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Samstag, 5. Dezember 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 Auf der Jahreshauptversammlung des Skiklub St. Johann gab Obmann Karl Rainer offiziell bekannt, daß die Skiwelt- meisterin und Olympiasiegerin Christl Haas dem Skiklub St. Johann beigetreten ist und in den nächsten Tagen in St. Jo- hann ihr Skigeschäft eröffnen wird. Christi Haas wurde am 19. September 1943 in Kitzbühel geboren. Sie war schon n ihrer frühesten Jugend darauf aus, einmal eine große Rennläuferin zu wer- len. Schon in ihrem 2. Lebensjahr stand sie auf Skiern (Rutschern) und lachte hellauf, wenn sie ein kleines Stück berg- ab fahren konnte. Sie wohnte ja damals auf dem Hahnenkamm und es machte ihr „Man verpeut auch alles wurflspii, wie das gehaissen ist, und khugin und mit wes man den pfennig verliesen mag an rechts pretspil und auch nicht hecher dan umb 60 denare." „Was man in dem pretspil verspilt uber 60 denare, der sol niemand gelten und geben, dann dem richter und der stat jr puess." „Wer hie purger ist, der sol nindert an khainer stat, da er hin khumbt, mit unsern purgern noch mit anders jemant spilen wider der stat gesetz . . ." Aus diesen Artikeln des bayerischen Stadtrechtes geht hervor, daß jegliches Würfelspiel oder Kegelspiel, bei denen es um Geld geht, verboten ist. Nur das Brett- spiel ist gestattet, aber auch nur dann, wenn der Einsatz nicht höher als 60 De- nare ist. Was darüber hinaus geht, ver- fällt zugunsten der Stadt und des Richters als Buße. Der Bürger ist verpflichtet, diese Gebote überall und mit wem immer einzuhalten. Die Bestimmungen des bayerischen Stadtrechtes finden wir, wie wir gesehen haben, im Kitzbüheler Stadtrecht von 1353 in abgewandelter Form. In den Häusern nichts aus, ob es stürmte und schneite oder die Sonne schien, wenn sie bei ihren ersten Exkursionen im Schnee landete. Als sie zur Schule ging, hat sie im Win- ter oft heimlich ihre Brettln angeschnallt und ist dann über die weltbekannte Streif zur Schule gefahren. Wer sie damals da- bei sah, der wunderte sich, wie schneidig der „Bua", denn für einen solchen hielten die Leute Christi wegen ihrer verwegenen Fahrweise, ins Tal sauste. Bei den Schüler- rennen war es schon obligatorisch, daß Christi jeweils einen Sieg errang. An einem „Jugendwinter" fuhr Christi mit der Kitzbüheler Jugend zum Tiroler Jugendskitag nach Innsbruck und sie war das Spielen um Geld nach der „Nacht- läutzeit", also nach dem Abendläuten bis zum Morgenläuten, untersagt. Davon ist wiederum nur das Brettspiel ausgenommen. Doch auf „trucken land", was soviel wie „offener Platz" bedeutet, ist das Spielen gänzlich verboten. Der Viehtrieb au? den Schattberg In den „Tiroler Heimatblätter", Heft 1/2 des Jahrganges 1950, schrieb ich über „Die Ehrenbach - und Schattbergstift in Kitzbühel". Der „Kitzbüheler Anzeiger" übernahm diesen Beitrag in der Nummer 1 des Jahres 1963. Daher können wir es uns ersparen, uns mit diesm für Kitz- hübe! wichtigen Kapitel ausführlicher zu beschäftigen. Trotzdem will ich kurz in Erinnerung bringen: Herzog Rudolf von Bayern schenkte den Bürgern von Kitzbühel am 23. März 1297 zwei Güter am Schattherg, damit sie fe- ster an der Stadtmauer bauen. Diese Schenkung brachte Kitzbühel in den Be- sitz fast des ganzen Ostabhanges des Hah- nenkamms zwischen dem Hausberggraben und dem Ehrenbacligraben. machte dort gleich von sich reden. Sie unterbot beim Abfahrtslauf sogar die Zei- ten der gleichaltrigen und älteren Buben. Damit war das Interesse von einigen Ski- funktionären auf sie gerichtet, die sich voll ihr einiges versprachen. Beim Bezirks- Jugen.dskitag in St. Johann, bei dem Christi in der Jugendklasse 1 startete, ge- wann sie die Abfahrt und beim Slalom (Buben und Mädel der Jugendklasse 1 und II hatten den gleichen Parcours) fuhr Christi im ersten Durchgang Bestzeit. Die