Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 12. September 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Sicherung und Verbesserung der bäuer- lichen Existenz. Im Hinblick auf die eu- ropäische Großraumwirtschaft ist die Um- stellungs- und BF-Aktion betriebswirt- schaftlich und agrarpolitisch von über- ragender Bedeutung. Auf dem Gebiete der betriebswirtschaft- lichen BF-Aktion wurden in den vergange- nen zehn Jahren wesentliche Fortschritte erzielt und für die durchgeführten Maß- nahmen (Handeisd üngerverbrauch, Zucht- viehbeschaffung, Mechanisierung) eine Ge- samtbeihilfe von 1,335.000 Schilling aus- gegeben. In dieses Aufgabengebiet fällt auch die Verbilligung von 14,5 Millionen Kilo- gramm Streustroh mit einem Verbil- ligungsbetrag von 1,706.000 Schilling. Im Rahmen der Agrarinvestitions- und -grarsonderkreditaktion wurden haupt- sächlich für die Anschaffung von Maschi- nen in den letzten drei Jahrenan 234 Bauern eine Kreditsumme von 6,040.752 Schilling vergeben. Im Durchschnitt be- trägt der Kreditbetrag pro Betrieb 25.986 Schilling. Auf almwirtschaftlichem Gebiet wurde on der zuständigen Abteilung der Tiroler Landesregierung unter Mitarbeit der bäu- erlichen Berufsvertretung des Bezirks in den letzten zehn Jahren ein beachtliches Förderungsprogramm abgewickelt und die Verbesserungsmaßnahmen mit einer Bei- hilfe von drei Millionen Schilling ge- fördert. Einen besonderen Aufschwung nahm in cen letzten zehn Jahren die ländliche Hauswirtschaft. Mit 451 Gemeinschafts- veranstaltungen mit 9800 Teilnehmerinnen und durch 4650 Einzelberatungen bzw. Hofbesuche wurde für die Bäuerinnen und Bauernmädchen fachlich und kulturell wertvolle Arbeit geleistet. Damit verbun- den war eine Rationalisierung und Mo- dernisierung der bäuerlichen Haushalte. die man vor zehn Jahren noch für un- möglich gehalten hätte. Neben der Vielzahl von Küchenumbau- ten, Verbesserung der Vorratswirtschaft nahm die Anschaffung von Waschmaschi- nen, Elektroherden und Kühlschränken rapid zu. 1953 1962 Waschmaschinen 21 833 Elektroherde 44 658 Kühlschränke und -truhen 17 777 So waren die Bauern und bäuerlichen Vertreter bemüht, der Bäuerin als der wertvollen Helferin auf dem Betrieb und Seele der bäuerlichen Familie die Arbeit doch etwas zu erleichtern. im landwirtschaftlichen Bauwesen wur- den in den vergangenen zehn Jahren zirka 352 Maßnahmen (Wohn- und Wirt- schaftsgebäude) durchgeführt. Es wurden im gleichen Zeitraum 181/2 Millionen Schilling an langfristigen niederverzins- lichen Darlehen aus dem Landeskultur- fonds zur Durchführung landw. Bau- vorhaben gewährt. Außerdem wurde im gleichen Zeitraum für 107 BF- und Siedlungsfälle eine Bei- hilfe von insgesamt zwei Millionen Schil- ling gewährt. Im Rahmen der Aktion für Stallverbesserung und Diingerstättenbau wurden in den letzten drei Jahren ins- gesamt 168 Bauvorhaben durchgeführt und mit einer Beihilfe von 1 Million Schilling unterstützt. Auf dem Gebiete der Hoferschließung und Alpwegebau konnten im Berichtszeit- raum folgende Verbesserungen erreicht werden: 24 größere Güterwegprojekte 75 Hofzufahrten (kleinere und mittlere Vorhaben) und 20 Alpwege. Wenn man bedenkt, daß bei Güter- wegen und Hofzufahrten aus Landes- und Bundesmitteln an Beihilfen allgemein 50-80 o,o gegeben werden, bedeutet dies ebenfalls eine wesentliche Hilfe für die Bauernschaft des Bezirkes. Auch bei den Alpwegebauten kamen beachtliche Förde- rungsmittel zum Einsatz. Auf waldbaulichem Gebiet leisteten die Bezirksforstinspektion und die Wald- aufseher wertvolle Arbeit. Darüber hin- aus ist die Gründung der Einforstungs- gemeinschaft und des Forstverbandes so- wie die Einstellung eines zusätzlichen waldbaulichen Betreuungsorganes beson- ders begrüßenswert. Wer«olle Helfer im bäuerlichen Wirt- schaftsleben und Existenzkampf sind die landwirtschaftlichen Genossenschaften. Auf milchwirtschaftlichem Gebiet sind sie weit- gehend Voraussetzung für die