Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 24. Oktober 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 Bürgermeister Alois Foidl, Waidring, zum Gedenken Am 13. Oktober 1964 starb in seiner Heimatgemeinde der Holzhändler und Bauer beim Korporal Bürgermeister Alois Foidl im Alter von erst 44 Jahren. im Juli besuchte er auf ärztliches Anraten für einige Nvochen ein Heilbad; kehrte von diesem noch in seinem eigenen Per- sonenauto nach Hause zurück und mußte bald, da sich sein Gesundheitszustand wei- ter verschlechterte, in die Universitäts- klinik nach Innsbruck zur Spezialbehand- lung eingeliefert werden. Dort kämpften die Ärzte und die Gattin um sein Leben. Blutübertragungen ergaben eine vorüber- gehende Besserung, so daß Bürgermeister Foidl im Auto seines Freundes Markus Schreder voll Hoffnung und Mut wieder die Heimreise antreten konnte. Seine Tage aber waren schon gezählt und in der Kir- che wurde zum Gebet für den Bürger- meister aufgerufen. Mitten ans seinem verdienstvollen Schaffen für das Wohl der Gemeinde, der Sorge um die Familie und dem großen Kreis seiner Freunde berief ihn der Tod ab. Er hinterläßt die Gattin und zwei Buben im Alter von 13 und 6 Jahren. Am 16. Oktober fand das Begräbnis statt. Der Kondukt reichte vom Trauer- haus in Unterwasser bis hinauf ins Dorf. Voran die Fahnen der Waidringer Ver- eine, gefolgt von der Musikkapelle, der Schützenkompanie, der Freiwilligen Feuer- wehr mit dem Bezirkskommando, dem 1. Tiroler Veteranenverein Waidring, dem Kirchenchor, der Sängerrunde, dem Bau- ernbund, dem Jungbauernbund, den Ver- tretern der politischen Parteien, dem Fremdenverkehrsverband und dem Ski- klub, der Schuljugend und der Lehrer- schaft und der Verwandtschaft. Unter dieser befand sich der Onkel des Ver- storbenen Herr Landtagspräsident Kom- merzialrat Johann Obermoser. Die Ehre des letzten Geleites gaben 4ern Verstorbenen Landesrat Rupert U n t e r- weger, Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. Trentinaglia, die Bürgermeister von Jochberg, Reith, Kirchberg, Brixen, Westendorf, Flopfgarten, Itter, Going, St. Johann, Fieberbrunn, Hochfilzen, St. Ja- kob, St. Ulrich, Kirchdorf, Schwcndt, Kös- sen und Lofer und Gemeinderat Ober- hauser als Vertreter des Bürgermeisters von Kitzbühel, der Bezirksobmann der OVP Christian Huber, Bez.-Gend.-Kom- mandant Adolf Nagiller und die Beam- ten des Gendarmeriepostens Waidring. Den Sarg trugen die Gemeinderäte von Waidring. Vor dem neuen Gemeindehaus nahm Pfarrer Geistl. Rat Franz Schiefer die Aussegnung vor und Vizebürgermeister Josef Zaß hielt dem Verstorbenen einen ehrenden Nachruf, in welchem er dessen Verdienste um die Gemeinde hervorhob. Am offenen Grab intonierte die Bundes- musikkapelle Waidring den Trauermarsch „Ich hatt' einen Kameraden" von Schmid, die Sängerrunde Waidring sang den Chor „Wir sind nur Gast auf Erden" und Be- zirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. Tren- tinaglia hielt als Chef der Verwaltung die Grabrede, in welcher er seiner tiefen Erschütterung über den frühen Tod von Bürgermeister Foidl Ausdruck gab. Er beklagte in dieser das unerbittliche Schicksal, das dem Land Tirol und der Gemeinde Waidring den aktiven Bürger- meister entrissen habe, der der Offent- lichkeit reu gedient, allen ein guter Ka- merad und ihm selbst ein guter Freund war, dessen Andenken noch viele Jahre lebendig bleiben wird. Der Familie des Verstorbenen bezeugte der Bezirkshaupt- mann herzliche Anteilnahme. Weitere Grabreden hielten der Landesobmann des Tiroler Sängerverbandes Ernst Würtele und der Ortsobmann der Osterreiehischen Volkspartei Toni Schreder. Beim Gebet Photo