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Samstag, 12. September 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 25 Ski- und Bergführer Sebastian Egger - 65 Jahre 40 Jahre Skiführer, 35 Jahre Gastwirt, 35 Jahre Bergführer Am 3. September 1964, an seinem 65. Geburtstag, bereiteten Sportler und Sport- funktionäre für Tennis, Fußball und Eis- hockey, dem Besitzer der Sportgaststätte Wastl Egger eine schöne Feier. Der Ju- bilar zeigte aufrichtig seine Freude, daß die heutige Jugend einen alten Sportler nicht vergißt, auch wenn er nicht mehr zu den Besten gehört und nicht mehr aktiv ist. Der Jubilar hat für den Ski- und Berg- Sport im Dienste des Fremdenverkehrs viel geleistet. Hier einige Daten aus sei- nem reichen Bergleben: Am 15. Dezember 1924 erhielt er zu- gleich mit Leitner Lenzei, dem Onkel unseres Hias Leitner, die Konzession zum Betriebe des Skiführergewerbes für den polit. Bezirk Kitzbühel. Wastl Egger befand sich damals schon bei der Ski- schule „Wast Monitzer" mit dem Sitz „Grandhotel". Hohe Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland führte Egger in die Kunst des Skilaufes und die Freude der Bergsteigerei ein. Angeregt durch die Sek- tion Fieberbrunn des Deutsch-Dsterrei- chischen Alpenvereins eröffnete er 1929 für Sommer und Winter die Lärchfilz- hochaim und führte diese zwei Sommer und zwei Winter. Im Winter 1931 über- siedelte Egger auf die Kelchalm, wo er ebenfalls zur Freude aller Bergfreunde wirkte. Er machte in dieser Zeit auch die Schreckensnacht mit, als die Niederkaser- alm und die damalige Nürnberger Hütte in einer Winternacht durch Brand zer- stört wurden. Von der Kelchalm aus sah er mit Kathi und Hansjörg Schlechter und mit Fritz Schweinester den Brand und unverzüglich machten sie sich mit Skiern auf den Weg, um zu helfen. Da gab es viel zu helfen, denn den Pächtern wie auch dem Personal verbrannte alles: man konnte praktisch nur das eigene Hemd retten und die Abbrändler waren erbarmungswürdig dran. Wastl Egger war kein Rekordmensch und kein Mann für Spitzen und Waghalsig- keiten. Ruhig und sicher stand er in sei- nem Beruf und übte einen guten Einfluß aus. In der Zeit seiner Tätigkeit auf der Kelchalm fällt ein besonderes Ereignis. Wastl hatte 24 Mitglieder der Skiriege Augsburg auf der Hütte. An einem Wintermorgen wollten alle auf den Garns- hag. Wastl riet ab, er riet dringend ab und seiner Uberredungskunst - und eine solche benötigte er bei den jungen Deut- schen - gelang es, die ganze. Partie zu einem ungefährlichen Slalomtraining zu begeistern. Dann sahen es die Augsburger: Aus der Tristkogelmulde kamen zwei Ski- fahrer heraus und wurden von einer Lawine erfaßt und abgetrieben! Mit 17 Augsburgern stieg Egger zur Unglücksstelle auf. Obwohl sich die zwei Verunglückten noch selbst aus der Lawine befreien konnten, waren sie erschöpft und erschüttert von dem Geschehen. Sie wur- den zur Hütte begleitet und dann ins Tal geschafft. Am Abend, es wurde ein zünftiger Hüttenabend, wurde die Skiriege Augs- burg offiziell zu einer außerordentlichen Generalversammlung einberufen und Wastl Egger einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt. Der Vorsitzende gab die Erklä- rung ab, daß Wastl Egger durch seine Besonnenheit und seine Kenntnisse über die Gefahren der Berge vielen das Leben retten konnte. Auf der Kelchalm, welche der Jubilar bis 1939 führte, war Egger auch der of- fizielle Skilehrer von Kursen der Techni- schen Hochschule Berlin. Wastl Egger legte 1929 mit Erfolg die Bergführerprüfung und 1931 die Ski- lehrerprüfung ab. Im Jahre 1939 er- warb er von Franz Graf Schlick die Sportgaststätte bei den Kapser Sportplät- zen und baute diese in rastloser Tätigkeit Es ist zwar schon lange her, seit der Kapuziner P. Marzellin Heiß im Kloster Kitzbühel seine Augen geschlossen in ei- nem heiligmäßigen Tod. Man zählte den 19. November 1882. Wunderschön eingebettet ins Oberinntal liegt Prutz