Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 19. Dezember 1964 Kitzbiiheter Anzeiger Seite 7 Christenheit werde als Widerspruch emp- funden, die Uneinigkeit ist eine Schande für die Christen. Das Konzil werde die Einigkeit nicht über Nacht erreichen, aber sie anbahnen. Die Einigungsbestrebungen, die bisher außerhalb der katholischen Kirche waren, wurden durch das Konzil aufgenommen und verfolgt. Vor der Ver- einigung mit den anderen christlichen Kir- chen müsse sich - das kam in einer klaren Selbstkritik oft zum Ausdruck - die Kirche aber zuerst selbst erneuern. Die Bibelbewegung, eine maßvolle litur- gische Bewegung, das Laienapostolat, das alles diene der christlichen Erneuerung. Der Erzbischof nannte das Konzil von Trient ein Konzil des Glaubens, dem das Konzil des Gehorsams (1. Vatikanisches Konzil) folgte. In unserer Zeit sei nur ein Konzil der Demut und Armut angebracht und darum bemühen sieh die Konzilsväter aus aller Welt. Es ist notwendig, die Lehre und die Geschichte der anderen Kirchen kennenzulernen, um sich im Geist Christi in Demut zu treffen. Das Dekret über den Okumenismus hat den Weg zur Einigung eingeleitet. Im weiteren befaßte sich der Erz- bischof, der in einer klaren und lebhaften Art sprach und schon durch seine schlichte Art des Auftritts auch in der Kleidung eines einfachen Priesters gefiel, über die Judendeklaration, die einem besonderen \unsch des verstorbenen Papstes nach- kam und die Kollektivschuld des jüdischen Volkes an der Justifizierung Christi ab- lehne, wie man mit gutem Recht in un- serem Sprachraum die Kollektivschuld vor zwei Jahrzehnten abgelehnt habe. Die Not in der Weit sei von den Konzilsvätern mit aller Schärfe gesehen worden und die Kirche werde - neben den laufenden Ak- tionen, zu denen etwa „Bruder in Not" derart angewachsen war, um einen Bür- gerausschuß, also einen Stadtrat, notwen- werden zu lassen. Allerdings erhebt sich hier eine Zwi- schenfrage: Konnte eine städtische Ge- meinschaft überhaupt ohne jegliches Ober- haupt funktionieren? Dies ist schwer ver- ständlich, daher wird es ursprünglich so gewesen sein, daß der Vorstand der Stadt der Richter war, der vom Stadt- und Lau desherrn, wenn auch nach Vorschlag der Bürger und meist aus ihrer Mitte, ernannt wurde. Als sich aber dann die Selbstverwaltung der Stadt immer mehr erweiterte, übernahm die Bürgerschaft selbst die Führung der Stadtverwaltung. Seit ungefähr 1330 steht also an der Spitze der Bürgerschaft von Kitzbühel der Stadtrat, der aus sechs Bürgern, wel- che die „Genannten" heißen, besteht. Diese Genannten waren eine genossen- schaftliche Behörde, die in der ersten Zeit nicht einmal einen Vorstand hatte. Alle Angelegenheiten wurden gemeinsam er- ledigt, wobei bei Beratungen und Sitzun- gen einer der Räte den Vorsitz geführt haben wird. Wahrscheinlich war dies das älteste Mitglied unter den Stadträten. Kei- nesfalls war der Stadtrichter der Vorsit- gehört - über weitere sozial ausgerichtete llilfswerke beraten und handeln. Zum Abschluß seiner mit großem Bei- fall. aufgenommenen Worte betonte der Erzbischof die Notwendigkeit, von der 1 Kirche, die als Festung betrachtet wurde, zur Kirche des Gesprächs überzugehen. Das Einleitun:gsreferat hatte Landes- obmann LA. Plattner gehalten, der über aktuelle Fragen des Lehrerstandes sprach. Er überbrachte auch die Grüße und Wün- sche des Landtagspräsidenten KB. Ober- moser, der wegen des offiziellen Aufent- halts einer bayrischen Regierungsdelega- tion aus Innsbruck unabkömmlich war. Bezirkshauptmanii Hofrat Dr. Tre nti- iiaglia dankte dem Erzbischof ebenfalls Wie im vergangenen Jahr, lud der Krippenverein Kitzbühel auch heuer wie- der am dritten Adventsonntag die Bevöl- kerung zu. einer Krippenfeier ein. Der „Krippenscnntag" hat in unserer Stadt gut Fuß gefaßt, und so war der Kolping- saal auch heuer wieder übervoll. Als ein Klangkörper von besonderem Reiz zeigte sich der gemischte Chor der Hauptschule Kitzbühel, reizend die hellen, herzhaften Knaben- und Mädchenstimmen, getragen von einigen