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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 12. September 1964 roler Bauernbundes ergibt sich im Rah- 1 1937: 2436 Versicherte diese Erfolge nicht in einer Erhöhung des men der allgemeinen Interessenvertretung eine Fülle von Arbeit. Eine wesentliche Aufgabe obliegt dem Tiroler Bauernbund durch die Mitwirkung seiner Funktionäre innerhalb der Land- wirtschaftskammer als gesetzliche Berufs- vertretung. Dem diesbezüglichen Lei- stungsbericht sei eine kurze Ubersicht über die allgemeinen landwirtschaftlichen Verhältnisse des Bezirks vorausgeschickt: Charakteristisch für unseren Bezirk sind die außergewöhnlich ungünstigen klimail- sehen Verhältnisse. Ein Beispiel zum Beweis: Seehöhe Nieder- Temperatur- schlag mittel Trins (Wipptal) 1240 m 996 mm 5,8 ° Kitzbühel 737 m 1300 mm 5,6 ° Das land- und forstwirtschaftliche Nutz- flächenverhältnis sieht wie folgt aus: Landw. Nutzfläche 59.000 ha, davon 47 0/ Heimgut + 54 o/o Almfläche Forstw. Nutzfläche 42.000 ha, davon 45 o/o = 19.000 ha Bauernwald. Von der Heimgutfläche entfallen 6 oo auf Ackerland und 94 0/0 auf Grünland. Der Rindviehbestand beträgt 28.700 Stück, davon 14.000 Kühe. Es entfallen daher im Durchschnitt pro Betrieb 12,2 Stück Rindvieh bzw. 6 Kühe. Von den insgesamt 2340 Betrieben lie- gen 1983 85 0/0 im anerkannten Berg- bauerngebiet; wovon wiederum 200 als extrem bzw. 167 als entsiedlungsgefähr- det anerkannt sind. 87 o/o unserer Betriebe sind rechtlich geschlossene Höfe. Von den 2340 bäuerlichen Betrieben haben 1500 Almen bzw. Anteilsrechte all solchen und 1850 Betriebe verfügen über Wald. Ein besonderes Problem für unsere Bauernschaft ist der Arheitskräftemangel. Versicherte in der Land- und Forstwirt- schaft: des Einheitshauses zumindest in Erwä- gung gezogen werden, wenn auch kaum eine wahrscheinlich dafür vorliegt, näln- hei die Aufgliederung des ursprüngli- chen Wohnstallhauses in die heutige Raumverteilung. Diese Theorie scheint mir aber für das Tiroler-Salzburger Ein- heitshaus nicht zuzutreffen. Am Fuße des großen Mahdsteines liegt eine Alm, bei der der Hag und der Wohnraum für dcii Sennen getrennt, aber hintereinandergestellt sind. Die Ober- kaseralmen am Tristkogel weisen eine ge- trennte Bauweise auf, die sich von den üblichen Almen sehr unterscheidet. Diese Beispiele fasse ich als eine ältere Form in der Entwicklung zum Einheitshaus auf. Allerdings möchte ich die Ansicht der Dr. Gertrude Hahcrlandt nicht ganz tei- len, daß im Raum von Kitzbühel das Einheitshaus nicht zur völligen Durchbil- dung gekommen wäre. (Dr. G. llaberlandt, die Kulturgeographie der Kitzbüheler Landschaft, Dissertation, Wien 1947.) Dr. 1954: 1791 Versicherte 1963: 976 Versicherte - dabei ist zu berücksichtigen, daß sich voll 1937 auf 1961 die Zahl der Forst- arbeiter ja erhöht hat. Den 976 Pflicht- versicherten stehen bereits zirka 1100 Rentner gegenüber. Aus der Fülle dr Arbeit und Leistun- gen der letzten zehn Jahre seien fol- gende Aufgaben besonders hervorgehoben: im Rahmen der fachlichen Aufklärung und Beratung wurde in 1600 Veranstal- tungeii 52.000 bäuerlichen Berufsangehö- rigen Wissen und Aufklärung vermittelt. Diese Leistung wird ergänzt durch 13.675 Einzelberatungen bzw. Betriebsbesuche. intensiv und erfolgreich war auch die Arbeit für die Landjugend. An 366 Ver- anstaltungen nahmen 14.892 Burschen und Mädchen teil. Auf kulturellen Gebieten werden die Dorf bildungswochen immer erfolgreicher. Es nahmen im Frühjahr 1964 bei dcii Dorfbildungswochen in Jochberg und Brixen an acht Abenden 1700 Dorfbewohner teil. im Rahmen der land- und hauswirtschaftlichen Fach- ausbildung ist der gute Besuch dcr Fach- schulen und die Zunahme der landw. Ge- hilfen-, Facharbeiter- und Meisterprüfun- gen besonders erfreulich. Ein Markstein auf diesem Gebiet ist die Errichtung der Flaushaltungsschule, der neue