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Seite 3 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. Jänner 1964 Was gibt es Neues von der Kitzbüheler Kurbadennlage? Seit der Gründung der Kur- und Moor- bad Kitzbühel Aktiengesellschaft im Juni 1963 hat die Offentlichkeit nichts mehr von den vom Vorstand der Gesellschaft betriebenen emsigen Vorarbeiten gehört Es ist nn an der Zeit, über den der- zeitigen Stand der Dinge etwas zu erfah- ren. Eine genaue Massen- und Kosten- berechnung der Planung, wie sie das sei- nerzeitig2 Proponentenkomitee erarbeitet hatte, ergab, daß diese gesamte Anlage mit den vorhandenen Mitteln bei weitem nicht erstellt werden könnte. Der Ge- sellschaf stehen an Barmitteln das bar einzuzahende Aktienkapital von nicht ganz 4 Millionen Schilling und der Bau- kredit der Tirolischen Hypothekenanstalt von 10 Millionen Schilling, insgesamt da- her knappe 14 Millionen Schilling zur Verfügung. Allein der schlüsselfertige Bau der Gesamtanlage, wie sie ursprünglich geplant war, würde einschließlich des ArchiteLenhonorars, des Honorars des Statikers und für die technische Planung rund 25 bis 27 Millionen Schilling ko- sten, ohne die nötigen Beträge für das notwendige Mobilar, Wäsche und der- gleichen. Es ist klar, daß der Vorstand der Gesellschaft sich im Interesse dieser und der Aktionäre nicht in ein ruinöses Abenteuer einlassen konnte. Der Vorstand schlug daher dem Aufsichtsrat vor, zwar an der vorhandenen Gesamtplanung fest- zuhalten, diese jedoch in zwei Bauelap- pen teilen und zuerst als erste Bau- etappe en Hallenbewegungsbad im Aus- maß von mindestens 25 x12,5 Meter, bei Tiefe von 1 bis 1,8 Meter, ferner eine Hydrotherapieanlage für Männer und Frauen Lud eine Saunaanlage für Män- ner und Frauen, also jeweils in zwei Ab- teilungen, mit den hiezu nötigen lleprä- sentations-, Büro- und Wirtschaftsräurnen zu erstellen. Die Baukosten für dies--n Teil der Gesamtplanung können mit den vorhandenen Mitteln gedeckt werden. Zu- dem werden im alten Moorbadgebäude Adaptierungen vorgenommen, um dort an Stelle der jetzt vorhandenen veralteten Badekabinen, Medizinalbäder mit den ent- sprechenden Ruheräumen, Unterwasser- strahlbadeeinheiten und Kabinen für Moorpackungen einzurichten. Dieser alte Moorbadkomplex wird mit dein Neubau verbunden, sodaß dort der Betrieb dieser Kureinrichtungen solange geführt werden kann, bis einmal später die zweite Bau- etappe dcr Gesamtplanung errichtet wird, mit dcii für diese zweite Etappe vorgese- henen Morbreibadeeinheiten, Medizinal- bädern, Unterwasserstrahlbadeeinheit i. dem Raunn für Trockengymnastik und einem Kirsaal. Es ist klar, daß diese zweite Bauetappe erst dann in Angriff genommen werden kann, wenn sich sonst eine günstige Finanzierungsmöglichkeit für diese zweite Bauetappe ergeben sollte Erst nacL Inangriffnahme dieser zweiten Bauciapp2 würde das alte Moorbadgebäude abgetragen werden. Die Entwürfe für dir erste Bautappe sind in Ausarbeitung. Mit der Erstellung des Vorentwurf es wurde Herr Architekt Dipl.-Ing. Otto Albertini, Wörgl, betraut. Für diesen Vorentwurf, welcher naturgemäß auf gänzlich neuer Basis beruhen wird, wurde der 31. Jänner 1964 als letzter Termin festgelegt. Nach Abnahme des Vorentwurfes durch die Ge- sellschaft wird Architekt Albertini auch mit der Erstellung der Ausführungspläne betraut werden, so daß die Ausschrei- bung der Unternehmerleistungen bereits im Frühjahr erfolgen kann. Auf alle Fälle wird der Baubeginn in der ersten Jahres- hälfte 1964 erfolgen können, so daß die Kuranlage mit Jahresende 1965 in Betrieb gehen kann. Es kann in diesem Zusammenhange die bestimmte Erwartung ausgesprochen wer- Du bitt'rer Tod von Angesicht Sah ich dich bis zur Stunde nicht. Bin deiner Nähe nicht vertraut, Der Nacht, die mir im Rücken graut. Fünf schlägt die Stund. So muß es sein? Es schluchzt fünfmal „halt ein, halt ein -'- Der in" Der Schrei mir kindlich aus der Brust. Doch ferne nur: „du mußt, du mußt". Am 21. Jänner 1954 starb Raimund Berger, eine der größten dramatischen