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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1.August 1964 Grab 10: Einen Meter nördlich der Kante von Grab 9 befanden sich am Rande des für das Schwimmbecken aus- gehobenen Teiles die letzten Steine der Deckschicht einer Brandbestattung. Das noch vorhandene aus großen Steinen ge- legte Kreissegment hatte eine Größe von 80 mal 45 Zentimeter. Dieses Rollstein- lager begann in einer Tiefe voll 25 Zen- timeter und war über eine in 33 Zenti- meter Tiefe liegenden Deckplatte an- gebracht. Unter dieser befanden sich Re- ste einer völlig zerstörten Urne und etwas Leichenbrand. Die mit Sand aufgefüllte Grabgrube hob sich an der Westseite deutlich vom gelblichen, lehmhaltigen Boden ab. Grab 11: 6.5 Meter von der Südspitze des Schwimmbeckens gegen Osten wurde durch den Bagger im Wasserleitungs- graben eine große Steinplatte freigelegt. Ihre Ausmaße betrugen 100 mal 80 Zen- timeter bei einer Stärke von 12 Zenti- meter. Unmittelbar unter dem Rasen lag ein mit Sorgfalt angelegtes Pflaster aus gleichmäßig runden, faustgroßen Steinen, die die in 10 Zentimeter Tiefe liegende Deckplatte völlig bedeckten. Die trichter- förmige Grabgrube reichte bis in 1 Meter Tiefe, von der Urne waren nur noch Spuren in Form von schwarzem bröseli- gem Ton vorhanden. Der Leichenbrand fand sich in die Fugen zwischen die Steine gedrückt. Das in das Grab ein- gefüllte sandige Material hob sich vom gelblich lehmigen Erdreich deutlich ab. Grab 12: Vier Meter nordöstlich der Ostecke des Badehauses befand sich im Fundamentgraben für ein Mäuerchen ein durch eine unregelmäßige 40 mal 6 Zenti- meter große Steinlage markiertes Grab. Deckplatte war keine vorhanden, wenige Scherben einer grobkeramischen Urne; et- was Leichenbrand war zwischen die ver- stürzten Steine gedrückt. Grab 13: Zwei Meter nördlich des Süd- teiles vom Schwimmbecken war dieses Grab durch ein im Durchmesser von 1.6 Meter großes, aus faustgroßen Steinen angelegtes Pflaster markiert, welches 7 Zentimeter unterhalb des Rasens lag. Im östlichen Teil des Pflasters wurde beim Abheben des Rasens (von Stadtbaumeister Ing. Be.rnhof er) eine 20 Zentimeter lange Kugelknopfnadel mit quergetrieftem Hals gefunden. 1.10 Meter von dieser ent- fernt, am westlichen Teil der Steinset- zung lagen zwischen den Steinen zwei kleine Henkeltöpfchen, welche Leichen- brand enthielten. Ebenso befanden sich in ihnen verschmolzene Bronzereste. Das Steinpflaster war auf dem ebenen Boden ohne Unterbau angelegt worden. In der Mitte unter den Steinen war eine kleine mit Sand aufgefüllte Grube sichtbar, die- se enthielt jedoch keine Funde. Grab 14: Im Wasserleitungsgraben hob sich in dessen Nordprofil, 4 Meter nord- westlich der Südspitze des Schwirnmbek- kens, ein durch den Bagger angeschnit- tenes Grab ah. Die mit großen Roll- steinen aufgefüllte Grabgrube reichte bis in 85 Zentimeter Tiefe die oberste Stein- lage setzte 20 Zentimeter unter der Ober- fläche an. inmitten der verstürzten Steine befanden sich die Scherben einer kleinen Urne, in der ein breiter Becher lag. Der Leichenbrand befand sich auf dem Boden der Urne, zwischen ihm lagen Bruchstücke eines tordierten Bronzearrnreifens. Das Beigefäß war erst nach seiner Einfüllung in das Ossuar gelegt worden. Deckplatte war keine vorhanden. Das in das Grab eingefüllte Material unterschied sich nicht von dem das Grab umgebende. Grab 15: Zehneinhalb Meter nordwest- lich der Südspitze des Schwimmbeckens hob der Bagger eine Brandbestattung aus. im ausgeworfenen Material fanden sich nebst großen Steinen eine Scherbe eines kleinen Beigefäßes und etwas Leichen- brand. Zwischen zwei noch im Boden verbliebenen zum Grab gehörigen Stei- nen lag noch etwas Holzkohle mit ver- brannten Knochen vermischt. Scherben oder andere Grabheigahen wurden keine mehr gefunden. Die Bergung der Gräber Gräber 1 bis 3: Dr. Richard Pittioni, o. ö. Universitätsprofessor und Vorstand des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien; Stud. phil. Cle- mens Eihner, Bundesdenkmalamt Wien und Dr. Liselotte Plank, Kustos der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung des Tiroler Landesmuseums. Grab 4: Baumeister Dipl.