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Doppeljubiläum 00 der Kitzbüheler Nationalsänger Fortsetzung und Schluß 1 den wir alle nicht kannten. Er fragte, ob wir nicht nach Amerika kommen woll- Wir wurden eingeladen zu verschie- ten. Selbstverständlich bejahten wir seine denen Veranstaltungen, zum großen Flug- Frage und am nächsten Tag erschien der tag nach Mendon, zum Ascott- und zum 1 Mann vor seiner Abreise in die Schweiz Epsom-Derby. Es war eine bittere Ent- wieder, mit einem handgeschriebenen Ver-. täuschung für die Kitzbüheler National- trag, er wolle die Gruppe ohne Mädchen, sänger, daß wir auf Anraten eines Pferde- da dadurch die Spesen zu hoch werden kenners auf ein Pferd setzen sollten, das würden, für verschiedene private Ver- dann als Sieger hervorging und eine Quote anstaltungen noch in diesem Jahr nach von 1:37 brachte, wir jedoch diesen Rat Amerika bringen. Es stellte sieh heraus, nicht befolgten. Dies wäre ein sehr schö- daß der Herr der Präsident einer Textil- ner finanzieller Erfolg für uns gewesen, firma in Boston war. Selbstverständlich wenn wir diesem Tip Folge geleistet hät- vergaßen wir diese Abmachung, weil bei ten. Zu bemerken wäre eine Einladung den damaligen Erfahrungen wenig Ver- auf ein Torpedoschiff der königlichen sprechungen eingehalten wurden. Doch Marine „H.M.S. Campenfield". Wir muß- pünktlich einen Monat später kamen die ten damals unsere Trinkfestigkeit bewei- Schiffskarten für die Uberfahrt im No- san, weil die Matrosen glaubten viel, mehr 1 veinber, die Anweisung an das amerika- und besser starken Whisky vertragen zu nische Konsulat in München, die Visas können als die Tiroler! Wir sind in dieser auszustellen usw. Wir überlegten nicht uns fremden Disziplin als Sieger hervor- lange und im November traten wir unsere gegangen! Eine besondere Attraktion war Reise nach den USA an mit folgenden unser Auftreten im Savoy Hotel in Lon- don für eine englische Gesellschaft von lindober, Hermann Primus, Jakob Mößner, Prominenten aus Film und Politik. Toni Praxmair, Adi Fleiß. Selbstverständlich gingen die Tiroler- Leider hatten wir im selben Jahre noch abende in den Saisonen im Caf6 Prax- einen schweren Verlust: der zweite Baß- mair weiter und wir erinnern uns noch gut Sänger Hans Zimmermann verstarb am an einen Abend im Jahre 1936, als ein 21. Juli, nachdem er noch am vorher- fürchterliches Unwetter über Kitzbühel gehenden Abend beim TAB gesungen hatte. niederging, wolkenbruchartiger Regen setz- Vor der Abreise hatten wir noch zwei te ein, der Gänsbach ging über und wir große Privatparties: im Schloß Neu- wußten nicht, ob wir den TAB abhalten beuern am Inn und im Schloß Mittersill sollten. Der Regen hörte aber auf und 'wir für den amerikanischen Zeitungskönig konnten den Abend, der ausverkauft war, Hearst. Dann ging es am 3. November doch noch durchführen. An jenem Abend nach Amerika. An Bord der „Hamburg", telephonierte das Grand Hotel, es wäre eines 34.000-Tonnen-Dampfers, erlebten ein amerikanischer Gast angekommen, der wir einen Sturm, wie er seit vielen Jahren gerne Volksmusik hören wolle und ob wir am Ozean nicht mehr vorgekommen ist, noch zwei Plätze frei hätten. Wir ver- und zirka 400 Fischerboote, darunter die sicherten dem Grandhotel, die beiden un- Isis (4000 BR-Tonnen), gingen bei diesem terzubringen. Nach dem Abend unterhiel- 70-Stunden-Sturm unter. Auch unser ten wir uns noch etwas mit diesem Gast, Schiff hatte ein Leck und sandte SOS- Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger - Samstag, 28. November 1964 an dem sogenannten Fall „Traudl Flecher, Schwaz', nicht interesselos vorbeigehen solle. Zu den bereits bei mehreren Gemeinde- ratsitzungen besprochenen Jungbürger- feiern ungbürger- feiern machte Zwicknagl als Jugendrefe- rent den Vorschlag, da bereits zwei Jahr- gänge übergangen wurden, im kommenden Jahr für alle drei vorgesehenen Jahrgänge, nämlich 1941, 1942 und 1943, Jungbürger- feiern durchzuführen. Unter „Allfälliges" gab Gemeinderat Zwicknagl bekannt, daß heuer für die Kriegsopfersammlung um 4000 Schilling mehr gesammelt werden konnte, als