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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. April 1965 Anteil an den Gästefreqenzen des Landes im Jahre 1964 Bezirk Kiizbühel 14,79 o/ Bezirk Innsbruck-Stadt 5397 ojo Bezirk Lieiiz 7324 O/o Bezirk Kitzbühel Seilbahnen 5 Sessellifte 17 Schlepplifte 28 Schlittenlifte 1 Die ersten Selbständigkeitsbestrebungen Oberndorfs finden wir schon im 18. Jahr- hundert. Sie hatten einstweilen aber nur im Seelsorgesprengel einen Erfolg. Im Rahmen des Josefinischen „P farreinrich- tungs geschäftes", als der Gestaltungsdrang des Menschen der Aufklärung blühte und gedeihte, wurde Oberndorf 1786, das bis- her 'excuriend durch einen Priester von von St. Johann versehen wurde, zur Ex- positur erhoben. Von der Mutterpfarre St. Johann mußten 133 Häuser mit 808 Einwohnern an die Expos i tur Oberndorf abgetreten werden und zwar aus der Hautzenberger „Werchat" 24 Häuser mit 160 Einwohnern, aus der Oberndorfer Werchat 62 Häuser mit 318 Einwohnern, aus der Wiesenschwanger Werchat 31 Häuser mit 235 Einwohnern und aus der Steger Werchat 16 Häuser mit 95 Ein- wohnern. Oberndorf wurde mit vier Wer- chaten beteilt, jedoch eigenartigerweise mit keiner einzigen zur Gänze. Vom Haut- zenberger Werchat verblieben einige Häu- ser bei Beith (Boden, Kohlhofen), von der Oberndorfer Werchat der Weiler Sperten und von der Wiesensehwanger Werchat der Weiler Weiberndorf bei St. Johann und von der Steger Werchat 16 Häuser bei Kitzbühiel, also genau die Hälfte (Fri- dolin Dürrer, Innsbruck, in „Seelsorge Winkel" bei St. Johann). Die hohen Gemeindeumlagen, welche der St. Johanner Gemeinde.ausschuß im Herbst 1890 für das Jahr 1891 vorschrieb, veranlaßten die Oberndorf er Grund- besitzer und Steuerträger, der Gemeinde- vorstiehung der Großgemeinde St. Johann die Abtrennung vorzuschlagen. Da dies nichts fruchtete, erfolgte auf Grundeiner einstimmigen Erklärung aller Gemeinde- angehörigen von Oberndorf (Volksbefra- gung beim Krämerwirt) ein Antrag an den Hohen Tiroler Landesausschuß. In diesem Gesuch wurde die Abtrennung von 116 Häusern mit 641 Einwohnern verlangt. In punkto Vermögensverhältnisse wurde verlangt, daß 'das als Notspital adaptierte Faltcrerhäusl in St. Johann in gemein- schaftlichem Eigentum verbleiben solle und der Armenfonds, welcher mit 15.400 Gulden und 18 Kreuzer angegeben wur- de, im Verhältnis aufgeteilt werde. Das Gesuch wurde weiters mit folgenden hi- storischen Daten untermauert: Seit Jahrhunderten bestehen gewisse Aus dem komprimierten Zahlenmaterial allein geht schon hervor, daß der Bezirk Kitzbühel zu den intensiven Fremdenver- kehrsräumen gehört und sowohl in Tirol als auch in Osterreich im Spitzenfeld zu finden ist. Herr Landesrat Kommerzlairat R. Lackner würdigte diese imposante Lei- stung mit der Feststellung, daß der Bezirk Kitzbühel bzw. das Gewerbe Kitzbühels entsprechend seinem Gewicht und seiner Bedeutung nach in der Kammer und dessen Gremien vertreten sein müsse. Selbständigkeitsbestrebungen; auch beste- hen von da an Stiftsgottes'dieriste und ei- gene Kirchpröbste. 1580 wurden auch schon eigene Kirchen- rechnungen gestellt. 1598 sprachen die Oberndorfer aus, daß das Gotteshaus zu Oberndorf „von ei- ner ganzen Nachbarschaft" erhalten wer- den müsse. 1710 wurde eine Schule im Mesnerhaus gegründet. 1776 wurde ein neues Schullokal im Mesn'erhaus errichtet. 1786 wurde in Oberndorf eine eigene Ex- positur mit eigener Matrikenführung und einem eigenen Seelenbeschreibungsbuche errichtet. 1789 wurde ein eigener Friedhof errich- tet. 1791 stiftete 'die Gemeindefraktion Obern- dorf die Sonn- und Feiertagsrosenkränze. 1798 stiftete dieselbe einen Jahrtag für den ersten Provisor. 