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Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Langlauf, 1. Klasse: 1. Oliver Perry Schreiberhau zur Skimeisterschaft" Smith, Samstag, 8. Februar 1964 Ski-Kitzbühel vor 50 Jahren: „Mit Sturzchristionig Am 1. und 2. Februar 1914 wurde in Kitzbühel der achte Flauptverbandswett- lauf des lJsterreichjschen Skiverbandes durchgeführt. Der Veranstalter: der da- malige Wintersportverein Kitzbühel unter Obmann Franz Reisch wurde bereits zum zweitenmal mit der Durchführung dieser Verbandswettkämpfe beauftrat (erstmals 1907). Dieser Wettlauf ging als das bedeutendste skisportliche Ereignis aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg in die Geschichte unseres Skisports ein. Fiber zweihundert Nennungen wurden ab- gegeben. An dieser Meisterschaft beteilig- ten sich die besten Skiläufer aus allen Ländern Osterreichs und aus den Kron- ländern Ungarn, Galizien und Böhmen, weiters eine stattliche Anzahl der besten Skiläufer aus Deutschland und der Schweizer Meister Bächtold. Damals war es üblich, daß die nationalen Skimeister- schaften international ausgetragen wur- den. Skirennen ohne internationale Beset- zung hatten keinen Rang und Namen. in den Reihen des Skiklub Schreiberhau, ge- nannt die „Reifträger", befand sich der Amerikaner Oliver Perry Smith. Er machte ebenfalls Skigeschichte. Der Tiroler Landes-Skiverband stand damals in seinem zweiten Gründungsjahr. Der Verband war in vier Gruppen ge- teilt; insgesamt gehörten ihm 19 Vereine an. Vesttirol Skiclub Arlberg; Vorstand B. Trier Skiclub Innsbruck; Vorstand Anton Tschon Skiclub Curgl; Vorstand Jakob Gstrein Wintersportverein Reutte; Vorstand Al- fred Grünwald Wintersportverein Hall; Vorstand A. Rie- penhausen Wintersportverein Igis; Vorstand Franz Hacker Wintersportverein Imst; Vorstand Julius Payer Osttirol Skiklub Kufstein; Vorstand Ad. Wol- eh o w e Skiklub Wörgl; Vorstand Josef Loinger Skiclub Küssen; Vorstand Joh. G. W. Lehmkul Wintersportverein St. Johann; Vorstand Josef Fischer Skisportverein Fieberbrunn; Vorstand An- dreas Egger Wintersportverein Kirchberg; Vorstand Franz Had Südtirol Skiclub 'Ampezzo; Vorstand Silvius Gi- rardelli Dolomiten-Alpenski-Klub „Ladina", St. Ulrich; Vorstand Ludwig Schmalzl Skiklub Bozen; Vorstand Prof. Wilhelm Sachs 1. Pustertaler 'Wintersporielub. Toblach, Vorstand Franz Brändle Wintersportverein Lienz; Vorstand A Eck Außer Gruppenordnung Wintersportverein Kitzbühel; Vorstand Franz Reisch Alle diese Vereine scheinen im ersten Verbandsprotokoll als Gründervereine auf. Der Mitgliedsbeitrag betrug fünf Heller für jedes Mitglied eines Verbands- vereines. Im engeren Vorstand des Lan- desverbandes waren: Dr. Carl Rasim als Vorstand; Paul Eisler als Schriftführer und Ing. Stefan Riedmann als Kassier Für Kitzbühel wurde eine eigene Grup- pe geschaffen. Im Gründungspratokoli heißt es u. a. „Der 'Wintersportverein Kitzbühel ist in Anbetracht der besonderen am ge- nannten Orte herrschenden Verhältnisse außerhalb jeglicher Gruppeneinteilung gestellt und demselben gestattet, all- jährlich einen allgemeinen Wett- lauf abzuhalten." Daraus geht die dominierende Stellung des Wintersportvereins Kitzbühel hervor; die damals als „allgemeiner Wettlauf" bezeichnete Konkurrenz ist als Vorläufer des heutigen Internationalen Hahnen- kammrennens anzusehen. Der Chronist berichtet über den Ab- lauf