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Samstag, 10. Oktober 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Schilling erweitert. 400 Millionen für den tungen entspricht vergleichsweise jener ausgeworfen und für Unvorhergesehenes Tunnel und 200 Millionen für die beiden des derzeitigen Spitzenverkehrs am Bren- 15 Millionen Zufahrtsstraßen. ner. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die zweite Ausbaustufe für 1000 Pkw/h erst Projekt und Finanzierungsplan Rund 70 Kilometer östlich des Brenner- passes wird der Alpenkamm mittels eines 5.2 km langen Scheiteltunnels durch- stoßen. Die Felbertauernstraße beginnt in Mittersill in 780 Meter Seehöhe. Sie über- quert mit einer Brücke die Salzach und die Pinzgauerbahn und führt in südlicher Richtung über den Talboden ins Felber- tal. Am Eingang ins Felbertal wird der Mühlenbichl in einer Länge von 150 Metern durchbrochen; beim Werkschulheim Fel- bertal zweigt die Straße in das Amertal ab. Der Nordanstieg ist rund 17 Kilometer lang und steigt maximal 8 Prozent. Die- ser Anstieg ist ohne Kehren projektiert. Die Steigung im Tunnel beträgt bis zu der auf 1660 Meter liegenden Tunnel- mitte 16.6 Promille; die südliche Tunnel- steigung schwankt zwischen 5 und 10 Promille. Im Süden ist die Tunnellage höhenmäßig am Portal mit 1632 Meter zwangsläufig wegen des geplanten Schuld, alnispeichers der TIWAG gegeben. Am 11. April 1964 wurde in Anwesen- heit von Bundeskanzler Dr. Josef Klaus der Richtstollen mit einem Querschnitt von 18 bzw. 12 Quadratmetern durch- schlagen. Die 16 km lange Südrampe folgt in der Hauptsache der bestehenden Tauern- talstraße. Da Markt und Kirche von Matrei umfahren werden, wird die Iseltal- Bundesstraße erst 1 km talauswärts in 940 m Seehöhe erreicht. Auch diese Rampe wurde mit Steigungen von nur 8 Prozent projektiert. Der gesamte Straßenzug ein- schließlich Tunnel ist 38 km lang. Die Lawinensicherheit ist durch die Trassenwahl und durch das künstliche Vorziehen der Tunnelröhre aus dem ge- fährdeten Gebiet der Nordrampe im Aus- maß von 80 m vorhanden. Auf der Süd- rampe wurden bereits Lawinendächer in einer Länge von 300 m errichtet. Das wichtigste Bauwerk des gesamten Straßenzuges ist der Tunnel. Die erste Baustufe mit 500 Pkw/h in beiden Rich- Sonntagsdienst der Ärzte im Bezirk Sonntag, 11. Oktober 1964 Kitzbühel: Sprengelarzt Dr. Hubert Spiel- berger, Malinggasse 10, Tel. 2410 Kirchberg-.Brixen: Dr. Willi Müller, Tel. (0 53 57) 223 Hopfgarten: Dr. Anton Staffner, Tel. 237 St. Johann-Fieherhrunti-Waidring-Kireh- dorf: Dr. Neururer, Fieberbrunn, Tel. (05354) 214 Feuernotruf Tel. 122 nur für Kitzbühel Notruf Gendarmerie 133 Rettung (Rotes Kreuz) TeL 144 nach Jahren erfolgen wird. Das wichtigste Problem ist die Be- lüftung. International ist man der Auf- fassung, daß das schädliche CO-Gas in der Tunnelluft nur mit 0.2 Prozent ent- halten sein darf. Die Frischluft wird durch Gebläsestationen, die an den Por- brauchst Schuhe talen seitlich angeordnet sind und je vier Gebläse enthalten, durch den über der Fahrbahn befindlichen 15 Quadratmeter großen Luftkanal eingeblasen. Der Luft- kanal wird vom Tunnelgewölbe und einer horizontalen Betonplatte vier Meter über der Fahrbahn abgegrenzt. Alle sechs Me- ter sind seitlich Düsen angeordnet, durch welche die Frischluft in den Verkehrs- raum gelangt. Diese Anordnung wurde erstmals beim Dürnsteintunnel ange- wendet. Die mit den Auspuffgasen gemischte Abluft wird bei maximaler Belastung in einer Geschwindigkeit von 3 m/sec. ab- geführt. Mit besonderer Sorgfalt wird für be- sondere Fälle die Möglichkeit geschaffen