Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 21. November 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite Koglehensiedlwg Fieberbrunn - ein Beispiel für Tirol Feierliche Grundsteinlegung durch die Tiroler gemeinnützige Wohnbaugesellschaft Wohnurgseigentum Am 7. November 1964 fand in Fieber- brunn, in Anwesenheit von Landtagspräsi- dent Kommerzialrat Johann Obermoser, des \Vohnbaureferenten des Amtes der Tiroler Landesregierung Landesrat Dr. Hermann Scheidle, des Präsidenten der \ohnbaugesellschaft OHR. Dipl.-Ing. Jung, von Bürgermeister Leonhard Ka- peller und des Gemeindevorstandes und weiterer Ehrengäste. darunter OHR. Hans Szckulics als Vertreter des Bezirks- hauptmanns sowie der Siedler, durch den Geschäftsführer Dr. G att ing er die feierliche Grundsteinlegung für die schön- te Siedlung weit und breit im hinteren Koglehcngru nds iick statt. Nach den Begrüßungsworten durch Bür- germeister Kapelier, welcher darin auch dcii Dank an die verantwortlichen Stellen des Landes für die wohlwollende Hilfe und die Glückwünsche an die Siedler ver- band, hiell. Landesrat Dr. Hermann Scheidle die Festrede, welcher wir fol- gende interessante Einzelheiten entnehmen. Landesrat Dr. Scheidle überbrachte vor allem die Grüße und Wünsche des Landes- hauptmanns und gratulierte den Siedlern zu dem bereits erwiesenen Fleiß beim Aufbau der ersten Häuser. Er gab seiner Bewunderung Ausdruck, daß nur wenige Monate, nachdem das Amt der Tiroler Landesregierung die Fondsmittel bewilli- gen konnte, schon sieben Häuser unter Dach gebracht und weitere vier Häuser durch Herstellung der Kellerdecke für das kommende Frühjahr einen guten Bau- start erhalten konnten. So schnell konnte in Fieberbrunn gebaut werden, daß mit in einer Folge von Artikeln behandelt Herr Landesarchivar Dr. Eduard Wid- moser ein interessantes Kapitel aus der Geschichte der Stadt Kitzbühel, das aber nicht nur die Kitzbüheler selbst, sondern die Bewohner des ganzen Bezirks angeht, denn die Geschichte Kitzbiihels ist gleich- zeitig die Geschichte des ganzen Gerichts- bezirks. Wie bereits berichtet, wurde Herr Dr. Widmoser vom Gemeinderat mit der Schriftleitung der „Kitzbüheler Stadt- bücher" beauftragt. Die folgenden Ab- handlungen vermitteln uns den Geist un- serer Vorfahren, das Leben im \Torm ittel_ alter, der Gründerzeit unserer Stadt von 1271 und der nachfolgenden Jahrhunderte. l)arin wird die sogenannte „graue Vor- zeit" lebendig, aber nicht in Gestalt von Sagen und Märchen, sondern auf Grund von vorhandenen Urkunden und Rechts- abhandlungen echts- al)han dlungen der Bürgerschaft, ihrer Her- zöge, Könige und Kaiser. - Verehrte Leser! Möge auch Ihre Neugierde, dieses noch unerforschte Kapitel unserer Ahnen kennenzulernen, geweckt werden. - (JeIn Spatnstich der \Vohnbaugesellschaft zugleich mehrere Firstfeiern erfolgen konnten. Das \VohnLlngsproblem ist das einzige in Osierrich, das bisher noch nicht ge- löst werden konnte. Daher danke ich im Namen ces Landes dem Fieberljrunnetr Gemeinderat, insbesondere Bürgermeister brauchst Schuhe Kapeller, für die Aufgeschlossenheit, mit weicher das Wohnungsproblem in Angriff genommen wurde. Seit der Ubernahme des \Vobnbaureferates am 7. November 1961, genau vor drei Jahren, konnte ich auf Kitzbüheler Boden, der engeren Heimat des Herrn Landtagspräsidenten, dessen besonderes Verständnis und Unter- stützung gewinnen. ich stelle mich mit ihm an die Seite der Siedler, welche er- fahrungsgemäß schneller bauen wie die Vor mir liegt ein - in braunem, gepreß- tem Leder gebundenes Buch, das 172 Blät- ter umfaßt, sieh „Stadtbuch" nennt und