eine neue folgen. Mit besonderer Freude und Genug- tuung können wir auch berichten, daß Herr Dr. Matthew T. Mellon, der Be- sitzer der Liegenschaft am Lebenberg, auf welchem die Ausgrabungen vor- genommen wurden, Herrn Bürgermei- ster Reisch die Erklärung abgab, sämtliche auf seinem Grundstück ge- borgenen Funde, die Urnen, die Scher- ben und die Grabbeigaben aus Bronze, der Stadtgemeinde Kitzbühel für das Heimatmuseum kostenlos zur 'Verfü- gung zu stellen. Als Grundeigentümer wäre Herr Dr. Mellon berechtigt ge- wesen. die Rückgabe der Funde zu ver- langen. Ihm sei daher an dieser Stelle für sein Entgegenkommen der öffent- liche Dank ausgesprochen. Uber die Gräber 1 bis 3 berichteten wir bereits in unserer Ausgabe vom 30. Mai. Nun zum Fundbericht von Dr. Li- selotte Plank: Grab 4: Am 5. Mai 1964 fand sich vier Meter südwestlich von Grab 1 (Le- benberg, Ansitz Dr. Mellon, Parzelle 3108- 3), vom Bagger angeschnitten, Grab 4 in der Eaugrube. Der Bestattungsplatz war sii der Oberfläche durch einige aus dem Rasen hervortretende Steine fest- gestellt worden. Herr Baumeister Dipl.- Ing. Dr. Luis Meise überwachte das Ab- heben des Rollsteinlagers, welches über eine runde Fläche von ungefähr 80 Zen- timeter im I)urclim€sser erkennbar war. UnteihalL dieses Pflasters fand sich eine kreisrunde Steinsetzung, in deren Mitte sich im eingefüllten Sand einige Urnen- scherben und der Leichenbrand befanden. Die von Kustos Walter Moser am 12. Mai 1964 an dieser Stelle angesetzte Nach- grabung ergab keine zusätzlichen Funde. Grab 5: Beim Erdaushub für das Fun- damcnt des Badehanses, vom Schwimm- becken sechs Meter entfernt, fand der Baupolier Hubert Gans te r anderthalb Meter von der Südecke gegen Westen in einer Tiefe von 40 bis 70 Zentimeter eine Branibeslattung. Un:er einer in 4C Zen- timeter Tiefe befindlichen Deckplatte be- fand sich eine runde Steinsetzun, die zum Teil nach innen verstürzt wa:. Un- terhalb der Steine lagen Scherben eines verzierten Henkeikruges und einer Urne sowie ein Bronzemcsser mit stark ge- schwungenem RückeTl. Eine Nachgrabung durch Moser am 11. Mai brachte keine weiteren Aufschlüsse. Grab 6: Unter der rückwärtigen Mauer des Badehauses, 1.31) Meter von dessen südlicher Ecke gegen Nordosten, wurde von Kustos Walter Moser am 12. Mai in 45 Zentimeter Tiefe eine ungewühnlich große ovale Steinplatte freigelegt. Sie ragte auf der Nordwestseite der Mauer 40 Zentimeter, auf der Südostseite 1.20 Meter weit vor, ihre Dicke betrug an der dünnsten Stelle 20 und an der dicksten 35 Zentimeter. in dem von dieser Stein- platte abgedeckten Grab 6 fanden sich inmLten von verstürzten Rollsteinen mitt- lerer Größe einige Scherben, die wohl von einer Urne herrühren, sowie etwas Leichenbrand. Grab 7: Vor der Nordecke des Bade- hauses, 90 Zentimeter von dieser gegen Nordwesten, wurde am 20. Mai 1964 in 30 Zentimeter Tiefe ein Rollsteinlager aufgedeckt. In 45 Zentimeter Tiefe lag eine 40 bis 65 Zentimeter große, 17 Zen- timeter starke Steinplatte. Darunter fan- den sich, in stark lehmhaltigem, ocker- farbenem Erdreich eingebettet, Rollsteine bis in 80 Zentimeter Tiefe. Uber den durch eine Lage von faustgroßen Steinen markierten Grabbogen lag der Leichen- brand. Keramik und Bronzebeigaben fehl- ten. Grab 8: Am 2. Juni 1964, 1.20 Meter vom äußeren Rand des Schwimmbeckens entfernt, 1.50 Meter von dessen südöst- lichstem Punkt gegen Osten wurde 15 Zentimeter unter der Oberfläche eine 1.40 Meter lange und 90 Zentimeter breite Steinsetzung aufgedeckt, deren nördlicher Teil bereits beim Ausheben der Grube für das Schwimmbecken vom Bagger ver- nichtet worden war. Unter dieser lagen in 45 bis 50 Zent:meter Tiefe zwei große, ungefähr 10 Zentimeter starke Steinplat- ten, welche über eine runde Steinsetzung von 1.05 Meter Durchmesser gelegt wor- den waren. In 71] Zentimeter Tiefe be- fand sich eine Steinplatte von 35 bis 45 Zentimeter Größe, auf der der Leichen- brand und Spuren einer Urne gefunden wurden. Wie in den Gräbern 9, 10 und 11 war auch hier das Ossuar (Nische für Aschenurnen, Gebeinhaus) durch die bei den Baggerarbeiten verursachten Erdbewe- gungen total zerstört worden. Die mit Sand eingefüllte Grabgrube hob sich von dem gelblichen, lehmhaltigen Erdreich, in das das Grab eingetieft war, deutlich ab. Grab 9: Zwei Meter westlich von Grab 8 legte eine Baurnaschine eine kleine, 60 Zentimeter im Durchmesser ausfüllende Steinsetzung frei. Sie reichte von 15 bis 35 Zentimeter in die Tiefe und war über einem auf der Grabsohle angelegten Bo- den von kleinen Kieselsteinen aufgebaut. Zwischen den Rollsteinen fanden sich der Leichenbrand und die durch die Vibration der Baumaschinen völlig zerstörte Urne.
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