Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 15. August 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 halten. Es stand der Umbau des alten Schulhauses (40.000 Kronen) zur Debatte. Obwohl die Anbote bereits vorlagen (Bau- meister Huter 40.000, Baumeister Stamp- fer 38.000 Kronen), konnte Bürgermeister Werner den Bau wegen Mangel an Geld- mitteln nicht vergeben. Die Aufforderung zur Entfernung der Kaiserstatue am Stadt- platz lehnte Bürgermeister Werner mit der Begründung ab, daß auf jeden Fall zuerst die Interessenten befragt werden müßten. Sehr unbeliebt verhielten sich nach den Sitzungsprotokollen damals die Kraft- fahrer; für die Lastkraftwagen wurde eine Fahrgeschwindigkeit von nur sechs Kilometer pro Stunde verfügt; es wurde aber noch ein Zusatzbeschluß genehmigt, nämlich, wenn sich die Kraftfahrer nicht daran halten, dann würde ein Fahrverbot für sämtliche Gemeindestraßen ausge- sprochen werden! In dieser Sitzung vom 12. Juli 1919 wurde auch die Heraus- gabe eines Notgeldes, und zwar Papier- geld für 10 und 20 Heller, im Gesamt- wert von 10.000 Kronen, angeordnet. Der „Fremdenverkehrsbeschluß" vom 14. Juni mußte wegen des Einspruches der Land- gemeinde aufgehoben werden. Es durf- ten also 1919 keine Gäste nach Kitzbühel kommen. Der 12. Juli brachte aber noch zwei weitere wichtige Beschlüsse: es stand der Ankauf des Kinogebäudes zur Debatte. Schweren Herzens mußte der Gemeinde- rat auf den Kauf (eine Viertel Million) verzichten. Dafür wurde aber der einstim- mige Beschluß gefaßt, eine Bürger- schule zu errichten! In der Sitzung vom 21. September 1919 wurde beschlossen, die Notgeldauflage zu erhöhen und zwar 50-Heller- und 20- Heller-Zettel für insgesamt 5000 Kronen. Dem in Kitzbühel anwesenden Tiroler Jäger-Bataillon wurden im Warmbad Kanzleiräume zugewiesen. Vom Wohnungsanforderungsrecht Ge- brauch zu machen, lehnte der Gemeinde- rat unter Bürgermeister Anton Werner ab. Der Bezirkshauptmannschaft wurde u. a. folgende Begründung mitgeteilt: „Der in letzter Zeit erfolgte Zuzug von Personen höchst fragwürdiger Güte würde durch die besondere Wohnungsfürsorge die Nachteile der Stadtgemeinde vermeh- ren und würde die Stadt eine Zuflucht- stätte des Gesindels werden, dem anders- wo die Wohnung entzogen wurde. Wer eine Wohnung hat, soll sich so aufführen, damit er diese behält." Mit der Sitzung vom 31. Oktober 1919 lief die zweite Amtsperiode von Bürger- meister Anton Werner ab. Vizebürger- meisters Dr. Hans Thalers Dankesworte lauteten: „Dr. Thaler nahm Veranlassung, auf die dermalen stattfindende letzte Sit- zung des Gemeindeausschusses hinzu- weisen und gab gleichzeitig der Hoff- nung Raum, daß im neuen Gemeinde- ausschuß auch Mitglieder des alten ein- ziehen möchten und bemerkte unter Einem auch die Tätigkeit des Herrn Bürgermeisters Anton Werner, der sein Amt in einer Zeit übernehmen mußte, wo es nichts anders als nur Verant- wortung gegeben hat. In welcher Weise derselbe die Interessen der Stadt ge- wahrt hat, möge man bedenken, daß er bei seinem Abgange nicht nur keine Schulden hinterläßt, sondern im Ge- genteil noch disponible Gelder auf- weist, die beim Spar- und Vorschuß- verein erliegen und außerdem ein Kapi- tal von 56.500 Kronen zurückzahlte Aus diesem Grunde stellt Dr. Thaler den Antrag, dem Herrn Bürgermeister für sein umsichtiges Wirken den Dank zinn Ausdruck zu bringen, welches durch Erheben von den Sitzen geschah." Mit 10. Dezember 1919 übernahm der neue Bürgermeister Hans H i rnsbe r g er den Vorsitz im Gemeinderat. Ihm stand folgender Gemeindeaussehuß zur Seite: Vizebürgermeister Carl Planer und Karl Koller. Stadträte: Anton R oJh b a eher und Sebastian P r,axmair. Gemeinderäte: Josef Herold, Urban Zimmermann, Dr. Anton Kayser, Alois Wimmer, Johann Tagwerker, Keope- rator Josef Nail, Sebastian Klingler, Karl Schnepf, Anton Exen berger jun., Johann Georg Dewina, Maria Laner, Michael Mei nhart, Alfons Petzol d, .Josef Brugg-er und Adele Husch (Letz- tere wurde jedoch schon in der näch- sten Sitzung von Michael Ze.ngerer ver- treten). Anton Werner verehelichte sich 1889 mit der Bergmannstochter Elisabeth Prantner aus Fieberbrunn, deren Vater als Heuer im Eisenbergwerk Gebra ver- unglückte. Der Ehe entsprossen sechs Kinder, davon leben noch zwei und zwar Anton Werner im Ruhestand, vor dem Haus Franz - Reisch-Straße 7 (Babyhaus seiner Enkelin Frieden. ke Schuster). Er bastelte wäh- rend seines Le- bensabends ein kunstvolles Häus- chen, in das ein Wasserwerk ein- gebaut war. Der Betrieb dieses Werkes war vor allem für die da- malige Schul- jugend eine be- liebte Sehens- würdigkeit. Altnationalrat Max Werner, der Senior- chef des Handelshauses Werner und sein jüngster Bruder Rudolf Werner, der seit 40 Jahren in Innsbruck eine Eisenhand- lung führt. Mit echtem Vaterstolz konnte Anton Werner den Aufstieg seines Sohnes Max zu höchsten politischen Ehren erleben, als dieser 1930 in den Nationalrat ge- wählt wurde. Im Jahre 1931 erhielt er für seine Verdienste um die Organisa- tionen des Handels und des Gewerbes von der Kammer die „Silberne Medaille" verliehen. Anton Werner starb am 5. Dezember 1932 im Alter von 68 Jahren. Am 7. De- zember berief Bürgermeister Ernst Reisch zu Ehren des Verstorbenen eine Trauer- sitzung des Gemeinderates ein und am 8. Dezember fand die Beerdigung statt. Diese erfolgte um halb 11 Uhr vom Trauerhause aus. Eine unübersehbare Menschenmenge folgte seinem Sarg. Vor- an die Stadtmusik, gefolgt von den Ver- tretern der Gemeinden Kitzbühel Stadt und Land, dcii Spitzen der Behörden, den Vertretern von Gendarmerie und Po- lizei, den Vertretern der Tiroler Handels- kammer und in korporativer Art die Frei- willige Feuerwehr, die Schützenkompanie, die Schützengilde, der Kaiserjägerbund (der Verstorbene diente beim 1. Tiroler Kaiserjägerregiment in Bregenz und in Predazzo), der „Geschenkten-Verein" und die Zunft der „Siebenerlei Handwerker". Weiters seine Kollegen der Schlosser- genossenschaft, der Handelsgenossen- schaft, die Funktionäre der Genossen- schaftskrankenkasse, des Verkehrsver- eins und des Verschönerungsvereins, denn in allen Körperschaften und Vereinen war der Verstorbene fruchtbringend tätig. Anton Werner war ein treuer Diener seiner Heimat!
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