Begabungen der jungen österreichischen Dichtergeneration, nach langem, mit un- säglicher Geduld ertragenem Leiden. Rai- mund Berger gehörte wie Mozart una Schubert zu jenen Frühvollendeten, die ihr nahes Ende vorausahnen. Selbst in den seltenen Augenblicken ekstatischen Glücks schwingt dies schmerzliche Ge- fühl mi Tiefsten mit und bildet so den Grundton eigenen Wesens. Raimund Berger war kaum 36 Jahre alt, als ihn der Tod erlöste. Seit frühe- ster Jugend gelähmt, ans Bett gefesselt, führt er inmitten der herrlichen Tiroler Bergwelt ein Leben unfreiwilliger Askese, aber unter dem Druck der qualvollen Einsamkeit erkannte er seine Berufung zum Dichter. Sein starkes eigenwilliges Talent, das sich ohne die innere Kraft der Konzentration niemals so rasch und vielseitig entwickelt hätte, kam fast un- vermittelt und überraschend zum Durch- bruch. Raimund Bergers Leben ist ein hero- isches Beispiel für den Triumph des Gei- stes über die Macht des Schicksals. Nie- mand hätte in dem weltaufgeschlossenen Wesen des Dichters auch nur einen ein- zigen Zug von Menschenverachtung und Menschenhaß entdecken können, ja nicht einmal eine Spur von Sarkasmus. Wie oft hat Heinrich Heine das Schmerzens- lager seiner „Matratzengruft" verflucht, die Vorstellung vom unentrinnbaren Tod hinwegzuspotten versucht 1 Auch Raimund Berger kannte die Nachtgespenster, die den, daß gerade die Zusammenstellung I-iallenbewegungsbad, Hydrotherapie, also Kneippanwendungen, und Sauna für Kitz- bühel mit seinem Publikum, das sich nebst den ausgesprochenen Sportlern zu einem großen Teil aus Männern und Frauen in den sogenannten besten Jahren zusammensetzt, welche sehr an Kur- einrichtungen interessiert sind, welche der Entschlackung und \\ i ederherstclluii gs- I?ehandlung dienen, Kitzbühel viele neue Freunde bringen wird und unsere Saiso- neu durch diese neue Attraktion stark in- tensivieren wird. Zudem kann an vielen Beispielen be- wiesen werden, daß gerade diese Anlagen, welche in der ersten Bauetappe erstellt werden, am wirtschaftlichsten arbeiten, da sie mit verhältnismäßig wenig Perso- nal betrieben werden können. ihn umringten, aber er ist ihnen niemals verfallen. Im Gegenteil: Er besaß noch in seinen letzten Lebensjahren den Mut eine eigene Familie zu gründen, er erlern- te auch noch in diesen letzten Jahren die handfeste Praxis des echten Bühnen- dramatikers und eignete sich, ohne den Theaterbetrieb zu kennen, die Technik des modernen Bühnenstücks in so voll- endeter Weise an, daß ihm 1951 dci' österreichische Staatspreis für die Auf- führung der politischen Satire „Die Zeit- genossen" im Grazer Landestheater ver- liehen wurde. Schon Raimund Bergers Kindertragödie „Der Papierblumenfrüh ling" verriet trotz offenkundiger dramati- scher Mängel die Talentprobe eines be- gnadeten Dichters; aber erst die Komödie „Der Schelm von Limburg" errang als vielgespieltes Repertoirestück des Deut- schen Volkstheaters in Wien einen durch- schlagenden Erfolg. Nicht immer freilich sind Raimund Bergers kühne Experimente dem Durchschnittspublikum leicht zugäng- lich. Die „Ballade vom nackten Mann". (Uraufführung in der Kleinbühne Ka- leidoskop in Wien 1953.) Ein Heimkehrer- stück von tiefem symbolischem Gehalt, erfordert stärkstes Einfühlungsvermögen in die surrealistische Welt des Dichters und eine einfallsreiche Regie. Raimund Berger erweist sich hier, ebenso wie in der satirisch-politischen Komödie „Das Reich der Melonen" als legitimer Vor- fahre Jonescos. Die Fragwürdigkeit der menschlichen Existenz, der Begriffe Freiheit, Gerech- tigkeit und Schuld in dieser chaotischen Zeit, haben seit jeher Raimund Bergers dichterisches Gewissen beunruhigt und seine polemische Begabung herausgefor- dert. Hinter der scheinbar undurchdring- liehen Mauer des Alltäglichen erscheint bei ihm immer wieder unvermutet das große Traumgesicht, die große Illusion. Seine Menschen - Heimatlose und Ver- In Memoriam Raimund Berger Zum zehnten Todestag des Dichters am 21. Jänner 1964
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