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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 10. Oktober 1964 auswärts. Die Teilnehmer waren vom Um- thun damit Jedermänniglich unserer 1er anzuerkennen und in Ehren auf- fang der geleisteten Arbeit tief beein- Kunstgenossen kund und zu wissen, daß zunehmen. druckt. Die großartigen Leistungen, die der Jünger der wohledlen Buchdruk- So geschehen zu Kitzpichl, 30. Septem- von den Fachleuten unter Tag erbracht kerkunst, Herr her 1964. werden, sowie die Gewaltigkeit eines sol- ehen Tunnelbaues kann man nur ermes- sen, wenn man die Entstehung eines sol- chen Baues sieht. Weder Bilder noch Worte vermögen dies widerzugeben. Die Spuren der letzten Brandkatastrophe sind kaum mehr zu merken. Es wird mit Hochdruck gearbeitet und die Fachleute, die dem Berg Meier für Meter abringen, sind stolz auf ihr großes Werk. Nach einem Mittagessen im Matreier Tauernhaus fuhren die großen Omni- busse auf dem halsbrecherischen Hilfsweg wieder talauswärts. Vieles ist bereits ge- schehen, aber noch sehr viel wird zu leisten sein, bis diese Straße ihre Aufgabe erfüllen können wird. Diese Meinung nahmen die Klubmitglieder von dieser interessanten Besichtigungsfahrt mit auf den Heimweg mit der stillen Hoffnung, dieses Werk möglichst bald benützen zu können. Die Bezirksgruppe Kitzbühel dankt im Namen ihrer Mitglieder Herrn Hofrat Dipl.-Ing. Papsch für seine Führung zur Baustelle. Durch seine Bemühungen ge- wannen alle Teilnehmer einen Einblick in die Schwierigkeiten eines solch gran- diosen Bauvorhabens, das schon 1935 von ihm geplant worden war. Mittelalterliche Freisprechungs- zeremonie in der Druckerei Vorige Woche wurde der Schriftsetzer Herbert Wagger, St. Johann, von den Meistern und Kollegen unserer Zeitungs- druckerei Rudolf Grobstimm & Leo Hei- ninger „gegautscht", d. h. freigesprochen. Dies geschah durch eine Zeremonie, wie sie in Druckereibetrieben seit eh und jeb Brauch ist. Der junge Schriftsetzer wurde samt sei- ner Berufskleidung in eine große Wasser- wanne gelegt und unter großem Hallo mit Wasser übergossen, zum Zeichen, daß er jetzt einer der „Ihrigen" ist, aufge- nommen in die Zunft der „Schwarzen Kunst" mit allen Rechten, Ehren und Pflichten. Die Zeremonie soll auch be- sagen, daß sich niemand mehr dünken solle wie der andere; daß aber einer wie der andere in der Berufsausübung das Beste leiste und der Zunft treu bleibe, das ganze Leben. Nachher erhielt Wagger den „Gautschbrief", auf dem in kunst- vollen Lettern folgendes geschrieben steht: „Pakkt anl Laßt seinen corpus poste- riorum fallen auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen. Der durst'gen Seele gebt ein Sturzbad obendrauff. Das ist dem Sohne Guten- bergs die allerbeste Tauff 1 G a uts c hb rief Von Gottes Gnaden Wir Jünger Guten- bergs des Heiligen Römischen Reichs Herbert Wagger nach altem Brauch und Herkommen heut mit Zuziehung sämbtlicher zünf- tigen Meister als auch Gesellen unserer Offizin die \Vasser-Tauff ab posterio- rum und podexiorum erhalten und da- mit in sämbtliche uns von Kaiser Friedrich III. verliehenen Rechte und Privilegien eingesetzt ist. Kraft der- selben gebiethen wir allen unseren Kunstgenossen, oben genannten Jünger Gutenbergs als richtigen Schwarzkünst- Gleichsam als Generalprobe vor der Festaufführung im Rahmen der Spiel- wochen des Landesverbandes Tiroler Volksbühnen brachte die Heimatbühne Kitzbühel das Lustspiel „Alois, wo warst du heute Nacht?" von Hans Lellis vor ausverkauftem Haus. Dieses Stück wurde vor Jahren mit großem Erfolg aufgeführt, doch war wegen Umbesetzung der Rollen