werden, daß im Tunnel befindliche Autos auch zurückfahren können. Beim Mont- blanctunnel hat man dies - wohl nicht sehr glücklich - mit in den Berg ange- legten Spitzkehren versucht. Beim Gro- ßen St. Bernhard hat man mit abwech- selnd. angelegten Ausweichen eine Lösung gefunden, die aber nur kleinsten Fahr- zeugen eine flüssige Umkehrmöglichkeit gestattet. Beim Felbertauerntunnel werden diese Ausweichen symmetrisch an- geordnet und so breit gemacht, daß sämt- liche Fahrzeuge flüssig im Kreisverkehr umkehren können. Die Kosten des Tunnels betragen 377 Millionen Schilling, dabei entfallen auf die Liifterstationen, die Isolierungen, Be- leuchtung, Signalanlagen und die Vor- platzgestaltung 45 Millionen Schilling. Die Kosten für die Südrampe betragen 71.7 Millionen und jene für die Nord- rampe 130.7 Millionen Schilling. Für die Grundeinlösungen, welche schon zu 90 Prozent erledigt sind, wurden 8 Millionen Die Finanzierung erfolgt in der Weise, daß 200 Millionen als Eigenkapital und 400 als Fremdkapital aufgebracht werden. Bei der außerordentlichen Hauptversamm- lung am 28. August 1963 in Kitzbühel wurde die Aufstockung von 100 auf 200 Millionen zum Beschluß erhoben. Das Haftungsgesetz für die Aufnahme des Fremdkapitals wurde am 6. Oktober 1964 dem Ministerrat vorgelegt, nachdem das Land Tirol bereits die Haftung für 80 Millionen übernommen hatte. Der Bericht von Dr. Schlick schließt mit den Worten: „Was die Bauzeit be- trifft, so ist zu hoffen, daß im Frühjahr 1967 die Felbertauernstraße dem Ver- kehr übergeben werden kann". Die Arbeiten am Vollausbruch des Tunnels sind planmäßig im Fortschrei- ten. Die Arbeitsgemeinschaft „Süd", be- stehend aus den Firmen „Universale", „Porr", „Isola & Lerchbaumer" und „So- ravia" hat den Vollausbruch bereits auf über 1400 Meter vorangetrieben und die Arbeitsgemeinschaft „Nord", bestehend aus den Firmen „Stuag" und „Rella" (in erst fünf Monaten Bauzeit) auf tausend Meter. In diesen Tagen erwartet man den Vollausbruch der Hälfte des Tunnels mit einem Querschnitt von 68.5 Qua- dralm2tern. Die Gesellschaft blieb aber auch nicht von Unglücksfällen verschont. Im Sommer entstand im Südportal durch Blitzschlag ein Brand, durch welchen an Baumaschi- nen ein Schaden von fast fünf Millionen Schilling entstand. Dieser Schaden ist je- doch durch Versicherung gedeckt. Am 22. September 1964 verunglückten zwei tüchtige Mineure und zwar der 33jährige Mineur Willibald Wordel, ledig, aus Mühldorf in Kärnten und der 31jährige Mineur Franz Mariacher aus Virgen in Osttirol. Eine schwere zwei Meter breite Steinplatte sprengte unerwartet von der Decke quer über dem Tunnel und traf diese beiden Arbeiter. Während Wordel auf der Stelle tot war, starb Mariacher zwei Tage darauf im Krankenhaus in Lienz. Die Gesellschaft hat den Hinter- bliebenen Mariachers, der Witwe und den drei Kindern, einen Geldbetrag über- wiesen. Für das zu erwartende vierte Kind hat die Gesellschaft die Patenschaft über- nommen. Auch diese Maßnahmen wurden von der Hauptversammlung einstimmig gutgeheißen. Für den 7. Oktober 1964 wurde eine Präsidialsitzung des Aufsichtsrates ein- berufen. Diese findet in der Kanzlei des Vorsitzenden Minister a. D. Sektionschef Dr. Heilingsetzer statt. In dieser Sitzung wird die neue Lage auf Grund der Be- handlung des Haftungsgesetzes durch den Ministerrat vom 6. Oktober ausgewertet. Die Hauptversammlung wie auch die nachfolgende Aufsichtsratsitzung, welche erstmals öffentlich in Anwesenheit aller Aktionäre stattfand, wurde vom Vor- sitzenden souverän geleitet.
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