Lehrhof und die künftige Melkerschule in St. Johann. Damit wird die wertvolle Förderungs- arbeit des früheren Lehrhofes nicht nur fortgesetzt, sondern auch weitgehend er- weiter!. Besondere Erfolge konnte der Bezirk auf dem Gebiet des Futterbaues erzielen. Mit 15.400 Bodenproben wurde ein um- fassendes Bild über den Nährstoffgehalt der Böden erreicht. Der weitere Erfolg war eine Steigerung des Handeisdünger- verbrauches um das Viereinhalbfache und eine Erhöhung der Futterproduktion um zirka 17 Millionen kg Heu jährlich. Daß G. Haberlandt führt als ein Beispiel dafür dcii Ilol. Tenn bei Jochberg an, der eine (;ru1)JJeiihofafflage aufweist. Sie vergißt aber dabei, daß dieser Hof im Grenz- gebiet zu dein Pinzgau liegt, wo eine Be- einflussung von der Paarhofanlage jeder- zeit möglich ist. Doch die Gruppierung von Wirtschafts- gebäuden um den Hof, wie z. B. Tenne und Backofen, könnte schon als ein Rest der Flaufenhofanlage angesehen werden. Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß diese Hofanlage durch den neben der Viehzucht betriebenen Ackerbau be- dingt ist. Immer sind aber der Viehstall und die 11cm mit dem Wohnteil eng zusammen- gewachsen. Darin liegt, wie ich meine, der Kernpunkt der Frage des alpenländi- schen Einheitshauses. Klima und Wirtschaftsform müssen zur Erklärung dieser Frage herangezogen werden. Das Um und Auf des Viehzüchters ist Rindviehbestandes, sondern in einer'bes- seren Fütterung ihren Niederschlag fan- den, ist besonders erfreulich. Die Erfolge in der Förderung des Fut- terbaues fanden natürlich auch auf vieh- und milchwirtschaftlichem Gebiete ihre Auswirkung: Jahr Kuhbestand Milchmarktleistung insges. kg: je Kuh: 1955 14.193 10,153.705 715 1963 14,513 19,770.000 1362 Eine der wichtigsten Aufgaben des letz- ten Jahrzehnts auf tierzüchterischem Ge- aiet, die Tbc-Freimachung der Rindvieh- 3estände, ist beendet. in der Bang- ekiimpfung stehen wir mi Bezirk vor dem Abschluß. Die Herdebuchzu cht konnte insbeson- ilere in den Limstellungs- und Bf-Gebie- :en zahlenmäßig verstärkt werden. im Durchschnitt aller Umstellungsgemeinden ii ahmen die Zuchtvereinsmitglieder um 56 °/o zu. Weiters hat die freiwillige Milchleistungskontrollc ebenfalls über die lJmstellungs- und BF-Aktion eine starke Ausdehnung erfahren. Es stehen nunmehr 40 0,' des Kuhbestandes im Bezirk unter Leistungskontrolle. Leider sind trotz der erzielten Erfolge erst 20 0/0 der Bauern unseres Bezirkes Mitglieder der organisierten Viehzucht. Es gibt also auf diesem Gebiete in Zusammen- arbeit mit den beteiligten Organisationen noch eine Fülle von Arbeit. Die Umstellungs- und Flandelsdünger- aktion hat im Berichtszeitraum eine we- sentliche Ausweitung erfahren. 639 Bau- ern sind Mitglieder dieser Förderungs- aktion. Allein in den letzten drei Jahren wur- den die diesbezüglichen Förderungsmaß- nahmen mit einem Betrag von 1,824.000 Schilling erleichtert. Die Umstellungs- Lktion dient in besonderer Weise der das Vieh, das sein Vermögen darstellt. Wie ein anderer seinen Schmuck wohl verwahrt, so will der Viehzüchter sein Ver- mögen möglichst nahe bei sich im Hause haben, also unter seinem eigenen Dach. Das Tiroler-Salzburger Einheitshaus ist auch im südlichen Alpenvorland behei- matet. Das Alpenvorland zeichnet sich durch einen hohen Schneefall aus, ge- [UUSO wie die Randgebiete der Zentral- alpen. Wenn nun der Stall vom Wohn- teil getrennt steht, so könnten die hohen Schneemassen die Viehwartung behindern und erschweren. Um diesem vorzubeugen, l:aute man Stall und Wohnteil unter ein gemeinsames Dach zusammen, wodurch rian bei jeder Witterung vom Wohnhaus aus ungehindert in das Stallgebäude ge- hangen kann. Tatsächlich findet man auch überall dort, wo hohe Niederschläge in Form von Schnee fallen, das alpenländische Ein- heitshaus. Die klimatischen Bedingungen führten
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