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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. Oktober 1964 einer Tournee in Ostfrankreich und einem Von der Jahreshauptversammlung des Kitzbüheler Eissportklubs Spiel im Olympiastadion in Grenoble Bisheriger Vorstand einstimmig wiedergewählt schloß der KEC seine sicherlich erfolg- Herbert Etz neuer Jugendwart - Rudi Widmoser Beirat reichste Saison ab. Am 9. Oktober 1964 fand im Gasthof „Neuwirt'* die Jahreshauptversammlung des Kitzbüheler Eissportklubs statt. Nach Eröffnung konnte Obmann Otto Hölzl die Vertreter der Stadtgemeinde und zwar Vizebürgermeister Gebhart 1-1 är ti ng, Stadtrat Stefan Grub-er und Gemeinderat Franz Feiersinger, den Obmann des Fremdenverkehrsverbandes Al tna tionairat Max Werner, Kurdirektor Baron Karl Menshenge n, den Vizepräsidenten des Allgemeinen Sportverbandes und ge- schäftsführenden Obmann des Skiklubs Hauptmann a. D. Leopold Pischl, den Obmann der „Kitzpichler" Gerhard Resch und den Obmann der Osterreichischen Jugendbewegung Hans \V jr te nb er ge r begrüßen. Anschließend gedachte die Ver- sammlung des verstorbenen verdienstvol- len Funktionärs Vizebürgermeister Hans \\T i nd erl. Bericht des Obmannes Otto Hölzl Als vor einem Jahr der Kitzbüheler Eissportklub vor dem Ruin stand, mußte jedes Vorstandsmitglied mit der Über- nahme einer Funktion viel Idealismus und Verantwortungsbewußtsein mitbringen. Daß es sich gelohnt hat und daß diejeni- gen Recht behielten, welche die Wahl an- nahmen und sich nicht aus dem Staube machten, hat schon eine einzige Saison bewiesen, die zwar unter den düstersten Vorzeichen begann, dann aber ein erfreu- liches Ende nehmen konnte. Der Rest der verbliebenen Vorstandsmitglieder, er- gänzt durch die Herren Max Werner jun., Dr. Kurt Oberngruber und Ge- meinderat Sepp Zwicknagl, mußte ei- nen Schuldenstand von 350.000 Schilling übernehmen; seinerzeit war aber die Höhe des Schuldenstandes noch gar nicht be- kannt. Der Vorstand war sich darüber im kla- ren, daß es sich nur um einen Versuch handeln konnte, den Verein zu retten. Niemand war Optimist genug, um zu hof- fen, daß dieser auch so glanzvoll gelingen würde. In mühevoller Kleinarbeit wurde in den ersten Wochen und Monaten die Schuldenlast abgetragen. Dies gelang durch Verzicht der Gläubiger, durch Verein- barung von Ratenzahlungen und durch Spenden eishockeybegeisterter Anhänger. Der Herbst brachte die Möglichkeit, wie- der an die Aufstellung einer Mannschaft zu denken. Nach Aufbauspielen, in Jugoslawien, Deutschland und Italien folgte als Auf- takt das Schlagerspiel gegen den CSSR- Meister Spartak, Prag, das der KEC be- bekanntlich 2:2 unentschieden halten konnte und das beste Werbung für un- seren spannenden Sport bildete. In der Meisterschaft setzte der KEC verschiedene Jugendspieler ein und diese konnten einerseits auch gut gefallen, an- dererseits waren sie den Anstrengungen der Nationalliga eben doch nicht gewach- sen. Der Niederlage in Klagenfurt folgte jene in Wien und auch die guten Spiele in Kitzbühel gegen diese beiden Vereine gingen verloren. Der KEC hatte noch das Pech, daß Torhüter Dick Todd schon an- fangs Jänner wegen Verletzung ausfiel; aber auch Mike O'Brien und Vic Fildes schieden infolge