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Samstag, 29. August 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Kaminkehrermeister Sebastian Huber - ein 85er Am 24. August 1964 vollendete in sei- teuer Rüstigkeit und bester geistiger Ver- fassung der weitum bekannte Kaminkeh- rermeister in Ruhe Sebastian Huber sein 85. Lebensjahr. Der Jubilar wurde am 24. August 1879 in St. Johann geboren. Seine Jugend ver- lebte er auf dem Bauernhof zu Moosen im Wink!. Sein Vater, ein gebürtiger Bayer aus der Chiemseer Gegend, unter- ließ es versehentlich, sich um die öster- reichische Staatsbürgerschaft umzusehen. Dies hatte zur tiberraschung der gesam- ten Familie zur Folge, daß unser Jubilar nicht zur k. k. österreichischen Armee, sondern zu den bayerischen Ulanen ein- rücken mußte. Im Jahre 1913 kaufte sich Sebastian Huber das Haus in der Kanalgasse und betrieb hier das Kaminkehrerhandwerk. In diesem Beruf machte sich Huber sehr bekannt und sehr geschätzt und wurde schon bald für Schätzungen und zur Feuerbeschau für die Offentlichkeit ver- wendet. Fast bis zu seinem 75er machte der Jubilar in seinem „rauchigen Ge- wand" Dienst. Er war bekannt als lu- stiger und humorvoller Meister, der schon in aller Herrgottsfrüh mit einem Lied auf dem Mund, die Leiter über die Schul- ter, in den Küchen der Bürger- und Bauernhäuser erschien, um sein Hand- werk auszuüben. Schon von weitem er- tönte sein „Pfeifsignal", damit sich die Frauen auf seine Tätigkeit vorbereiten konnten. Hubers „Pfeifer!" war bekannt von Jochberg bis Reith und sein fach- männischer Rat ebenfalls; ebenfalls auch seine Schwindelfreiheit und seine wag- halsigen Dachexkursionen. Sein Vater war Sensenhändler in St. Johann und seine Mutter, Anna geb. Sai- 1er, eine Lafferbauerntochter von St. Jo- hann. 1900 rief ihn der bayrische König zum 4. Kavallerie-Regiment nach Dil- lingen in den „Sattel". Den ersten Welt- krieg machte er beim 7. Feld-Artillerie- Regiment mit, das seinen Standort in München hatte. Das Rauchfangkehrerhandwerk lernte der Jubilar bei seinem älteren Bruder Fritz Huber in St. Johann und 1912 er- warb er für den Bezirk Kitzbühel die Rauchfangkehrerkonzession und das Ge- werbe von Meister Matthias Bachmann in Kitzbühel. 1921 wählte ihn der 1. Tiroler Trach- tenverein - Landsturmgruppe 1809 - Kitzbühel zum Obmann. Was der Jubilar in all diesen Jahren für den Verein lei- sten konnte, ist beispielgebend. Noch beim heurigen Bezirkstrachtenfest lieferte er den Beiweis, daß er trotz seines hohen Alters noch befähigt war wie keiner, so ein Fest zu organisieren und zu leiten. Auch am Vortag seines 85ers begleitete er als Ehrenobmann die Fahnenabordnung des Trachtenvereins zur Einweihungsfeier der St.-Bernhard-Kapelle auf den Hahnen- kamm und stand dort während der erz- bischöflichen Messe „stramm" wie ein Junger. Der Jubilar diente auch bei der frei- willigen Feuerwehr der Stadt Kitzbühel und brachte es dort zum Steigerobmann. Im Jahre 1923 gründete Huber in Kitz- bühel den Heimkehrerverein, welcher ihn 1946 auf Grund seiner Verdienste zum Bezirksobmann wählte. In dieser Funktion leitet Huber jährlich die bekannten Heim- kehrei'waJlfahrten „Jochbergwald". Im Tiroler Unterland wie auch im Pinzgau gibt es kein Heimkehrerfest und kein Trachtenfest ohne Sebastian Huber. Wäre er nicht dabei, würde etwas fehlen und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Vorzügliches leistete der Jubilar auch als Bezirksobmann der Schwergewichis- eisschützen. Diesem Sport hält er heute noch die Treue und das „Schuß hellauf" läßt ihn in keinem Winter ruhen. Auf allen Bahnen des Bezirks ist Meister iluber bekannt und geschätzt. Der Kitzbüheler Trachtenverein ehrte den Jubilar vor zwei Jahren durch Ver- leihung der großen goldenen Ehren- medaille; diese Medaille wurde eigens für den Jubilar geprägt und er ist der erste und einzige Träger dieser Aus-' zeichnung. Von seinen acht Söhnen wurde Fritz als Skikanone weltberühmt; sein Enkel Fritz Huber d. J. war der erste Kandahar- sieger, den Kitzbühel hervorbrachte (1952). Von seinen Kindern steht Georg im 60. Lebensjahr und der Jüngste, Se- bastian, wurde genau vor einem Monat siebzehn. Der Jubila:r besitzt ein treues Heimat- gefühl und ist ein beispielhafter Patriot. Zu seinem hohen Geburtstag entbieten wir ihm die besten Glückwünsche und hoffen, daß er noch viele Jahre gesund und mun- ter in unserer Mitte wellen kann. Wesentlich ist ihm nur die Tat Einem beliebten Kitzbjjheler zum Achtziger „Tiroler Nachrichten" vom 12. August Mit bedächtigem Schritt wandert ein rüstiger Greis durch die Hahnenkamm- stadt, von vielen gegrüßt und geehrt. Der „Hofmannvater" ist im Getriebe der Fremdenverkehrsstadt eine Persönlichkeit. Er hat keinen Olympiasieg heimgebracht, keine Bücher geschrieben, er hat nichts Umwälzendes zustande gebracht. Danach hat er zeitlebens nicht gestrebt, seine Aufgabe war die Pflichterfüllung und der Dienst für andere. Als junger Eisenbahner in Fieberbrunri bekannte er sich zur christ- lichen Gewerkschaftsbewegung, der er in den Stürmen der Jahrzehnte die Treue gehalten hat. In Kitzbühel, wo er nach der letzten Station seiner Dienstreise den verdienten Ruhestand verbringt, entfaltet er ein vielfach unbeachtetes, aber reiches Wir- ken. Wieviel Stunden war er als Kassier auf den Beinen, um für Verbände und Vereine die Mitgliedsbeiträge einzuheben. Wieviel Geld hat er für gute Zwecke zum Wohl anderer zusammengebettelt, un- erschrocken von Tür zu Tür gehend, auch wenn harte Worte nicht ausblieben. Dabei hat er sich stets um die öffentlichen Fragen interessiert und ist mit Rat und Tat eingestanden. Heute ist Hans Hof- mann Ehrenobmann der Ortsgruppe Kitz- höhe! des Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenbundes und hei Sitzungen und Besprechungen noch immer dabei. Als er- ster im Bezirk Kitzbühel erhielt er die goldene Ehrennadel des AABB im Land Tirol war er der fünfte Träger dieser Auszeichnung. Ehrungen bedeuteten dem „Hofmann- vater" höchstens Ansporn zu neuer Lei- stung. Wenn ein Helfer gebraucht wird, denkt jeder an ihn, der sich nicht zwei- mal rufen läßt. 01) er als Sammler für den Kapellenbau am Hahnenkamm oder für die Pfarrcaritas eingeteilt wird, oder ob er seine Kraft der Rentnerbetreuung zukommen läßt das ist nicht entschei- dend. Wesentlich ist ihm nur die Tat, die er als Christ oder Familienvater wie als Mandatar nie gescheut hat. Ohne gro- ße Feier hat lfaiis Hofmann den „Acht- ziger" hinter sich gebracht. Sein Schritt ist etwas verhaltener geworden und dann und wann verschnauft er ein wenig. Aber er geht weiter, wie er es gewohnt ist, er tut weiter die Pflicht. Worte sind nur ein bescheidener Ausdruck des Dankes, den sich der „Hofmannvater" verdient hat. Möge ihm weiter Schaffensfreude und Gesundheit beschieden sein 1 Besuehet da Kitzbilheler He1matmucuan! Alfons-Walde-Galerie 100 Jahre Skipionier Franz Reisch Stadt- und Bezirksgeschichte, Vo&skunst, Volkskunde, Historischer und urgeschichtlicher Bergbau, Wintersport. Eintritt S 4.—.
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