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Seite 8 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 5. Dezember 1964 Flachstück zur Hinterbräuleit wegen ei- ort Abetone im Apennin in Erstaunen, als nes Sturzes zum Verhängnis wurde. Christisie ein unerhört rasantes Rennen fuhr und fuhr damals als erstes Mädchen einen Mc- damit Colos bis dahin gehaltenen Strek- tallski, den sie beim Sturz abknickte. Für kenrekord unterbot. Dieses einzigartige sie war es eine besonders herbe, bittere Husarenstück war nicht zuletzt auch durch Enttäuschung, da ihr der so nahe vor eine Tücke des Wetters zustandegekom- Augen gestandene Sieg eine Fahrkarte zu men. Beim Trainingslauf mußte man in- den Olympischen Winterspielen nach folge der Witterung den Abfahrtslauf eilt- Squaw ValIey eingebracht hätte. sprechend steil ausstecken. in der Nacht Der nächste Winter war für Christi fiel dann die Temperatur und die Mäd- ein sehr erfolgreicher. Sie eilte 1959/1960 ehen fanden am nächsten Tag eine eisige, von Sieg zu Sieg und gewann große inter- steile Piste vor, die dann eine Geschwin- nationale Rennen. Sie hat z. B. beim Gor- dikeit bis zu hundert Kilometer pro nergratderby den bestehenden Strecken- Stunde ere.heii hat. rekord verbessert. Es ist wohl bezeich- nend für die heutige Entwicklung beim Sport, daß sie diesen ihren eigenen Strek- kenrekord in den folgenden Jahren noch zweimal verbessern konnte. Es ist für Christi aber auch schon bei- nahe zur Tradition geworden, daß sie sich vor einem großen Bewerb eine Verletzung zuzog. So auch in Chamonix bei den Ski-Weltmeisterschaften 1962. Christi be- fand sich damals in einer großartigen Form, bis sie zwei Tage vor dem Abfahrts- rennen im Training durch einen bösen Sturz das Mißgeschick ereilte. kitte schmerzhafte Bänderzerrung im Knie lieb für den Augenblick die Teilnahme am Weltmeisterschaftsabfahrtslauf unmöglich erscheinen. Doch der zähe und unbeug- same Wille in ihr sieht sie zwei Tage später mit dem bandagierten Knie doch beim Rennen. Nach einem gut geglückten Start sauste Christi in tiefer Hocke dem Ziel entgegen und fixierte eine für die begeisterten Zuschauer unglaub- Im Winter 196:1964 konnte sie sich liche Bestzeit. Sie sicherte sich damit, 18- heim Internationalen Silberkrugrennen in jährig, den Titel einer Weltmeisterin im Radgastein im Abfahrtslauf um mehr als Abfahrtslauf. Fünf Sekunden distanzieren. Dies zeigt Im \Vinter 1962/1963 setzt Christi von ihrer überlegenen Fahrweise und ih- Weltmeister Zeno Colo in seinem Heimat- rem Mut im Abfahrtslauf. aiuer pey dem langs ain khue oder zwo angever in sein hauß khaufft. Wer das ubervert, der geit den burgern sechtzig denare, dem richter als vii." Der langen Rede kurzer Sinn, möchte man hier sagen: Jeder Kitzbüheler Bür- ger durfte vom Frühjahr bis Herbst (im Winter war ein Weidetrieb ja so wie so unmöglich) so viel Stück Vieh (Widder, Pferde, Rinder und Kälber) auf den Schattberg treiben, so viel er über den Winter gefüttert hat. Nur dann, wenn er im Frühjahr eine oder zwei Kühe ge- kauft hatte, war es ihm gestattet, diese auch auf den Schattberg zur Weide zu schicken. Fremde waren begreiflicherweise gänzlich von der Weidenutzung am Schatt- berg ausgeschlossen. Geregelte Holznntzung Der Schattberg ist, wie uns genugsam bekannt, nicht nur ein Weidegebiet, er hat auch einen schönen Waldbestand. So wie jeder Bürger in bestimmter Form und Weise die Weide nutzen konnte, so war dies auch in der Holznutzung der Fall. wo aber ebenso eine geregelte Ordnung herrschen mußte, die von volkswirtschaft- lichen Grundsätzen geleitet war. Das kost- bare Gut des Waldes