Durchfüh- rung der milchwirtschaftlichen Marktord- nung. Die Steigerung der Marktleistung stellt besondere Anforderungen an die Be- triebe. in opferbereiter Aufbauarbeit wur- de der Großteil der milchwirtschaftlichen Betriebe des Bezirks modernisiert und er- weitert oder - wie z. B. bei der Mol- kerei St. Johann - überhaupt ein mo- dernes Betriebsgebäude errichtet. Ein Markstein für den genossenschaft- lichen Viehabsatz war die Erwerbung des Verbandstalles durch die Tiroler Vieh- verwertung. Allein im Jahre 1963 betrug der Umsatz an Zucht-, Nutz und Schlacht- vieh 2000 Stück. Es ist besonders er- freulich, daß auch Exportbeziehungen hergestellt werden konnten. Die Warengenossenschaften und Raiff- eisenkassen mit Warenverkehr sind mit Erfolg bemüht, die Bauernschaft des Be- zirks möglichst günstig mit landw. Be- triebsmitteln zu versorgen. Besonders erfreulich ist auch der Aus- bau des genossenschaftlichen Maschinen- absatzes und die Pflege des diesbezüg- lichen Kundendienstes. Der genossenschaftliche Geldverkehr hat durch die weitschauende Umsicht der Raiffeisenkassen ebenfalls einen besonde- ren Aufschwung genommen und sich den gesteigerten Bedürfnissen angepaßt. Den ehren- und hauptamtlichen Mit- demnach zur Entwicklung des Einheits- können nicht beliebig ausgebessert oder Fall darf man aber diese Regeln mit ei- hauses, das als eine Wetterschutzeinrich- ausgewechselt werden, sondern sie müssen nem überlegenen Lächeln des „modernen" ting angesehen werden muß. jahrhundertelang jedem Wetter zum Trotz Menschen abtun, weil eine jahrhunderte- Ein Holzhaus ist weit mehr den schä- standhalten. lange Erfahrung darin liegt. digenden Einwirkungen der Nässe und Der beste Wetterschutz ist die Güte des Nach dem Schlagen wird das Holz Feuchtigkeit ausgesetzt als ein gemauertes. Holzes selber. Die alten Bauern halten jahrelang sorgfältig getrocknet und dann Das Tiroler-Salzburger Einheitshaus wur- noch viel von den Schlagzeichen. Ein al- erst zum Bau verwendet. Die Balken wur- de früher ganz aus Holz gebaut. Zu Be- ter Bauernspruch lautet: Holz am kür- den früher nicht geschnitten, sondern mit ginn des 17. Jahrhunderts, im Kalkgebiete zesten Tag geschlagen, währt lang. einer Hacke gespalten und behauen. Heute etwas früher, tritt die Stein-IIolz-Kombi- So gibt es noch viele andere Zeichen werden sie im Kern durchgeschnitten, nation auf, d. h., das Erdgeschoß besteht zum Holzschlagen, von denen einige an- der dann bei dem Bau der Blockwand aus Stein, der Oberstock aus Holz. Diese geführt werden mögen. nach außen kommt. Dadurch werden die Bauart prägte sich zum Begriff des Unter- Holzschlagen, daß das Holz nicht fault. Gefäße am wenigsten geschädigt, und das länder Hauses aus. Im vorigen Jahrhun- soll man am ersten Tag nach Pauli Be- Holz bleibt so haltbarer. dert errichtete man auch teilweise Bauern- kehrung, am 25. Jänner und 10. Fe- Der Rauch der offenen Herdstelle tat höfe, die ganz aus Mauerwerk erbaut bruar. Holz, das nicht reißt, soll am 24. noch das Seine dazu, der das Holz gleich- sind. Sie blieben aber eine Minderheit, Juni zwischen Ii und 12 Uhr mittags sam imprägniert, so daß ein beinhartes weil ihnen das schmucke Bild der Verbin- geschlagen werden. Das Richtholz, das holz entsteht, das nach Aussage der Bau- dung von Mauerwerk und Blockwand fehlt. gleim (fest) bleiben soll, wird am besten cm zur Feuerung gar nicht mehr geeig- Eeute baut man wieder mehr in der im Neumond, Skorpion oder Krebs ge- 1 net ist. Diese Holzbehandlung erklärt da- kennzeichnenden Form des Unterländer schlagen. her auch, daß Bauernhäuser 400 Jahre Eauses. Derartige alte Bauernregeln gibt es i überdauern konnten. Ein in der jetzigen Der Wetterschutz spielt daher eine noch einige mehr. Die vorhin angeführten Zeit erbautes Holzhaus wird nicht 100 wichtige Rolle. Die kostbaren Blockwände Beispiele mögen aber genügen. Auf keinen Jahre stehen.
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