Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 19. Dezember 1964 wirtschaftlichen Schwierigkeiten beim Bau trächtigen könnte wie die Horntrasse. Es der Leitung und beim Transport des Dies. fehlen aber die Ergebnisse von Einzel- Es müßte eine zusätzliche Pumpstation prüfungen, es fehlen die Beweise. Nicht errichtet werden; die Trasse Paß Thurn— unerwähnt kann jedoch bleiben, daß der Kitzbühel—Ingolstadt vermöge jedoch mit TAL die Spertentaltra:ssc nicht zugemutet der letzten Pumpstation in Matrei in Ost- werden kann, abgesehen von einer zusätz- tirol das Auslaugen zu finden, liehen Pumpstation würden sich Tunnel- und andere Probleme ergeben, die nicht In diesem Verhandlungsstadium berief 1 so ohne weiteres' aufgelöst werden könn- Oberregierungsrat Dr. Kirchmair die ge- ten. Die Spertentaltrasse würde auch das samte Amtsabordnung zu einer sepa- jiProblem in Reih nicht lösen." raten Diskussion zusammen, zu welchem Zwecke die Verhandlung auf eine viertel Stunde unterbrochen wurde. Nach Rückkehr der Amtsabordnung in den Sitzungssaal im Rathaus gab Ober- regierungsrat Dr. Kirchmair folgende Stel- lungnahme ab: Geländekenntnissen ausstatten zu wollen, um vorwärts zu kommen. in seinem Abschlußwort wies Ober- regicrungsrat Dr. Kirchmair noch darauf hin, daß das erste öffentliche Interesse, in Tirol der Fremdenverkehr darstellt und dieser daher in erster Linie zu berück- sichtigen ist. Die Vertreter der Bundesbahn, der Bun- despost, der Bundesstraßenverwaltung und der TIWAG erhoben, gleich wie in Kuf- stein, keine Einwände. Wie wir weiters erfahren konnten, wird Oberregierungsrat Dr. Kirchmair schon zu Beginn des neuen Jahres neuerlich nach Kitzbühel kommen, um die öffentliche Verhandlung fortzusetzen. Dr. Scliallhart verlangte zuerst noch die Fortführung der Verhandlung und Be- handlung der gesamten Trasse im Bezirk Kitzbühel, sah aber dann in der End- phase davon ab und erklärte, daß die TAL daran interessiert ist, alle Probleme kennenlernen und sich mit Orts- und 93 1 . Die Unterlagen der TAL, soweit sie vorliegen, reichen nicht aus, um den Sach- verständigen die Entscheidung darüber ab- verlangen zu können, welche Trasse gün- stiger erscheine, die Hahrienkammtrasse oder die Horntrasse. Erzbischof Dr. Rohrocher bei den Kitzbiiheler Lehrern Weihnachtskonferenz mit richtungweisendem Referat des Oberhirten Zur diesjährigen Weihnachtskonferenz bei der Behandlung aller Probleme der des Kath. Tiroler Lehrervereins konnte Kirche erachte. Sodann gab der Oberhirte Die Einwände der Stadt Kitzbühel Bezirksmandatar Hauptschullehrer Alfons einen klaren Bericht über die Beratungen können nicht beiseite geschoben werden. Plattner im besonderen den hochwürdig- und das Ergebnis der drei Sessionen des Die Trasse Paß Thurn bis Jochberg sten Oberhirten Erzbischof DDr. Andreas 2. Vatikanischen Konzils. wird geprüft, um an Ort und Stelle die Rohracher willkommen heißen, im voll- Die Kirche will die Zeichen der Zeit Probleme des Straßenbaues und des For- besetzten Kolpingsaal waren als Ehren- kennen und prüfen. Eine der wesentlich- stes festzustellen. gäste weiterhin Bezirkshauptmann Hofrat 1sten Beratungen traf die Menschenwürde, Dr. Trentinaglia, die Bezirksschul- 1 die Zusammenarbeit der Völker, die Un- Für die weitere Trassenführung kann inspektoren Regierungsrat Kaler und sicherheit der Menschheit und das ständig kein Gutachten abgegeben werden, da die Bodner und der Landesobmann des Leh- wiederkehrende Problem des Krieges zwi- Unterlagen zu den entsprechenden Stu- dien nicht ausreichen; die weitere Ver- rerveremS, L andtagsabgeordneter Max schen Völkern. Besonders unterstrich der Plattner erschienen. Die Versammlung Erzbischof die Dekrete über den (Jkume- handlung ist daher zu vertagen!' stand auf hohem Niveau und wurde durch nismus und über die Not in der Welt. Landesbaudirektor Hofrat Dipl.