Buben wurden von den Kampfrichtern aufmerksam gemacht, daß ein Mädchen die Bestzeit hält, was die Buben in ihrem Ehrgeiz anspornte und im 2. Durchgang ihr Bestes gaben. Die Enttäuschung blieb für sie aber nicht aus, denn Christi fuhr auch im 2. Durchgang wieder Bestzeit! Aber so leicht wurde es Christi nicht immer gemacht; sie mußte auch Nieder- lagen hinnehmen. So hatte sie bei den Osterreichischeri Jugendski-Meisterschaften den Sieg schon greifbar nahe vor sich, als sie im ent- scheidenden 2. Durchgang im Slalom ein Tor verpaßte und damit einen schönen Kombinationssieg vergab. Sie wurde schon im Winter 1958/1959 - erst fünfzehn- jährig - in den Nationalkader auf- genommen. Die Olympischen Winter- spiele 1960 standen bevor und Christl konnte sieh bei den Ausscheidungsrennen in Lienz für die Nationalmannschaft qua- lifizieren. Mit 16 Jahren startete sie beim Hahnenkammrenneri, was für sie eine schwere Prüfung war. Sie kam beim Ab- fahrtslauf mit der Startnummer 64 mit Bestzeit bei der Zwischenzeitnehmung an und alles glaubte schon an ihren Sieg. Sie schoß den Zielhang in der ihr eigenen, wuchtigen Fahrweise ein, wo ihr dann das Die Frage der Stadtmauer von Kitzbühel wollen wir hier nicht erörtern, weil dazu eingehende Untersuchungen, ob Kitzbühel eine Stadtmauer hatte oder nicht, und wie Kitzbühel der Pflicht einer Stadtbefesti- gung nachgekommen ist, nötig wären. Diese Frage zu klären, wird gewiß im „Kitz- büheler Stadtbuch" versucht werden. Wie immer es sei, Tatsache ist, daß Kitzbühel einen wertvollen Realbesitz er- hielt, der von den Bürgern genutzt werden konnte. Wie dies geschah, besser gesagt, zu geschehen hatte, bestimmt hinsichtlich der Weidenutzung der Artikel 8 des Stadt- rechtes. Der Artikel 10 dagegen beschäf- tigt sich mit der Holznutzung am Schatt- berg. Vorerst sehen wir uns die 'Weidenufzung an. Sie hatte nach dem Stadtrecht fol- gendermaßen zu erfolgen: „Es sol auch khain burger oder gast noch niemand anderer darnach und der S.chatperg aper wirt hintz auf den herbst, das es gesneibt, khain vieh nicht treiben noch an den perg weder wider, noch ros, noch rinder, noch khelber, was ainer ab der fuer bringt, an was er den wind-er auf seinem mist gehabt hat, es wär dan, ob In der Kirche an der Orgel sitzt eine Meisterin: Maria Hofer. Ihr großartig- In den frühesten Zeiten des Christen- triumphierendes Spiel verkündet uns: ER (ums war die Erwartung der Endankunft 11 bietet seine Macht auf und kommt. A. H. des Herrn voll Freude und Intensität. Die römische Adventfeier beträgt vier Wo- cen, in Gallien und Spanien war der Adventfeier im Stadtspital Advent ausgedehnter. Die ambrosianische und Altershelm Liturgie von Mailand zählt noch heute Eine besondere tJberraschung erlebten sechs Adventsonntage. Personal und Patienten bzw. Pfleglinge des Es h'eiß: „Fratres: Scientes, quia hora Spitals und des Altersheimes am ersten est jam nos de somno surgere." ihr wißt, Adventsonntag, als ein Hornquartett der die Stunde ist da, vorn Schlafe aufzuste- Musikschule und eine Anklöpfigruppe vor- hen! weihnachtliche Weisen darbrachten. Für Ja, vielleicht leuchten zu dieser frühen Morgenstunde die Sterne, vielleicht aber jeden gab es ein Adventlicht aus jungen Händen als Zeichen junger Dankbarkeit rur die Lichter von Kitzbühel, so daß es und eines vom Herzen kommenden Wirn- scheint, wenn der Himmel bedeckt ist, als Iziitten sich die Sterne auf Erden angesie- sches. Alle Beteiligten waren von der elt. Noch sind die Straßen still, die Schlichtheit und Tiefe der kleinen Feiern Wälder dunkel, die Gebirge schaumweiß. berührt. Initiative und Durchführung la- Ist er zu hören, jener geheimnisvolle Ruf: gen bei dr Osterreichischen Jugendbewe- ‚DieStunde ist da, vom Schlafe aufzustehen?' gung. „Ski«St.Johcrnn" heißt Christi Haas willkommen!
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