Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 22. August 1964 Lampenfieber, wir spielten, als ginge es um unser Leben und feierten mit 15:1 Toren unseren ersten großen Sieg. Unser Kampfgeist und unsere Einig- keit sowie unsere Schnelligkeit über- wanden die körperliche und technische Überlegenheit des Gegners, und dieser Sieg war der eigentliche Grundstein, um unseren Klub offiziell zu gründen und anzumelden.' Soweit Silberberger. Diese Urmannschaft setzte sich aus sechs Spielern zusammen: das Tor hütete Hans 5 eh w ciii es te r, als Verteidiger fun- gierten Leo Gasser und Hans \Vinderl, während im Sturm Georg Silberberger links stand, der erst 12jiihrige Walter Fög er als Zenterstürmer und als Rechs- außen „Manei" Hartmann. Da nun der Klub nur aus sechs Ak- tiven und gleichzeitig Mitgliedern bestand, mußte jeder Spieler noch eine Funktion übernehmen. Leo Gasser als* Kapitän kas- sierte, Marinei Hartmann malte die Pla- kate, Walter Föger trug sie aus und brachte die Flugzettel unter die Leute, während Hans \Vinderl schon damals großartige Leistungen als Kontrollor ent- wickelte. Haus Schieiriester aber war Meister im Herstellen künstlicher Aus- rüstungsgegenstände. Ein verständiger Unterstützer des Klubs war der „Alte Föger", der als Platzmeister und Pächter des Eisplatzes durch unerhört schönes Eis gute Voraussetzungen schuf. Die Aus- rüstungsgegenstände mußten sich die Spie- ler selbst beschaffen - und auch für den Eisplatz die Eintrittskarten lösen. Nur langsam kamen neue Kräfte zum Klub. Hans Schweinester wurde von Hans Neubauer abgelöst. Doch immer noch schlecht ausgerüstet, mußte .r für den Klub den Prügelknaben spielen. Es 'er- ging kein Training und kein Spiel, wo Neubauer nicht nur gequetschte Finger und einen zerschundenen Körper hatte, sondern er mußte auch noch die „liebe- Worte der Zuschauer einstecken. Als Feldspieler meldete sich nun auch Klaus Gfell er, der sich als sehr begabt erwies. Bald fand aber er, der große Idealist, im Wilden Kaiser den Bergtod. 1 Als Peter Salvenmoser, von allen nur „Busehgschierrl-Peter genannt, seine Liebe zum Eishockey entdeckte, gewann der Klub einen tüchtigen Vereinsmann, der immer dort einsprang, wo Not am Mann war. Er half dem Klub auch finanziell mehr- mals aus der „Patsche". Peter Salven- moser ist während des letzten Krieges bei einem Lawinenunglück ums Leben gekom- men. Mit dem jungen und strebsamen Fred Neumayr erwuchs 1934 dem Klub wie- der eine äußerst wertvolle Kraft. Seine Einsatzbereitschaft im Spiel war rück- haltlos. Auch Hans Nagele gehörte bald zum Stamm und sein Können entwickelte sieh. Als letzter der Aktiven vor 1938 ist noch Engelbert Weiß zu erwähnen, der mit immer gleichbleibender Liebe dem Klub als Faktotum und als Tormann diente. Die Funktionäre des Klubs um das Jahr 1934: Obmann: Mr. Thenissen, Stellvertreter: Iluhert L ei t ne r, Schriftführer: Geli Silberberger, kassiere: Hans \Vi nderl und Haus Neu- bauer Zeugwart: Engelbert Weiß Reklame: Emanuel liartmann, Kapitän: Leo Gasser. Somit hatte jeder Spieler, mit Aus- nahme des Jugendlichen Walter Föger, der in Innsbruck studierte, seine Funktion. Mit Ohmannstcllvertreter 1-lubert Le i tner erwuchs dem Klub ein rühriger Funktio- när, der, obwohl selbst nicht aktiv, für den Klub das herausholte, was nur zu holen war und die Spieler hatten zu ihm Vertrauen. 1934 wurden Silberberger und Föger in die Tiroler Auswahl berufen, die in Kufstein gegen München antrat. Einen bedeutenden Aufschwung nahm der Eishockeysport in der Saison 1934/35. Dem Klub traten 38 unterstützende Mit- glieder hei, was ihn veranlaßte, erstmals an der österreichischen Provinzmeister- schaft rovinzmeister- schaft teilzunehmen. Diese wurde souverän gewonnen und auch die damals schwer- sten Gegner wie Salzburg und Steyr be- siegt. Die einzige Niederlage in dieser Saison war die gegen die Nationalmann- schaft von Rumänien! Uber dieses Spiel berichteten die „Ki (zhiihel.er