1805 trugen die Oberndorfer 274 Gulden zu einer neuen Glocke bei. 1821 wurden der Gemeindefraktion zur Adaptierung des Provisorhauses Steuer- termine auferlegt. 1823 stellte dieselbe dem Expositus das Brennholz. 1838 wurde das Schulhaus erbaut, wozu dem Kreuztrachtvorstand von der Kir- che Oberndorf 68 Gulden bezahlt wur- den. Statistik von 1890 St. Johann Oberndorf Einwohner 2970 641 Grundsteuer (Gulden) 8596 2316 Hauskiassensteuer 1308 399 Hauszinssteuer 508 40 Erwerbssteuer 795 76 Einkommensteuer 1039 84 Insgesamt 12246 2895 Oberndorf wäre auf Grund der Fläche (3800 Joch) und 116 Häuser existenz- berechtigt; St. Johann verbleiben 422 Häuser. Weiters wurde im Gesuch angegeben, daß in Oberndorf der Bauernstand vor- herrsche, St. Johann dagegen einen nicht unbedeutenden Gewerbe- und Handels- stand habe. Daher sind die Verhältnisse von Oberndorf mit jenen in St. Johann nicht identisch. Das Steueraufkommen für Oberndorf wurde' auf 3200 Gulden ge- schätzt; der Aufwand mit 2900 Gulden. In einem späteren Schreiben wurde von den Oberndorfern auf den Eigentums- anteil am Notspital verzichtet. Gleich- zeitig erklärte man sich bereit, das bis- herige Patronatsdrittel weiter zahlen zu wollen. Man verlangte dagegen jedoch die Zurückzahlung der Beiträge zum Schul- hausneubau in St. Johann! Den Klagen der St. Johanner Gewerbetreibenden hiel- ten die Oberndorfer weiters entgegen, daß dieser Stand irrtümlich durch acht Jahre hindurch als Grundsteuer- träger verschont geblieben sind. Den St. Johaiincrn wurde auch entgegengehal- ten, daß man sich in Oberndorf vom Landesausschuß mehr Entgegenkommen verhofft. Der Tiroler Landesausschuß entschied jedoch anders. Dem Fraktionsführer von Oberndorf Josef Hager, Wirt, wurde mit 16. Februar 1894 folgendes mitgeteilt: „Der Landesausschuß hat beschlossen, auf das Gesuch der Fraktion Oberndorf nicht einzugehen bzw. keinen An- trag an den Hohen Landtag zu stellen, denn die zu erwartenden Vorteile ste- hen in keinem Verhältnis zu den Nach- teilen, für St. Johann wie für Oberndorf. Wenn die Fraktionisten in Obern- dorf glauben, in der Gemeindevertre- tung von St. Johann benachteiligt zu sein, so kann darüber durch das Lan- des-Ausschußgesetz vom 14. Oktober 1.893 Abhilfe geschaffen werden. Der Landeshauptmann Graf Brandis." Der nächste Vorstoß wurde im Jahre 1911 unternommen. Bei einer Versamm- lung am 5. Februar beim Krämerwirt unterfertigten 49 Steuerträger von Obern- dorf eine Resolution, welche zusammen mit einem Gesuch an die Landesregie- rung geschickt wurde. Auch dieses Gesuch wurde abgelehnt. Im Jahre 1925 vertraten die Interessen Oberndorfs im St. Johanner Gemeinde- rat: Peter Hochfilzer, Krämerwirt, als Vizebürgermeister, Oberlehrer Franz Bur- ger, ur- ger, Ennsmannbauer Ulrich Landmann, Adlerbauer Matthias Hager und Ander- lanbau'er Josef Bachler. Als Expositus wirkte Pfarrer Wintersteller- Dieser wie auch Burger waren die treibenden Kräfte für die Abtrennung von St. Jo- hann. Am 15. Februar 1925 kam wieder eine Volksbefragung beim Krämerwirt zu- stande und die Gemeinderäte wurden be- auftragt, bei der nächsten Gemeinderats- sitzung in St. Johann einen ent- sprechenden Antrag vorzubringen. Die „historisch" gewordene Gemeinderats- sitzung, auf welcher dem Antrag der Fraktionsvorstehung von Oberndorf mit 12:8 Stimmen stattgegeben wurde, fand am 20. Juni 1925 statt. Zur denkwürdi- gen Landtagssitzung kam es jedoch erst am 8. Februar 1927. Zu dieser Sitzung hatten sich von Oberndorf eingefunden: Krämerwirt Peter Hochfilzer, Pfarrer Wie Oberndorf seIbs o b tindige Gemeinde wurde Erstes „Volksbegehren" Oberndorf vor 75 Jahren
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