diese Aufführung angesetzt worden. Der Abend begann mit einer netten Geste: Spielleiter Berger dankte in schlichten Worten allen, denen sich die idealistische Schar verbunden weiß: dem treuen Publikum, der Verwaltung des Kolpinghauses, der Stadtgemeinde und dem Fremdenverkehrsverband. Erfreuli- cherweise waren alle genannten Institu- tionen auch gebührend vertreten. Das ausgewählte Stück erwies sich als Volltreffer für alle, die im Theater auch eine Stätte der Freude und des riatür- liehen, um die Grenzen wohl bewußten Frohsinns sehen. Die Regie - von Georg Berger im Sinne von Fritz Fröhlich, der diese Inszenierung innehatte, besorgt, war straff, flott und einheitlich. Die Mit- wirkenden erwiesen sich als glänzend har- monierendes Ensemble. Besondere Er- wähnung verdient Paula Luxner-Wieser, die durch kurzfristige Ubernahme einer tragenden Rolle die Aufführung überhaupt ermöglichte. Wer ihre Leistung als Rieger- biiurin daran mißt, kann sie nur be- wunderswert nennen. In gewohnter Prä- zision - wie rasch gewöhnt man sich an das, was dem Spieler stets neue Auf- gabe und künstlerische Aussage ist - spielten Paula Savoy (Brunnerin), Ludwig Obermoser (Brunner), Franz Lamplmayr (Riegerbauer), das rechte Maß in dem zur tJberbe tonung neigenden Volksspiel des Unterlandes fanden prächtig Grete \Vie- ser (Grete Holm), Marlis Wieser (be- wunderswerte Verwandlung in den Rollen als Urschl und als Bessy Rieger), Spiel- leiter Georg Berger und Walter Ober- nauer (als Söhne des Rieger) sowie Stefan Ritter (Altknecht). Beachtenswert ist die harmonische Gesamtleistung. Eine Volks- Die Gautschmeister: Rudolf Grobstinim und Leo Heininger. Pakker: Helmut Dinger, Pakker: Hans Staffner, Schwammhalter: Karl Hanka, Zeugen: Franz Lamplmayr, Edi Grob- stimm." Das Sturzbad für die „durstige Seele" wurde beim .‚Eggerwirt" für alle Söhne Gutenbergs, ebenfalls nach altem Brauch, fortgesetzt. bühne braucht keine Stars, sie bildet ihre Talente im Rahmen der Möglichkeit zu schlichten Könnern, die nicht das große Theater ersetzen, aber echt das Spiel des Volkes bieten. Um diese Aufgabe weiß die von Obmann Hans Pichler geleitete Schar. Die Einladung zu den Spielwochen war daher mehr als verdient, die vor- ausgehende Aufführung in Kitzbühel ein erfreuliches Zeichen der Verbundenheit zwischen Spielern und Publikum. Von der Aufführung im Rahmen der Spielwochen in Schwaz berichten wir in der kommenden Ausgabe. TIER ER SJTZ BUH L Einer Kuh ein Auge ausgeschossen haben unbekannte Täter. Rund um das eigene Bauernhaus zu Fichter im Stocker- dörfl. Dringend der Tat verdächtigt wer- den Buben der Nachbarschaft. Es handelt sich um mit Flobertgewehren ausgerüstete Vogeljäger. Nun hat der Ubermut ein ernstes Opfer gefordert. Bei den gegen- wärtigen Viehpreisen ist der Schaden er- heblich. Tierschutzobmann Dr. Ganster, wel- cher das schwer verletzte Tier behandelte, hält die Eltern für die wahren Schul- digen solcher Untaten. Wenn die Eltern ihren Buben Gewehr und scharfe Muni- tion in die Hände geben und noch stolz auf die „Abschüsse" der Buben sind, muß es zu solchen Vorfällen kommen. Die Umtriebe mit Flobertgewehren, meint Dr. Ganster, nehmen bedenklich zu. Wie leicht solche Schüsse ins eigene Auge gehen können, ahnen die verantwortlichen Eltern scheinbar nicht. Es wird eine drin- gende Intervention unseres Tierschutz- vereines gefordert, um eine behördliche Sicherung der Bevölkerung vor diesem Unwesen zu erwirken. Heimatbühne dankte mit prächtigem Lustspiel Erfolgreiche „Generalprobe" von „Alois, wo warst Du heute Nacht?"
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