Verletzungen aus und so kam die hohe Niederlage gegen Innsbruck nicht mehr überraschend. Das „Inns- bruckspiel" in Kitzbühel mit dem knap- pen Ergebnis war wieder ein schöner Er- folg. Der KEC war nicht vom Glück geseg- net. Er hatte für die olympischen Vor- spiele gegen Jugoslawien, Rumänien, Finn- land, USA, Polen und gegen Rußland zu wenig Spieler. Man mußte hiefür Ver- stärkungen holen und jeden Tag standen neue Gesichter in der KEC-Mannschaft. Besser als je zuvor wurde den Verantwort- lichen vor Augen geführt, daß man im Eishockey immer mit Verletzungen rech- nen muß und das Kader nicht zu klein sein darf. Das Publikum sah in dieser Zeit zuerst einen überlegenen 8:0-Sieg über Jugosla- wien und einen schönen Finalsieg im „Winderi-Cup", gute Spiele gegen Polen, Rumänien und Finnland und beste Eis- hockeyklasse gegen den Weltmeister Ruß- land. Während der olympischen Winterspiele weilte der KEC in der Schweiz und siegte gegen Chur, St. Moritz, Arosa und Davos. Auf der Tournee durch Westeuropa konn- te der KEC nicht nur guten Sport bieten, sondern in den ausverkauften Stadien für Kitzbühel beste Werbung betreiben. Mit Knapp nach den olympischen Winter- spielen kam die freudige Nachricht aus Wien, daß dem KEC als Materialsubven- tion eine der beiden Innsbrucker Frei- luftbahnen zugesprochen worden war. Der Weg zur Kunsteisbahn ist aber weiter- hin noch als dornenvoll zu bezeichnen und daher wird der KEC auch im kommenden Winter noch auf Natureis spielen müssen. Was bringt der kommende Winter? Gemäß dem bereits beschlossenen Mei- schaftskalender muß der KEC in einer heu geschaffenen Vorrunde sechsmal auswärts spielen. Dieser Umstand bringt hohe Kosten mit sich und auch die Ge- fahr des Absteigens, wenn der KEC nicht unter den ersten vier aufscheint. Damit würden auch die „Kassenschlager" gegen Wien, Innsbruck und Klagenfurt aus- fallen. Der KEC wird daher alles tun müssen, um eine schlagkräftige Mannschaft auf- stellen zu können, denn es gilt nicht nur dem Publikum gegenüber guten Sport zu bieten, sondern es gilt auch den guten Ruf Kitzbiihels zu wahren. Obmann Otto Hölzl zitierte in seinem interessanten Bericht einen Auszug aus der Ansprache des Vorsitzenden des deut- schen Eishockeybundes und zwar: „Ein Verein, der Bilanzsummen in der Größenordnung von Hunderttausenden von Mark aufweist und der über große Au- lagewerte verfügt, der kann eben nicht mehr von einem Vorstand, der „Mädchen rür alles ist", geführt werden, der sich bei der Buch- und Kassaprüfung allein auf sein Gedächtnis verläßt, der die Kor- respondenz in der linken, die Barmittel in der rechten Rocktasche verstaut hat. Wir müssen - weil unsere Vereine so etwas wie wirtschaftliche Unternehmen geworden sind, ganz unabhängig davon, ob es uns Spaß macht oder nicht, auch wirtschaftlich gerecht denken und han- leln. Möglicherweise erweckt ein Organi- sationsgebilde gelindes Grausen bei alten Sportidealisten. Dazu besteht aber gar kein Anlaß. Die nötigen Konsequenzen aus einer Entwicklung zu ziehen, die zu indern nicht in unserem Vermögen liegt, :ieißt doch nicht, schöne Ideale mutwillig über Bord zu werfen. Es soll keinesfalls vi :11 'ii 1: INNSBRUCK, HEILIGGEISTSTRASSE 9
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