Kitzbüheler Anzeiger

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Bezirk Kitzbu ""hel: 60 Jahre Tiroler Bauernbund Hie bedeutendsten Politiker des Hauernstandes stellte Waidring Landeshauptmann Alois Winkler - Landtagspräsident Johann Obernioser Aus Anlaß der Verleihung der Ehren- bürgerrechte durch die Bezirksstadt Kitz- bühel an den großen \Vaidringer Sohn Herrn Landtagspräsidenten Kommerzial- rat Johann Obermoser und der Voll- endung seines 70. Lebensjahres am 19. Juni 1964 konnten wir über die Persön- lichkeit dieses Mannes und dessen Dienste und Verdienste um das öffentliche Wohl berichten. Das Bauernbundjubiläum 1964, das vom Bauernstand, im Verein mit der 3ürgerschaft, am 20. September 1964 in litzhühei würdig gefeiert werden konnte, Ist uns Anlaß, an einen weiteren \Vaidrin-. er zu erinnern, der jahrzehntelang im öffentlichen Leben stand und als Landes- hauptmann von Salzburg auch in die eschichte dieses Landes eingegangen ist. Unser hochgeschätzter und verdienst- voller Heimatforscher Dr. Dr. h. c. Prof. Matthias Mayer hat Alois Winkler in seinem Buche „Der Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg" ein literarisches Denkmal gesetzt. Ein Menschenalter fast genügte, um in der breiten Offentlichkeit diesen Mann vergessen zu lassen, da im eigenen Land keine Gedenktafel der Nach- welt von diesem großen Mann kündet. Das Geschlecht der Winkler aber blüht auf dem Rainhof in Waidring und dort wird auch der Urgroßonkel in Ehren ge- halten. Alois Winkler wurde am 7. Juni 1838 als vierzehntes Kind des Michael Winkler, eines tapferen Landesverteidigers von 1809 und Kleinhäuslers beim Adler, und der Maria geb. Empl geboren. Seine Primiz feierte er am 26. Juli 1863. Er wirkte als Koadjutor in Erl, Söll und Brixlegg, wo er 1868 das Passions- spiel begründete. In Mit ters 111 rief er als Gegengewicht gegen dcii damals sehr einflußreichen Li- beralismus den ersten katholisch-politi- sehen Verein für den Pinzgau ins Leben. 1870 Benefiziat in Radstadt und 1878 Abgeordneter zum Salzburger Landtag, dem er bis 1919 angehörte. 1884 Landes- ausschuß, 1890 Dechant von Altenmarkt und 1894 Domkapitular. 1896 bis 1897 war Alois Winkler für den Salzburger Flachgau Mitglied des Wiener Abgeord- netenhauses und 1897 bis 1902 und wiederum 1909 bis 1919 Landeshaupt- mann von Salzburg. Von 1902 bis 1909 Lan cleshauptinannstell vertreter, 1908 Doni- kustos, 1911 Domscholastikus, 1921 in- fulierter Domdechant und Päpstlicher iTauspräla:. 1913, anläßlich seines golde- nen Priesterjubiläums, wurden ihm Ehren und Auszeichnungen zuteil: wirklicher ge- heimer Rac des Kaisers; Großkreuz des Franz-Josefsordens, des eisernen Kronen- ord€:is II. Klasse, das Ehrenkren.z pro ecclesia et ponlifice. Der damalige Landeshauptmann Dr. Rehrl rühmte 1925 in der Trauersitzung des Landiags die großen Verdienste von Alois Winkler um Gesetzgebung, Finanz- gebarung -and Verwaltung des Landes, das staunenswert großzügige Caritaswirken in Errichtung und Förderung von Huma- nitälsanstalten, vor allem seine Triebkraft in C_- er unheilschwangeren Umsturzzeit. Professor Adamer schrieb über den Ver- storbenen: „Winkler war ein ganzer Mann und Priester. Körperlich stets eher ein Schwächung, aber mit einem starken Geist, kerzengerade noch als hochbetagter Greis, mit elastischem Schritt; von Krankheit und Altersschwäche zugleich verfolgt, be- wahrte er stets ein ruhig leuchtendes Auge bis zum letzten Atemzuge. Sein bewun- dernswerter klarer Verstand, der den springendr-i Punkt erspähte, ihm zur Seite eine fein geschliffene Zunge, die ihn zum beliebten Volksredner und schlagfertigen Del:citter machte, dazu ein selten treues Gedächtns, ein tiefes Gemüt und ein sprühender Witz.machten ihn zum rech- ten Führer gegen den arroganten und phra- senreichen Liberalismus. Durch zehn Jah- re, von 1887 bis 1897 hielt er mit den größten persönlichen Opfern die ‚Salz- burger Chronik' (konservative Zeitung) als Herausgeber. (Erst nach seiner Er- nennung zum Landeshauptmann glaubte er es dein politischen Takte schuldig zu sein, dies niederlegen zu sollen.) Strenge Wahrheitsliebe, unbeugsamer Gerechtig- keitssinn. und Uneigennützigkeit hielten den Kampf auf einer gewissen vornehmenHöhe." „Die schwerste Mission hatte der Greis in der Zusammenbruchzejt zu erfüllen. Er, der ganz und gar in der alten Zeit verwurzelt war, der noch 1916 mit dem Salzburger Landtag vor dem alten Kaiser in Schönbrunn gestanden, mußte das jähe Sinken des Alten im Sturm der ersten Revolutionsmonate erleben. Wie ein Held stand er auf der Kommandjbrücke, erst als die Wogen ruhiger geworden, übergab der 81jährige das Steuer." - „Am 23. April 1.919 machte er als Landeshauptmann dem Hofrat Meyer Platz, da der in Aussicht genommene Dr. Franz Rehrl noch nicht gewählt werden konnte." - „Uber all den Führertugenden ruhte eine ausnehmende Vornehmheit; er war ein Hasser des Gemeinen und Trivialen, doch ebenso weit entfernt vom eitlen Geckentum des Emporkömmlings; ob er in seine Kanzlei ging, im Arbeitskleide oder bei feierlichei Anlässen seine Re- präsentationspflicht erfüllte: jeder Zoll ein Fürst! Quelle seiner großen Per- sönlichkeit und Wirksamkeit war eine tiefe Religiösität. Wer ihm näher ge- standen, der durfte in eine kindlich from- inc Seele schauen. Unbegrenztes Gott- vertrauen und demütiges Sichbeugen unter Gottes Willen und schier unablässig hielt er» im Krankenbett Zwiesprache mit sei- nem Herrgott, durch die letzten zehn Jahre betete er auf Grund eines Gelüb- des täglich drei Rosenkränze neben dem Brevier, so konnte er mit einer heroischen Furchtlosigkeit dem Tode ins Auge schauen. Es war ein Bild aus der Patriarchen- zeit: Alois Winkler sitzt im Stuhl, liegt im Bett: um ihn herum seL-ie alten Mit- arbeiter im Landtag, Freunde und Geg- ner, noch öfter a3er die jetzigen Poli- tiker in der Gemeinde, im Land und im Bund; mancher Konflikt wird ausgetragen, manche Verdrossenheit geglättet - ein Ineinanderfließen von Liebe zu Gott und Volk, diese feine Synthese von Politik und Religion, von Dienst am Vaterland und am Reiche Gottes, dieses harmonische In- einanderfließen vom auf regenden Diesseits- schaffen durch viele Jahrzehnte und ab- gewandten Jenseitsblick, das muß zu Be- wunderung und Nachahmung drängen."
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