Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. August 1964 Das Vermessungswunder beim Felbertauerntunnel Die Fragen und Debatten zeigen, daß aber das Gebiet des Vermessungs- wesens allgemein wenig bekannt ist. Solche großen und für unsere Volks- wirtschaft so wichtigen Bauvorhaben wie diese neu zu erstellende Nord-Süd-Ver- bindung legen dem Techniker nicht nur die Verantwortung für das Gelingen des Werkes auf, er soll sich auch verpflich- tet fühlen, der Allgemeinheit einen Ein- blick über das Geschehen zu geben. Die Entwicklung der Straßenbaumaschi- nen, die ständige, immer raschere Zu- nahme des Kraftfahrzeugverkehrs gaben den nötigen Impuls, sich nicht mehr von den Schwierigkeiten des Stollenbaues mit Klärung der Tunnelventilation abhalten zu lassen, wozu die längeren \Vintersper- ren aller höher gelegenen Paßstraßen des In- und Auslandes und ganz besonders die unvorhergesehenen Unterbrechungen in der Hauptreisezeit infolge der Witterungs- unbilden im Hochgebirge beigetragen haben. So reifte im Jahre 1935 aufs Neue der Plan, die für ganz Osterreich wichtige Nord-Süd-Verbindung wintersicher, also ganzjährig befahrbar zu gestalten, und in der Folgezeit konzentrierte man sich auf die Tunnellösungen. Geländestudien an Hand der Karte 1:25.000 ließen bald die kürzeste Verbindung durch den Ho- hen Tauern erkennen und nun folgte die genaue Festlegung der Tunnelanschlags- punkte im Gelände. Im Norden bot das vom Felbertal abzweigende Amertal die Möglichkeit, möglichst nahe an den Kamm der Hohen Tauern heranzurücken, im Sü- den ist es das Tauerntal, wobei auf einen später zu erwartenden Stausee Rücksicht genommen wurde, welcher das Tunnel- portal 130 Meter über den Talboden hin- aufdrängte. Nach diesen ersten konkreten Vorarbei- ten Iur die Festlegung der neiden lunnel- portale war es notwendig, den Höhen- unterschied und die Tunnelrichtung ge- nau festzuleg2n. Hier sind nun zwei von einander getrennte Arbeitsgänge erforder- lich: der eine ist die Höhenmessung, der Techniker spricht von einem Präzes sionsnivellement; der zweite betrifft die genaue Ermittlung der Richtung von einem Portal zum anderen, da die Tunnelarbeiten schon aus - reinbauvirt- (rii,l,n mn h,.dd.li V, pt1'n diesem henmarken an und begann in diesem Ia11e am Bahnhof in Lienz und führt durch das Iseltal—Tauerntal über den Felber- lauern durch das Felbertal zum Anschluß an den Kontrollpunkt am Bahnhof in Mittersill. Die Abzweigung in das Amertal zum Nordportal erfolgte durch eigene Kontroll- messungen. Um ein Bild über den Ar- beits- und Zeitaufwand für vorstehende Messung zu bekommen, sei erwähnt, daß 1 die Visuren mit dem Instrument nur ge- nau in der Horizontalen durchgeführt werden dürfen, also bei einer Aufstel- lung höchstens vier Meter Höhenunter- schied erfaßt werden können, anderer- seits flachen Gelände im Interesse der Genauigkeit die Entfernungen der Ab- lesungen nicht 50 Meter überschreiten sollen. Die horizontale Weglänge für die Vermessung von Lienz nach Mittersill be- trägt 90 Kilometer; der zu bewältigende Höhenunterschied mit Gegensteigung 3240 Meter zeigt wohl deutlich genug, welche Unzahl von Instrumentenaufstellungen er- forderlich sind, wovon jede einzelne mit größter Sorgfalt und Genauigkeit durch- zuführen ist. Zieht man noch weiters in Betracht, daß die Witterungsunbilden des Hochgebirges die Vermessungsarbeiten nur in den Sommermonaten und die mit öf- teren Unterbrechungen zulassen, so über- rascht es wohl nicht, daß diese Arbeiten fünf Kalenderjahre in Anspruch genom- men haben. Die zweite Aufgabe ist nun die Verbin- dungslinie der Tunnelportale in der Na- tur zu ermitteln und zu kennzeichnen. Hier dienen die Bergspitzen als verläß- liche Helfer, die Verbindung über