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Seite 4 KitzbilhelerAnzeiger Samstag, 26. September 1964 versammlung erfolgte in strammer Ord- nung und guter Disziplin. Die Ehren- tribüne war mit den Tiroler Fahnen ge- schmückt. Um die Ehrentribüne grup- pierten sich die Bäuerinnen im Kasettl. Der zweite Teil des Festes wurde mit der Begrüßung durch dcii Bezirksbauern- bundobmann begonnen. Hernach nahm Stadtpfarrer Dr. Joseph Kreuzer die Weihe der neuen Bauernbundfahn. vor. Zu beiden Seiten des Fahnentuches hatten sich die Fahnenpatinnen Frau Barbara Obermoser, die Gattin des Herrn Land- tagspräsidenten, und die Landcsbäuerin Frau Anna Ile ehe nb er g er aufgestellt. Der „Fahnenspruch" von Stadipfarrer Dr. Kreuzer, von ihm selbst verfaßt, beein- druckte die Gäste sehr. Er soll in Zukunft bei ähnlichen Veranstaltungen des Bauern- bundes im ganzen Land Verwendung fin- den: „Grüne Fahne aus Tirol Sag' dcii Bauern Sinn und Soll! Bauernfahne, pfluggeschmückt, Reicht die Hände, daß es glückt! Jubelfahne, stolz und neu - Mahn' das Volk zur Bauerntreu'! Nach der Generaldecharge der Schüt- zenkompanie Kitzbühel unter dem Kom- mando von Schützenhauptmann Adolf Na- giller wurde die Fahne von den Pa- tinnen den Fähnrichen übergeben. Die er- sten Fähnriche der Bauernbundfaime sind: Paul Landmann, Steinberg in Oberndorf, Johann Praml, Kling in Küssen, und Jo- sef Groder, Klaner in Kelchsau. Nach der Abgabe des Gelöbnisses der Jungbauernobmiinner in die Hand des Bundesobmanns und Landeshauptmanns, dessen Wortlaut von Landessekretär Ing. Tilly vorgesprochen wurde und nach Ent- gegennahme des aus Anlaß des Jubiläums gestifteten „Treueabzeicheiis" und des Jungbauernbuches intonierte die Stadt- musik Kitzbühel unter Stadtkapellmeister Sepp Gasteiger die Bergiselfaufare von Sepp Tanzer. Landeshauptmann Ukonomierat Eduard Walinöf er in seiner Festansprache: Der Herr Landeshauptmann sagte, daß das Präsidium des Tiroler Bauernbundes gerne den Beschluß gefaßt hatte, im Ge- gensatz zur „goldenen" Jubiläumsfeier, welche 1954 zentral in Innsbruck abgehalten wurde, das heurige Ju- biläum in den Bezirksstädten zu be- gehen, da ja die Bezirksstädte sich stets als Träger der Organisation erwiesen ha- ben. Der Beschluß beweise dabei auch, daß der Tiroler Bauernbund echten Fö- deralismus übe. Er begrüßte sodann den Herrn Stadtpfarrer, das Gründungsmitglied Foidl, die Frauen im Kasettl, die Musik- kapellen, die Schützenkompanien, die Bauern und Jungbauern und alle Gäste. In seiner weiteren Festansprache gab er einen überblick über die Geschichte des Tiroler Bauernbundes seit der Gründung im Jahre 1904 in Sterzing, das Erleben der beiden Weltkriege, die Wiedergrün- dung von 1945, die Spaltungsversuche von 1946, 1949 und 1961. Heute besitzt der Tiroler Bauernbund 20.300 aktive Mit- glieder, 10.000 im Land- und Forstarbei- terbund vereinigte bauerntreue Bedienstete und einen prachtvollen Jungbauernbund, um den Tirol alle Bundesländer beneiden um diese jungen Menschen und auch um uusere bäuerlichen Ausbildungsstätten. Mit herzlichen Worten nahm der Landeshauptmann Anteil an dem Schick- sal der Bevölkerung von Siidtirol, das mit dem von Nordtirol immer eine gei- stige und kulturelle Einheit bilden wird. Ihr werden wir immer mit gesetzlichen und friedlichen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, beistehen. Der Herr Landeshauptmann dankte wei- ters der Bevölkerung für die Mithilfe bei der Errichtung der Landeslandwirtschafts- schule zu Spital auf der Weitau und für die Opfer, welche der Bezirk für das im Bau befindliche Bezirksmittelschulgebäude in St. Johann aufbrachte. Das Land Tirol hat sich zum Ziel ge- setzt, daß alle Höfe mit Wasser, Strom und Wegen versorgt werden, damit diese Höfe wettbewerbsfähig bleiben und auch am Erträgnis des Fremdenverkehrs An- teil nehmen können. Die Wettbewerbs- fähigkeit gilt vor allem im Hinblick auf die europäische Wirtschaftsgemeinschaft und es wäre nur wünschenswert, daß die Bundesregierung endlich dazu in der Lage wäre, dieser Vereinigung beizutreten. Zum