die Signatur „Codex 2" des Kitzbüheler Stadtarchives trägt. Es wurde 1560 ge- schrieben und bis 1691 fortgesetzt. Wenn ich die erste Seite aufblättere, dann lese ich, in kunstvoller Zierschrift geschrieben, folgendes: „Wir Ludwig von Gottes Gnaden Mark- graf zu Brandenburg, Wir Steffan, Wir Ludwig und Wilhelm von Gottes Gnaden Pfalzgrafen bei Rhein und Herzogen in Bayern etc. haben angesehen den Ge- bresten, den. wir gehabt haben in unserm Land zu Bayern an dem Rechten und davon ein wir zu Rat worden mit un- serem Herren und Vatern Kaiser Ludwig. Davon setzen wir und bestätens, als das hernach geschrieben steht etc." So mancher, der diese Zeilen liest, wird die Fra4e stellen, was hat Markgraf Lud- wig der Brandenburger und die anderen Genann:en mit Kitzbühel zu tun? Um diese Frage zu beantworten, be- Genossenschaften bzw. die öffentliche Hand. Als Beispiel steht mir der Bau eines Wohnblocks in Innsbruck für 60 Landes- bedienstete vor Augen, welcher schon vor zweieinhalb Jahren begonnen wurde, aber noch immer nicht fertiggestellt werden konnte. Wir von der \Vohnbauförderung im Land rJli1.)i wollen nichts anderes, als den wohnungssuchenden Siedlern helfen, soweit wir dazu in der Lage sind. Für das kommende Jahr sind wir auch in der Lage, mehr Mittel für diesen sozialen Zweck zur Verfügung zu stellen. Abschließend erklärte Landesrat Dr. Scheidle die Art, wie in Fieberbrunn die Errichtung einer neuen geschlossenen Sied- lung bewerkstelligt wird, als Beispiel für das ganze Land. In Zukunft wird von den Verantwortlichen des Landes diese Bau- weise, soweit sie möglich ist, bevorzugt. Den Siedlern wünschte der Herr Landesrat viel Glück im neuen Heim und Gottes Segen. Landtagspräsident Komrnerzialrat Jo- hann Obermoser sprach Landesrat Dr. lfermariji Scheidle sowie dem Vorsit- zenden des Aufsichtsrates der Wohnbau- gesellschaft „\Vohnungseigentumn" OHR- Dipl.-Ing. Jung und dessen Geschäfts- führer Dr. Gattinger den öffentlichen Dank aus. „Wohnungseigentum" hat im ganzen Land bedeutende Aufgaben erfüllt und gerade bei der Entstehung der heu- tigen Siedlung in Fieberbrunn bahnbre- chend gewirkt. Ihr Wirken ist ein Ansporn für die Siedler, welche richtig betreut und geführt ihre eigenen Mittel am günstig- sten und vorteilhaftesten einsetzen können. Anschließend verlas Dr. Gattinger die Urkunde über die Grundsteinlegung, wel- che sodann nach Unterfertigung durch die Vertreter des Landes, der Gemeinde darf es eines kurzen geschichtlichen Rück- blickes. Ursprünglich gehörte das Gebiet von Kitzbühel dcii Bischöfen von Bamberg und Regensburg. Wie das kam, kann im Rah- men dieser Abhandlung nicht erörtert werden. Erst allmählich gelangte dann un- ser Raum in die Hände der bayerischen ilerzoge. Als im Jahre 1255 das Herzog- tum Bayern erstmals geteilt wurde, fiel das Gebiet von Kitzbühel und von Kuf- stein. und Rattenberg als Teil Oberbayerns an Herzog Ludwig II., während Nieder- bayern an Herzog Heinrich XIII. kam. Sechzehn Jahre nach dieser Länder- teilung, am 6. Juni 1271, verlieh Herzog Ludwig II. von Oberbayern dem Ort Chitzingenspuhei das Stadtrecht von Mün- chen, seiner Hauptstadt. Somit ist also Kitzbühel ebenso wie Ingolstadt und viele andere oberbayerische Städte eine Tochter- stadt Münchens. Durch diese Einordnung Kitzbühels in den Rechtskreis Bayerns nimmt es daher auch teil an jeder weiteren Rechtsentwick- lung im bayrischen Raum, aber ebenso an der bayrischen Geschichte, bis es im Jahre 1504 bzw. 1506 durch Kaiser Ma- Der Stadt Kitzbühel Recht und Satzung Von Dr. Eduard Widmoser
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