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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger -- Samstag, 8. August 1964 Schuldirektor Martin Penz - ein 85er Heute, Samstag, 8. August 1964, voll- endet in bester körperlicher und geisti- ger Verfassung Schuldirektor in Ruhe Martin Penz sein 85. Lebensjahr. Er war durch 46 Jahre hindurch Oberlehrer in Aurach. Seine ersten Schüler sind heute 75 Jahre alt; der Jahrgang 1889 brachte mit dem alten Brand-er, dem alten Treidl (t 1953) und dem alten (er will zwar nicht alt werden) Niederberger drei Bür- germeister hervor und seine jüngsten Schüler sind heute 27 Jahre alt. Nur ganz wenige Auracher, welche älter als 27 sind, zählten nicht zu seinen Schülern, und alle, die bei ihm sich ihr Wissen holten, sind ihm vom Herzen dankbar. Der Jubilar ist ein geborener Kitz- büheler. Sein Vater, Stanislaus Penz, war Seilermeister und hatte seine 'Werkstätte heim „Falkner" in der Gänsbachgasse; während der Vater aus dem Zillertal zu- wanderte, gehört seine Mutter, Franziska Klingler, einem alten Kitzbüheler Ge- schlecht an. Nach dem Besuch der Volksschule in Kitzbühel kam der Jubilar in die Lehrer- bildungsanstalt nach Innsbruck und ma- turierte dort 1900. Sein erstes Schuljahr lehrte er in Wiesing, aber schon 1901 kam er nach Aurach und verblieb in dieser Gemeinde als aktiver Schulleiter bis zum Jahre 1947. Acht Jahre später wurde ihm von der Schulbehörde auf Grund seiner Verdienste, deren man sich wohl etwas spät erinnerte, der Titel Volksschuldirektor verliehen. Seine Tätigkeit in der Gemeinde Aurach erstreckte sich auf sämtliche öffentliche Sparten. Wie in allen kleineren Land- gemeinden seiner Zeit wurde ihm als Oberlehrer das Amt des Gemeindesekre- tärs übertragen, das er bis zum Umbruch im Jahre 1938 innehatte. Martin Penz gründete die Muikkape1le Aurach, den Verkehrsverein Aurach und die freiwillige Auracher Rettungsgesellschaft. In allen diesen Vereinen war er viele Jahre das Oberhaupt sowie auch Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr. Er trägt viele Ehrenzeichen und war jahraus jahrein ein vielbeschäftigter Mann zum Wohle sei- ner Wahlheimat. Erst 1960 zog er mit seiner Gattin, Auguste geb. Gatt, Tochter des Bahnvorstandes von Roppen im Ober- inntal, wieder nach Kitzbühel zurück, um seinen Kindern und Enkelkindern näher zu sein. Drei Kinder wurden den Eltern ge- schenkt und diese sind nun Väter und Mütter. Dr. Walter Penz, Kinderarzt in Kitzbühel, Edeltraut verehelichte Haid- acher in Kufstein und Hildegard verehe- lichte Fletzenauer in Kirchberg, frühere Lehrerin in Kitzbühel. In seiner Studentenzeit gründete der Jubilar mit seinen gleichaltrigen Kamera- den Toni und Hans Herold und Hans Iii rnsberger, dem nachmaligen Bürger- meister und Landtagsabgeordneten von Kitzbühel, die Studentenverbindung „FIö- dicollia" mit dem Sitz im „Kaffeehäusl", dem heutigen Restaurant Chizzo. Ihr Klublokal befand sich im ersten Stock. Es wurde viel musiziert und auch geist- reiche Gespräche wurden geführt. Diese Studentenverbindung setzte sich in Kitz- bühel ein Denkmal, das heute noch be- steht, jedoch vielfach wenig beachtet wird. Es ist dies das eiserne Wetterkreuz am Hahnenkamm. Die Entstehung dieses Kreuzes hat folgende Geschichte: Den jungen Studenten tat der Hali- kamp!, wie damals der Hahnenkamm noch gerne genannt wurde, leid, da er wenig beachtet und von seinem gro- ßen Bruder, dem Horn, ganz in den Schatten gestellt wurde. Da beschlossen sie, dem Hahnenkamm ein eisernes Kreuz zu verehren. Die Finanzierung wurde natürlich selbst auf originelle Art besorgt. Hans Hirnsberger, damals schon Volontär bei einer Zündholz- fabrik, erhielt von dieser eine Kiste Zündhölzer geschenkt. Diese Hölzer wurden von der Studentenverbindung an die Kitzbüheler Bürger „vertrieben". Der Erlös reichte aus, um das Kreuz bei einem Innsbrucker Kunstschmied in Auftrag geben zu können. Die Montage wurde