mußte gehegt und gepflegt werden. Jeder Bürger, ob hoch oder niedrig, ob arm oder reich, durfte nur so viel Holz im Schattbergwald schla- gen, als er für Brennholz und Bauholz brauchte. Vor allem war es ihm verboten, das Holz, das er aus dem Schattberg be- zog, zu verkaufen. Aber auch „Stecken" konnte er sich nicht aus dem Wald ho- len, höchstens „Aststecken". Diese Art der Nutzung eines Gemeinde- waldes kennen wir auch heute noch. Dort, wo eine Gemeinde einen Wald besitzt, wird alljährlich die Menge des zur Nut- zung freizugebenden Holzes auf einer Forst tagsatzung festgelegt, die Bäume wer- den hierauf für jeden Nutzungsberechtig- ten gemarkt. Erst dann darf der auf einen Holzteil eingeschriebene Gemeindebürger seine auf ihn gezeichneten Bäume schlagen und verarbeiten. Wenn auch in früheren Zeiten die Re- gelung des Holzbezugsrechtes nicht so klar umschrieben war wie heute, so erfüllte dennoch die alte Satzung von 1353, Artikel 10, die in den folgenden Jahrhunderten im- mer mehr verbessert wurde, ihren Zweck. Ihren größten Erfolg erzielte sie dann bei den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck. Dieses Erlebnis ist sicher noch in aller Erinnerung. Auch damals erlitt sie beim Training eine Knöchel- verletzung und sie mußte alle Bewerbe mit bandagiertem Fuß fahren. Im Sla- lom wurde sie 6., im Riesenslalom 4. und in der Abfahrt hielt sie alle in sie ge- setzten Erwartungen und siegte wieder überlegen. Da der Leistungssport nur bis zu einem gewissen Alter ausgeübt werden kann, mußte Christi auch an ihre Zukunft den- ken und sich um eine Existenz umschauen. Sie wird nun in St. Johann Mitte De- zember ein Sportgeschäft eröffnen: Vorläufig wird sie dort durch ihre El- tern vertreten sein, da sie ja noch bis zur Weltmeisterschaft in Chile 1966 ak- tiv sein wird. Den Austragungsort dieser Weltmeister- schaft, den chilenischen Wintersportort Portillio, kennt Christi bereits. Sie war in diesem Sommer zwei Monate in Por- tillio und besichtigte die Verhältnisse. Vor- her war Christi in Nordamerika und in Kanada und war auch bei der Eröffnung der Weltausstellung in New York mit dabei und konnte dort u. a. das über- lebensgroße Farbphoto, darstellend den Baßbläser der Stadtmusik Kitzbühel Se- bastian Hirzinger (preisgekröntes Farb- photo von dem Wiener Amateurphotogra- phen Oskar Frank) bewundern. Eine ganz große Liebe verbindet Christi mit den Bergen, in die sie zum Ausgleich ihrer Rennläufertätigkeit oft und leiden- schaftlich gerne geht. Dabei nimmt sie in Fels und Eis oft auch extreme Routen des fünften und sechsten Schwierigkeits- grades! Sie lautet: „Es sol auch khain man armer noch reicher khain holtz ab dem perg nicht arbeiten, nur was er zu notturfit bedarf f in sein haus zu prennen und zu seiner hofsach, und sol auch niemant khain holtz verkliauffen aus dem purgfridt und sol auch niemant khainen erdstam absiahen zu steckhen dan aststeckhen. Wer das ubervert, der den purgern 60 denare, dem richter als vii." Schweine müssen geringelt werden Jeder von uns weiß, wie Schweine den Boden aufwühlen und zerwühlen und das Holz zerbeißen können. Das ist eimnai so ihre Art. Nun stellen wir uns vor, wie es war, als die Schweine so ziemlich frei auf den Straßen und Plätzen der Stadt herumlaufen konnten. Uberall werden sie nach Futter gesucht haben, wo es nur eines zu suchen gab. Wenn wir heute ge- wohnt sind, das Stadtbild sauber zu halten, so war dies im Mittelalter keineswegs der Fall. Gepflasterte Straßen gab es in den wenigsten Fällen, sie waren auch nicht entwässert und vor den Häusern lagerte
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