Kitzbüheler Anzeiger

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Aus der „Steinzeit" des Eishockeyspieles in Kitzbühel 65 Jahre Eissport In Kitzbfihel Das älteste bisher aufgefundene Doku- ment über den Eislaufsport in Kitzbühel ist das Protokollbuch des Gemeinderates. im Sitzungsprotokoll vom 23. November 1899 steht geschrieben: „Ansuchen des Eislaufvereins um Be- willigung, zur Herstellung des Eislauf- platzes den städtischen Hydranten be- nützen zu dürfen. Bürgermeister Cathrein beantragt die Bewilligung unter folgenden Bedingungen: An dem zur Verwendung kommenden Schlauch ist ein kleines Mundstück au- zuschrauben; Durch die Benützung des ilydranten darf die Stadtgemeinde in der Erfül- lung ihrer Verpflichtung den Wasser- konsumenten gegenüber nicht gestört sein; Falls städtische Schläuche benützt wer- den und diese Schaden leiden, hat der Eislaufverein eine entsprechende Ver- gütung zu leisten. Dieser Antrag wurde einstimmig an- genommen. Der Eiskunstlauf in Kitzbühel konnte beginnen! Zu den ersten Kunsteisläufern zählten in Kitzbühel um die Jahrhundertwende Dr. Josef Spielberger, k. k. Gerichts- vorsteher Unterrichter und k. k. Go- richtsadjunkt Joas; später kamen dazu Josef Guliek, Alois Abendsteiri, Chri- stian Mitterer und der Ehrwalder Rein- hard Spielmann, der bei den ersten Ti- roler Skimeisterschaften, welche 1905 in Kitzbühel durchgeführt wurden, nach Jo- sef Wallner, Semmering, den zweiten Platz belegen konnte. Dr. Unterrichter führte unter Franz Reisch bei der Gründung der Wintersport- vereinigung Kitzbühel im Jahre 1902 die Abteilung „Eislaufen". Eishockey wurde in Kitzbühel schon um 1905 gespielt; die erste internationale Begegnung jedoch läßt sich erst im Win- ter 1909/I() feststellen. Hierüber berichtet der „Kitzbüheler Bote", Redaktion und Verlag Martin Ritzer: „Am 18. und 19. Jänner 1910 steht Kitzbühel unter der Flagge des Eis- hockeysports. Es spielen: Montag früh: Leipziger Sportklub gegen Münchner Sportklub. Montag Nachmittag: Leip- ziger Sportklub gegen eine kombinierte MalLnsrhaft Innsbruck-Kitzbühei. Diens- tag Vormittag: Leipziger Sportklub ge- gen München-Innsbruck kombiniert und am Nachmittag Münchner Sportklub ge- gen Jnnshruck-Kitzbühel kombiniert." Eber das Resultat schweigen die „Blät- ter'. Der Leipziger Sportklub befand sich damals auf einer Tournee und kam von Spielen n St. Moritz und in Davos nach Kitzbühel. Die Leipziger konnten damals die beste Mannschaft Europas stellen. Am 6. und 7. Februar 1910 spielte der Innsbrucker Eislaufverein in Kitz- bühel und gewann 7:2. Die Spielzeit war damals zweimal 25 Minuten. Der Vortag brachte 20 Zentimeter Neusehnce. Im „Kitzbüheler Boten" wird berichtet, daß ungefähr 60 Sportsleute, auch Damen, und die ]landy-Mannschaften, wie die Eis- hockevspieler damals auch genannt wur- den, mit Schaufel und Besen gearbeitet haben. meist Engländer und die anwesen- den Boifahrer, bis der Platz spielfähig war. In der Kitzbüheler Mannschaft spiel- ten auch Engländer, Amerikaner und Inder. Welche Bedeutung schon damals der Eislaufsport in Kitzbühel hatte, geht daraus hervor, daß den ganzen Winter 1909/10 der österreichische Eiskunstlauf- meist.r Anton Steiner aus Wien als Kunstrislauflehrer in Kitzbühel wirkte. Im Jahre 1949 gab der Kitzbüheler Eis- hockevklub eine kleine, aber interessante Broschüre heraus, der wir im nachstehen- den größtenteils folgen: Damals spielte man das „Bandy-Hokey" und die Spieler waren die „Bandymann- schaften". Man trieb noch mit Land- hokeysclilägern einen Steinball vor sich her und versuchte, diesen dem Gegner in den ‚.Kasten" zu jagen. Der Kasten war fast so groß wie die heutigen Fußballtore. Die „Mannen" waren noch keine ge- panzerten Ritter unserer Tage, sondern „lieblich' angezogen. Als markantestes Er- kennungsmittel der männlichen Tüchtig- keit sieht man noch auf vergilbten Photos jener Zeit vor dem ersten Weltkrieg die Spieler mit mächtigen Bärten verziert, mit Pluderhosen angetan und Meister Abendstein wollte sogar auf seine Hosen- träger nicht verzichten. Die ersten Nachkriegsjahre können wir überspringen. Jedoch schon 1927, nach der Gründung des KSC durch Franz Graf Schlick, begann für die einheimische Bevölkerung wieder der Eissport. In die- sem Jahr spielten englische Studenten ge- gen eine Innsbrucker Mannschaft; aber auch ein Münchner Team trat gegen die Studenten in Kitzbühel an. Grund genug, daß einige Kitzbüheler Buben ihr herz für den Eishockeysport entdeckten und eifrig Tag für Tag zum Leidwesen des Eismeisters ihr „Unwesen" trieben und in immer schnellerem Tempo mit blitzartigen Kurven ihre Geschicklich- keit demonstrierten. Immerhin dauerte es drei Jahre, bis diese verschworene Ge- meinschaft von sechs Buben sich an das erste Eishockeymatch heranwagte ... und darüber berichtet Georg 5 ilberberger, kurz „Geh" genannt, der als „Star" der Kitzbüheler Eishockeymannschaft vor 1938 noch öfter in dieser Chronik vermerkt sein wird: Also verpflichteten wir den Eis- laufverein Silz zu einem Wettspiel nach Kitzbühel. Natürlich hatten wir ein rie- siges Lampenfieber vor diesem unserem ersten Spiel, da ja Silz bereits einige Jahre eine Eishockeymannschaft besaß. Wir empfingen also die Silzer am Bahn- hof und bestaunten vorerst mal die riesigen Männer, die da ankamen und das Herz rutschte uns richtig in die 1-lose. Wir erklärten nun den Silzern, das wäre unser erstes Eishockeywett- spiel und wir hätten halt noch gar keine Erfahrung; also sollten sie uns eine nicht zu hohe Niederlage verpas- sen. Die Silzer erklärten gnädig, ie würden es nicht zu hoch ausfallen las- sen. Nun kam das Spiel. Beim Anpfiff des Schiedsrichters verschwand unser
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