wiederum in eigener Regie durchgeführt und das zum Eingießen des Kreuzes erforderliche Blei wurde aus dem damaligen Schießstandgelände ausgegraben. Dies geschah im Jahre 18981 - Mit dem alten Hallerwirt Johann Fil- zer führte der Jubilar in Aurach auch den Skisport ein. Schon in den Jahren 1907 und 1908 fanden Skiwettkämpfe statt. Es wurden Langläufe über die Hal- lerwirtsleiten zum Bühbichlstall und zu- rück über den Filzerbühel zum Haller- wirtskeller veranstaltet. Die Sprungschan- ze befand sich in dieser Zeit im Mühl- wiesel. Schon im Winter darauf rückten die jungen Auringer Skifahrer in Kitz- bühel ein und konnten auf der Schatt- bergschanze schöne Preise erzielen. Im Jahre 1932 konnte mit Unterstützung des KitzbühelerWintersportfunktionärsHaupt- mann a. D. Leopold Pischl der Aura- eher Skiklub als Zweigverein des Kitz- büheler Skiklub gegründet werden. Die- ser Zweigverein erbaute die Brachofer- schanze, auf welcher Sprünge bis zu 38 Meter ausgeführt werden konnten. Die- se Schanze war in diesen Jahren sehr gefragt. Der Chronist aus Aurach weiß auch noch von einem Kinder-Skifest zu be- richten, das vom Jubilar am Sonntag, 21. Februar 1910 veranstaltet wurde. Die Ergebnisse dieses „Knaben-Preisschiwett- fahren" - von den Alten konnte ja nie- mand skifahren - zeigen folgende Na- men auf: Skiwetispringen: 1. Johann Filzer, Hallerwirtssohn, 3 ge- standene Sprünge, weitester 7 Meter; Johann Filzer, Schößwand, 3 gest. Sprünge, weitester ebenfalls 7 Meter: Stefan Filzer, Schößwand, 3 gest. Spr., weitester 6,35 Meter; Baithasar Filzer, Flallerwirtssohn, 3 ge- stand. Sprünge, weitester 6,10 Meter; Peter Koidl, Bacher, 3 gest. Sprünge, weitester 5,76 Meter; Josef Exenberger, Mittern, 3 gest.Spr., weitester 3,51 Meter. Skifernlauf: Peter Koidl, Bachern, 10,30 Min.; J. Hagleitner, Schmalegg, 10,32 Mm;. G. Mitterer, Buchau, 10,38 Min.; Peter Foidl, FIenntal, 10,40 Min.; Johann Filzer, Schößwand, 11 Min.; A. Aufschnaiter, Unterfeld, 11,15 Min. Beim Hallerwirt wurde bei \Vürstlit, Bier und Kracherin die Preisverteilung vorgenommen. im Jahre 1905 brachte das Christ- kindi den Hallerwirtsbuben die ersten „echten" Skier; vorher wurde nur mit Zementfaßdaubenskiern gefahren. Durch Vermittlung des Jubilars spendeten dann die Kitzbüheler Franz Reisch und Sepp Herold der Auracher Schuljugend zehn Paar ebenfalls „echte" Skier, mit wel- chen dann die Faßdauben verdrängt wur- den. Dem Jubilar, der vom ersten Tag sei- ries Wirkens in Aurach bis zu seiner Rücksiedlung 1960 nach Kitzbühel der Dorfgemeinschaft kraft seiner Persönlich- keit den Stempel aufdrückte, entbieten wir zu seinem hohen Geburtstag die be- sten Glückwünsche und noch viele Jahre Gesundheit und Wohlergehen im Kreise seiner Gattin, den Kindern und seinen sechs Enkelkindern, die heute die Freude seines Lebens sind! Jubilare unter den Sommergästen Die Wienerin Frau Christine Ebert geb. Kammel vollendete am 7. August d. J. ihr 80. Lebensjahr. Prof. Walter Scheller aus Düsseldorf, der ebenfalls schon viele Jahre im Som- mer wie im Winter seinen Urlaub in Kitzbühel verbringt, feierte am 3. August die Vollendung seines 90. Lebensjahres. Die Geburtstagsfeier fand in seinem Stammlokal, der Tenne Guido Reis-eh statt und die „Stainzer Buam" brachten ihm ein Geburtstagsständchen. Professor Scheller konnte die Feier im Kreise sei- ner Familie, seiner Tochter, seines Sohnes und der Familie seines Sohnes verbrin- gen. Zu seinen Gästen gehörte auch unser Kurdirektor Baron Carl Menshengen mit Gattin. Seine Rüstigkeit und staunens- werte Vitalität geht daraus hervor, daß er dem gesellschaftlichen Leben in der Tenne bis in die Morgenstunden beiwoh- nen konnte. Er spürt von seinem „Neun- ziger" nichts. Heuer ist Prof. Scheller im Gästehaus Ludwig abgestiegen. Die Stadtmusik spielte dem Jubilar beim Dienstag-Platzkonzert den Marsch Hoch Tirol". - Wir gratulieren!
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