weitausgedehnt, die Heimat des „frommen Paters", wie ihn die Kitz- bühler einst genannt. Sein Geburtstag fällt auf den 20. Juni 1810. In seiner Jugend war ei' immer kränklich und alles hat sich gewundert, daß er sich zum Eintritt in den Kapuzinerorden gemeldet. Nur wegen seines sittenreinen Wandels und seiner echten Frömmigkeit gewähr- (en ihm die Obern die Aufnahme in den Orden. Niemand glaubte, daß er ein Al- ter von 72 Jahren erreichen, oder gar etwas Großes leisten werde. Und doch, P. Marzellin entfaltete eine rege Tätig- keit bei den Kapuzinern, ja er wurde zur Zierde unserer Tiroler Provinz. Gut 30 Jahre seines Ordenslebens ver- brachte er in Kitzbühel. Und er ist den Kitzbühelern Alles geworden. Klerus und Volk liebten den kleinen hageren Pater mit dem langen wallenden Bart. Sein freundliches Wesen weckte großes Ver- trauen. Im Kloster selbst lebte P. Mar- zellin wie ein Heiliger. Im vollsten Sinne des Wortes war er ein würdiger Sohn des hl. Franziskus. Die Armut übte und liebte er wie die Heiligen und Seligen des Or- dens. Stets gab er sich mit dem Aller- notwendigsten zufrieden. Für sich war ihm das Geringste gerade noch gut genug. Und diese äußerste Armut trug er mit Heiterkeit und fröhlichem Gemüt, nie in Klage und Unzufriedenheit. Auch in Speise und Trank übte er große Enthalt- aus. Bis 1961 war der Jubilar in der Skischule Kitzbühel tätig; seit dieser Zeit aber führt er nur mehr die engsten und treuesten Freunde in die Pracht der Kitzbüheler Berge. Der englische General Henderson schrieb Wastl Egger ins Füh- rerbuch: „Ich empfehle Sebastian Egger als ausgezeichneten Skiläufer, Führer, Freund und Philosophen." Auf der Lärchfilzaim, im Besitz der Familie Klausner, St. Johann, seiner- zeit eine unentdeckte Insel der Seligen im Fieberbrunner Skiparadies, schuf er die heute viel befahrene „Hofratsabfahrt" nach PfaffenLschwendt. Der Jubilar ist In- haber der Ehrenzeichens für 25jährige Mitgliedschaft des Kitzbüheler Skiklubs. des Alpenvereins und des Tiroler Ski- lehrerverbandes. Seinen „65er" erlebte er in bester Gesundheit und wir wünschen ihm im Verein mit allen echten Sport- lern noch viele gesunde Jahre! Zu seinem Dank in der Anzeige auf Seite 23 dankt Wastei Egger noch be- sonders Reidei für seine musikalischen Darbietungen samkeit und hielt die Ordensfasten mit seltener Treue. Im klösterlichen Gehorsam gab es bei ihm nie eine Schwierigkeit. Jeden Wunsch des Obern erfüllte P. Marzellin demütig und wie selbstverständlich. Es wird be- richtet, daß er mit den Mitbrüdern in schönster Harmonie lebte. Fehler und Schwächen suchte er mit brüderlicher Liebe zu decken. Ob seiner liebwerten Freundlichkeit erfreute er sich einer sel- tenen Wertschätzung bei Klerus und Volk. Als Freund klösterlicher Stille und des Schweigens liebte er seine Zelle und war glücklich, wenn er beten und studieren konnte. Vorbildlich verwaltete er das Bußsakrament in der Klosterkirche. Der Ruf seines frommen Lebens zog viele Gläubige an, die zu ihm kamen, ihre Sünden zu beichten und bei ihm Trost und seelische Hilfe zu finden. An man- chen Tagen und Festzeiten kam der gute Pater den ganzen Tag fast nicht aus dem Beichtstuhl. Weitum bekannt war P. Mar- zellin als Segenspater und Exorzist. Nach zeitgenössischen Berichten wirkte seine priesterliche Segenskraft heilend in vie- len Krankheiten und Nöten. Seine Rat- schläge galten wie ein Dogma. In Kitz- bühel versah er durch Jahrzehnte fast die ganze Krankenseelsorge. Unter den Leuten. ging der Spruch: „Wem P. Mar- zellin im Sterben beisteht, der kommt g'wiß in den Himmel!" Ganz besonders am Herzen lag P. Mar- zellin die Jugend. Es wird ihm nach- gerühmt, daß er ein ausgezeichneter Schul- mann gewesen sei. Dafür sprechen her- vorragende Tatsachen. Bis ins hohe Alter oblag P. Marzellin mit staunenswertem P. Marzellin Heiß, O.Cap. Der große Freund der Kitzbüheler Jugend
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