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U4L, Samstag, 8. Februar 1964 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Vorbereitungen für Vollausbruch Auf dem Platz vor dem TunnelportaJ geht es zu wie auf einem Verschiebebahn- hof. Zwischen den Stapeln von Rüstholz, Stahlteilen, zwischen Maschinen und Ba- racken fahren Stollenzüge ein und aus, stehen bereits- die neuen Kipper mit 4 cbm Fassungsraum - nebenbei bemerkt kostet ciii solcher Kipper gleichviel wie ein Personenauto gehobener Klasse (80.000 Schilling). Auch ein Untertagebagger neu- ester Konstruktion aus Schweden mit Eilektroan trieb uI1(l einem Löffelinhal t von 1 Kubikmeter ist für den Vollausbruch einsatzbereit. Ein „zweistöckiger" Trok- kenraum, in dem durchstreichende Warm- luft die feuchte Arbeitskleidung der Mi- neure trocknet, steht vor dem Fertig- werden. Der Vollausbruch mit einem Quer- schnitt von rund 60 qm - der Richt- stollen hat einen solchen von 18 qm - ist nun etwa 100 Meter weit vorgetrieben. In der dadurch gegebenen Felsenhalle wird aus massiven Stahlträgern der Rüst- wagen für den Vollausbruch zusammen- gebaut. Vorbei am Zischen und Rattern der Preßluftbohrer führt uns der Stollen- zug ins Dunkel des Stollens, das die Signallampen für den Lokführer und die mitgeführten Lampen erhellen. Ungefähr zwanzig Minuten lang streicht der Licht- schein unserer Lampen an den Grün- schiefer- und Gneiswänden vorbei, zeigt am Stollengewölbe die Tausende von Nä- geln und die Stahhlnetze, welche Siche- rung gegen Absplitterung durch Felsdruck bilden, füllt auf die mächtige Rohrleitung (60 cm Durchmesser) für die Bewette- rung des Stollens und auf die Leitungen für Preßluft und Wasserablauf. Winterbad im Stollensee Bei ungefähr 2700 m schießt aus der Stollendecke ein kräftiger Wasserstrahl. Da hier die Tunnelsohle sich schon gegen Norden neigt, müssen Tag und Nacht die Mauerwerk, dem steilen Giebeldach und den hochgezogenen Schaufenstern atmet noch durchaus den Geist der „heimlichen Gotik", mag auch die Formensprache des Gebälks oder der schüchternen einschwin- genden Fassade nach St. Jakob in Inns- bruck weisen. Das Innere Durch das hübsche, säulenbestellte Por- tal betritt man das Innere und steht in einem überaus festlichen und großartigen Raum. Millauer gibt dem vierjochigen Kirchenschiff einen strengen, rechteckigen Grundriß ohne jede Rundung oder Ver- schmelzung (wie später seinem reifen Werk in Ebbsl) und folgt hierin dem Typus der „frühbarocken Wandpfeiler- kirchen", wie ihn J. J. Herkommer erstmals nördlich der Alpen verwendet hat. Durch den bewußten Verzicht auf ein Seitenschiff oder auf Seitenkapellen erzielt er einen bestechend einheitlichen Raum, dessen Wirkung durch monamen- Kitzbühel gegen Südkette Federzeichnung von Evi Steidl- Kallbrunner, Kitzbühel Original im Besitz der Familie Szekulics, Kitzbühel Pumpen laufen. Während der 14tägigen Arbeitspause zu Weihnachten wurden auch die Pumpen abgestellt und so bildete sich im Stollen ein ungefähr 300 Meter langer und bis zu 4 Meter tiefer See mit einer Wassermenge von etwa 16.000 Kubik- meter. Da das Wasser in dieser Tiefe - die Uberlagerung beträgt rund 900-1000 Meter - eine Temperatur von 21 Grad besitzt, haben kühne Schwimmer zu Jär- rierbeginn ein Bad im Stollensee genom- men. Die Mineure werden aber nicht nir von außen,sondern auch von innen naß, denn die Lufttemperatur mißt in dieser "liefe trotz laufender Frischluftzufuhr aus dem winterlichen Tauerntal 25-28 Grad, tale Einzelformen (Kapitelle, Gebälk und Deckenstuck) noch unterstrichen wird. An das Hauptschiff der Kirche, jedoch deutlich von diesem abgesetzt, schließl sich der verhältnismäßig tiefe Chor, des- sen halbrunde Apsis der breit ausladandc Hochaltar einnimmt. Beide Räume kröni die flache Stichkappentonne mit ihrer für das Frühbarock charakteristischen Felde.-- gliederung. Für den quaiitätvollen Stuck im Laub- und Bandelstil der zwanziger Jahre nennen die Rechnungen die Mei- ster Gabriel Zipf und Georg Odl. Den eigenen Akzent aber erhält die Decke durch die sechs großen Fresken. der ersten bedeutenden Schöpfung des Kitzbüheler Meisters S. Benedikt Fai- tenberger (1695 bis 1759). Als Sch:i- [er Anton Gumpps und Rottmayrs zählt r zu den besten süddeutschen Malern des Barock, wobei seine Stärke mehr im Portrait und der Szenengruppierung, denr in der Landschaft und Dekoration kg. Die Thematik der Bilder knüpft ai die T da koinci man in der Gummikleidung glei± ins Schwitzen. Insgesamt fördern die Ptmipen aus dem Stollen rund 14 Sekundenliter, das sind über 50 Kubik- meter in der Stunde ode2 über 1200 Ku- bikmetar innerhalb 24 Stunden. Gefährlicher Bergdruck Bringan Wassereinbrüche auch allerlei Unannehmlichkeiten und Erschwernisse, so ist ein größerer Feind der Bergdruck. Es wurden durch ihn schon Sicherungs- nägel abgrissen und wir passieren auch eine St.rzone mit besonders gefährlichem Bergdruck, die außer der Nagelung noch mit Stahlbögcn gesicherL werden mußte. urcliristliche Tradtion der drei Wege zu Gott an, wenn (vom Eingang beginnend) die Aufnahme der Büßerin Magdalena in den Himmel dargestellt wird (der Weg der Reinigung), dann Christus bei der Bergpredigt .folgt (der Weg der Erleuch- tung) und schließlich di3 Taufe Jesu im Jordan als Vorbild für uisere Neuschöp- fung dam inneren Menschen nach (im Weg der Einigung) die Trilogie des Rau- mes der Gläubigen abschließt. Die Schein- architektur um das „Himmelsloch" wie auch jere mit dem König David über der Orgel lassen erkemien, wie stark Faisteai- berger in dieser Epoche unter dem Ein- fluß yen Pozzos Perspeklivmalerei stand. Die Krönung der Gottesmutter als der nunmehrigen ersten Kirchenpatronin hat ihren Platz über dem Hochaltar; als das vornehmste Glied der Kirche ist Maria uns allen vorausgegangen und will durch ihre allmächtige Fürbitte ihren Kindern in den mannigfaltigen Bedrängnissen die- ser Zeit Mittlerin sein.
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