-Ing. den Bezirksmandatar mit großem Geschick Die zunehmende Vereinigung der Leopold Pack: „Trasse 1 un4 2 sind der- abgeführt. Menschheit in einem Abwehr- und Schick- zeit abzulehnen, da nicht entschieden wer- Erzbischof DDr. Rohracher betonte ein- saiskampf rufe nach der Einheit auch den kann, welche die bessere ist - ob- gangs seine Freude über die Einladung, in religiösen, Fragen, da es doch der Wille wohl die Hahnenkammtrasse die Frem- da er die Zusammenarbeit zwischen Klerus Christi ist, eines Glaubens unter den Chri- denverkehrsiiiteressefl geringfügiger beein- und Lehrerschaft als eine Notwendigkeit 1 sten zu sein. Die Tatsache der gespaltenen bekommen können. Nachdem wir bis zum Jahre 1339 nie von einem Stadtrat hören, können wir aber annehmen, daß Kitz- b ühel ursprünglich wegen seiner Kleinheit keinen Stadtrat besaß, sondern die Ver- sammlung aller Bürger die Gemeinde- angelegenheiten erledigte. Diese Annahme kann sich auf Urkunden stützen: Die Stadterhebung 1271 erfolgte mit Hilfe und dem Rat der Bürgerschaft, dci' Gesamtheit der Bürger schenkte Her- zog Rudolf 1297 den Schattberg, das Stadtrecht von Landshut verlieh Herzog Heinrich 1321 wiederum der gesamten Bürgerschaft. In allen diesen Urkunden kommt das Wort Rat nicht vor, was ge- wiß nicht der Fall gewesen wäre, wenn Kitzbühel einen Stadtrat besessen hätte, da es in diesem Falle üblich war, immer Rat und Bürger in den Urkunden eigens zu erwähnen. Diese Formel „Rat und Bürger" finden wir, wie wir gesehen ha- ben, erstmalig in der Stadtrechtsverlei- hung vom Jahre 1338 durch Kaiser Lud- wig dem Bayern. Daraus können wir also mii Fug und Recht schließen, daß um diese Zeit herum das städtische Gemeinwsen von Kitzbühel scheu Vertretung ist keineswegs eine Er- j folgte durch herzog Heinrich von Nieder- findung der neueren Zeit, sondern seit bayern, zu dessen Herrschaftsbereich altersher in demokratischen Gemeinschaf- Kitzbühel infolge einer Verpfändung sei- ten in Ubung. Und die städtische Verfas- tens des Königs Ludwig des Bayern ge- sung war eine in allen Formen aus- kommen war. Im Jahre 1329 fiel aber geprägte Demokratie. Kitzbühel durch den Vertrag von Pavia Die Bürgerschaft wählte aus ihrer Mitte wieder an das Herzogtum Oberbayern zu- einen Rat, der dann der Vertreter der rück. Gesamtheit war. Dieser Rat war es, der Da aber Kitzbühel inzwischen, wie wir die städtische Verwaltung auf eine Höhe nun gehört haben, das Stadtrecht von gebracht hat, die sie teilweise als Vorbild 11 Landshut bekommen hatte, mußte Kai- der staatlichen Verwaltung erscheinen ser Ludwig den alten Rechtszustand wie- läßt. Seine Befugnisse übertrafen weit die der herstellen. Dies geschah durch die heutigen Magistrate, schon weil er die i Wiederverleihung des alten Münchner Gerichtshoheit besaß, selbständige Wirt- Stadtrechtes, das ja Kitzbühel bei seiner schaftspolitik treiben und mitunter, vor Stadterhebung erhalten hatte. allem in großen Städten, eigene Politik 1 Durch diese Urkunde Kaiser Ludwigs machen mußte. Dazu kommt noch, daß erfahren wir also erstmalig, daß Kitz- damals die Gemeinde ja viel tiefer in das bühel einen Stadtrat hatte. Vorher war Leben des Einzelnen eingriff als heute. davon niemals die Rede. Das müßte je- in Kitzbühel wird der Rat erstmalig in doch nicht bedeuten, daß Kitzbühel kei- einer Urkunde Kaiser Ludwigs 1. vom nen Stadtrat bis zu dieser Zeit gehabt hat. 1. Jänner 1330 erwähnt, in der er „dem In vielen Städten war es der Fall, daß rat und den l)urgern gemeinlichen ze Kitzpuchel" wiederum das Stadtrecht von mit der Stadtgründung und Stadterhebung München und der oberbayrischen Städte 1 auch ein Stadtrat in das Rechtsgebäude verlieh. Kitzbühel hatte ja inzwischen, und der neuen Stadt eingefügt wurde. Es hätte zwar im Jahre 1321, das Stadtrecht von also ohne weiteres auch Kitzbühel bei Landshut erhalten. Diese Verleihung er- seiner Stadterhebung diese Einrichtung
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