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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 5. September 1961 lerin Marlis \Vieser. In den Gemeinde- räten, die in Franz Lamplmayr als Bür- germeister einen durch bäuerliche Listig- keit gewandten Widerpart hatten, hatte Stefan Ritter den einfallsreichen Tak- tiker, Peter Koidl den an Geist und Ein- fluß unterlegenen Konkurrenten um die Macht und Walter Obernauer den zurückhaltenden, redlichen Verfechter der öffentlichen Interessen zu spielen. In diesem Aufgabenkreis tat sich Stefan Rit- ter am leichtesten, das natürliche Spiel Obernauers sprach sehr an. Eine überaus schwere Aufgabe ist dem Schusterlenz gestellt, in dem sich viele Komponenten eines echten Komödianten- tums vereinigen müssen. Gerade in dem Augenblick, da er den Zuschauer durch schusterhafte Fixigkeit besticht, verlangt die Rolle durch den belastenden Diebstahl eine starke Abschwächung, was sich dann auf die Echtheit des weiteren Ablaufs schwer legt. Für den talentierten, aber noch wenig bühnenerfahrenen Flori Un- terrainer stellt diese Rolle eine schwere Belastung dar. Wenn er auch bei den Auf- tritten mit den gewandten Spielern ein- büßt, am Anfang und vor allem am Schluß, wo ihm wahrlich nichts geschenkt wird, steht er ganz sicher in dieser Rolle und vermag die gültige Aussage des Spiels wirksam vorzutragen. Werner Gebets- roither als Herr Hebauer spielt in der turbulentesten Szene mit Beamtenruhe den Retter in der Not. Mit gewohntem Einsatz und Können gestaltete Hans Pichler das Bühnenbild. Durch ein flottes Spiel in den Pausen trug auch das Koflerduo zur Stimmung sehr bei. Alles in allem: Ein erfreulicher Abend als neuer Auftakt, ein Beweis des Könnens und Wollens. Eine große, aber unausbleibliche Aufgabe steht vor Spiel- leitung und Mitwirkenden: Die mühsame, sorgenreiche und schließlich doch be- glückende Aufgabe der Erziehung des Pu- blikums an reifen, aussagestarken Stük- weht. Wir wissen daher, warum von der Wasserscheide bis nach Fieberbrunn die Häuser nach Nordosten schauen. Der weite Talkessel von St. Johann ist ein sehr windreiches Gebiet. Neben dem Hauptwind aus dem Norden ist hier auch dem West- und Ostwind der Zutritt offen. Doch herrscht der Nordwind bei weitem vor, der sich im Talkessel fächerförmig ausbreitet. Dieser Fächerform entspricht auch im großen und ganzen die Stellung der Bauernhäuser. Der Nordwind streicht einerseits um den Wall des Niederkaisers, andererseits um den Kalkstein herum. Die Häuser drehen sich dabei mit, was recht gut gegen das Pillerseetal hin zu sehen ist. Die Südrichtung geht allmählich in eine Westrichtung über. Bis zum Knappenweiler Prama zeigen die Höfe ungefähr nach Süden, weil hier immer noch der Nordwind vorherrscht. Im Weiler selbst erkennt man schon eine Richtung nach Südosten, da der West- ken, da das Theater ständiger Aufgabe und Fortentwicklung bedarf. Es stehen noch genug Kräfte im „Hasenstall", es wachsen immer wieder Talente heran, und deshalb darf der Rahmen nicht zu eng gezogen werden. Der Heimatbühne kann man zu dieser Aufgabe nur den unerschüt- terlichen Idealismus und die Unterstüt- zung durch die Offentlichkeit sowie die Treue des Publikums wünschen. „Der Regierungsvetter" ist als erfreu- licher Auftakt anzusehen, den wir allen Freunden des Volksschauspiels empfeh- len. h. w. Von der 39. Gemeinderatsitzung (Fortsetzung von Seite 1) Grundstückes aus dem Objekt „Gruber- mühle" des Hoteliers Guido Reisch für die Generalkläranlage wurden die Mit- glieder des Straßenausschusses beauftragt, die Ankaufsverhandlungen zu führen. Weiters berichtete Vizebürgermeister Sicherer, daß Ende September in Kitz- bühel die Osterreichische \Vasserlxiu tagung stattfindet. Diese Tagung, für welche der Rathaussaal zur Verfügung gestellt wird, soll für Kitzbühel große Bedeutung er- langen, da der Ausbau des Kapserwehres für die Projektsumme von 12 Millionen Schilling bevorsteht. Gemeinderat Sepp