neuen Schulgesetz erwähnte der Herr Landeshauptmann, daß es mit der Vorschreibung zur Einführung eines neun- ten Schuljahres allein nicht getan ist. Vor- her müssen neue Lehrer herangebildet und neue Schulklassen errichtet werden. Er appellierte weiters an die Festbesu- cher, die Arbeit im Land als Ganzes zu sehen, denn jeder Berufsstand ist auf den anderen angewiesen: „Wir haben das glei- che Schicksal! Wir können gemeinsam al- les gewinnen, aber allein auch alles ver- lieren." Wörtlich schloß der Herr Landeshaupt- mann seine Festansprache: „Heute hat der Bezirk Kitzbühel die Bauernbundfahne be- kommen. Haltet treu zu ihr und besinnt euch der Tradition. Tirols Jugend ist brü- derlich vereint und gibt die Garantie der Freiheit und daß alles Unrecht vermieden werden kann. Liebe Landsleute! Im sieb- ten Jahrzehnt des Bestehens des Tiroler Bauernbundes wünsche auch ich den Se- gen Gottes auf euch herab. Ich verneige mich auch vor den Vertretern des Be- zirks, die heute bewiesen haben, daß sie die Bauernbundsymbole achten. Tirol ist in der Welt ein Begriff der Treue!" Nach der Festversammlung fand vor den Ehrengästen eine Defilierung statt. Diese war zuerst vor dem „Sporthotel" geplant, jedoch folgte der Festzug den Ehrengästen unmittelbar nach bzw. holte diese schon beim Stadtpark ein. Die Ka- pellmeister und die Kommandanten der Formationen, auf einen Wink des Herrn Landeshauptmanns eingehend, improvisier- ten in schlagfertiger, ja exzellenter Weise, so daß auch hier der harmonische Ablauf in keiner Weise unterbrochen wurde. Die Aufgeschlossenheit des Unterliinders siegte auf allen Linien. In „Harisch's Hotel Goldener Greif", nach dem Mittagessen, ergriff der Herr Landeshauptmann zur Freude der An- wesenden nochmals das Wort: Er verglich die bisher stattgefundenen Jubiläumsfeiern von Landeck, Imst und Kitzbühel. In allen drei Bezirksstädten konnte der gute Wille festgestellt wer- den. In Landeck hob er die imposante Feldmesse hervor; weiters die Darstel- lung der „Schwabenkinder" und die Symbolzüge „Der Bauer einst und jetzt". Das Wetter meinte es in Landeck je- doch nicht sehr gut. In lmst wurden mit großem Fleiß und Geschick 30 Festwägen aufgeboten. Ein Bürgermei- ster einer größeren Gemeinde gab in seinem Eifer einen Gcmeindeerlaß her- aus, wonach sämtliche Blumen für den Schmuck der Festwägen abzuliefern wären. Willig wäre man diesem nach- gekommen. in Kitzbühel wurden für den Ab- lauf des Festes ganz andere Ideen ver- wirklicht. Die volle Kirche wäre das schönste, was er bisher erleben konnte. Auch die Predigt des Pfarrherrn war eindrucksvoll, ja aufsehenerregend, so daß man an die Gefahr denken müsse, der hochwürdigste Herr Erzbischof in Salzburg wird einmal ein besonderes Auge auf diesen Pfarrherrn haben. Der Komponistin Maria Fiofer dank- te der Landeshauptmann für die Wid- mung der Erntedankmesse an den Ti- roler Bauernbund. Er könne seinen Dank nur so gebührend ausdrücken, daß er bei der kommenden Präsidialsitzung die Komponistin für die Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens vorschla- gen werde. Das wunderbarste aber beim Jubi- läumsfest in Kitzbühel bezeichnete der Herr Landeshauptmann die Bäuerin- nen iiuerin- nen in ihrer Tracht. Ihre Teilnahme ist als einmalig in Tirol zu bezeichnen und man dürfe nur hoffen, daß sich dieser Bezirk diese Bäuerinnen erhalten kann; kein Bezirk kann auf eine so stolze Tracht verweisen. In Kitzbühel aber haben nicht nur die Bauern mitgewirkt, sondern auch die Wirtschaft mit ihrem hochentwik- kelten Fremdenverkehr. Hier bekommt man das Gefühl, daß ein guter Geist herrscht und kein Parteienhader. „In Wien, was gibt es dort? Es ist Ehren- sache, daß, wenn es in Wien politisch ‚brennt', es in Tirol nicht brenne muß. Ich danke besonders Bürgermei- ster Reisch, der alles aufgewendet hat und die Stadt mit Fahnen schmücken ließ; keine Stadt konnte einen solchen Flaggenschmuck zeigen wie Kitzbühel." Im Bezirk Kitzbühel haben immer die treuesten Leute gewirkt. Diesen
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