-Ing. Dr. Luis Meise, Kitzbühel 'Grab 5: Baupolier Hubert Ganster, Kitzbühel. Grab 6: Kustos Walter Moser, Kitz- bühel. Gräber 7 bis 15: Dr. Liselotte Plank. Die Funde aus den Brandgräbern 1 bis 3 wurden von stud. phil. Clemens Eibner nach Wien mitgenommen. Sie werden dort von Wissenschaftlern weiter untersucht, alsdann gereinigt, konserviert und wieder zusammengesetzt. Sie werden, nach Ver- wertung durch die Wissenschaft, wieder nach Kitzbühel zurückkommen, so hat In der „Archaeologia Austriaca" 35/1964 - Verlag Franz Deuticke, Wien, in der Redaktion von Professor Dr. Richard Pit- tioni, erschien ein wissenschaftlicher Aufsatz über „Speisereste und pflanzliche Subfossilien an keramischen Resten aus dem Bergbaugebiet Kelchalm bei Kitz- bühel" von Elise Hofmann. Das Manu- skript wurde schon 1947 der Osterreichi- sehen Akademie der Wissenschaften zur Stellungnahme übergeben, konnte aber damals wegen der finanziellen Lage nicht gedruckt werden. Der von der Fachwelt beklagte frühe Tod von E. Hofmann uns Herr Prof. Dr. Pittioni, welcher die ersten Ausgrabungen mit größtem Inter- esse verfolgte, bei seiner Rückkehr nach Wien versichert. Sein Wunsch war es auch, daß diese Funde der Abteilung Prä- historie des Kitzbüheler Heimatmuseurns, welche von ihm selbst Anfang der drei- ßiger Jahre gegründet wurde, und wel- che Sehenswürdigkeiten ersten Ranges, wie sie kein Museum Mitteleuropas auf- zuweisen hat, ihr Eigen nennt, ein- verleibt werden. Nun Herr Dr. Mellon in großzügiger Weise auf alle Rechte zu- gunsten des Heimatmuseums verzichtet hatte, steht der Bereicherung unseres Museums nichts mehr im Wege. Die Funde aus den Gräbern 4 bis 15 befinden sich teilweise im Tiroler Lau- desmuseum Ferdinandeum zur weiteren Erforschung durch Dr. Liselotte Plank bzw. durch Fachleute der Nebenwissen- schalten der Prähistorie. Die restlichen Funde verwahrt gegenwärtig Kustos Wal- ter Moser im Heimatmuseum, wo sie von Prof. Dr. Pittioni anläßlich dessen heu- rigen Erholungsaufenthaltes in seinem Lieblingsferienort Jochberg persönlich untersucht werden. Frau Dr. Liselotte Plank beabsichtigt, die schönsten Funde von Kitzbühel im Tiroler Landesmuseum auszustellen und zwar gemeinsam mit den Funden, welche in den letzten Wochen im Wipptal von ihr geborgen werden konnten. Diese, wie auch die Kitzbüheler vom Lehenherg stammen, wie bereits be- richtet, nach dem Urteil der Wissen- schaftler aus der sogenannten Urnen- felderzeit und zwar zwischen 1300 und 1100 vor Christi Geburt. Die Grabungen sind vorläufig als ab- geschlossen zu betrachten. Die 15 Grab- gruben lagen zueinander in höchstens ei- nem Umkreis von nur zehn Meter. Wo im Mai und Juni die „Wissenschaft vom Spaten" die sensationellen und für die Erforschung der ältesten Geschichte Kitz- bühels und seiner Umgehung wichtigen Funde bergen konnte, blühen heute schon wieder Blumen und es wurde bereits der grüne Rasen zu einem herrlichen Teppich geschnitten. Der Spaten wurde in die Kiste gelegt, nachdem er so wertvolle Dienste geleistet hatte. 1955) ließ den Bericht in Vergessenheit geraten. In seinem Vorwort schreibt Prof. Jr. Pittioni: „Ich verdanke es der freund- lehen Unterstützung von Frau Prof. Dr. M. Weninger, die Arbeit für eine wis- senschaftliche Verwertung erhalten zu ha- Jen. Diese Arbeit stellt zwar nur einen ersten Ansatz zu einer umfassend auf- zubauenden Untersuchung dar, doch sind vielleicht die darin niedergelegten Ergeb- nisse geeignet, die paläobotanische For- schung neuerlich auf die Geschichte der Nahrungsmittel während der Urnenfelder- zeit aufmerksam zu machen. E. Hofmann Zur Geschichte der Nahrungsmittel während der Urnenfelderzeit
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