Hahn/Kriesche, St. Johann am Grabe senkten sich die Fahnen zum letzten Gruß und der Veteranenverein nahm mit Böllerschüssen Abschied von dem beliebten und hochgeachteten Orts- kind. in der schönen Pfarrkirche zu Waid- ring wurde vom Pfarrherrn das Seelen- amt gelesen und die Sängerrunde mit der Musikkapelle intonierte eine feierliche Messe. Li seiner Predigt wußte auch Pfar- rer Schiefer vieles von den Verdiensten des Verstorbenen zu sagen. Für die große Trauergemeinde war die Kirche zu klein, denn wohl noch nie sah man in Waidring so viele Trauergäste und ein so eindrucks- volles Begräbnis. Alois Foidl wurde am 8. Juli 1920 als Sohn des Georg und der Anna Foidl geb. Obermoser geboren. Die Mutter ist die Schwester des Herrn Landtagspräsidenten. Foidls Geburtshaus war das Fischerhäusl, jedoch schon bald erwarb sein Vater den schönen Hof „Korporal". Den Weltkrieg machte Foidl in einer Gebirgseinheit mit; nach dem Frankreichfeldzug geriet er in Gefangenschaft, aus welcher er erst meh- rere Jahre nach Kriegsende entlassen wurde. Drei Jahre war er Gefangener in Kanada. Nach seiner Heimkehr widmete er sich bald der öffentlichen Tätigkeit. im Jahre 1950 wurde er in den Ge- meinderat gewählt; in diesem Jahr er- folgte auch die Gründung des Skiklub Waidring mit Foidl als Mitbegründer. Der Verstorbene war auch mehrere Jahre Leiter des Verkehrsbüros und gründete im Vorjahr die Sängerrunde Waidring, welche das erstemal heuer beim „Sieb- ziger" des Herrn Landtagspräsiden en auftreten konnte. 1959 wurde ihm das verantwortungs- volle Amt eines Bürgermeisters über- tragen, das er in vorbildlicher Objektivi- tät ausüben konnte. Gerade unter den Trauergästen hörte man immer wieder, daß sein Nachfolger in der Gemeinde einen schweren Standpunkt haben wird, denn Foidl war es gegeben, jedem Ge- meindeproblem Verständnis entgegen- zubringen, in der Linie jedoch und wenn es um das öffentliche Wohl ging, fest zu bleiben. Unbeirrbar um kleinliche Reibe- reien stellte er sich voll und ganz dem Auf- schwung der Gemeinde zur Verfügung. Er war als Bauer und Bürgermeister Ob- mann der Haselbachgenossenschaft, aber auch als Vertreter der Gemeinde im Aus- schuß des Fremdenverkehrsverbandes und wußte beide Interessen zu wahren. In seiner fünfjährigen Tätigkeit als Bürger- meister widmete er sich insbesondere dem Lehrerhausumbau, dem Straßenbau und dem Gemeindehausneubau, der ihm noch in seinen letzten Tagen besonders am Herzen lag. Er bewirkte die Gründung der Siedlung „Mühlau" und war mittätig bei der Erstellung des Skilifts. Unter ihm wurde auch die Straßenbeleuchtung er- stellt und der Schulvorplatz errichtet. Dieser ist eine Zierde der Gemeinde. Nicht genug damit: Foidl gedachte auch der Zukunft und behandelte das Projekt der Kanalisierung und parallel das der neuen Trinkwasserversorgung. Im Verwaltungs- ausschuß für das Bezirkskrankenhaus St. Johann war er ebenfalls vehement tätig, die Interessen seiner Gemeinde zu vertreten. Waidring verlor mit Bürgermeister Alois Foidl eine Persönlichkeit, die sich in der Chronik der Gemeinde einen gu- ten Platz geschaffen hat. Sein Andenken wird, wie der Herr Bezirkshauptmann es bereits bei der Grabrede ausführte, in der Gemeinde und im Bezirk viele Jahre lebendig bleiben. Besucht das Kitzbbeler Heimatmuseam Neben der Alfons-Walde-Galerie und dem Franz-Reisch-Gedächtniszimmer se- hen Sie eine große Anzahl von Kunst- gegenständen der alten und neuen Zeit, Werke Kitzbüheler Künstler, Erinnerungs- stücke prominenter Personen und hoch- interessante Gegenstände des „alten Man- nes" aus der prähistorischen Zeit des Bergbaues. 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