Baßstimmen, die auch einem Männerchor volle Ehre ma- chen würden. Da der Hackbrettspieler ver- hindert war, oblag dem Gitarristen Georg Gas teiger allein die Einbegleitung der Lie- der des 1. Teiles. Ganz reizend war seine im Solospi 1 vorgetragene „Hirtenweise". Der II. Teil der Lieder war festlich um- rahmt von Trompete (Seppi Gasteiger) und Klarinetten (Fritz Pietzer und Klaus Erber). Vier der dargebotenen Lieder zende, wie es in manchen Städten der Fall war. Ein Bürgermeister als Vorsitzender des Stadtrates tritt in Kitzbühel erst in einer Urkunde vom 11. Dezember 1444 auf. Seit diesem Zeitpunkt besitzt also die Stadt Kitzbühel einen Bürgermeister. Das Wort „Bürgermeister" leitet sich entweder vom lateinischen magister civium = Meister der Bürger oder, was wahrscheinlicher ist, vom alten Wort „burgimagistri" ab, wor- aus sich in einfacher Ubersetzung in das Deutsche die Bezeichnung Bürgermeister entwickelte. Der Stadtrat wurde alljährlich zu Be- ginn des Jhres, meist um Dreikönig, in einer allgemeinen Bürgerversammlung (Ge- mci ndeversammlung) auf ein Jahr gewählt. Um eine fortlaufende Verwaltungstätigkeit zu sichern, wurde immer die Hälfte der alten Ratsmitglieder in den neuen Rat er- koren. Fiel ein Stadtrat während des Jah- res aus, so mußte in einer außerordent- lichen Bürerversammlung eine Ergän- zungswahl vorgenommen werden. Es braucht wohl nicht betont werden, daß nur Voll- bürger, alsc. keine Inwohner oder Pfahl- bürger in den Stadtrat gewählt werden konnten. herzlich für das Kommen und dankte den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Kate- cheten für die Arbeit und Mühe. Die musikalische Umrahmung des Nach- mittags hatte ein starker Hauptschulchor unter der Einstudierung von Dr. Norbert Wallner übernommen.. Der Chor, hei dem einige Instrumentalsolisten ein rei- ches ei- dies Können andeuten konnten, gefiel durch die saubere Art und den gewinnen- den Vortrag. Der hochwürdigste Celsissimus sagte an- schließend zu den anwesenden geistlichen Herren, daß wohl kaum eine Hauptschule im Lande so einen talentierten Chor auf- weise wie Kitzbühel. stammen aus einem alten handgeschrie- benen Hopfgartner Liederbuch. Zu diesen aufgefundenen Texten schuf Dr. \Vallner, mit dem Kirchenliedgut des ausgehenden 18. Jahrhunderts durch seine Dissertation bestens vertraut, im zeitgenössischen Stil die passenden Melodien. Allen mitwirken- den Haupischülern, voran dem Leiter des Chores Herrn Dr. Norbert Waliner, sei herzlich gedankt, bedeutete es doch für viele Buben und Mädchen ein nicht ge- ringes Opfer, einen Skinachmittag für die- sen Zweck zur Verfügung zu stellen. Die Anklöpflgruppe des Kolpingchores, vielen Anwesenden schon bestens bekannt durch die vorweihnachtlichen Besuche, stellte sieh mit neuen Liedern vor und sang sich alsogleich in die Herzen der Krippenfreunde. Und wieder wurde auf der Bühne das Lieht matter. Bei Laternenschein am Tisch hockend, begann ein Männerquartett, an- Dieser aus der Mitte der Bürger ge- wählte Stadtrat war das eigentliche Or- gan der Stadtgemeinde für die Rechts- pflege und Verwaltung der Stadt. Daher mußte jeder, ob Bürger oder Nichtbürger, auf ihr Verlangen zu Diensten stehen, wenn sie amtshandelten oder eine Rats- sitzung abhielten. Diese Pflicht des Erscheinens vor dem Stadtrat, falls ein solches verlangt wird, ist im Artikel 12 des Stadtrechtes von 1353 wie folgt festgelegt: „Es habent auch die burger gesetzt, nach wem die genannten sendent, wen sy an der burger geschefft sitzent, wer das versäß und angever dahaimbt wär, der geit den burgern XII denare." Fortsetzung folgt! Besucht das Kitzböheler Heimatmuseum Neben der Alfons-Walde-Galerie und dem Franz-Reisch-Gedächtniszimmer se- hen Sie eine große Anzahl von Kunst- gegenständen der alten und neuen Zeit, Werke Kitzbü.heler Künstler, Erinnerungs- stücke prominenter Personen und hoch- interessante Gegenstände des „alten Man- nes" aus der prähistorischen Zeit des Bergbaues. Würdiger Verlauf der Krippenfeier
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