den Gebirgsrücken herzustellen. Vom Amer- taler Tunnelportal zeigen sich sechs Spit- zen in guter Sicht, im Süden sind es vier und dazwischen erweisen sich noch zwei als einwandfreie Mittler. All diese Punkte werden durch eingemeißelte oder beto- nierte Kreuze festgehalten und durch Vierstäbe sichtbar gemacht. Von jedem dieser Triangulierungspunkte werden mit dem Instrument alle sichtbaren Winkel- messungen untereinander durchgeführt, so daß mehrfache Kontrollen vorliegen und Fehler festgestellt werden können. Dieses Netz aller Fluchtlinien (Triangulierungs- netz) hat in Tunnelrichtung eine Länge von 20 und eine Breite von 5 Kilometern. Nach Kontrolle der Vermessungsergebnisse wird nun die Richtung der Tunnelachse zu den sichtbaren Bergspitzen errechnet, um dann umgekehrt auf den beiden ge- wählten Tunnelpunkten die errechneten Winkel von den Bergspitzen zur Tunnel- achse anzuschlagen. Daraus ergibt sich für die Richtung von Nord gegen Süd die sechsfache, im Süden die vierfache Kontrollmöglichkeit! 'Vorstehende Ausführungen sollen einen Einblick dafür geben, was einem solchen Bauvorhaben vorangehen muß. Großes Verständnis zeigte hier (las Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen in %Tien, denn dieser Stelle ist es zu ver- danken, daß das Präzessionsnivellement und die generelle Triangulierung schon 1951 bis 1956 durchgeführt werden konn- te, also zu einer Zeit, wo sehr wenig Hoffnung bestand, den Felbertauern- tunnel zu verwirklichen. Die weitere Ver- dichtung des Triangulierungsnetzes und Kontrollabsteekungen oblagen dem Ver- messungsbüro Dipl.-Ing. Huber in Zell am See. Die Uberprüfung nach dem Stollen - durchschlag festgestellten Fehler betragen in der Höhe neun und in der Breite 14 Zentimeter; Abweichungen also, die in der Tunnelanlage ohne weiteres ausgeglichen werden können. (Aus „Osttiroler Bote". Lienz; verfaßt von Ing. P.) Fürwahr, da kann man nur von einem Vermessungswunder sprechen. Bahnhof Lienz und Bahnhof Mittersill Vermessungskontrollpunkte Der Durchschlag des Felbertauern- tunnels am 1. April 1964, der in An- wesenheit des Herrn Bundeskanzlers Dr. Josef Klaus erfolgte und welcher durch Auslösung des letzten Sprengschusses von Minister a. D. Sektionschef und Vorsitzen- der des Aufsichtsrates Dr. Eduard Flei- lingsetzer vorgenommen wurde, hat er- neut das Interesse großer Kreise geweckt. Nun wie kam es zur Festlegung der nun in Arbeit stehenden Tunnelröhre? vorgetrieben werden sollen. Die Höhen- in knüpft an bereits bekannte Hö- Der Plan der Tauernüberquerung durch - eine Fahrstraße reicht mehr als sieben Jahrzehnte zurück und die Geländestudien ließen damals den Felbertauern in 2545 Meter Seehöhe als den günstigsten über- g ang erscheinen, umso mehr, als dieser für den Viehtrieb seit je benützt wurde. Die Erschließung des Hochgebirgspanoramas mit dem Großvenediger, die Möglichkeit, mit geringeren Jahresdotationen einen, wenn auch langsamen Baufortschritt er- zielen zu können, ließen trotz der vorhan- denen großen Tunnelanlagen im Eisen- bahnverkehr isen- bahnverkehr eine solche unterirdische Verbindung für den Kraftfahrzeug- verkehr nicht recht aufkommen, da wohl die Gefährlichkeit der Abgase von Benzin- und Dieselmotoren bekannt war, deren Beseitigung in längeren Tunnel- röhren aber noch eine offene Frage bil- dete. 2. Studienreise der Tiroler Handelskammer U S A- K A N A D A vom 5-21. Oktober 1964 anläßlich der Weltausstellung New York mit modernsten Kursflugzeugen und Luxus- autobussen sowie erfahrener, deutschsprachiger Reiseleitung, Pauschalpreis ab Innsbruck 5 16.350.— Anmeldungen und Auskünfte beim Tiroler Landesreise- büro Kitzbühel, Bichlstraße 9, Tel. 2901 (05356)
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