Zwicknagl sprach als Sportreferent dem Tennisklub für die Durchführung der heurigen Tennisveran- staltung Dank und Anerkennung aus. Dem Triumphirat Ing. Zwerger/Flubert Bodner- Dieter Küchenmeister ist es gelungen, mit ihren gutorganisierten Tennisveranstal- tungen sämtlichen Tennisplätzen Oster- reichs den Rang abzulaufen! Zwick- nagi erwähnte weiters mit Freude den Aufsatz über Robert Nicklas in unserer vorigen Ausgabe und bemerkte, daß es eine dankbare Aufgabe einer Heimatzei- tung ist, geborene Kitzbüheler, auch wenn ihr Beruf sie in andere Orte verschlagen wind aus dem Sölland in den Vordergrund tritt. Beim Brixental kann man wieder die Feststellung machen, daß dort wo der Nordwind vorherrscht, d. i. bis einschließ- lich des Weilers Klausen der Fall, die Höfe nach Süden schauen. In Kirchberg liegt die Grenze. Am Sonnberg, nördlich von Kirchberg, stehen die Häuser nach Ostengerichtet, denn der Westwind aus der Windau herrscht hier vor. In der südli- chen Umgebung Kirchbergs dagegen schau- en sie nach Süden, da der Nordwind, der aus dem Tal der Reither Ache kommt, in das Spertental hineinweht. Die Längstäler, das Brixental und Söll- land, stehend unter dem beherrschenden Einfluß des Windes aus westlicher Rich- tung. Wiederum folgen dia Bauernhäuser dieser Hauptwindrichtung. Nur im Gebiet von Söll-Leukenthal bis Söll Zeigen die Häuser vielfach nach Süd- westen. Dies hat seinen Grund darin, daß hier erstens der Wind durch den habe, zu besonderen Anlässen in Erinne- rung zu rufen. Gemeinderat Josef Oberhauser be- antragte die Neuerstellung der Brücken über den Gänsbach im Hausbergtalei und die Herrichtung des Weges für die Pro- jektsumme von 100.000 Schilling. Ober- hauser wurde vom Gemeinderat ersucht, vor Vergebung der Arbeiten ein Gutachten von Hofrat Vittorelli vorzubringen, wel- cher als Wildwasserfachmann unbedingt gehört werden müsse. Neue Platzanlage in Kitzböhel Ein häßlicher Teil des inneren Stadt- kernes Kitzbüheis, der Bereich unterhalb des Hotels Guido Reisch, entlang den Geschäften Kruetschnigg und Stalfa (,‚Ritzerhaus"), kann nun endlich eine Bereinigung durch Erstellung einer archi- tektonisch gestalteten Platzanlage er- fahren. Es wird je ein breiter, straßenseitiger und entlang der Geschäftsfluchten Kru- etschnigg und Staffa führender Gehsteig erstellt. Der gewonnene Platz zwischen diesen erhält eine Grünanlage mit Blu- menbepflanzung, in die auch ein neuer, großer Baum mit einem Kronendurch- messer von mindestens 3 Meter anstelle des, im Zuge der Platzneugestaltung, fal- lenden, bestehenden Lindenbaumes gesetzt wird. So sehr die Erhaltung dieses alten Bau- mes auch angestrebt werden müßte, kann dieser leider nicht bestehen bleiben, da dessen Wurzeln zu hoch liegen und, da im neuen Gehsteig befindlich, entfernt werden müßten. Damit würde dieser Baum sein Wachstumsvermögen einbüßen. Un- geachtet dessen würde er auch, soferne er erhalten werden könnte, ein nicht zu verantwortendes Hindernis im Gehsteig bilden. Der neue Baum wird sowohl einer will- Wald stark an Bedeutung verliert und zweitens im Winter der rauhe Nordwind vom Wilden Kaiser her weht. Dazu liegt dieser Raum nicht mehr im Windschatten des Kaisergebirges. Entsprechend der 1 Jaupt windrichtung im Inntal weisen die Häuser nach Süden, während sie gegen den Walchsee hinauf nach Osten sehen, wohin eben ein Ast dieses Nordwindes abzweigt. Der Raum des nordöstlichen Tirols zeigt, daß der Wind, besonders der Tal- aufwind, in Verbindung mit der Wetter- scheide etter- seheidc der ausschlaggebende Faktor für die Stellung der Bauernhäuser ist. Ähnliche Verhältnisse herrschen auch in den übrigen Tälern Tirols. Der Raum, in dem der Föhn stark auftritt, also das mittlere Inntal, weist ein nicht so klares Bild auf, weil man hier eben nicht von einer einzigen Hauptwindrichtung spre- chen kann. Doch besitzt auch hier der Talaufwind die größte Bedeutung, so daß
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