Nachrichten": „Am Dienstag, 20. Jänner 1935 traf aus Davos die rumänische Nationalmann- schaft auf der Rückreise von den Kämp- fen um die Weltmeisterschaft in Kitzbühel ein und trat am Abend gegen den Hockeyklub Kitzbühel an. Dem Spiel wurde sehr großes Interesse entgegen- gebracht, weil Kitzbühel. im Kampf um die Provinzmeisterschaft II. Klasse noch immer Sieger geblieben war. Die tJber- legenheit der Nationalmannschaft zeigte sich am besseren Zusammenspiel, während die Kitzbüheler an Schneid und Schnel- ligkeit den Rumänen nichts nachgaben. Die ersten zwei Spieldrittel endeten 4:0 für Rumänien. Im letzten Drittel erreichte Silberberger knapp hintereinander zwei Tore, während die Rumänen keinen wei- teren Erfolg buchen konnten. Der Erfolg der Kitzbüheler ist als sehr gut zu nen- nen, wenn man bedenkt, daß diese einer Nationalmannschaft gegenüberstanden, die fortwährend ihre Leute austauschte, wäh- rend die Kitzbüheler vom Anfang bis zum Ende mit der gleichen Besetzung durch- kämpfen mußten." „Gell" war der treibende Motor. Ele- gant und blitzschnell fegte er mit der Scheibe über das Eis. Er war damals der beste Stürmer Osterreichs. Seine Verdien- ste im Kampf werden fast noch übertrof- fen durch seine nimmermüde Tätigkeit bei der Führung der Korrespondenz. In diesem Winter hatte der Klub bei seinen Heimspielen einen bedeutenden Gast zu verzeichnen. Es war dies der Prince of Wales, der öfters bei den Eishockeymatches war und an den Dar- bietungen viel Gefallen gefunden hatte. „Auf Regen folgt Sonnenschein", Liu tet ein altes Sprichwort und nachdem der Winter 1935/36 gar nicht befriedigte, weil fast keine „Schleiftage'- waren und wenig Aktive (Klaus Gfeller war doch erst abgestürzt, Hartmann Trainer in Ita- lien, Föger knapp vor der Matura und Salvenmoser kränklich), so klappte es im Winter 1936/37 wie am Schnürchen. Erstmals konnte sich der Klub auch die Unterstützung der Stadtgemeinde und des Verkehrsve rei as sichern, und vor allem, (las alte Team war wieder komplett und begeistert wie noch nie. Auch das Interesse der Einheimischen war angestiegen. in diesem Winter traten zwei National- mannschaften der Akademiker in Kitz- bühel an. Die Italiener siegten nach ver- bissenem Kampf knapp 4:3 und die Fran- zosen wurden mit dem unwahrscheinli- chen Ergebnis von 6:1 für Kitzbühel nach Hause geschickt.. Sämtliche anderen Spiele wurden ge- wonnen: so wurde Oxford zweimal be- siegt, ebenso Steyr, Zell am See, Villach, Sportklub Tirol und Berchtesgaden. In dieser Saison hatte Kitzbühel einen Höhe- punkt seiner Leistung im Eishockey er- reicht und wäre gerne auch gegen den „Erbfeind" Innsbruck einmal zum Kampf angetreten. Leider waren die Innsbrucker immer am Termin verhindert. Diese Saison war die erfolgreichste vor dem zweiten Weltkrieg. 1938 konnte der Klub kein Eigenleben mehr führen und die Spieler wurden in alle Weit verstreut. Dann kam der Krieg. Drei Aktive ka- men nicht mehr zurück. Ehren wir ihr Andenken Hans Schweinester Florl Oberaigner Peter Salvenmoser Im Winter 1945/46 waren es nur schüch- terne Versuche des jungen Nachwuchses. Dann nahm der Sportklub Kitzbühel den Eishockeysport unter seine Fittiche. Als aber alle früheren Spieler wieder bei- sammen waren, war es eine Selbstver- ständlichkeit, daß der alte ruhmreiche und von viel Idealismus aufgebaute Eis- hockeyklub Kitzbühel zu neuem Leben erweckt wurde. Die Saison 1.947 war bereits recht er- folgreich. Die Mannschaft lautete: Tor: Weiß; Verteidigung: Gasser, \Vinderl Sturm: Silberberger, Föger, Hart- mann, Baumann, Staudinger und Pepi Salvenmoser. Wenn auch die alten Spieler der Mann- schaft das kämpferische Gepräge gaben, so war es für diese „Alten" eine Freude, zu sehen, wie die Jungen Jakob Küchl vulgo Baumann, Konrad Staudinger und Pepi Salvenmoser sich prächtig ent- wickelten und als Austauschsturm voll- wertige Leistungen zeigten. Schluß folgt!
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