im Vorjahr. Insbesondere sprach er Bürger- meister Reisch für seine Mithilfe bei der sammlung den Dank aus. Vom Cäcilienkirchgang der Stadtmusik Pünktlich um 9.45 Uhr vormittags mar- schierte am Cäciliensonntag, 22. Novem- ber 1964 die Stadtmusik Kitzbühel unter Stadtkapellmeister Sepp G as te i ger durch die Vorderstadt zur Pfarrkirche, um bei der Zehnuhrmesse Kirchenmusik vorzufüh- ren. Unsere schöne Pfarrkirche füllte sich zusehends, als die Stadtmusik diese be- schritten hatte. Erstmals wurde heuer von der Aufführung einer geschlossenen Messe abgesehen und ein Programm nach beson- derem Stil gewählt. Es war ein herrlicher Cäciliengottesdienst und viele Besucher äußerten sich, daß sie noch niemals solche Kirchenmusik gehört hatten. Die große hohe Kirche war erfüllt von den herr- lichen Klängen und wirkte doppelt auf die Andächtigen ein, da diese sich den Aufführungen der Stadtmusik: Rossini. Händel (Judas Maccabäus und Heilig-Hei- lig), Haydn und Ruh mit dankbarem Her- zen hingeben konnten. Das Cäcilienkonzert der Stadtmusik fin- det heuer am Samstag, 12. Dezember (heute in 14 Tagen) in der Tenne Guido Reisch statt. Wir machen alle Musik- freunde schon heute auf die traditionelle Veranstaltung aufmerksam. Rufe, die in Kitzbühel aufgefangen wur- den und die Angehörigen stark beunruhig- ten. Ein englisches und ein französisches Kriegsschiff kamen zu Hilfe, es ist dann noch gelungen, das Leck auszubessern und mit einer Verspätung von drei Tagen er- reichten wir New York. Leider hatten wir die erste Privatparty im Rockefeller Center dadurch versäumt. Beim Abschied vom Schiff gaben wir am 13. November der „Hamburg" noch einen großen Ti- rolerahend, der äußerst gelungen war. Der Kapitän des Schiffes begleitete uns noch zum Zoll, damit die Kontrollformalitäten leichter vor sich gehen sollten. Die erste Tournee in Amerika führte uns durch verschiedene Privatparties nach Providence, dann an zwei große Winter- sportshows im Madison Square Garden New York und Boston Garden. Dann hat- ten wir Auftritte hei Franklin Roosevelt anläßlich der Vermählung seines Sohnes mit Ed. Du Pont, bei mehreren Skiclub- parties und so vergingen die ersten Tage in USA sehr schnell. Der Höhepunkt war doch die Party im Waldorf Astorla bei Anna und Gertrud Vanderbuilt, an der auch Cola Portier, der große Jazz-Kompo- nist, bekannt durch sein Musical South Pacifik, teilnahm. Auch unser erster Flug wurde damals verzeichnet, wir flogen von Boston nach Philadelphia und hatten al- lerdings Pech, daß über New York die Motorhaube aufgerissen wurde und wir in der Nähe von New York notlanden mußten, ohne daß jemand zu Schaden gekommen wäre. Damals lernten wir den Sport „wrestling" kennen, der uns nicht begeistern konnte, sondern nur abstoßend auf uns wirkte. Das erste englische Fuß- ballspiel Haward gegen Knie sahen wir in New-1-laven. in der New Yorker 5th afl(l Gth Avenue wurden wir als Skilehrer in einer Sodabahn für drei Nachmittage angestellt und gaben dort zum Gaudium der anwesenden Käufer Skiunterricht. Un- ser Auftreten im Madison Square Garden, bei dem auch Hannes Schneider und Max Schmeling anwesend waren, war ein voller Erfolg. Dazumal wären wir beinahe von einem großen Mißgeschick betroffen wor- den. Während unseres Auftretens auf der Eisfläche, über die Bretter gelegt wurden, auf denen wir tanzten und sangen, stahl man aus meiner Garderobe das gesamte Geld der Gruppe, das wir am letzten Tag ausbezahlt bekamen, denn es war unser letzter Abend in New York vor un- serer Rückreise nach Europa. Zum Glück wurde das Geld in Reisechecks ausgestellt. Der betreffende Dieb hat dann dieses Scheckbuch in eine Loge des Madison Square Garden geworfen, ohne genauer nachzusehen und übersah, daß ein Teil des Bargeldes rückwärts im Check-Buch vorhanden war. Eine ehrliche Finderin überbrachte uns am Ende der Vorstellung das Scheckheft wieder und man kann sich ausrechnen, daß die Stimmung vom Nullpunkt auf „Himmel hoch jauchzend" angestiegen war. Noch am selben Abend gaben wir für eine Vereinigung Auslands-
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