dieser Meisterschaften in Kitzbühel, daß viele Zuschauer aus Deutschland, aus Salzburg, Wien und Graz nach Kitzbühel kamen, daß die Meisterschaften durch ein herrliches Winterwetter ausgezeich- net waren und vorzügliche Schneeverhält- nisse herrschten - aber auch grimmige Kälte - und daß die Veranstaltung vor allem auch durch die gute Kameradschaft zwischen den Aktiven beliebt geworden ist. Aber auch ein Todesopfer forderte dieser Verbandswettlauf - aber nicht unter den Aktiven, sondern unter den Zu- schauern. Der „weitum bekannte Uhr- macher Josef Froidl vulgo Haiswenger Sepp ist im Röhrerbichldistrikt erfroren". Er befand sich als interessierter Zuschauer auf der Langlaufloipe, wahrscheinlich an einer abgelegenen Stelle vermochte er den Heimweg nicht mehr zu finden und fiel der Kälte zum Opfer. Aus der Siegerliste der 8. Osterreichi- sehen Skimeisterschaften erstehen längst vergessene Namen; aber auch heute noch bekannte Skigrößen. Langlauf, Altersklasse: 1. Torleif Aas, München; 2. Dr. Karl Gruber, Mün- chen Langlauf, 2. Klasse: 1. Wetze 1 s berger, Wien Langlauf, 3. Klasse: 1. Sepp Stüger, Aussee Hindernislauf: 1. E. Bächtold, Davos; 2. E. Solem, Salzburg Kleiner Sprunglauf, 3. Klasse: 1. Sepp Stüger, Aussee; 2. Abel, München Großer Sprunglauf, Altersklasse: 1. Tor- leif Aas, München (32 Meter); 2. A. Sattler, München Großer Sprunglauf, 1. Klasse: 1. Oliver Perry Smith, Schreiberhau (34,5 Me- ter); 2. Sepp Bildstein, Wien; an 7. Stelle Hoisei Taxer, Kitzbühel, mit 24 Metern Großer Sprunglauf, 2. Klasse: 1. Ober- leutnant Stojsavljevic, Wien (29 m); 2. Karl Grettler, Graz, und 3. Greus- sing, Innsbruck. Meisterschaft von Usterrejeh in der Kom- bination: Oliver Perry Smith, Schreiberhau E. Bächtold, Davos Johann Schult, München Den besten Sprung um den „Damen- preis" erzielte der Norweger Torleif Aas, vom Skiclub München. Der frischgebackene österreichische Ski- meister 1914 war ein Amerikaner. Er war ein ausgezeichneter Springer und Langläufer. Im Hindernislauf, dem heu- tigen Abfahrtslauf, war er aber schwächer. Als schneidiger Sportsmann und kraft- voller Athlet gründete er für den Hin- dernislauf einen eigenen Laufstil, der in die Geschichte des Skilaufs, obwohl heute wenig mehr bekannt, als „Sturzchristia- nia" einging. Smith praktizierte den Ab- fahrtslauf in folgender Weise: Er stellte sich in Christianiastellung zu den steilen Hängen, bremste in Schußfahrt mit einem Ski schräg ab und ließ es so lange laufen, bis er das Gleichgewicht verlor und zum Sturz kam. Er wußte es aber stets so e1nurichten, daß er zuerst mit dem wei- chen Hinterteil am Boden aufkam und mit einem Kontraschwung aus den Hüf- ten, unterstützt von den Händen, stand er sofort wieder auf den Skiern, um die Schußfahrt fortzusetzen. So ging es von der Seidlaim und die steilen Hausberg- hänge herunter bis zum Ziel. Er verlor durch seine „prächtigen" Stürze wohl viel Zeit, aber nicht soviel, um seinen gewalti- gen Vorsprung im Langlauf und Sprung- lauf einzubüßen. Dieser Laufstil ist bei Skikonkurrenzen auch später noch hin und wieder prak- tiziert worden. Altmeister Sepp Hellen- steiner weiß noch einige Beispiele zu erzählen. Eine „'Verbandsmeisterschaft" im Sturzchristianja wurde aber seit Smith nie mehr gewonnen. Die letzten österreichischen Skimeisterschaften mit internationaler Besetzung
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